Rax Zeitung. Karl Lukan Würdigung zum 90er Klettersteigsets ein Sicherheitsrisiko? Prein-Buch von Gottfried Brandstätter



Ähnliche Dokumente
Predigt Salvenmoser: Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe.

Das bringt nichts. Trotzdem. Mach doch, was du willst. Mach ich auch. Wo sind die drei eigentlich hin gefahren? Emmett will sich neue PS3-Spiele

Das Weihnachtswunder

Elma van Vliet. Mama, erzähl mal!

40-Tage-Wunder- Kurs. Umarme, was Du nicht ändern kannst.

M03a Lernstraße für den Unterricht in Sekundarstufe I

Meet the Germans. Lerntipp zur Schulung der Fertigkeit des Sprechens. Lerntipp und Redemittel zur Präsentation oder einen Vortrag halten

B: bei mir war es ja die X, die hat schon lange probiert mich dahin zu kriegen, aber es hat eine Weile gedauert.

Nina. bei der Hörgeräte-Akustikerin. Musterexemplar

Evangelisieren warum eigentlich?

Was kann ich jetzt? von P. G.

Sibylle Mall // Medya & Dilan

Kurzanleitung für eine erfüllte Partnerschaft

Deine Meinung ist wichtig. Informationen für Kinder und Jugendliche zur Anhörung

PREDIGT ZUM 1. ADVENT Was wünschst du dir?

Liebe oder doch Hass (13)

A-1 ICH. Prüferblatt SUULINE OSA I. Bildbeschreibung + Gespräch Der Prüfling muss mindestens 10 Sätze sagen.

Der Klassenrat entscheidet

Weltenbummler oder Couch-Potato? Lektion 10 in Themen neu 3, nach Übung 5

1. Kurze Inhaltsangabe: Stell dir vor, du möchtest jemandem, der das Buch Robin und Scarlet Die Vögel der Nacht nicht gelesen hat, erzählen, worum es

Wenn der Papa die Mama haut

FÜRBITTEN. 2. Guter Gott, schenke den Täuflingen Menschen die ihren Glauben stärken, für sie da sind und Verständnis für sie haben.

Oma Lulu zum 75. Geburtstag

Rax Zeitung. 100 Jahre Hans-Haid-Steig Erfolg beim Einsatzkräfte-Teambewerb Einsätze 2012

Materialien für den Unterricht zum Film Crazy von Hans-Christian Schmid Deutschland 2000, 93 Minuten

Eine freundliche und hilfsbereite Bedienung ist doch die Seele des Geschäfts! Wir sind noch ein Dienstleistungsbetrieb im wahrsten Sinne des Wortes!

Papa - was ist American Dream?

A2 Lies den Text in A1b noch einmal. Welche Fragen kann man mit dem Text beantworten? Kreuze an und schreib die Antworten in dein Heft.

CSS-Grundlagen. Etwas über Browser. Kapitel. Die Vorbereitung

Das Wunderbare am Tod ist, dass Sie ganz alleine sterben dürfen. Endlich dürfen Sie etwas ganz alleine tun!

Und was uns betrifft, da erfinden wir uns einfach gegenseitig.

Wir machen uns stark! Parlament der Ausgegrenzten

Schüler und Lehrer. Teil 1: Was ist Erleuchtung? von Anssi Antila

Also: Wie es uns geht, das hat nichts mit dem zu tun, ob wir an Gott glauben.

Persönliche Zukunftsplanung mit Menschen, denen nicht zugetraut wird, dass sie für sich selbst sprechen können Von Susanne Göbel und Josef Ströbl

Predigt an Silvester 2015 Zuhause bei Gott (Mt 11,28)

Die Giraffe. Leseverstehen. Name: Aufgabe 1. 2 Wie schnell sind Giraffen? 3 Was schmeckt Giraffen am besten? 4 Haben Giraffen gute Augen?

Der professionelle Gesprächsaufbau

Einstufungstest Deutsch (A1, A2, B1)

Persönlicher Brief II./ Grammatiktraining

Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten

Was wäre, wenn es Legasthenie oder LRS gar nicht gibt?

Gymnázium a Střední odborná škola, Rokycany, Mládežníků 1115

1. Was ihr in dieser Anleitung

Erntedankfest. Danken und Teilen (Entwurf für Eltern Kindgruppen)

ONLINE-AKADEMIE. "Diplomierter NLP Anwender für Schule und Unterricht" Ziele

Was ich als Bürgermeister für Lübbecke tun möchte

So ich glaub, das war s. Heut kommt keiner mehr. Es ist ja auch schon dunkel. Da ist bestimmt niemand mehr unterwegs.

Rohstoffanalyse - COT Daten - Gold, Fleischmärkte, Orangensaft, Crude Oil, US Zinsen, S&P500 - KW 07/2009

Was tust du auf Suchmaschinen im Internet?

Was meinen die Leute eigentlich mit: Grexit?

Nina. 2. Ninas Mutter lebt nicht mit Nina und der Familie zusammen. Warum könnte das so sein? Vermute. Vielleicht ist sie. Möglicherweise.

Bis jetzt gelingt mir das ganz gut Bahar S. im Gespräch mit Jessica J.

Alle gehören dazu. Vorwort

Kulturelle Evolution 12

Übergänge- sind bedeutsame Lebensabschnitte!

