Die Entwicklung der Allgemeinen christlichapostolischen. und ihrer Nachfolger nach Vorträge zur Kirchengeschichte Teil 12

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Transkript:

Vorträge zur Kirchengeschichte Teil 12 Die Entwicklung der Allgemeinen christlichapostolischen Mission (AcaM) und ihrer Nachfolger nach 1878 Mathias Eberle, 20. Februar 2014. Vortrag im Archiv Brockhagen.

Inhalt Die AcaM zwischen 1878 und 1904 In der Krise und im Umbruch 1904 bis 1921 Robert Geyer, Apostel und Erzbischof 1921 bis 1957 Nachfolgegruppen und das Erbe der apostolischen Mission

Teil I Die AcaM zwischen 1878 und 1904 Original-Bericht über die Apostolische Versammlung in Braunschweig

Die Gründung der AcaM Die Spaltungsereignisse in den Jahren 1878 und 1879 in Hamburg und andernorts sind bereits dokumentiert worden. Die vom Propheten Heinrich Geyer am 4. August 1878 ausgesprochene Rufung von Johann Friedrich Güldner wird in einer Konferenz am 25. Juli 1879 schließlich verworfen. Dieses Datum dürfte als ein (Neu-)Gründungsdatum der AcaM unter dem Apostel Güldner und dem Propheten Geyer betrachtet werden.

Bericht der Sophie Geß Als die Berufung durch den Propheten Geyer ausgesprochen war, erhob sich ein Widerspruch aus der Gemeinde. Darauf erhob sich Wichmann (Ältester), drückte den Propheten Geyer, mit beiden Händen auf dessen Schultern fassend, nieder und sagte: 'Nun will ich mal die Sache in die Hand nehmen.' Danach brach die erste Gabe der Weissagung durch, die etwa folgenden Wortlaut hatte: 'Wer bist du, o Mensch, der du den Arm des Herrn wehrest! Weil du solches tust, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.' Es fand dann am selben Abend tatsächlich eine solche Versammlung und Abstimmung in der Wohnung des Ev. Gerstenkorn statt, die Verwerfung der Berufung des Apostels Güldner und die Trennung wurden beschlossen. Sophie Geß 1934, zitiert nach Schröter: Der Fall Geyer..., S. 237f.

Die Gründung der AcaM Der Trennungsprozess von der späteren Apostolischen Gemeinde zieht sich in einigen Regionen noch viele Jahre hin. Beispielhaft genannt sei Schlesien, wo es erst nach 1889 zu einer endgültigen Entscheidung der Zugehörigkeit zur Apostolischen Gemeinde kam.

Apostel in der AcaM (bis 1878) (Rudolf Rosochacky, ber. am 10.10.1862, widerrief am 17.1.1863) Carl Wilhelm Louis Preuß (ber. am 12.4.1863 für Deutschland) Friedrich Wilhelm Schwarz (ber. am 25.5.1863 für Holland) Peter Wilhelm Louis Stechmann (ber. am 30.10.1864 für Ungarn) Heinrich Ferdinand Hoppe (ber. am 30.10.1864 für Nordamerika) Johann August Ludwig Bösecke (ber. am 30.10.1864 für Schlesien) Johann Christoph Leonhard Hohl (ber. am 30.10.1864 für Süddeutschland) (Friedrich Wilhelm Menkhoff, in den Niederlanden, ber. am 19.5.1872 für Westfalen und Rheinland)

Verbleib der weiteren Apostel der AcaM/AZ 1878 (Rudolf Rosochacky, ber. am 10.10.1862, widerrief am 17.1.1863) Carl Wilhelm Louis Preuß (verstorben am 25.7.1878) Friedrich Wilhelm Schwarz (ber. am 25.5.1863 für Holland) Johann Christoph Leonhard Hohl (ber. am 30.10.1864 für Süddeutschland) Johann August Ludwig Bösecke (ber. am 30.10.1864 für Schlesien) (Friedrich Wilhelm Menkhoff, in den Niederlanden, ber. am 19.5.1872 für Westfalen und Rheinland) Peter Wilhelm Louis Stechmann (ber. am 30.10.1864 für Ungarn) Heinrich Ferdinand Hoppe (ber. am 30.10.1864 für Nordamerika)

Apostel Stechmann Gründet möglicherweise eine oder mehrere kleine Gemeinden in (Österreich-)Ungarn, ist längere Zeit in Budapest ansässig. In späteren Jahren scheint er sich vom eigenen Apostelamt entfernt zu haben. In einem Brief aus dem Jahr 1909 betont er katholisch-apostolische Positionen und distanziert sich von der AcaM. Er stirbt am 28.3.1911 in Hamburg.

