Pfarrer Dr. Wolfgang Gern Vorstandsvorsitzender Diakonisches Werk in Hessen und Nassau

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Transkript:

Pfarrer Dr. Wolfgang Gern Vorstandsvorsitzender Diakonisches Werk in Hessen und Nassau Laudatio auf die Preisträgerinnen und Preisträger des Helmut-Simon-Preises der Diakonie in Rheinland-Pfalz Staatskanzlei Rheinland-Pfalz in Mainz am 27. November 2012 Sehr geehrter Herr Ministerpräsident und Schirmherr unseres Preises, sehr geehrte Frau Ministerin Alt und sehr geehrter Herr Minister Hartloff, sehr geehrter Herr Professor Simon, sehr geehrte Frau Simon, sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete, sehr geehrter Herr Kirchenpräsident und Juryvorsitzender, sehr geehrte Herren Vorsitzende Bruch und Rumpf, sehr verehrte Preisträgerinnen und Preisträger, sehr geehrte Mitglieder der Jury, sehr geehrte Damen und Herren, ich freue mich sehr, dass wir heute zum dritten Mal den Helmut-Simon-Preis der drei Diakonischen Werke in Rheinland-Pfalz verleihen den Preis gegen Armut und soziale Ausgrenzung. Zum zweiten Mal habe ich das Privileg, die Laudatio zu halten. Ich tue dies umso lieber, als auch ich Helmut Simon wichtige Anstöße zu Sozialethik und Sozialstaat verdanke neben seinen noch heute aktuellen Impulsen zur Weltverantwortung der Kirchen. Mit dem Dreiklang vom demokratischen und sozialen Rechtsstaat haben Sie, lieber und verehrter Helmut Simon, jahrzehntelang unser Land und besonders den Deutschen Evangelischen Kirchentag geprägt. Sie nennen sich selbst einen Verfassungspatrioten und haben nicht nur die Garantie der klassischen Freiheitsrechte im Blick. Sie bestehen auf dem Sozialstaatsgebot und sagen: Das Sozialrecht schützt die Würde von Menschen, die auf Hilfen für ein gelingendes Leben und eine verlässliche Lebensplanung angewiesen sind. Eine Gesellschaft, die laut Helmut Simon 1

auch von einem Raubtierkapitalismus dominiert wird, kann nicht allein durch Tafeln und Katastrophenhilfen sozial gestaltet werden. Die wesentliche Antwort hat Helmut Simon selbst gegeben: Wer wenig im Leben hat, muss viel im Recht haben. Nach der Vereinigung Deutschlands schlug er vor, an den Anfang des Grundgesetzes den Satz zu setzen, der heute am Anfang der Schweizer Verfassung steht, sozusagen als Präambel: Die Stärke des Volkes misst sich am Wohl am Schwachen. Sehr herzlichen Dank, dass wir Sie, lieber Helmut Simon, an unserer Seite wissen dürfen. Sehr herzlichen Dank auch Dir, lieber Karl-Heinz Dejung, dass Du vor knapp vier Jahren unseren Namensgeber vorgestellt hast mit einem wunderbaren Text, der auch heute Abend ausliegt. Sehr herzlichen Dank, lieber Herr Ministerpräsident, dass Sie die Schirmherrschaft übernommen haben und wir hier zu Gast sein dürfen. Demokratie muss auch und gerade zivilgesellschaftlich gelebt werden. Unser Staat lebt eben auch durch soziale Bewegungen, die sich der Staat selbst nicht geben kann. Aber der Staat ist auf sie angewiesen und unsere Gesellschaft wird durch soziale Bewegungen und Initiativen lebendig und erfährt durch sie Erneuerung. Dafür stehen beispielhaft alle Preisträgerinnen und Preisträger. Die Jury, der ich auf diesem Weg noch einmal danke für ihren großen Einsatz, hat drei Preisträger ausgewählt und darüber hinaus drei Sonder- oder Anerkennungspreise vergeben aus einer großen Zahl von Bewerberinnen und Bewerbern. Sie alle, die sich beworben haben, verdienen Dank, Anerkennung und Respekt, weil Sie sich engagiert einsetzen für die Überwindung von Armut, für gesellschaftliche Integration der Betroffenen und für eine bessere Vernetzung der Hilfesysteme. Einen Sonderpreis erhält heute die Lernstube Ohmbach im Wohngebiet von Pirmasens. Die Menschen vor Ort bemühen sich seit vierzig Jahren, Kindern in sozialen Brennpunkten Bildungschancen zu gewähren. Die kleine Bürgerinitiative ist mit den Kirchengemeinden und anderen Gruppen vor Ort vernetzt. Von der Hausaufgabenhilfe über die Kinder- und Jugendarbeit bis zur Elternarbeit trägt das Projekt Lernstube Ohmbach zur gesellschaftlichen Integration der ärmeren Familien bei. Die Öffentlichkeitsarbeit versucht, Sponsoren für das Projekt zu gewinnen und sozialpolitisch aufzuklären etwa mit dem Motto: Nur gemeinsam können wir leben. Wir gratulieren von Herzen! 2