Sufi-Zentrum Rabbaniyya. Eusubillahi-mineş-şeytanirrajim Bismillahirr-rahmanirrahim. Angst und Drohung. Sheikh Eşref Efendi - Sufiland

Das Leitbild vom Verein WIR

Ein Ausflug in die Vergangenheit Checkpoint Charlie und die Berliner Mauer

Dies fällt oft deshalb schwerer, da der Angehörige ja von früher gewohnt war, dass der Demenzkranke funktioniert. Was also kann oder soll man tun?

A1/2. Übungen A1 + A2

Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren

Diese 36 Fragen reichen, um sich zu verlieben

Kerstin Hack. Worte der Freundschaft. Zitate und Gedanken über wertvolle Menschen

Qualität und Verlässlichkeit Das verstehen die Deutschen unter Geschäftsmoral!

Gewöhnt man sich an das Leben auf der Strasse?

Nachts in der Stadt. Andrea Behnke: Wenn es Nacht wird Persen Verlag

Schritte. Schritte 3/2. im Beruf. Gespräche führen: Einen Arbeitsauftrag bekommen und darauf reagieren

Was ist Sozial-Raum-Orientierung?

Spielmaterial. Hallo! Ich bin der kleine AMIGO und zeige euch, wie dieses Spiel funktioniert. Viel Spaß! von Liesbeth Bos

Evangelisch-Lutherische Freikirche Zionsgemeinde Hartenstein

Ein süsses Experiment

changenow THE PLAN Die 7 Brillen der Vergangenheit

Dass aus mir doch noch was wird Jaqueline M. im Gespräch mit Nadine M.

Meine Lernplanung Wie lerne ich?

Lernerfolge sichern - Ein wichtiger Beitrag zu mehr Motivation

50 Fragen, um Dir das Rauchen abzugewöhnen 1/6

GOTTESDIENST vor den Sommerferien in leichter Sprache

Für Kinder ab 9 Jahren. Deine Eltern lassen sich scheiden. Wie geht es weiter?

Des Kaisers neue Kleider

Jojo sucht das Glück - 3 Folge 22: Die Rechnung

Eva Douma: Die Vorteile und Nachteile der Ökonomisierung in der Sozialen Arbeit

und grünen Salat und Ähnliches fraß. Das war also in Ordnung, mein allerliebster Liebling. Siehst du das ein?

Achten Sie auf Spaß: es handelt sich dabei um wissenschaftliche Daten

Die Höhle ist ein großes, tiefes Loch im Felsen.

Gutes Leben was ist das?

Die Sterntaler. Die Sterntaler. Beitrag zum Textverständnis / Grammatik im Deutsch. Dieses Büchlein gehört:

Im Zeichen des Lotus Pädagogisches Material zum Schwerpunktthema alle welt 1/2010

Gesprächsführung für Sicherheitsbeauftragte Gesetzliche Unfallversicherung

Tag der Schulverpflegung 2014

Es gilt das gesprochene Wort. Anrede

Jesus, der sich selbst als Lösegeld für alle gegeben hat. 1. Timotheus 2,6

Wo blüht durch mein Zu-Tun Leben auf? Was drängt in mir zum Leben... oder durch mich?

Informationen zur Erstkommunion 2016

O du fröhliche... Weihnachtszeit: Wie Sarah und ihre Familie Weihnachten feiern, erfährst du in unserer Fotogeschichte.

Versetzungsgefahr als ultimative Chance. ein vortrag für versetzungsgefährdete

Transkript:

Rax Zeitung Österreichischer Bergrettungsdienst Ortsstelle Reichenau Nr. 143 01 2013 Karl Lukan Würdigung zum 90er Klettersteigsets ein Sicherheitsrisiko? Prein-Buch von Gottfried Brandstätter

Alpenbogen Fotografie und Poesie s/w Fine Art Prints und Kalligrafien von Ewald Putz in der Galerie 5er-Haus, 2651 Reichenau, Schloßplatz 5 Öffnungszeiten: Samstag, 6. Juli bis Samstag, 20. Juli 2013, täglich von 15 bis 19 Uhr Vernissage: Freitag, 5. Juli 2013, 18 Uhr