Apostel Hoppe Wandert im Jahr 1872 auftragsgemäß in die USA aus. Dort gründet er eine deutschsprachige Gemeinde in Chicago ( First General Apostolic Church ), die er selbst leitet. Ab etwa 1880 wirkt Hoppe (auch) in New York, wo er ebenfalls eine kleine Gemeinde gründet. Es könnte ab dieser Zeit zu Differenzen mit der Chicagoer Gemeinde gekommen sein; sie schließt sich (wohl nach 1905) der späteren NAK an. 1889 besucht er zusammen mit H. Geyer einige Gemeinden in Schlesien, um sie vor dem Zugriff des Ap. Krebs zu schützen. Hoppe stirbt am 24.2.1903 in New York. Die AcaM-Gemeinde dort besteht offenbar noch längere Zeit.

Hamburg Die Torgemeinde Hamburg bildet in den folgenden Jahrzehnten den Mittelpunkt der Wirksamkeit der AcaM. Sie findet nach der Trennung 1878/79 schnell ein Gottesdienstlokal und bildet Strukturen aus. Die Gemeinde zählt im Jahr 1894 etwa 200 Mitglieder und besitzt das vierfache Amt. Ebenfalls im Jahr 1894 wird eine leicht revidierte Ausgabe der Liturgie von 1864 veröffentlicht.

Publikationen der AcaM Heinrich Geyer ist schlechthin DAS publizistische Organ der AcaM. Er veröffentlicht sukzessiv eine größere Zahl von Zeitschriften zu kirchlichen Themen: Abend- und Morgenroth der Kirche Christi... (Juli 1873 bis Dezember 1887) Der Säemann (Januar 1878 bis Dezember 1879) Der Prediger in der Wüste (Oktober 1887 bis September 1888) Blitze, Donner und Stimmen (Januar 1891 bis 1892)

Publikationen der AcaM Weitere Schriften umfassen: Vergangenheit und Zukunft der Kirche Christi (Hamburg, 1889) Von der Schöpfung der Welt bis zum Untergang der Erde durch die Sündfluth (Hamburg, 1891) Weitere Manuskripte sind überliefert, so seine Schrift Wie ist es gekommen daß zweierlei Apostolische- Gemeinden entstanden sind? (1893) Geyers Schriften ist scheinbar kein wirtschaftlicher Erfolg beschieden.

Zu den theologischen Äußerungen der AcaM J.A. Schröter: Berichte über die KAG und AcaM kommen in den Zeitschriften H. Geyers selten vor. Mein Eindruck: Sie sind viel häufiger als Berichte über die KAG in der Zeitschrift der Apostolischen Gemeinde! (Herold) Theologische Grundlinie H. Geyers: Die KAG hat uns verworfen, ihr Apostelamt ist aber echt, ihre Lehre grundlegend wichtig.

Wechsel zur nächsten Generation Heinrich Geyer stirbt am 4. Oktober 1896. Der Verleger Jakob Weber wird Heinrich Geyers Nachfolger im Prophetenamt der Hamburger Gemeinde. Eine eigene Kapelle wird in Hamburg im Oktober 1899 eröffnet. Der letzte (aktive) Apostel der AcaM, Johann Friedrich Güldner, stirbt am 31. März 1904. Danach ist die Hamburger Gemeinde unter dem Bischof H.W. Lehsten ohne apostolisches Amt.

Teil II In der Krise und im Umbruch 1904 bis 1921 Flugblatt zum Pfingstkongress in Jena 1912.

Verbindung mit der AAM 1909 kommt es zum Anschluss der Jenaer Allgemeinen Apostolischen Mission (AAM) unter Führung von Robert Geyer, die aus der Alt- Apostolischen Gemeinde unter der Leitung von Friedrich Strube hervorgegangen war. So positiv diese zahlenmäßige Verstärkung zunächst gewirkt haben mag, so schwierig stellen sich die daraus resultierenden Folgen dar, denn die Schwergewichte der Gemeinschaft verschieben sich.

