RATGEBER FÜR KATASTROPHEN- SCHUTZ Tipps und Informationen zum Thema Sturm SELBSTSCHUTZ STURM
Liebe Grazerinnen, liebe Grazer! Der Zivilschutz stützt sich in Österreich auf mehrere Säulen. Die Bevölkerung spielt in diesem Konzept eine wichtige Rolle. Ein persönliches Selbstschutzkonzept hilft Ihnen dabei, die Zeitspanne vom Eintritt einer Notsituation bis zum Eintreffen der organisierten, professionellen Hilfe sinnvoll zu überbrücken. Bei Großschadenslagen kann diese Zeitspanne weit über das gewohnte Maß hinausgehen. Im Zivil- und Katastrophenschutz arbeiten Behörden, Einsatzorganisationen, Wirtschaft und Wissenschaft eng zusammen. Ohne die Eigenverantwortung der einzelnen Bürgerinnen und Bürger ist eine Gefahrenabwehr jedoch wesentlich erschwert. Diese Broschüre ist Teil einer Serie von Informationsschriften für ein Selbstschutzkonzept in vielen Gefahrensituationen. Sie liegt bei allen Servicestellen und Feuerwachen auf. Arbeiten wir gemeinsam an einer sicheren Zukunft unserer schönen Stadt! Mag. Siegfried Nagl Bürgermeister Foto: Foto Fischer Ampel Die Stadt Graz hat zur Bewertung und Abwehr von Großschadenslagen ein Ampelsystem installiert, das es jederzeit ermöglicht, den aktuellen Gefahrenstatus abzufragen. Diese Gefahrenampel gilt für alle Gefahren des K-20-Konzeptes. Unter www.feuerwehr. graz.at sind neben dem aktuellen Status auch Hinweise zur Situation ersichtlich. Die drei Stufen haben sinngemäß für Bevölkerung und Einsatzkräfte die gleiche Bedeutung: GRÜN / KEINE UNMITTELBARE GEFAHR In dieser Phase werden Vorbereitungsmaßnahmen gesetzt. Zu diesen gehören sowohl organisatorische Maßnahmen und Weiterbildung als auch die Bereitstellung von Ressourcen. GELB / MÖGLICHE GEFAHR Die Wahrscheinlichkeit des Eintretens eines Schadensereignisses ist hoch. In dieser Phase müssen bereits konkrete Schutzmaßnahmen zur Gefahrenabwehr bzw. Gefahrenbewältigung gesetzt werden. ROT / AKUTE GEFAHR Das Schadensereignis steht unmittelbar bevor oder ist bereits eingetreten. Menschen, Tiere und Sachwerte sind in akuter Gefahr oder bereits betroffen. K-20-Konzept Im Katastrophenschutzplan der Stadt Graz sind 20 mögliche Katastrophenszenarien definiert und nach ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit gereiht. Diese sind: Großbrand Tunnelbrand Hochwasser Sturm Großunfall Chemie-, Gefahrgutunfall Betriebe und Anlagen mit besonderem Gefahrenpotenzial Waldbrand Hagel Schnee Gebäudeeinsturz Flugnotfall Stromausfall Gravitative Massenbewegungen Epidemiologischer Notfall Radioaktive Verstrahlung Erdbeben Katastrophen in Folge von Terror Katastrophen in Folge von Krieg Diverse Elementarereignisse Diese Bedrohungsszenarien stellen die Grundlage für die Planungen im Katastrophenschutz dar. GRÜN/Keine unmittelbare Gefahr Lassen Sie mindestens einmal jährlich Dach und Kamine auf lose Ziegel, schlecht befestigte Bleche u. dgl. überprüfen. Blitzschutzanlagen, Antennen etc. müssen sicher befestigt sein. Hohe, ältere, morsche Bäume in der Nähe von Gebäuden sollten rechtzeitig durch neue Bepflanzung ersetzt oder auf höchstens Firsthöhe zurück geschnitten werden. Halten Sie Ersatz-Dachziegel, Dachplatten bzw. Folien zu einer raschen Schadensbehebung und zur Vermeidung von Nässeschäden vorrätig. Eine stabile Dachkonstruktion und das feste Verankern mit Hilfe von Mauerankern und Metallbändern sind eine wichtige Voraussetzung zur Schadensvorbeugung. Das Abspannen von Masten, Antennen und Schornsteinen zum Verhindern von langperiodischen Schwingungen und periodische Überprüfung dieser Objekte bringen Sicherheit. 2 3
