Mattausch, Birgit Ulrichs, Karl Friedrich Zentrum für ev. Predigtkultur. 4. Sonntag nach Trinitatis Schneid dir ein Stück ab (Reihe II)

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Transkript:

1/10 1Sam 24,2b-20.23b Mattausch, Birgit Ulrichs, Karl Friedrich Zentrum für ev. Predigtkultur 28.06.2015 4. Sonntag nach Trinitatis Schneid dir ein Stück ab (Reihe II) Wort: Saul hasst und verfolgt David. Sein Hass ist so groß, dass er dreitausend Mann mitnimmt in die Wüste des Hasses und in den Kampf. Hass verändert Menschen: Ich werde böse. Und von Bösen kommt Böses, sagt schon das von David zitierte Sprichwort (V. 14). Was aber kann man dem Bösen entgegensetzen? David entzieht sich dem Bösen radikal, indem er darauf verzichtet, mit gleicher Münze zurückzuzahlen. Er vergilt Böses nicht mit Bösem, sondern überwindet das Böse mit Gutem, wie es später Paulus vorschlägt (Röm 12,17.21). Dass David seinen Feind Saul auch mit heruntergelassener Hose mit Gottes Augen sieht, ist so stark, dass es Kreise zieht. David verbietet seinen Soldaten, sich an Saul zu vergreifen. Sein Gewaltverzicht geht so auf andere über. So wie sich bei Saul der Hass ausbreitet, so auch die Überwindung des Hasses bei David. Allerdings musste David seinen Leuten seine Entscheidung mit harten Worten (V.8) weitergeben. Für die Soldaten war es unverständlich, wie ihr Anführer eine solche Gelegenheit ungenutzt lassen konnte. Davids Großmut rührte sie nicht. In dieser Auseinandersetzung zwischen David und seinen Kumpanen zeigt sich ein Glaubensproblem: Einig ist man sich darin, dass Gott Saul in Davids Hände gegeben hat (V.5.11.19). Und strittig bleibt, ob daraus Gottes Wille ohne weiteres abzuleiten ist: Soll Saul getötet werden? Oder auch nur: Darf Saul getötet werden? David erkennt jedenfalls, dass er selbst in der dunklen Einsamkeit von Höhle und Hass mit seinem Feind nicht alleine ist, sondern vor Gott lebt. Saul ist von Gott erwählt und geliebt; er ist ein König. Darum darf David ihn nicht töten.

2/10 Indem David Saul verschont, verlängert er den mühsamen Weg zu seiner Bestimmung. Das ist messianisch, es ist anders, als es normalerweise in der Welt zugeht. Israel hat David später einen Mann nach Gottes Herzen genannt. Einer, der Jahr für Jahr das Königtum anstrebt und dann, wenn es vor ihm liegt, sagt: Ich möchte es nicht an mich reißen. (Nico ter Linden) (Karl Friedrich Ulrichs) Stich: Troia lag dunkel, totenstill. Ein Trupp unsrer Krieger stürmte unter Führung von Bruder Paris in die Kellerräume der Zitadelle,in denen schlotternd vor Angst, die griechischen Gefangenen beieinander hockten. Ich trat in den Keller, der nach Moder, Schweiß und Exkrementen stank. In zitternder Stille standen die Troer und die gefangnen Griechen sich gegenüber, zwischen Ihnen der Abgrund eines Schrittes, über dem Abgrund der Troer blanke Messer. Da trat ich, ohne Priesterkleid, in diesen schmalen Zwischenraum, ging ihn, vom heißen Atem der Griechen, vom kalten Atem der Troer gestreift, Schritt für Schritt entlang, von der einen Wand zur andern. Alles still. Hinter mir sanken die Messer der Troer. Die Griechen weinten. Wie liebte ich meine Landsleute. Paris vertrat mir den Ausgang. Du also, Priesterin, gestattest meinen Leuten nicht, Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Ich sagte: Nein. Das war beinahe das einzige Wort, was mir noch blieb. Wenn ihr aufhörn könnt zu siegen, wird diese eure Stadt bestehn. (Christa Wolf, Kassandra) Predigt: 2 Als nun Saul zurückkam von der Verfolgung der Philister, wurde ihm gesagt: Siehe, David ist in der Wüste En-Gedi. 3 Und Saul nahm dreitausend auserlesene Männer aus ganz Israel und zog hin, David samt seinen Männern zu suchen, in Richtung auf die Steinbockfelsen.