Verbindung mit der AAM theologische Probleme? Noch im Jahr 1900 formuliert Robert Geyer in seinem Vorwort zur Liturgie der Alt-Apostolischen Gemeinde indirekt, dass auch er den von der AcaM anerkannten Apostel Johann Friedrich Güldner nicht als den Nachfolger des 1878 verstorbenen Carl Wilhelm Louis Preuß anerkannte. Stattdessen wird der in den 1890er Jahren in den Alt- Apostolischen Gemeinden zum Apostel gerufene Friedrich Strube aus Stapelburg als legitimer Nachfolger im Stamm Benjamin (Norddeutschland) bezeichnet.

Verbindung mit der AAM Der Jenaer Zweig entwickelt zunächst beträchtliche Aktivitäten. Vom 25. Mai bis 2. Juni 1912 findet in Jena z.b. ein allgemeiner apostolischer Pfingst-Kongress statt. Als Zweck des Kongresses formuliert ein überliefertes Flugblatt: Der Zusammenschluss der Gläubigen aller Konfessionen und die Wiederherstellung der Einen, heiligen, allgemeinen, urchristlich-apostolischen Kirche mit allen ihren ursprünglichen Ämtern, geistlichen Gaben und Gottesdiensten gemäß der unveränderten 12 Apostellehre.

Neue Apostelrufungen Als der amerikanische Engel-Prophet Jakob Westphaln im Jahr 1913 nach Hamburg zurückkehrt und Robert Geyer zum Apostel für Amerika beruft, verbleibt dieser zunächst in Deutschland. Als Nachfolger des verstorbenen Güldner hatte Westphaln aber den Dresdner Titus Kopisch zum Apostel für Norddeutschland berufen. Dieser gerät in der Folge in Auseinandersetzungen mit Geyer und verlässt später die AcaM/AAM. Anscheinend werden beide in dieser Zeit nicht ausgesondert.

Krise in der Gemeinde? Im Jahr 1918 erscheint anlässlich des einhundertsten Geburtstags von Heinrich Geyer eine kleine Biographie von seinem Enkel Johannes Geyer, Pastor zu Hamburg. Bemerkenswert ist das Urteil, das Johannes Geyer über die Gemeinschaft fällt: Als allgemeine christliche apostolische Mission existiert [die] Gemeinde noch heute [1918]. Doch hat sie mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen und ihre Glanzperiode scheint vorüber zu sein.

Krise in der Gemeinde? Johannes Geyer äußert sogar die Überzeugung, dass die Gemeinschaft und die Arbeit Heinrich Geyers im Wesentlichen gescheitert seien: Würde [Heinrich Geyer] heute noch unter uns leben und sehen, dass dieser Weg doch nicht zu dem Ziele geführt hat, das er für die Christenheit von [Christus] erhoffte, so würde er gewiss bereit sein, neue zeitgemäßere [!] Wege einzuschlagen und nichts unversucht zu lassen, um dem Christus Seelen zu gewinnen.

Krise in der Gemeinde? Es gibt aber neben dem Schriftstück von Johannes Geyer noch weitere interessante Bemerkungen zu dieser Zeit: Karl Weinmann (1963) bemerkt, dass die [Kapelle der AcaM in Hamburg] aber zu Ende des Ersten Weltkrieges geschlossen wurde, weil sich die Gemeinde aufgelöst hat. Eine Notiz des SDV überliefert: Von 1898-1924 benützten sie in Hamburg die Kapelle an der Alexanderstrasse, dann dreiviertel Jahr eine in der Ottostraße, nachher kamen sie im Hause von Br. Güldner zusammen

Krise in der Gemeinde? Die weiteren Quellen legen nahe, dass wesentliche Teile der Hamburger Gemeinde in den frühen zwanziger Jahren in die Landeskirche zurückkehrten. Die Kapelle wird verkauft und existiert heute nicht mehr. Auch die AcaM als solches hört auf, zu existieren. Eine sehr kleine Restgemeinde hält sich weiter zur AAM.

Teil III Robert Geyer, Apostel und Erzbischof 1921 bis 1957 Robert Geyer, undatiertes Foto.

Die AAM setzt sich durch Am 5. Mai 1921 wird Robert Geyer als Apostel (für Amerika?) ausgesondert. In der Folge kommt es zu zahlreichen neuen Amtsberufungen und Aussonderungen. Robert Geyer gründet 1922 den eucharistischen Samariter-Orden, der die Wiedervereinigung der getrennten christlichen Konfessionen zunächst wenigstens in kleinen Kreisen erreicht. Damit setzt auch eine Fülle von (Um-)Benennungen der Gemeinden/Teilen davon ein.

