Mittwoch, Protokoll: R. Haßlwanter, J. Kröchert

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Transkript:

Mittwoch, 08.09.2004 Protokoll: R. Haßlwanter, J. Kröchert Am Mittwoch, dem 08.09.04 um 5:30 Uhr landeten wir nach der Überfahrt von Piräus in Chania an. Im Hafen von Chania versammelten sich die Exkursionsteilnehmer in einem netten Straßencafé (Abb. 8.1) um wahlweise Toast, Kaffee, Tee oder Heiße Schokolade aufzunehmen. Abb. 8.1: Straßencafé um 05:30 Uhr Gegen 7:30 Uhr begaben sich Prof. H.-J. Massonne, Dr. Thomas Theye, Marissa Hamm, Florian Gross und Jörg Kröchert zur Sixt-Autovermietung nach Agia Marina (Lion Rental S.A. Tel.: 282106082-1, Fax: -0, saffchon@sixt.gr, 5 m ü. NN). Nach Abschließen der Mietverträge (gegen 10:00 Uhr!) erhielten wir einen Fiat Punto (gefahren von Prof. H.-J. Massonne), zwei Peugeot 307 (gefahren von Marissa Hamm und Florian Gross), sowie einen Daewoo Matiz (gefahren von Jörg Kröchert). Danach ging es wieder Richtung Hafen, um die dort verbliebenen Exkursionsteilnehmer aufzusammeln und die Fahrzeuge zu beladen. Um 11:00 Uhr machten wir uns schließlich auf den Weg in Richtung Omalos-Hochebene. Aufschluss 1: Straße nach Therison, 4km südlich von Therison Tripali-Einheit ca. 11:30 Uhr, Höhe: 385 m ü. NN Hier stehen Gesteine der Tripali-Einheit (Abb. 8.2) an, die nur im Westen Kretas zu finden ist. Sie besteht aus Karbonatgesteinen - Dolomiten und Marmoren. Die Tripali-Einheit ist metamorph überprägt, die Mächtigkeit beträgt circa 800 m. Der Ablagerungszeitraum der Karbonatgesteine erstreckte sich vermutlich von der Trias bis in den Jura (Jura ist durch Fossilien nachgewiesen). Die Schichten fallen nach Süden hin ein. Im Bachbett (Abb. 8.3) unmittelbar neben der Straße finden sich Gerölle von stromatolithischen Marmoren, Kalkbrekzien (Abb. 8.4) und sogar Lesesteine der Phyllit-Quarzit-Einheit (PQ-Einheit, Abb. 8.5).

Abb. 8.2: Aufschluss 1 Abb. 8.3: Bachbett (trocken) Abb. 8.4: Kalkbrekzie Abb. 8.5: Geröll der Phyllit-Quarzit-Einheit Aufschluss 2: In Therison (GPS-Pos., European 1979: N35 24,29' E23 59,08') Historischer Überblick Kretas durch Prof. A. Willner Uhrzeit: 12:15 Uhr, Höhe: 555 m ü. NN In Therison gab Prof. A. Willner einen Überblick über die Geschichte Kretas in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts an einer kulturellen Gedenkstätte in Therison (Abb. 8.6).

Abb. 8.6: Gedenkstätte in Therison Aufschluss 3: Straße SW Therison nahe Sendeanlage (N35 24,24' E23 58,84') PQ-Einheit, Metabasite ca. 13 Uhr, Höhe: 640 m ü. NN In diesem Bereich sind Gesteine der PQ-Einheit aufgeschlossen (Abb. 8.7). Bei dieser Einheit handelt es sich um einen Komplex, der aus metamorphen Peliten, Psammiten, Konglomeraten, Karbonaten, Gipsen sowie basischen bis intermediären Vulkaniten und Subvulkaniten aufgebaut ist. Der gesamte Komplex ist niedriggradig hochdruckmetamorph überprägt, das Metamorphosealter beträgt ca. 20 Ma. Die Mächtigkeit beträgt insgesamt ca.700 m.