Editorial Selten konnte man mit so großer Berechtigung über das Wetter lamentieren wie in der ersten Jahreshälfte 2013 ein gefühlsmäßig (seit Jahresbeginn) fast sechsmonatiger Winter, der erst in den letzten Tagen übergangslos in einen Saharasommer übergegangen ist, sintflutartiger Dauerregen, der für zahlreiche Menschen in einer existenzbedrohenden Katastrophe gemündet hat. Obgleich also die vergangenen Monate auch bergsteigerisch und wandertechnisch nicht unbedingt einen Idealzustand repräsentieren, schlägt sich das interessanterweise nicht in erwarteter Form in der Einsatzbilanz nieder. Im Gegenteil per 17. Juni 2013 hat die Ortstelle Reichenau bereits 31 Einsätze zu verzeichnen dabei stehen die traditionell»einsatzreichen«sommer- und Herbstmonate noch bevor. Bei den meisten Bergunfällen spielt bekanntlich der Faktor Mensch die entscheidende Rolle. Stolpern, Ausgleiten, Orientierungsverlust (»Verirren«) sowie Erschöpfung aufgrund von Überforderung sind klassische Beispiele dafür und stellen die häufigsten Gründe für einen Bergrettungseinsatz dar. Für Verunsicherung haben allerdings in den letzten Monaten Berichte gesorgt, wonach es zum wiederholten Male zu zum Teil tödlichen Unfällen trotz vorbildhafter Verwendung von Sicherungsmitteln gekommen ist. Konkret handelt es sich dabei um Klettersteigsets, die zur Selbstsicherung auf Klettersteigen zum Einsatz kommen. Unser Ausbildungsleiter Michael Schieraus klärt auf den Seiten 12 und 13 über diese Problematik auf. Noch viel haarsträubendere Sicherungsmittel kamen allerdings in früheren Zeiten zum Einsatz, als Karl Lukan, der nun seinen 90. Geburtstag feiert (wir gratulieren herzlich!), kurz nach dem 2. Weltkrieg die Raxfelsen bezwang. Einen Eindruck davon bietet die Schilderung auf den Seiten 4 bis 5, die einem der Klassiker der Bergliteratur von Karl Lukan entnommen wurde. Stark in Mitleidenschaft gezogene Hanfseile, Paketschnüre als Abseilschlingen da galt es wohl, sich primär auf sein Können (und weniger auf das Material) zu verlassen. Am idealsten ist es natürlich, wenn am Berg Mensch, Material und nicht zuletzt das Wetter im Sinne der Sicherheit harmonisch zusammenwirken. In diesem Sinne: Einen schönen und unfallfreien Sommer wünscht Sabine Buchebner-Ferstl Eigentümer, Herausgeber und Verleger: ÖBRD, Ortsstelle Reichenau an der Rax. Für den Inhalt verantwortlich: Sabine Buchebner-Ferstl, 2654 Prein, Tel. 0664/47 66 229, buchebnerferstl@chello.at. Fotos: Archiv Bergrettung, Gerhard Ferstl, Matthias Stranz, Christian Hofer, Franz Hofreiter, Ewald Putz. Gestaltung und Satz: Michael Karner, www.typografie.co.at. Druck: digitaldruck.at. Verlagspostamt: 2640 Gloggnitz. 3 Raxzeitung 01/2013

Mit Schreibstift und Kletterhammer Eine Würdigung zum 90. Geburtstag von Karl Lukan Wieder einmal ist eine Weltsensation geschafft. Eine»unmögliche«Kletterstelle wurde überwunden, ein»unbezwingbarer«granitzapfen bestiegen, ein 8000er in unglaublicher Rekordzeit überlaufen. Jetzt sitzen die Helden auf dem Gipfel, die Filmkamera läuft, die Welt liegt ihnen zu Füßen. Jetzt ist die Zeit gekommen für die Stars, tiefsinniges und philosophisches über den Sinn des Lebens und das eigene Tun abzusondern. Manchmal werden dann die mittels Fernsehen ins Wohnzimmer transferierten»heldentaten«gar zu heroisch und die Selbstinszenierungen nerven, dann drehe ich den Apparat ab, schenke mir ein Glas Wein ein und schlage ein Buch von Karl (Charly) Lukan auf. Denn es gab auch eine»andere«bergwelt. Es gab die»bergzigeuner«, die»verrückten nach den Bergen«, die»wilden Gesellen vom Sturmwind umweht«. Dies sind nur drei Titel der ungezählten Publikationen Lukans, und taucht man in diese Geschichten ein, ist man in einer»anderen«bergwelt: 1» Schließlich hatte es auch mich erwischt! Man trinkt nicht ungestraft wochenlang aus einem Bach, in dem tote Menschen und tote Pferde liegen. Das hatten wir im Kaukasus getan. Wir mussten aus diesem Bach trinken, sonst wären wir verdurstet. Was meinen Sie? Wir hätten das Wasser abkochen sollen? Wir durften aber kein Feuer machen, da uns sonst die russischen Granatwerfer zusammengeschossen hätten. Ich bekam also Typhus und wurde ins Lazarett eingeliefert. So um den zwanzigsten Dezember sagte ich zu einer Krankenschwester:»Jetzt muss bald Weihnachten sein.«und als ich wieder aus dem Schlaf erwachte, fragte ich:»ist schon Weihnachten?Du armer Junge«, antwortete die Krankenschwester.»Wir sind schon im Jahr 1943!«Ich war mehr als vierzehn Tage lang bewusstlos gewesen. 1 Der folgende Auszug stammt aus dem Buch: Karl Lukan (1968):»Wilde Gesellen vom Sturmwind umweht «Ein Bergfahrtenbuch. Verlag Das Bergland-Buch; S. 54 58. Ende April war ich wieder soweit gesund, dass man mich auf Genesungsurlaub schickte. Ein Mensch, der nur aus Haut und Knochen bestand und dessen Leben nur an einem Zwirnsfaden gehangen hatte, konnte wieder auf seinen eigenen zwei Beinen gehen. Daheim öffnete ich die Schublade mit meinem Kletterzeug. Ich holte die verbogenen Haken hervor und schlug sie mit dem Hammer wieder gerade. Der Hammer? Er war in Ordnung. Die Trittschlingen ebenfalls. Mein Hanfseil (damals gab es nur Hanfseile) war allerdings vom Fels so zerrieben worden, dass es sogar schon knisterte, wenn man es in die Hand nahm. Und die Spitzen von meinen Manchonkletterpatschen (damals gab es auch noch keine Gummiprofilsohlen!) waren schon so dünn wie ein Blatt Papier. So ganz in Ordnung war eigentlich nur mein Partner: Sepp Bauer aus Gloggnitz. Mit ihm wollte ich den Spielbichlerriss auf der Rax machen. Der Spielbichlerriss: Im Jahr 1934 war er von Ernst Matauschek und Ernst Hönigschnabel zum ersten Mal begangen worden. Leo Kozel hatte dann die zweite Begehung gemacht.»ein höllischer Weg!«war seine Meinung. Und diese Meinung zählte damals unter den Raxkletterern; denn Leo galt als Raxklettergott. Von diesem höllischen Weg hatte ich die ganze Zeit im Lazarett geträumt während mir eine Krankenschwester das Butterbrot scheiden musste, weil ich selber dazu viel zu schwach war. Ich spürte auch noch eine leichte Schwäche in den Knien, als ich nach dem Straßenmarsch von Payerbach zum Weichtalhaus dort den Rucksack ablegte. Und ich schlief am nächsten Morgen bis um halb acht. Sepp war schon seit fünf Uhr früh wach.»warum hast du mich nicht geweckt?weil du den Schlaf brauchst!«so ähnlich hatten in den vergangenen Monaten auch alle Krankenschwestern mit mir gesprochen. Um neun Uhr früh stiegen wir in die Wand ein. Zunächst noch Schrofen. Dann ein Riss.»Wie fühlst du dich?«fragte Sepp wieder in dem sanften Krankenschwesterton.»Jetzt pack endlich deine milden Töne ein! Mir geht es ausgezeichnet! Das Leben hat mich wieder!«worauf Sepp versprach, mich nicht mehr nach meinem Befinden zu fragen. Er hielt sein Versprechen. Sepp redete von nun an kein Wort mehr. Er blieb auch stumm, als ich mich von der Höhle weg den überhängenden Riss hinaufarbeitete. Dann kam ich zu einer Stelle, an der ich weder mit Spreizen, noch mit Piaz-Gegendrucktechnik 4 Raxzeitung 01/2013