Eine weiteren Sonder- und Anerkennungspreis erhält die von Dolmetschern begleitete Hebammenunterstützung für schwangere Frauen in der Erstaufnahmeeinrichtung für Asylsuchende in Trier. Das Projekt ging im Jahr 2011 an den Start. Es wird getragen von der Ökumenischen Beratungsstelle für Flüchtlinge des Diakonischen Werkes in Trier und Simmern-Trabach. Etliche sehr junge und schwangere Frauen sind ohne familiären Rückhalt und ohne Sprachkenntnisse. Ziel ist es, mit Hilfe von Dolmetschern eine angemessene Hilfestellung und Begleitung zu geben, damit Schwangerschaft und Geburt mitmenschlich bewältigt werden. Bisher haben sich über 20 asylsuchende Frauen an die Beratungsstelle gewandt. Ein einmaliges und bemerkenswertes Projekt, für das wir ebenfalls einen Sonderpreis in Höhe von 1.000,- vorsehen. Und natürlich gratulieren wir herzlich! Der dritte und letzte Sonderpreis geht an Hartzfrei e.v. in Landau. Hauptziel des Vereins ist einerseits, die Betroffenen durch individuelle Beratung zu unterstützen und zu stabilisieren. Andererseits wirkt der Verein öffentlich der Ausgrenzung von Arbeitslosen und Armen entgegen. Er begreift die psychosozialen Situationen von prekären Arbeitsverhältnissen als eine gesellschaftlich bedingte Lebenslage wie auch die Folgen von Arbeitslosigkeit und Armut. Der Verein wird vor allem von Ehrenamtlichen getragen. Menschen aus allen Kulturen, Menschen mit Behinderungen, Jugendliche ohne Perspektive kommen zu Hartzfrei. Auch die öffentlichkeitswirksame Arbeit hat die Jury bewogen, einen Sonderpreis zu gewähren. Wir freuen uns mit und wünschen von Herzen alles Gute! Nun kommen wir zu den drei Preisträgern des Helmut-Simon-Preises. Den dritten Preis erhält das Projekt Familie in Bewegung e.v. Oase Alleinerziehend in Ludwigshafen. Oase ist ein Projekt des gemeinnützigen Vereins Familie in Bewegung und will ein Ort der Begegnung sein für Alleinerziehende mit Kindern. Oase heißt im Einzelnen: O für Orientierung, A für achtsame Begleitung von Eltern und Kindern, S für Selbsthilfe und Solidarität, E für Erziehungscoaching. Das Projekt Oase erhält den dritten Preis, weil es sich für Familien in schwierigen Lebensbedingungen einsetzt und weil es Familien unterstützt, ihr Leben eigenständig zu gestalten. Erziehungsimpulse und Krisenintervention gehören dazu. Das Projekt glänzt durch gute Vernetzung mit Kommune, Beratungsstellen und Fachanwälten. Die Öffentlichkeitsarbeit hilft, Sponsoren zu gewinnen. Ludwigshafen kann stolz sein auf die Oase wir sind 3