GELB/Mögliche Gefahr Holen Sie Kinder und Haustiere ins Haus, informieren Sie Personen, die sich im Freien aufhalten. Fenster zumachen (nicht nur kippen), wenn vorhanden, Rollläden oder Fensterläden schließen! Türen und Tore verriegeln, größere zusätzlich blockieren! Schließen Sie Rollläden oder Fensterläden und rollen Sie Markisen auf. Bei Sturmgefahr sollten Gerüste, Werbetafeln, Markisen, Partyzelte, Abdeckplatten und -planen fest verankert, oder abgebaut werden. Bringen Sie im Freien stehende Gegenstände (z. B. Mülltonnen, Wäsche, Blumenkübel, Werkzeuge, Bretter, Platten, Planen, Folien usw.) unter Dach. Verlassen Sie Zelte und Wohnwagen und suchen Sie ein Gebäude auf. Vorsicht bei Freiluftveranstaltungen - es wird empfohlen derartige Veranstaltungen aus Sicherheitsgründen rechtzeitig zu verlassen, beziehungsweise abzusagen. Parken Sie Fahrzeuge nicht in der Nähe von Häusern oder hohen Bäumen! Parken Sie Ihr Fahrzeug besser in einer Garage! Keine Unterführungen für Parkzwecke benutzen, um Rettungskräften freie Zugangswege zu den Einsatzorten zu gewähren. Überprüfen Sie vor dem Sturm Ihre Taschenlampen bzw. Notstromversorgung - Gefahr von Stromausfällen. ROT/Akute Gefahr Verlassen Sie auf keinen Fall Ihre schützenden Räumlichkeiten, da Gefahr durch herabfallende Ziegel, Äste, umstürzende Bäume oder elektrische Leitungen besteht. Halten Sie einen Mindestabstand von 20m zu herabhängenden Leitungen ein! Wenn Ihr Haus von hohen Bäumen umgeben ist, halten Sie sich nicht im Dachgeschoß auf! Meiden Sie auch Fensterflächen, die zu Bruch gehen könnten! Vermeiden Sie den Aufenthalt in Parks, Waldgebieten und auf Friedhöfen! Herabfallende Äste, umstürzende Bäume oder Grabsteine sind eine Gefahr. Wenn Sie sich im Freien aufhalten müssen, meiden Sie die Nähe von Gebäuden, Gerüsten, hohen Bäumen und Strommasten! Lassen Sie sich nicht von plötzlich eintretender Windstille täuschen! Schalten Sie das Radio zur weiteren Information über die Wetterentwicklung ein! Bei einem eingetretenen Schadensereignis rufen Sie über Notruf die Feuerwehr. Halten Sie das Telefongespräch möglichst kurz. Rechnen Sie bei großflächigen Schadensausmaßen mit einem zeitlich verzögerten Einsatz der Einsatzorganisationen. Denken Sie auch an Menschen in Ihrer Umgebung, die hilfsbedürftig sind oder die kein Deutsch verstehen. Sie benötigen Ihre Unterstützung. Nehmen Sie während des Sturmes keine Sicherungsarbeiten im Freien vor. Beginnen Sie allfällige Aufräumarbeiten erst nach Ende des Sturmes. Achten Sie dabei auf ausreichenden Abstand zu möglicherweise einsturzgefährdeten Bauten sowie zu abgerissenen Stromleitungen! Foto: Fotolia/lassedesignen Autofahrten bei Sturm Vorsicht bei Fahrten auf besonders exponierten Straßenabschnitten und Brücken - vor allem Gefahr für große Lastwagen und Wohnanhänger! Abstand halten: Besonders Autos mit Anhängern und einspurige Fahrzeuge geraten leicht ins Schwanken. Windgefährdete Stellen: Sind häufig mit Windsäcken oder Verkehrsschildern gekennzeichnet. Zusätzlich ist es hilfreich, Bäume, Sträucher und den Vordermann verstärkt zu beobachten. Überholmanöver vermeiden: Beim Überholen von großen Fahrzeugen gerät man erst in den Windschatten und wird nach dem Überholmanöver mit