weiterkam. Einen Haken wollte ich nicht schlagen. Noch nicht. Vielleicht ging s auch ohne. Ich versuchte nochmals zu spreizen, doch es war vergebens! Unter mir tiefe Stille.»Sepp!Ja, was ist?ich komm über das Wandl da nicht hinauf!«große Pause. Sepp hatte nicht vergessen, dass ich keine Krankenschwester auf dem Standplatz wünschte.»kräul nur aufi, dann wird es schon gehen«, brummte er schließlich. Und tatsächlich, jetzt ging s! Am Nachmittag erreichten wird den Großen Quergang, den Fünfzigmeter-Quergang unter dem Großen Dach. Eine der kühnsten Kletterstellen der Rax. Wir überlegten lange, welches unserer beiden Seile wir als Quergangsseil verwenden sollten und welches als Sicherungsseil. Selbstverständlich war Sepp dafür, dass sein besseres Seil das Sicherungsseil sein sollte. Doch ich hatte noch immer das böse Knirschen meines Todesstricks in den Ohren, wenn mir der Sepp etwas zu kräftig Seilzug gegeben hatte.»und was ist, wenn mein Strick reißt, wenn ich mich daran in die Wand seile? Runter falle ich sowieso nicht! Hauptsache, das Quergangsseil ist in Ordnung!«So reich waren wir damals an Zuversicht. Und so arm waren wir an Ausrüstung. Schließlich einigten wir uns dann doch darauf, dass das gute Seil vom Sepp das Sicherungsseil sein sollte. Bevor wir den Quergang packten, rasteten wir noch eine kleine Weile. Unser ganzer Tourenproviant bestand aus einem Stück Brot, das gottlob schon so hart war, dass es den Transport in Sepps Hosentasche überstanden hatte, ohne dabei zu zerbröseln.»und außerdem bin ich ein kluges Kind. Ich hab den Bims in mein Schneuztüchl gewickelt, damit ihm ja nichts passiert!«sagte Sepp stolz. Er wechselte das Schneuztüchl einmal im Monat. Ich knabberte an dem Brot und schaute mir den Quergang an. Der Traumquergang eines Typhuskranken! Jetzt wusste ich gar nicht mehr, wann mir eigentlich die fixe Idee gekommen war, meine Genesung mit einer Begehung des Spielbichlerrisses zu feiern. Jedenfalls hatte man mir noch das Brot schneiden müssen, als ich bereits im Geiste an der senkrechten Wand unter dem Großen Dach in den Seilen hing hoch über dem Höllental, hoch über dem Typhus und weit, weit weg von den Menschen, die im Bett neben mir plötzlich starben, als ob ihr Leben nur ein langer Tag gewesen wäre, der sie müde gemacht hatte. Träume, die Wirklichkeit werden! Ich seilte mich in die rot-gelbe Wand. Ich arbeitete mit Seilzug, mit Gleichgewichtsverteilung und mit Reibung. Und ich gewann Meter um Meter. Es war alles so einfach, weil ich mir den Quergang viel schwieriger vorgestellt hatte. Damals an den langen Abenden im Lazarett, mit den sterbenden Menschen neben mir. Als wir den Ausstieg des Spielbichlerrisses erreichten, dämmerte es bereits. Wir stiegen den Wiener-Neustädter-Weg ab. Über dessen letztem Steilabbruch wurde es Nacht, stockfinstere Nacht. Wir setzten uns auf einen Rasenpolster, um den Morgen zu erwarten. Es war eine warme Nacht, eine gute Nacht. Keine Leuchtraketen wurden in den Himmel geschossen, keine Maschinengewehre bellten, und ein leises Rauschen irgendwo war nicht der Feind. Neben mir saß mein Freund Sepp und redete und redete»eigentlich habe ich gar nicht recht geglaubt, dass wir den Riss derpacken werden«, sagte Sepp.»Deshalb habe ich mir für alle Fälle das hier mitgenommen: Abseilschlingen für einen Rückzug!Ich griff nach den Schlingen. Es waren ganz gewöhnliche Paketschnüre. Gegen diese Schnüre war sogar mein Todesstrick noch ein Stahlseil!»Sepp«, sagte ich daher,»du weißt gar nicht, wie glücklich ich bin, dass wir keinen Rückzug antreten mussten!«seither bin ich noch oft den Wiener-Neustädter- Weg gegangen. Und jedesmal bin ich bei dem Rasenpolster, auf dem wir nach dem Spielbichlerriss die Nacht verbracht hatten, stehengeblieben. Gedenkminute an alte Zeiten. «Karl Lukan gehörte zu den Kletterern, die die Bergwelt während und nach der Katastrophe des 2. Weltkriegs für sich als einen»fluchtpunkt«entdeckten. Beim Bergsteigen, bei der»eroberung des Zwecklosen«(Pierre Mazeaud) tauchten sie in eine Gegenwelt zum tristen, banalen Alltag ein, und Lukans Geschichten geben einen Blick frei auf eine Welt, in der die elementaren Gefühle des Menschen in reinster Form zum Vorschein kommen: Mut, Angst, Hunger, Durst, Müdigkeit und eine alles Negative überwindende Heiterkeit. Karl Lukan war ein Erschließer der Raxfelsen und ein Erzähler wunderbarer Geschichten. Wir gratulieren mit Respekt und tiefempfundener Bewunderung! Ewald Putz 5 Raxzeitung 01/2013

