Ein ängstliches Herz Ich habe ein ängstliches Herz gemalt. Siehst du, wie es pocht? Und was sind das für gelbe Streifen? Das sind Gitterstäbe, da drin ist das Herz nämlich eingesperrt. Und wer ist das in der Ecke des Bildes? Das bin ich. Es könnte auch ein anderes Mädchen sein. Aber das Herz, das ist auf jeden Fall meins. Bild gemalt von einem achtjährigen Mädchen, das einige Wochen mit seiner Mutter im Frauenhaus wohnte. Der Drache macht Feuer Vor dem Drachen muss man sich fürchten. Warum? Er macht Feuer. Das macht Angst. Und was ist noch auf dem Bild? Ein Geist, aber der ist ganz lieb. Bild gemalt von einem sechsjährigen Jungen, der zwei Monate im Frauenhaus wohnte. Die Schrift wurde nachträglich von einer Sozialarbeiterin eingefügt. Eifersucht Das sind zwei Schwestern. Die eine kriegt immer Geschenke. Da ist wieder eins mit einer großen Schleife. Dahinten ist das Haus. Und die andere Schwester steht daneben. Und die ist eifersüchtig, weil sie auch gerne Geschenke haben will, Und am liebsten würde sie schreien. Da, das Rote dort ist, was sie schreit. Gemalt von einem neunjährigen Mädchen. Ein ganzer Berg Probleme Wenn man Sorgen hat, dann ist alles ganz wild. Hattest du schon mal Sorgen? Ja. Wenn es mit der Schule nicht klappt. Oder wenn Streit ist. Das sind schlimme Sorgen. Und was kann man gegen Sorgen tun? Weiß ich oft auch nicht. Gemalt von einem zehnjährigen Jungen. Gelbe Tränen, blaue Fußspuren Ich habe Angst gemalt. Das sind Tränen. Tränen sind gelb. Und das hier sind Fußspuren, die sind blau. Was bedeuten die Fußspuren? Wenn man Angst hat, dann weiß man manchmal nicht wohin. Dann läuft man unruhig hin und her. Das habe ich gemalt. Gemalt von einem zehnjährigen Jungen.
Labyrinth mit Drachen Ich habe eine Geschichte gemalt. Guck, da ist ein Drache. Der versteckt sich in einem Labyrinth. Durch das Labyrinth muss man aber durch, das ist der einzige Weg. Dazwischen sieht man gar nichts mehr. Da ist es ganz dunkel. Man muss aber auch da durch. Gruselig, nicht? Gemalt von einem neunjährigen Mädchen, das mit seiner Mutter im Frauenhaus wohnt. Das ist ein Stern, der auf der Suche nach Glück durch einen Regenbogen fällt. Gemalt von einem neunjährigen Mädchen, das mit seiner Mutter im Frauenhaus wohnt. Kein Ausweg Ein schweres Gewitter. Blitze zucken. Und man steht draußen. Alles drückt. Man ist traurig. Da braucht man ein Haus. Gemalt von einem neunjährigen Jungen, der mit seiner Mutter im Frauenhaus wohnt. Schnell ins Haus Ich hab auch ein Gewitter gemalt. Aber ich habe ein Haus, da geh ich schnell rein. Gemalt von einem achtjährigen Jungen während der gleichen Malstunde, in der das andere Gewitter-Bild entstanden ist. Ein kleiner Smiley Ich mag Geometrie, deshalb habe ich einen Würfel in 3D gemalt. Dann mag ich noch Sport an Geräten. Und Ballspiele. Englisch mag ich auch. Und hier, ziemlich in der Mitte, habe ich einen Smiley gemalt, aber nur einen kleinen und der lacht auch gar nicht so richtig. Weil auch ich im Alltag gar nicht so viel zu lachen habe Gemalt von einem zwölfjährigen Jungen, der einige Zeit mit seiner Mutter im Frauenhaus wohnte.