voller Wucht vom Seitenwind erfasst. Auch am Ende von Lärmschutzwänden und Tunnelausfahrten fegt der Sturm mit voller Kraft weiter. Beachten Sie die Tipps der Autofahrerklubs. Meiden Sie Fahrten durch Waldgebiete und Alleen! Umstürzende Bäume und herabfallende Äste wurden schon manchen Autofahrern zum Verhängnis. Tempo reduzieren: Bringt eine bessere Bodenhaftung des Fahrzeuges und mehr Zeit für erforderliche Lenkkorrekturen. Auf den Straßenzustand achten: Es besteht Gefahr, dass Hindernisse wie Äste, Dachziegel oder ganze Bäume auf der Fahrbahn liegen. Bei orkanartigem Sturm oder Sturmböen: Unterbrechen Sie Ihre Fahrt und suchen Sie einen geschützten Bereich auf. Stellen Sie Ihr Auto aber nicht unter Bäumen oder unmittelbar unter Häusern ab. 4 5
HILFE AUS DEM KATASTROPHENFOND An Ihrem Eigentum aufgetretene Unwetterschäden über 400,- melden Sie bei einer der Servicestellen der Stadt Graz und lassen Sie sich dort einen oder mehrere Privatschadensausweise ausstellen. (Nur im Katastrophenfall) Die Entstehung von Sturm Der weitaus häufigste Fall für Sturmereignisse betrifft ausgeprägte sommerliche Gewitter, in deren Zuge es zu kräftigen Fallböen (Downbursts) kommt. Diese entstehen, wenn Niederschlag aus einer hohen Gewitterwolke in eine trockenere Luftschicht darunter fällt und verdunstet. Dafür ist Energie notwendig, die der Umgebung in Form der Verdunstungswärme entzogen wird. Die so abgekühlte Luft ist schwer und fällt als heftiger Abwind zu Boden. Derartige Sturmereignisse sind meist lokal eng begrenzt und von kurzer zeitlicher Andauer. Treten sommerliche Unwetter hingegen großflächig in Form von Frontalgwittern auf, kommt es hinter den abgezogenen Gewitterlinien ebenfalls oft zu sehr starken Winden, deren Ursache auf regionale Luftdruck- Unterschiede zurückzuführen ist. Foto: ZAMG(2) Über größere Gebiete wirksame Sturmereignisse kommen hingegen aufgrund sehr starker Luftdruck-Differenzen zustande, wie sie bspw. bei Sturmtiefs typisch sind. Sie sind im Vergleich zu den Gewitterstürmen viel seltener, ihr Auftreten beschränkt sich eher auf die kalte Jahreszeit. Derartige Stürme erlebte Graz bspw. im Jänner 2008 durch das Sturmtief Paula oder im März 2008 durch den Orkan Emma. Auch der Föhn, ein trockener und relativ warmer Fallwind mit gehäuftem Auftreten zwischen Herbst und Frühjahr kann bei uns recht hohe Windgeschwindigkeiten erreichen. Auch hier spielt das Luftdruck-Gefälle eine wichtige Rolle, wobei die Leitwirkung des Geländes noch verstärkend wirkt. 6 7
Foto: Istock/nikitje Mehr Informationen KATASTROPHENSCHUTZ UND FEUERWEHR Notruf: 122 Beratung: 0316/872 5777 www.feuerwehr.graz.at Gefahrenampel Informationen zum Verhalten bei Sturm ZIVILSCHUTZVERBAND STEIERMARK www.siz.cc Allgemeine Gefahrendatenbank Ratgeber Bevorratung Alarm- und Warnsignale LEBENSMINISTERIUM www.lebensministerium.at Ratgeber Leben mit Naturgefahren ZENTRALANSTALT FÜR METEOROLOGIE UND GEODYNAMIK www.zamg.ac.at PORTAL DER STADT GRAZ www.graz.at Informationen der Abteilungen der Stadt Graz www.sicherheit.graz.at Sicherheitsmanagement ENERGIE GRAZ GMBH & CO KG Entstördienst Stromnetz Graz (0-24 Uhr) : 0316 /9395 0 Impressum: Stadt Graz Abteilung Katastrophenschutz und Feuerwehr Lendplatz 15-17, 8020 Graz Für den Inhalt verantwortlich: OBR d. F. Helmut-Edmund Nestler Katastrophenschutzreferent IBM Ernst Zechner Organisation Katastrophenschutz Berufsfeuerwehr Graz