Aus der Ortsstelle Ein Dankeschön an die neuen Unterstützenden Mitglieder Gruber Eva Schieraus Sonja Dorn Karl Hirschegger Eva Pichler Eva Uher Josef/Ulrike Männer Birgit Tauchner Richard Polleres Ernst Polleres Waltraud Geier Franz Wöhrer Werner Mag. Lixl Sonja Kragolnik Robert Haiden Erwin Fahrner Claudia Dr. Posch Werner Pichler Ulrich Rasner Thorsten Wiedner Christian Turk Lukas Kerschbaumer Roland Kostal Renate Schneider Johann Reifböck Katharina Reifböck Michaela Rath Hildegard Stumpf Maxentius Müllegger Hannes Swoboda Eva Happy Birthday Zum 70. Geburtstag Rutter Helmut (23. 7. 1943) Zum 60. Geburtstag Stranz Matthias (16. 7. 1953) Zum 50. Geburtstag Dorfmeister Jürgen (24. 9. 1963) Zöchling Gerhard (10. 11. 1963) Zum 40. Geburtstag Scherz Markus (29. 9. 1973) Zum 30. Geburtstag Schieraus Michael (13. 8. 1983) Zum 20. Geburtstag Turk Lukas (5. 9. 1993) Herzlichen Glückwünsch zur (Haus-)Geburt einer Tochter unserem Bergrettungskameraden Peter Braun und seiner Frau Astrid. Wir trauern um unseren ehemaligen Bergrettungskameraden Walter Brumla, verstorben am 18. Februar 2013 im 67. Lebensjahr. Wir bedanken uns herzlich für die Kranzspenden bei den Begräbnissen von Beppo Zinkl, Beppo Dissauer, DI Johann Tobler und Norbert Indra. bei den Hüttenwirten für den Reinerlös des»wander-openings«. bei Hrn. Neuer für seine großzügige Spende. Info Das Habsburghaus bietet auch heuer wieder ermäßigte Menüs für Bergrettungsmitglieder (Ausweis nicht vergessen) vielen Dank dafür. Beschlüsse und Themenschwerpunkte auszugsweise aus den Ausschusssitzungen: Die Bergrettung Reichenau spendet den Waisenkinder vom Lesachtal im Rahmen der Bergrettungssolidaritätsaktion 500 Euro. Am Naturfreundehaus Knofeleben wird ein Materialdepot eingerichtet. Die Stangenmarkierung zum Ottohaus wurde verbessert es wurden zehn Stück Schneestangen- Halter angefertigt (Danke an Willi Grabner). Für das neue Einsatzfahrzeug sind Fahrerschulungen notwendig. Der theoretische Teil wurde bereits absolviert. Ein Trainingsparcours wurde von der Firma MMP zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns herzlich. 6 Raxzeitung 01/2013