Abb. 8.7: Phyllit-Quarzit-Einheit bei Therison Bei den hier aufgeschlossenen Metasedimenten handelt es sich um Phyllite mit engständiger Schieferung. Auf den Schieferungsflächen ist oftmals eisenreicher Chloritoid zu finden. Daneben treten Quarzite mit zum Teil gröberen Komponenten auf. Die Quarzite sind häufig dunkel gefärbt, aufgrund des erhöhten Organikanteils. Des Weiteren finden sich Chlorit- Schiefer. Die Gesteine werden von einem metamorphen alkalibasaltischen Gang durchschlagen, der eine chemische Zonierung aufweist. Makroskopisch sind die Minerale Glaukophan, Serpentin und Aktinolith zu erkennen. Im Kontaktbereich zu den Quarziten sind auch Talkschiefer zu finden. Außerdem finden sich auf den Scherbahnen innerhalb des Metabasits Feldspat- und Aktinolith-Asbest-Anreicherungen, die zum Teil idiomorph ausgebildet sind (Abb. 8.8). Abb. 8.8: Idiomorphe Asbest- und Feldspatkristalle

Aufschluss 8.4: Straße SE Therison Verzahnung von Siliziklastika der PQ-Einheit mit Marmoren ca. 15 Uhr, Höhe: 690 m ü. NN Hier ist eine Wechsellagerung von Phylliten und Marmoren aufgeschlossen (Abb. 8.9). Die Marmore sind oftmals dolomitisch. Im Verzahnungsbereich sind die Gesteine stark deformiert, und auch Boudinage-Strukturen sind häufig zu erkennen. Abb. 8.9: Phyllite und Marmore Aufschluss 8.5: Straße nach Omalos/Abzweigung nach Lakki (N35 23,68' E23 55,11') Metavulkanite der PQ-Einheit ca. 16 Uhr, Höhe: 620 m ü. NN Bei den anstehenden Gesteinen (Abb. 8.11) handelt es sich um eine Wechselfolge von Blauund Grünschiefern (Abb. 8.12). Die Grünschiefer enthalten unter anderem die Minerale Albit, Chlorit, Epidot und Aktinolith, die Blauschiefer dagegen enthalten das Mineral Glaukophan. Vereinzelt treten karbonatische Lagen und Segregationen auf. Abb. 8.11 und 8.12: Aufschluss 8.5. Blau- und Grünschiefer

Aufschluss 8.6: Pass an der Straße nach Omalos (N35 22,15' E23 54,70') Marmore der Tripali-Einheit ca. 16:30 Uhr, Höhe: 950 m ü. NN Bei den Marmoren (Abb. 8.13 und 8.14) handelt es sich um ehemalige Flachwasserkarbonate. Vereinzelt treten Calcit-Segregationen auf. Abb. 8.13 und 8.14: Marmore der Tripali-Einheit Aufschluss 8.7: Xiloskalo, Einstieg zur Samariaschlucht Plattenkalk-Einheit ca. 17 Uhr, Höhe: 1215 m ü. NN Abb. 8.15: Aussichtspunkt Xiloskalo Am Aussichtspunkt Xiloskalo (Abb. 8.15) erfolgte eine Erklärung zur Entstehung der Samaria-Schlucht. Hierbei spielte die Vertikal-Tektonik eine beträchtliche Rolle. Die schnelle Hebung und die damit verbundene Stufenbildung führte zur Ausbildung der Samaria-Schlucht (Abb. 8.16). Am Aussichtspunkt sind Gesteine der Plattenkalk-Einheit aufgeschlossen. Diese Einheit besteht überwiegend aus metamorphen Flachwasserkarbonaten, stromatolithischen Dolomiten, hornsteinführenden, plattigen Tiefwasserkalken und abschließend aus flyschoiden Kalkschiefern. Die Sedimente der Plattenkalk-Einheit wurden im Zeitraum vom Perm bis zum Alttertiär abgelagert. Die Gesamtmächtigkeit beträgt circa 5000 m.

Am Aussichtspunkt sind plattige Kalke (die typischen Plattenkalke) mit regelmäßig angeordneten Hornsteinlagen aufgeschlossen (Abb. 8.17). Abb. 8.16: Blick in die Samaria-Schlucht Abb. 8.17: Plattige Kalke mit Hornsteinlagen Gegen 17:30 Uhr erreichten wir das Hotel To Exari, Kutrulis (Abb. 8.18 und 8.19) auf einer Höhe von 1030 m in Omalos. Abb. 8.18 und 8.19: Hotel To Exari Kutrulis