3/10 4 Und als er kam zu den Schafhürden am Wege, war dort eine Höhle und Saul ging hinein, um seine Notdurft zu verrichten. David aber und seine Männer saßen hinten in der Höhle. 5 Da sprachen die Männer Davids zu ihm: Siehe, das ist der Tag, von dem der HERR zu dir gesagt hat: Siehe, ich will deinen Feind in deine Hände geben, dass du mit ihm tust, was dir gefällt. Und David stand auf und schnitt leise einen Zipfel vom Rock Sauls. 6 Aber danach schlug ihm sein Herz, dass er den Zipfel vom Rock Sauls abgeschnitten hatte, 7 und er sprach zu seinen Männern: Das lasse Adonai ferne von mir sein, dass ich das tun sollte und meine Hand legen an meinen Herrn, den Gesalbten Adonais; denn er ist der Gesalbte Adonais. 8 Und David wies seine Männer von sich mit harten Worten und ließ sie sich nicht an Saul vergreifen. Als aber Saul sich aufmachte aus der Höhle und seines Weges ging, 9 machte sich auch David auf ihm nach und ging aus der Höhle und rief Saul nach und sprach: Mein Herr und König! Saul sah sich um. Und David neigte sein Antlitz zur Erde und fiel nieder. 10 Und David sprach zu Saul: Warum hörst du auf das Geschwätz der Menschen, die da sagen: David sucht dein Unglück? 11 Siehe, heute haben deine Augen gesehen, dass dich Adonai in meine Hand gegeben hat in der Höhle, und man hat mir gesagt, dass ich dich töten sollte. Aber ich habe dich verschont; denn ich dachte: Ich will meine Hand nicht an meinen Herrn legen; denn er ist der Gesalbte Adonais. 12 Mein Vater, sieh doch hier den Zipfel deines Rocks in meiner Hand! Dass ich den Zipfel von deinem Rock schnitt und dich nicht tötete, daran erkenne und sieh, dass meine Hände rein sind von Bosheit und Empörung. Ich habe mich nicht an dir versündigt; aber du jagst mir nach, um mir das Leben zu nehmen. 13 Adonai wird Richter sein zwischen mir und dir und mich an dir rächen, aber meine Hand soll dich nicht anrühren; 14 wie man sagt nach dem alten Sprichwort: Von Bösen kommt Böses; aber meine Hand soll dich nicht anrühren.

4/10 15 Wem zieht der König von Israel nach? Wem jagst du nach? Einem toten Hund, einem einzelnen Floh! 16 Adonai sei Richter und richte zwischen mir und dir und sehe darein und führe meine Sache, dass er mir Recht schaffe wider dich! 17 Als nun David diese Worte zu Saul geredet hatte, sprach Saul: Ist das nicht deine Stimme, mein Sohn David? Und Saul erhob seine Stimme und weinte 18 und sprach zu David: Du bist gerechter als ich, du hast mir Gutes erwiesen; ich aber habe dir Böses erwiesen. 19 Und du hast mir heute gezeigt, wie du Gutes an mir getan hast, als mich Adonai in deine Hände gegeben hatte und du mich doch nicht getötet hast. 20 Wo ist jemand, der seinen Feind findet und lässt ihn mit Frieden seinen Weg gehen? Adonai vergelte dir Gutes für das, was du heute an mir getan hast! Cut peace (Yoko 1965 oder: Cut Piece) Eine Frau sitzt auf dem Boden der Bühne in der Carnegie-Hall in New York. Sie trägt ein schwarzes, etwa knielanges Kleid. Neben ihr liegt eine Schere. Und die Aufforderung: Cut Piece. Schneide ein Stück ab. Die Frau ist Yoko Ono. Es ist 1965. Der Saal in der Carnegie-Hall ist ausverkauft. Cut Piece. Schneide ein Stück ab. Nach und nach kommen Menschen aus dem Publikum auf die Bühne. Eine Frau trennt ein kleines Fetzchen Stoff vom Halsausschnitt des schwarzen Kleides ab. Ein Mann den halben Ärmel. Manche sind vorsichtig, andere scheinen ihre Machtposition zu genießen. Alle nehmen das abgeschnittene Stückchen Stoff mit sich von der Bühne.

5/10 Auf dem Video in Schwarzweiß, das man auf Youtube anschauen kann, schaut Yoko Ono regungslos gerade aus. Bald besteht ihr schwarzes Kleid nur noch aus Fetzen. Dann beginnt ein Mann, auch das weiße Unterkleid in Stücke zu schneiden. Cut Piece. Schneide ein Stück ab. Das Publikum johlt. Der Mann schneidet weiter. Jemand applaudiert. Der Mann schneidet weiter. Er durchtrennt die Träger des BHs. Yoko Onos Blick verschwimmt. Schützend hält sie ihre Hände vor ihre nackten Brüste. Dann endet das Video. Cut Piece. Schneide ein Stück ab. Text: 1. Samuel 24,1-5b (Klopfenden Herzens) Ein Mann kauert in einer Höhle. Er tut das, was sogar ein König tun muss. Und wozu auch ein König die Hosen herunter lässt. Der Mann ist Saul. Der erste König Israels. Der Kämpfer gegen Ammon. Der Krieger gegen die Philister. Der Gesalbte Adonais. Dies ist sein verletzbarster Moment. Im Dämmer der Höhle sieht sein nacktes Hinterteil fast weiß aus. Was Saul nicht ahnt: Weiter hinten in der Höhle sitzt sein ärgster Feind. David. Ihm verhasster als alle Ammoniter und Philister zusammen.