»Pinzi-Bastelbogen«wurde von der Firma Neupack als Lehrlingsprojekt erstellt. Wir bedanken uns bei der Firmenleitung sowie Gerli Ferstl, Wolfgang Linder und Daniel Männer für ihre Bemühungen. Klettersteigset-Aktion: Klettersteigsets der Firma Petzl können begünstigt von BR-Mitgliedern erworben werden. Aktivitäten in den vergangenen Monaten Sommerübung 2012 21 Personen an der Übung teil, am Sonntag 14 Personen. Kursabschluss war im Weichtalhaus. Im Rahmen der Sommerübung war auch eine Gruppe von Blinden und Sehbehinderten aus Wien eingeladen, die von Ortstellenleiter Ewald Putz und Einsatzleiter Gerli Ferstl begleitet wurde. Zu Beginn wurde die Zentrale präsentiert und Allgemeines zum Einsatzgeschehen berichtet. Auch das richtige Verhalten in alpinem Gelände wurde besprochen. Dieses konnte im Anschluss daran auf der Rax gleich erprobt werden: Die Gruppe fuhr gemeinsam mit Ewald und Gerli mit der Seilbahn Unserer heurige Sommerübung fand am 8. und 9. Juni auf dem Schneeberg (mit Übernachtung auf der Kienthalerhütte) statt. Am Samstag, an dem die Gebietskunde im Mittelpunkt stand, erfolgte der Aufstieg auf die Kienthalerhütte über diverse Stadelwandklettertouren und den Lärchkogelgrat und es stand auch Gebietskunde Richtung Kuhschneeberg auf dem Programm. Eine Gruppe stieg auf die Fischerhütte auf und über den Wurzengraben wieder auf die Kienthalerhütte ab. Herzlichen Dank an Düsi und Co. für die ausgezeichnete Verpflegung. Der Sonntag am Turmstein war dem Thema Seilkunde gewidmet. Am Samstag nahmen 7 Raxzeitung 01/2013

auf die Bergstation und wanderte zum Ottohaus und wieder zurück. Auf der Bergstation wurde auch das Materialdepot präsentiert. Nach einem Abschlussessen auf der Bergstation fuhr die Gruppe mit der Seilbahn wieder ins Tal. Schiausflug 2013 Unser heuriger Schiausflug führte uns nach Altaussee, auf den Loser bzw. den Bräuningzinken. Nach einem gemütlichen Aufstieg von ca. eineinhalb Stunden gönnten wir uns eine ausgiebige Gipfelrast. Für die Abfahrt bildeten wir zwei Gruppen. Eine Gruppe fuhr nordseitig in Traumpulver ab, die andere südseitig in herrlichem Firn. Ausklingen ließen wir den Tag in Bad Mitterndorf beim Kirchenwirt. Die Bergrettung Reichenau bietet diese Ausflüge seit mittlerweile sechs Jahren an, als kleines Dankeschön für unsere Unterstützenden Mitglieder, Angehörigen und Partner der BergretterInnen. Andererseits um auch allen die Möglichkeit zu geben, in Gebiete zu kommen, wo man privat nicht so leicht hinkommt. Michael Schieraus 8 Raxzeitung 01/2013

9 Raxzeitung 01/2013

Erste Hilfe Kurs Am 18. Jänner 2013 fand in der Bergrettungszentrale in Reichenau ein Erste-Hilfe-Kurs statt. Als Themen standen Unterkühlung und Erfrierungen sowie Verletzungen nach Schiunfällen auf dem Programm. Mit großer Aufmerksamkeit lauschten an die vierzig BergretterInnen den Ausführungen von Christian Dittler. Danke Düsi. Dino Wander-Opening der Hüttenwirte Beim 1. Wander-Opening der Hüttenwirte am 3. und 4. Mai 2013 war die Bergrettung Reichenau mit einem Stand vertreten und betreute den Kletterturm. Der Reinertrag des Vortrags von Hans Thurner über die»alpenüberquerung«betrug 300, Euro und wurde von den Hüttenwirten bei der Sommerdienstversammlung an die Ortsstellenleitung übergeben. Schulfest der Hauptschule Reichenau Am 14. Mai 2013 wurde beim Schulfest der Hauptschule Reichenau ein Staffellauf mit Gebirgstrage durchgeführt. Walter Brumla (1946 2013) Es ist etwa 30 Jahre her, dass viele von uns dich kennenlernen durften. Es war die gemeinsame Begeisterung für die Berge bzw. die Bergrettung und darüber hinaus auch deine Art, wie du uns das Wildwasserpaddeln näher gebracht hast. Deinem fröhlichen Auftreten konnte man sich einfach nicht entziehen. In den folgenden Jahren waren wir eine verschworene Truppe, die die lohnenden Bäche Österreichs bzw. Europas befuhren (manche auch beschwommen!?). Daneben ging sich auch noch so manche Ski- oder Bergtour aus. Dass es abends eine»nachbesprechung«am Wirtshaustisch gab, wollen wir hier nicht unerwähnt lassen. Deine Beiträge zur guten Stimmung sind unvergessen. Deinem handwerklichen Geschick verdankte der eine oder andere von uns eine fahrbare Schutzhütte, in Form eines Wohnmobils. Danke. In dieser Zeit lernten wir verschiedenste Facetten von dir kennen. Dein sensibler Kern musste dann und wann wieder aufpoliert werden. Du hast es dir nicht immer leicht gemacht, aber wir bemühten uns, dir in solchen Stunden zu helfen. Dein Einsatz für die Bergrettung, sowohl für Reichenau als auch in der Ausbildung im Land, war vorbildlich, aber leider auch tragisch. Ein Unfall im Rahmen des Dienstgeschehens hat dazu geführt, dass du die letzten Jahre nicht mehr»dein«leben so leben konntest, wie wir es dir alle gewünscht hätten. Die Nachricht von deinem Tod hat in uns allen die gemeinsamen Erlebnisse wieder in Erinnerung gerufen und sie bekommen noch einmal eine andere Dimension. Brummi, wir wünschen dir in deiner neuen Welt Erfüllung und Frieden, vielen Dank für die gemeinsamen schönen Stunden. Deine Kameraden von der Ortsstelle Reichenau. Gernot Alfons 10 Raxzeitung 01/2013