Leise Wovor können Sie Kinder fürchten? Ich fürchte mich vor leise. Wieso? Wenn es ganz leise ist, dann ist das unheimlich. Dann ahnt man, dass gleich was ganz Schlimmes passiert. Wenn gar niemand mehr etwas sagt, das ist schlimm. Leise, davor fürchte ich mich. Sehr. Aber kann man leise denn auch malen? Klar. Siehst du? Schon fertig! Das ist leise. Und davor fürcht ich mich. Gemalt von einem sechsjährigen Mädchen, das mit seiner Mutter und Geschwistern im Frauenhaus wohnte. So sieht Angst aus Das ist Angst. Angst ist rot und schwarz. Und weiß. Aber das Grüne und das Gelbe, das sind lustige Farben. Die gibt es auch. Gemalt von einem zehnjährigen Mädchen, das mit seiner Mutter im Frauenhaus wohnte. Sterne Das sind Sterne, ganz lustig. Und Bäume mit vielen Farben. Gemalt von einem fünfjährigen Mädchen, das mit Mutter und Schwester im Frauenhaus wohnt. Wut So stelle ich mir Wut vor. Die ist gelb wie ein Feuer. Wie ein Unwetter, nur in einem drin. Gemalt von einem zwölfjährigen Mädchen, das mit seiner Mutter im Frauenhaus wohnt. Der kleine Höhlenmaler Fünf Jahre ist er alt. Er lächelt immer, aber immer ein wenig schüchtern und verlegen. Er spricht wenig. Malen ist seine große Leidenschaft. Wenn man sagt: Mal doch einen Bauernhof mit Tieren, dann stellt er bedächtig und sehr genau seine Farben zusammen. Fragt man ihn, was er gemalt hat, dann strahlt er und sagt wie selbstverständlich Eine Höhle. Bittet man ihn, Blumen zu malen, dann kommt ebenfalls eine Höhle dabei heraus. Manchmal sind die Höhlen des kleinen Jungen bunt, fröhlich und irgendwie tröstlich, dann aber auch wieder dunkel, schwer und tief. Er mag Höhlen, findet, dass sie guten Schutz bieten, vor Tigern zum Beispiel.
Wozu bist du auf der Welt? Ausgehend von Wolf Erlbruchs Kinderbuch Die große Frage haben Kinder einer Malgruppe im Frauenhaus der Diakonie die ganz große Menschheitsfrage für sich beantwortet: Ich hatte heute das erste Mal Bongo-Unterricht. Das war toll! Und jetzt glaube ich, man ist auf der Welt, um Bongos zu spielen. Und die Welt soll man genießen. Gemalt von einem neunjährigen Jungen aus dem Frauenhaus Musik ist super! Ich kann mir gut vorstellen, dass man auf der Welt ist, um viel Musik zu hören. Das wäre doch ein guter Grund. Oder? Musik entspannt. Ich kann gut lernen, wenn dabei Musik läuft. Bei Musik kann ich mich konzentrieren. Aber Mama sieht das anders. Leider! Gemalt von einem zehnjährigen Mädchen im Frauenhaus Ich hab s: Weil ich das Leben am liebsten mag, wenn Ferien sind, bin ich sicher, dass man auf der Welt ist, um das Leben zu genießen. Und weil man nur etwas genießt, wenn man es sich selbst ausgesucht hat, finde ich, dass jeder Mensch in Freiheit leben muss. Keiner soll den anderen zu etwas zwingen dürfen. Darum ist mir Freiheit so wichtig. Nur mit Freiheit kann ich das Leben genießen. Und die Sonne strahlt so sehr, dass sie selbst eine Sonnenbrille braucht. Gemalt von einem zwölfjährigen Jungen im Frauenhaus. Wie siehst du dich selbst an einem schönen Tag? An einem schönen Tag, da trage ich ein schönes Kleid. Die Sonne scheint. Vielleicht treffe ich Freundinnen und wir gehen spazieren. Wir haben viel Spaß. Keiner sagt uns etwas vor. Und keiner schimpft, weil wir uns vielleicht verspäten. Denn mit meinen Freundinnen würde ich ins Kino gehen. Aber Kino ist so teuer. Aber an einem schönen Tag spielt Geld keine Rolle. Gemalt von einem elfjährigen Mädchen im Frauenhaus
An einem schönen Tag sehe ich so aus. Und was ist das um dich herum? Sind das lila Wolken? Das sind Luftschlangen. Die mag ich. Gemalt im Frauenhaus von einem fast fünfjährigen Mädchen (sie legt wert darauf, schon fast fünf Jahre alt zu sein) An einem schönen Tag da kommen Clowns. Wir spielen und lachen bis wir müde sind. Jeder ist fröhlich. Gemalt von einem fünfjährigen Mädchen im Frauenhaus.