Neue Anbaumethoden im Kleingarten vom Hochbeet bis zum Hügelbeet Hartmut Clemen Landesverbandsfachberater im Landesverband der Gartenfreunde Bremen e.v. Im ersten Jahr ist die Nährstofffreisetzung besonders intensiv. Gemüse wie Salat, Spinat, Rote Beete, Rettich und Chinakohl sollten wegen der Gefahr einer Nitratanreicherung erst im zweiten Jahr angebaut werden. Mäuse und Wühlmäuse benutzen die Hügel gern als Unterschlupf. Zuviel Aufwand meinen manche Gartenfreunde. Sie wenden ein, dass man zusätzliche Wärme und frühere Aussaat auch im Frühbeet und unter Vlies erreichen kann. Die Humusanreicherung mache weniger Arbeit bei Flächenkompostierung auf normalen Gartenbeeten. Materialien (Einfassung) Als Baumaterialien eignen sich Kant- und Rundhölzer, gerne aus harzhaltigem Holz wie Lerche und Robinie (bitte keine Verwendung von Tropenholz), es gibt auch fertige Baukastensysteme im Handel. Hoch- und Hügelbeete Bau eines Hochbeetes, eine optimale Wiederverwendung von Wertstoffen. Hochbeete schonen unseren Rücken und unsere Knie! Für ältere Gartenfreunde wird die Arbeit erleichtert, für Rollstuhlfahrer wird sie ermöglicht. Abschüssige, steinige und mit hohem Grundwasserstand gebeutelte Gärten können mit dieser Methode gut bearbeitet werden. Durch höhere Temperaturen und bessere Durchlüftung im Boden kann die Anbaufläche intensiver genutzt werden. Auf kleinstem Raum werden höhere Erträge erzielt. Durch Aufsetzen von Rundbögen und deren Abdeckung mit Folie kann das Hochbeet auch als Frühbeet genutzt werden. Gartenabfälle wie Laub, Staudenschnitt, Gemüseabfälle und Baumschnitt werden verwertet. Wärmebedürftige Gemüsearten wie Gurken, Paprika, Zucchini, und Wurzelgemüse oder Zwiebelgewächse, haben auf dem Hochbeet besonders günstige Bedingungen. Nachteile Durch die Hochlage eines Hochbeetes und der damit verbundenen schnelleren Austrocknung ist der Wasserbedarf höher als im Freiland. Es empfiehlt sich eine Tropfbewässerung. Bauanleitung Zunächst werden die Abmessungen eines Hochbeetes festgelegt. Um das Hochbeet bequem bearbeiten zu können, sollte die Mitte mit dem ausgestreckten Arm erreichbar sein. Es empfiehlt sich also eine Breite von 1,20 bis 1,30 m. Das Hochbeet steht flächig auf dem Boden. Um Erde für das Hochbeet zu gewinnen, kann es auch nach Aushub einer Mulde ca. 30 bis 40 cm tief im Boden aufgebaut werden (der Aushub kann dann auch für die oberste Schicht verwendet werden). Die Stirnseite sollte zur Erleichterung des Arbeitens abnehmbar sein. Gegen Wühlmäuse sollte die Mulde mit feinem Drahtgeflecht ausgekleidet werden. Wühlmäuse können auch an rauem Material von außen einwandern. Um ihre Einwanderung zu verhindern, ist es zweckmäßig mindestens zwei weitere Lagen Maschendraht zwischen die späteren Schichten zu legen. In die Mitte der entstandenen Mulde wird nun holziger Abfall aller Art gebracht. Baumschnitt von Zier- und Obstgehölzen packt man bis zu einem 60 cm hohen und 90 cm breiten Holzkern fest aufeinander. Hilfreich ist ein Heruntertreten der holzigen Teile, damit das spätere Gewicht der darauf liegenden Materialien dies nicht vorzeitig zusammendrückt. Die Äste und Hölzer können gerne einen Durchmesser von bis zu 15 cm haben, je größer der Anteil der stärkeren Äste ist, desto länger erfreut einen das Hochbeet. Falls vorhanden, folgt eine Lage Rasensoden mit dem Bewuchs nach unten oder eine Lage feuchtem Zeitungspapier (kein Hochglanzpapier). Danach folgt eine 30 bis 40 cm starke Schicht aus Laub und frischen Gartenabfällen. Bitte darauf achten, dass wieder richtig festgetreten wird, sonst fällt unser Hochbeet beim Verrotten ungleich zusammen. Jetzt kommt eine Schicht aus groben Kompost, 12 bis 15 cm stark. Als Abschluss verwendet man jetzt den Aus- 46 bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. grüne schriftenreihe 223