Einsätze Per 17. Juni 2013 wurde die Ortsstelle Reichenau bereits zu insgesamt 31 Einsätzen gerufen. Exemplarisch soll hier ein besonders dramatischer Einsatz am Gaislochboden geschildert werden:»verirrte Tourengeher am dritten Tag gerettet«, so titelten die Medien. Zwei Männer waren am Freitag zu einer zweitägigen Bergtour auf die Rax aufgebrochen. Doch beim Abstieg verirrten sich die Beiden und mussten eine weitere Nacht im Freien verbringen. Nach stundenlanger Suche (fünf Stunden) erreichte einer der beiden das Ottohaus und konnte einen Notruf absetzen. 12.55 Uhr: Die Bergrettung wird alarmiert. 13.32 Uhr: Die erste Mannschaft trifft am Ottohaus ein, erster Kontakt mit dem Melder, die gesuchte Person befindet sich in einem schlechten Allgemeinzustand, nicht gehfähig, wenig gegessen, unterkühlt. 13.50 Uhr: Die Gruppe 1 startet die Suche mit Unterstützung des Melders. 14.45 Uhr: Die Suchgruppe findet die Fußspur des Melders und folgt dieser zum Vermissten. Um 15 Uhr traf die erste Gruppe beim Gesuchten ein. Er war zu diesem Zeitpunkt bedingt ansprechbar. Sofort begannt man mit der Versorgung und der Vorbereitung zum Abtransport, der um 15.42 Uhr startete. Nach und nach trafen insgesamt 28 Bergretter- Innen und sechs Alpinpolizisten ein. Trotzdem dauerte die Aktion noch fünf Stunden bis zum Ottohaus. Keine Hand war zu viel. Der metertiefe Neuschnee machte ein Vorwärtskommen sehr schwer. Vom Ottohaus ging es per Pistengerät zur Bergstation, wo die beiden Geborgenen erstmals aufgewärmt wurden. Um 21.30 Uhr wurden die Geborgenen dem Roten Kreuz übergeben und ins Landesklinikum Wiener Neustadt transportiert. Für die Bergrettung Reichenau war um 22.15 Uhr Einsatzende. Erwähnen möchte ich auch noch die gute Zusammenarbeit mit dem Personal der Raxseilbahn sowie der Alpinpolizei. Ohne ihre tatkräftige Unterstützung hätte diese Aktion wohl noch viel länger gedauert. Dieses Mail erreichte uns ein paar Tage später. Es ist der ausdrückliche Wunsch des Verfassers, es zu veröffentlichen. Liebes Bergrettungsteam! Ich war einer der beiden geretteten vom Wochenende! Möchte mich nochmals bei allen Beteiligten bedanken. Es war dumm von uns nur mit einem paar Schneeschuhen los zu ziehen. Wir werden in Zukunft besser planen und aufpassen! Auf alle Fälle werde ich eine Aufmerksamkeit bei eurem Stützpunkt hinterlegen. Mfg Klaus Wolf Details zu allen Einsätzen finden Sie/findest du unter»aktuelles«auf unserer Homepage: www.bergrettung-reichenau-rax.at 11 Raxzeitung 01/2013