6/10 David, der ehemalige Hirtenjunge und Harfenspieler. Der Sieger über Goliath. David, sein ärgster Feind. David, sein Schwiegersohn. David, der Saul den Thron streitig macht. Weiter hinten in der Höhle sitzt David mit seinen Männern. Sie halten den Atem an. David legt seine Hand auf das Messer an seinem Gürtel. Es ist eine schmale bräunliche Hand. Eine Hand, die das Messer kennt. Ein Messer, das die Hand kennt. Ein Messer und eine Hand, die sich kennen. Und die den Krieg kennen. Den Kampf. Den Löwen in der Wüste. Und den Leopard in der Ebene. David legt seine Hand auf das Messer an seinem Gürtel. Er zieht es heraus. Hand und Messer sind eins. Die Klinge glänzt im Dämmer der Höhle. Weiß wie das nackte Hinterteil Sauls. Die Hand. Das Messer. Das klopfende Herz. Der angehaltene Atem der Männer. (Text: 1. Samuel 24,5c-8a) Auf der Grenze David und Saul. Yoko Ono und der Mann, der die Träger ihres BHs durchtrennt. Der Mann und David.

7/10 Saul und Yoko. Drei Männer und eine Frau. Zufall? Drei Männer und eine Frau. Und eine Schere. Und ein Messer. Und die Frage: Wer ist Opfer? Wer ist Täterin? Wer ist Objekt? Wer ist Subjekt? Wer wird ausgeliefert? Und wer liefert sich aus? Drei Männer und eine Frau. Und eine Schere. Und ein Messer. Und die Frage: wie weit gehst du? Text: 1. Samuel 24, 8b-17 Pause Text: 1. Samuel 24, 18-20 (Yoko 2003 oder: Piece and Peace) Später wird Saul tot sein. Und David König. Noch später wird David sein klopfendes Herz verloren haben und den Ehemann der schönen Bathseba töten lassen, ohne zu zögern. Dennoch bleibt die Geschichte. Die Geschichte von En-Gedi. Die Geschichte vom weinenden König und dem Zipfel des Rocks. Die Geschichte vom klopfenden Herzen und vom Verschont-Sein und vom Verschont-Werden.

8/10 Viel später wird Yoko Ono ihre Performance Cut Piece noch einmal aufführen. Diesmal in Paris. Es ist das Jahr 2003. Yoko Ono ist 70 Jahre alt. Diesmal sitzt sie nicht auf dem Boden, sondern auf einem Stuhl. Wie eine Königin. Sie trägt, wie immer, schwarz. Auf dem Boden vor ihr die Schere. Dem Publikum hat sie eine andere Anweisung gegeben als 40 Jahre zuvor. Den abgeschnittenen Kleiderfetzen sollen die Beteiligten nun später einem geliebten Menschen schenken. Nach der Performance wird sie in einem Interview sagen: Dieses Mal empfand ich ein unglaubliches Gefühl von Liebe für die Welt. Cut Piece. Cut Peace. Schließe Frieden. Verschone dich nicht. Werde verschont. Amen. (Birgit Mattausch) Anmerkungen: Die Überschriften in Klammern sind zur Gliederung gedacht. Der biblische Text sollte in der abgedruckten (gegenüber der Luther-Übersetzung leicht veränderten) Fassung gelesen werden, idealerweise von einer anderen Person Ausschnitt der Cut-Piece-Performance von 1965: http://www.youtube.com/watch?v=8sc47kfjjci

9/10 Diese Predigthilfe wurde zur Verfügung gestellt von: Zentrum für ev. Predigtkultur Das Zentrum für ev. Predigtkultur der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) darf seit 2009 die Lust an der Predigt fördern, durch seine eigene Predigthilfe stichwort (siehe unten) das Predigtcoaching cura homiletica die Erprobung neuer Predigt-Formate (z.b. Predigt-Slam, Jugend predigt). Das Zentrum bringt Predigt in den Dialog mit den Künsten, durch die Werkstatt des Sehens/Passagen Akademien wie die Homiletische Sommerakademie oder die Junge Homiletische Akademie. Das Zentrum vernetzt Homiletikerinnen und Homiletiker, durch die Aktivität in sozialen Medien wie facebook Multiplikatoren-Veranstaltungen wie Fachgespräche und Konsultationen. Kontakt Mail senden Predigthilfe stichwort

10/10 Im Rahmen des Angebots stichwortp bringt das Zentrum seine eigene Reihe stichwort ein. Diese wurde im Advent 2012 für die erste Probephase zur Perikopenrevision erfunden. Das stichwort besteht aus einem Wort, einem Stich und einer fertigen Predigt. "Wort" - das ist ein exegetischer Kommentar des Predigttextes. Der "Stich" schließt daran an, bspw. mit einem Lied, einem Gedicht. Die Predigt führt die Gedanken exemplarisch aus. Die bisherigen stichworte finden Sie hier: http://www.ekd.de/zentrum-predigtkultur/stichworte.html Neugierig? Alle Informationen auf www.predigtzentrum.de