hub der heraus geworfenen Erde, diese Lage sollte 20 cm nicht unterschreiten, da sonst die Pflanzwurzeln nicht so gut stehen. Erst wenn die Verrottung in den unteren Schichten abschwächt, nehmen die Wurzeln der zukünftigen Kulturen gerne den Bereich an. Sollte der Bodentyp der abschließenden Lage sehr sandig sein, lässt er sich mit gut verrottetem Kompost aufwerten, eine Zugabe von Tonmehl (Bentonit) erhöht die Bodenqualität. Ab dem 2. Jahr wird das Hochbeet mit leichten Kompostgaben gedüngt, im Winter oder im Vorfrühling. Auf eine Stickstoffdüngung sollte verzichtet werden, da die Nitratanreicherung ohnehin in manchen Fällen schon stark ist. Und nun viel Erfolg, die Aussaat und Pflanzung kann beginnen. Bau eines Hügelbeete Hier besteht nur ein geringer Unterschied zum Hochbeet, die Maße und das es keine Einfassung gibt. Beim Hochbeet hat sich eine Breite von 1,20 m bewährt, dagegen wird für das Hügelbeet eine Grube von 1,50 m 1,60 m, ausgehoben. Gemüseanbau auf dem Hoch- und Hügelbeet Im Märzen der Mitte des Monats starten wir mit der Aussaat von Radieschen. Sämtliche Starkzehrer wie diverse Kohlsorten, Mangold, Sellerie werden wechselweise (Mischkultur) aufgepflanzt. Im 1. Jahr bitte keine Zwiebeln, Möhren, Salat, oder Porree aufpflanzen, sie hätten das Nachsehen mit diversen Gemüsefliegen. Merken sie sich als Grundsatz folgendes: Erst im 2. Jahr dürfen Spinat und Salat auf dem Hügelbeet wachsen, ansonsten besteht die Gefahr der Überdüngung und damit verbundener Nitratanreicherung die krebsförderlich ist. Sind die ersten Radieschen geerntet, können die Lücken genutzt werden um Tomaten zu pflanzen, (nach den Eisheiligen am 15. Mai), bitte robuste Sorten auswählen z,b. Phantasia F1, eine hochtolerante Freilandtomate. Haben sie weitere Pflanzen geerntet, können nach den frühen Sorten andere spätere gepflanzt werden. Zum Saisonende eignet sich wie im Frühbeet die Aussaat von Feldsalat, oder der hier in Bremen sehr geschätzte Grünkohl. Optimal sind installierte Sprühköpfe, die 30 cm über dem Beet angebracht werden (nicht bei einer Tomatenanpflanzung). Im zweiten Jahr können Salat, Spinat, Möhren, Zwiebeln und Lauch in Mischkultur angebaut werden. Jedoch sollte die unterste Reihe nicht mit Möhren beginnen, durch die höhere Luftfeuchtigkeit im unteren Bereich würde die Möhrenfliege leichtes Spiel haben. Sobald die Steckzwiebeln heraus sind, breiten sich die Möhren noch weiter aus. Ein Verziehen ist nicht notwendig, da die Möhren sich infolge der Hügellage nach allen Seiten selbst ausdehnen können. In diese Mischkultur kann der Gartenfreund in den unteren Reihen auch Sellerie mit einbeziehen, besser wächst dieser aber im 3. Jahr. Um die Lauchmotte zu überlisten, sät man den Porree gemischt mit Petersilie und Möhren dünn aus. Ist die Motte da, ist der Porree groß genug zum Ernten oder man stutzt die Blätter noch ein und entfernt somit den Übeltäter. Wie im ersten Jahr füllt man die durch die Ernte entstehenden Lücken wieder mit späten Jungpflanzen auf. Im dritten Jahr ist eine vollständige Mischkultur möglich, wobei die Starkwachsenden immer am Fuß des Beetes gepflanzt werden sollten. Bei der Frühjahrbestellung bringt der Hobbygärtner die Erde mit einer Harke wieder leicht nach oben. Eine kleine Gabe mit Kalk tut dem Beet und der Kultur gut. Im vierten Jahr können auch Erdbeeren gepflanzt werden. Knoblauch und Steckzwiebeln, die man dazwischensetzt, gedeihen prächtig. (eine Legende der Eindämmung der Grauschimmelfäule dieser Mischkultur ist falsch) Im fünften Jahr können Kartoffeln gepflanzt werden. Sind diese geerntet ist das Hügelbeet wieder dem Erdboden gleich und wer Lust hat kann ein Neues bauen. Die Bewässerung ist im 1. Jahr nicht ganz problemlos. Das Beet ist noch sehr hoch und das Wasser läuft rasch ab. Aussaaten am besten mit einer feinen Brause öfter leichter anfeuchten. Zur regelmäßigen Bewässerung eignen sich extra im Handel erhältliche Bewässerungsschläuche, die sich auf dem Grad des Beetes auslegen lassen. Eine Lösung, die mehr Zeit erfordert, sind eingelassene Blumentöpfe, die man mit Wasser füllen kann. bundesverband deutscher gartenfreunde e. v. grüne schriftenreihe 223 47
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