es heute ganz besonders. Wir gratulieren zum dritten Preis in Höhe von 2.000,-. Herzliche Segenswünsche. Den zweiten Preis erhält das Projekt Horizont Idar-Oberstein Wir entwickeln uns gemeinsam weiter. Dieses Projekt ist Teil der Wohnungslosenhilfe der kreuznacher diakonie. Drei Angebote werden dabei zusammengeführt: der Tagesaufenthalt, der Straßensozialdienst und die Tafel in Idar-Oberstein. Ehrenamtliche, Hauptamtliche und Beschäftigte in Fördermaßnahmen arbeiten Hand in Hand mit dem Ziel, gesellschaftliche Teilhabe für Menschen in Armut möglich zu machen. Der Tagesaufenthalt ist Anlaufstelle für Wohnungslose; der Straßensozialdienst ist auf Straßen und Plätzen unterwegs; die Tafel stärkt die Ernährungssituation einkommensarmer Familien. Seit zehn Jahren arbeiten zwei Hauptamtliche und 42 Ehrenamtliche in diesem Sinne. Sie helfen und beraten. Sie stiften Solidarität in der Öffentlichkeit. Sie ermutigen und mobilisieren zum Ehrenamt. Herzliche Segenswünsche zum zweiten Preis in Höhe von 3.000,-! Der erste Preis des Helmut-Simon-Preises 2012 geht nach Mainz-Gonsenheim, zum Stadtteiltreff Gonsenheim e.v. Der Stadtteiltreff ist eine Gemeinweseneinrichtung in Mainz. Er liegt in der Elsa-Brändström-Straße, einem Wohngebiet mit besonderem Entwicklungsbedarf: Sechstausend Menschen aus 80 Nationen wohnen auf engem Raum. Wer Gonsenheim kennt, weiß auch, dass hier sehr viele gutsituierte Familien leben, auch viele aus dem öffentlichen Leben, aus Funk und Fernsehen. Der Stadtteiltreff ist so etwas wie eine Brücke, ein Ort der Begegnung, eine Anlaufstelle für Menschen auch und besonders aus der Elsa, damit das Miteinander der verschiedenen Gruppen gelingt. Der Treff ist offen für alle Generationen und Interessenlagen. Besonders kümmert sich der Stadtteiltreff um Beratung von Arbeitslosen und Hartz- IV-Bezieherinnen und Bezieher. Auch die psychosoziale Begleitung ist ein großes Thema geworden. Dazu kommen die Aktionen des Stadtteiltreff: Brotkorb, Kindernotdienst, Schülerhilfe, Mutter-Kind-Treff, Internationales Frauenfrühstück, Elsa-Chor, Elsa-Zeitung und das Musikprojekt. Der erste Preis in Höhe von 4.000,- geht an den Stadtteiltreff Gonsenheim, weil er in besonderer Weise zu Integration, zu einem gut vernetzten Hilfesystem, zu sozialrechtlicher Anwaltschaft und zu solidarischer Öffentlichkeit beiträgt. Herzliche Segenswünsche zu dieser hervorragenden Arbeit! 4

Ich fasse zusammen: Bei der Verleihung des Helmut-Simon-Preises haben wir Projekte ausgewählt, die praktisch helfen, damit Not gelindert oder überwunden wird. Und wir wollen aufmerksam machen auf Not, Unrecht und Ausgrenzung. Die Bekämpfung von Armut muss in Deutschland und Europa wieder mehrheitsfähig werden. Daher sagen wir auch: Unsere Arbeit, der zivilgesellschaftliche Einsatz darf den Sozialstaat nicht aus seiner Verantwortung entlassen. Es geht nur gemeinsam. Und als Leute der Diakonie sagen wir auch: Man kann nur aus Liebe Glauben haben und nicht aus Hass und Abgrenzung. Der Glaube ist der Täter, die Liebe ist die Tat. So sagt es Martin Luther. Sie, liebe Preisträgerinnen und Preisträger, Sie alle, die sich beworben haben, sind die besten Botschafter, die die Bürgergesellschaft in Rheinland-Pfalz hat. Es gibt keine solidarische Welt, wenn nicht schon der Weg dorthin solidarisch ist. Wir danken Ihnen allen, dass Sie dieses Land auch in Krisenzeiten ermutigen: Die Stärke der Gesellschaft misst sich am Wohl der Schwachen. 5