Kapelle des Eucharistischen Samariter-Ordens in Jena, 1928. (Archiv des SDV)

Absorption der apostolischen Sukzession 1924 kommt Robert Geyer in Kontakt mit Bischöfen der gallikanischen Kirche in der ap. Sukzession von Antiochien. Dies geschieht wohl unter Vermittlung des der AAM nahestehenden ev. Pfarrers Eugen Herzog. Schließlich wird der Apostel Robert Geyer am 10. Mai 1925 zum Diakon und Priester, am 18. August 1925 zum Bischof und Erzbischof der allgemeinen apostolischen Kirchengemeinschaft geweiht.

Absorption der apostolischen Sukzession Die letztgenannte Weihe wird u.a. durch den Erzbischof Louis Marie Francois Giraud vorgenommen. R. Geyer erhält den Weihenamen Barnabas, den er bis zu seinem Tod führt. Dies geschieht nach eigener Darstellung, damit die Apostel der AAM in der Lage sind, den apostolischen Priestern und Bischöfen nach Kirchenrecht rechtsgültig die kanonischen Successionsweihen zu erteilen.

Robert Geyer zur Übernahme der kanonischen Weihen (an F. Heiler, 14./15.6.1932) Wenn ich auch heute noch vollkommen von der Gültigkeit unserer pneumatischen Berufungen und Weihen, die wir ja schon hatten, überzeugt bin, so erblickte ich doch in der gebotenen Gelegenheit, die kanonischen Weihen noch dazu erhalten zu können, einen göttlichen Willen und Wink, damit wir dadurch auch in direkte und organische Verbindung mit den katholischen Kirchen und mit dem biblischen [!] Apostolat kämen. Ehe ich die Weihen annahm, habe ich ausdrücklich hervorgehoben, daß ich die Weihen nur annehmen würde, wenn die Gehorsamsgelübte gegenüber den Konsekratoren vollständig beiseite gelassen würden, weil ich bei dem mir von Gott anvertrauten Amte keinem andern kirchlichen Amte unterstehen u. kanonischen Gehorsam leisten kann.

Absorption der apostolischen Sukzession R. Geyer macht von der ihm übertragenen Weihebefugnis mindestens fünf Mal Gebrauch. Er weiht zu Bischöfen: Wilhelm Güldner (26. Mai 1925) Karl Eugen Herzog (SDV, 24. Juni 1929) Gotthilf Haug (SDV, 16. Juni 1934) Martin Schelker (SDV, 21. September 1953) Nicolaus Heß (21. September 1953) Dazu werden auch weiterhin Apostel berufen und ausgesondert.

Der weitere Weg der AAM In den zwanziger Jahren und später scheinen noch einige kleine Gemeindegründungen erfolgt zu sein. Nach Schröters Schätzung wird jedoch die Zahl von 800 Mitgliedern kaum je überschritten. Das wesentliche theologische Merkmal der AAM unter dem Apostel Robert Geyer dürfte die Annahme hochkirchlicher Bischofsweihen parallel zur Weiterführung apostolischer Amtsstrukturen gewesen sein. Die Liturgie der AcaM von 1894 wird weiterhin genutzt.

Der weitere Weg der AAM Die theologischen Spannungen zwischen katholischem Sukzessionsverständnis und apostolischer Amtsvollmacht sorgten in der AAM scheinbar fortgesetzt für Unruhe. Sie legten aber auch die Grundlage für ein weiter gefasstes Amts- und Sendungsverständnis, das es ermöglichte, auch Christen außerhalb der Tradition der AcaM/AAM in ein gemeinsames Werk einzubinden.

Eugen Herzog über die Theologie der AAM Gegenüber dem Bürgermeister von Nassau-Lahn gibt Eugen Herzog im Januar 1936 an: Die evangelisch-katholisch-apostolischen Gemeinden sind glaubensinhaltlich mit diesen Alt- Apostolischen Gemeinden [der KAG] gleich. Der Unterschied liegt nur im Apostel-Amt, indem sie sich in die historische Sukzession, das ist meines Wissens die Weitergabe der bischöflichen Gewalt durch Weihe von einem nach Kirchenrecht rechtmässig geweihten Bischof, eingereiht hätten.

Oekumenisch-apostolische Kapelle in Hamburg, Bürgerweide Nr. 62, ca. 1935. (Archiv des SDV)

Versuch der Ausbreitung Aus dem Jahr 1944 ist ein Flugblatt überliefert, das sich an katholisch-apostolische Gemeindeglieder richtet. Seine ausführliche historische Darstellung enthält auch eine Rechtfertigung der AcaM-Geschichte bis hin zur Rufung von R. Geyer als Apostel. Bemerkenswert ist eine Andeutung zum Selbstverständnis der KAG: Die Gläubigen werden in die Landeskirche hineingepredigt, aus denen doch die Voreltern unter größten persönlichen Schwierigkeiten und Opfern den Weg zur katholisch-apostolischen Gemeinde gefunden hatten.

Letzte theologische Zeichen und Signale Wer apostolisch sein will und in Wirklichkeit ist, der muss anerkennen und von Herzen glauben, dass die 12 Apostel [der katholischapostolischen Gemeinden] vom Heiland durch den heiligen Geist s[e]lbst belehrt worden sind und dass aus dieser Lehre nichts gestrichen werden darf. Wer ein apostolisches Kirchenamt nach Gottes Willen führen will, der muss nachweisen können, dass er auf dieselbe Weise wie die genannten Engländer in der Ordnung dieser ersten wieder hergestellten Kirche durch Propheten zum heiligen Amt berufen ist. Neuapostolisch[e]Ämterübertragungen kommen als göttliche Berufung nicht in Frage, denn die Neuapostolischen sind nach einem Aufruhr in der Apostolischen Kirche als Feinde der alten Kirche gebranntmarkt worden. - Robert Geyer an Eduard Gaidis, 17. Juni 1957

Tod von Robert Geyer Der für die Geschichte der AcaM/AAM so bedeutende Robert Geyer verstirbt am 9. Oktober 1957 in Camburg. Dies kann auch als beginnendes Ende der Institution AAM verstanden werden einige Gemeinden erlöschen sofort, andere bestehen noch bis in die 1970er Jahre.

Teil IV Nachfolgegruppen und das Erbe der apostolischen Mission Not-Gottes-Kapelle in Lüdenscheid (Foto von Heiko Nickel).

Auswirkungen der AAM Auch nach dem Tod von Robert Geyer kommt es noch zu Rufungen von Aposteln und in apostolischer Sukzession gültigen Bischofsweihen. Wichtig scheint, die AAM in der Folge nicht mehr als eigene kirchliche Gemeinschaft, sondern vielmehr als Einflussfaktor der sie umgebenden Gemeinschaften zu sehen. Das Feld der ab den 1920er Jahren entstandenen Gruppierungen im Einflussbereich der AAM scheint dabei zunächst unübersichtlich.

Beispiele für von der AAM beeinflusste Einrichtungen/Gruppen Diakoniestation St. Wunibald unter Leitung von Eugen Belz (1968 zum Apostel berufen und ausgesondert), wurde 1938 durch die Nationalsozialisten geschlossen. Bruderschaft vom gemeinsamen Leben (später auch Vereinigung... ), ebenfalls u.a. durch Belz gegründet, sowie der mit ihr in Verbindung stehende Oekumenische Christusdienst. Auch das Oekumenische Institut des Lüdenscheider Pfarrers und Priesters der AAM R.F. Edel mit angeschlossener Kapelle und kleiner Gemeinde ist in diesem Zusammenhang zu nennen.

Auswirkungen der Arbeit der AAM Jede dieser Institutionen hat dabei Kontakte sowohl in die Ökumene der Konfessionen als auch zu anderen Einrichtungen und Gruppierungen mit Bezug zur Geschichte der AAM oder allgemein zur Geschichte der apostolischen Gemeinschaften.

Fazit Es ist ein Verdienst dieser Gruppen, das liturgische und theologische Erbe der katholisch-apostolischen Gemeinden und der AcaM in Einrichtungen und Gedankenströme der ökumenischen Bewegung des 20. Jahrhunderts eingebracht und dort erhalten zu haben. Wenn man ihren Einfluss auf die ökumenische Bewegung auch nicht überschätzen sollte, so ist doch ihre Präsenz und Berufung auf das apostolische Erbe wie auch die Erhaltung des apostolischen Amtes in ihren Reihen eine Reverenz an die Erweckungen auch des frühen 19. Jahrhunderts.

Das wars! Diese Präsentation gibt es auf http://www.me1542.de zum Download. Am 13.3. (Donnerstag) findet um 19:30 Uhr ein biographischer Vortrag zu Bischof L. Hennrich statt. Am 15.3. (Samstag) folgt der Vortrag Der Tod des Stammapostels J.G. Bischoff und die Folgen (17 Uhr). Über einen kleinen Einwurf in unseren Spendenkasten würden wir uns freuen nur so kann das Archiv weiter bestehen. Vielen Dank!