Klettersteigsets ein Sicherheitsrisiko? Die Klettersteigset-Problematik Da sich immer mehr Menschen auf Klettersteigen tummeln, steigen die Einsatz- und Unfallzahlen in letzter Zeit deutlich an. Immer mehr»eisenwege«werden erschlossen bzw. saniert siehe Haidsteig, um ein unbeschwertes Bergerlebnis garantieren zu können. Zum Glück wird vom Großteil der Klettersteiggeher mittlerweile ein Klettersteigset verwendet, das im Falle eines Sturzes einen schweren Unfall verhindern soll. Jedoch muss gesagt werden, dass ein Klettersteigset nur als Notfallausrüstung und nicht als Sicherungsausrüstung gesehen werden darf. Leider kam es im letzten Jahr zu einem Unfall mit Todesfolge, obwohl das Klettersteigset korrekt verwendet und dieses auch für den Gebrauch zugelassen war. Alle Hersteller unterliegen der Richtlinie für Persönliche Schutzausrüstung und müssen so gewisse Anforderungen und Richtlinien erfüllen Die am Markt befindlichen Klettersteigsets (KSS) müssen einer Norm Prüfung (EN 958) unterzogen werden, um dann, mit CE Zeichen und Nummer der Prüfstelle versehen, auf den Markt zu gelangen. Ein Klettersteigset ist nur für den einmaligen Notfall gebaut und darf nach einem Sturz nicht mehr verwendet werden. Natürlich hatten alle Hersteller der defekten KSS diese Prüfung durchgeführt und auch bestanden. Die Problematik wurde erst im Laufe der Zeit bzw. zu spät erkannt, nämlich durch Materialermüdung bei häufigem Gebrauch oder genereller Alterung. Zum einen wurde eine Rückrufaktion gestartet, die alle KSS mit Variablen Ästen, sprich alle Sets mit dehnbaren Bandschlingen zwischen Bremse und Karabiner enthalten. Zum zweiten wurden alle Sets mit Reibungsbremsen zurückgerufen, überprüft und gegebenenfalls ausgetauscht. Da es sich die Bergrettung nicht leisten kann, mit schadhaften Materialien sich selbst oder gar andere in Gefahr zu bringen, wurden unverzüglich Maßnahmen getroffen. Seitens der Ortsstelle Reichenau wurde der Hersteller unserer KS kontaktiert und alle fraglichen Produkte ausgetauscht. Wer heute ein Klettersteigset kauft, sollte auf namhafte Hersteller und Sets mit Bandfalldämpfern zurückgreifen. Vorsicht ist vor allem mit Kindern auf Klettersteigen geboten, da der Falldämpfer in den meisten Fällen (Herstellerangaben beachten) erst ab 40 kg Körpergewicht auslösen kann. Auch zu schwere Personen können den Falldämpfer an seine Grenzen bringen, in beiden Fällen ist ein Sichern mit einem zusätzlichen Kletterseil vonnöten. Moderne Klettersteigsets verfügen über eine zusätzliche Rastschlinge, bei der sich der Kletterer»kurz«(im Sinne der Distanz zum Stahlseil) einhängen kann. In diesem Fall müssen jedoch immer die beiden Original-Äste am Seil eingehängt bleiben. Keine Angst, der Bandfalldämpfer darf erst ab 120 kg Belastung zu wirken beginnen. In den meisten Fällen kann also problemlos gerastet werden, ohne den Falldämpfer zum Auslösen zu bringen. Zu beachten gilt, dass stets beide Äste im Klettersteig eingehängt sind und keinesfalls ein Ast am Anseilpunkt des Klettergurtes eingehängt ist. Dies würde zum Kurzschließen des Bremssystems führen und ein Unfall wäre unausweichlich. 12 Raxzeitung 01/2013

Abschließend sei gesagt, dass bei der Verwendung jeglicher Sicherungseinrichtung gegen Absturz unbedingt die Herstellerangaben beachtet werden müssen und auch der Hausverstand mit von der Partie sein sollte. Die Normprüfung für Klettersteigsets Die Prüfung erfolgt mit einem 80 kg Gewicht und einer Fallhöhe von 5 m. Der Falldämpfer hat nun die Aufgabe, das Gewicht innerhalb von 1,20 m zu stoppen. Dabei darf der Fangstoß von 6 kn (ca. 600 kg) nicht überschritten werden. Bei Belastungen über 600 kg kann es zu ernsthaften Verletzungen des Klettersteiggehers kommen. Die Kombination aus Fangstoß max. 6k N und 1,20 m Bremslänge stellt die Hersteller vor die größte Herausforderung. Klettersteigsets, bei denen das UIAA Zeichen abgebildet ist, wurden einer zusätzlichen, jedoch nicht vorgeschriebenen Prüfung unterzogen. Bei dieser Prüfung wird zusätzlich das Ansprechverhalten der Bremse bei Nässe getestet. Unfallstatistik Im Laufe des letzten Jahres haben sich auf Österreichs Klettersteigen 98 Unfälle mit insgesamt 50 Verletzten ereignet, 5 davon leider mit Todesfolge. An dieser Stelle sei erwähnt, dass bei einem der Verunglückten das Klettersteigset versagte und dies der Auslöser der aktuellen Diskussion war. Generell ist Stolpern oder Ausrutschen die Unfallursache Nummer eins, gefolgt von Herz-Kreislauf- Problemen und Steinschlag. Zusammenfassend ist das Versagen von Material eher die Ausnahme, und der Mensch als solcher die Hauptunfallursache. Michael Schieraus Quellen: Berg und Steigen, Kuratorium für Alpine Sicherheit Für weitere Informationen siehe auch: http://www.alpenverein.at/portal/news/aktuelle_ news/2013_02_25_klettersteigsets.php Seit der letzten, nunmehr vergriffenen 6ten Auflage des Jahres 2006 ist viel Wasser die Schwarza hinabgeflossen das Thal hat sich zu einem der bedeutendsten Klettergebiete Österreichs etabliert! Das neue Buch präsentiert sich im bewährten Stil, aber weit mehr als doppeltem Umfang: Komplett neu gezeichnet stellt der Führer ein üppiges Gesamtwerk von Rax/Schneeberg und Umgebung dar das gesamte Kletter-Spektrum des riesigen Gebietes wird anschaulich dargestellt: Von den Topklassikern des 2. 5. Schwierigkeitsgrades (völlig neue, exakte Topos!) zu vielen»klassischen«neutouren dieser Grade in bislang unbekannten Wandzonen; von den sehr zahlreichen neuen Mehrseillängentouren im Genuss/Plaisier/Sportkletterbereich bis auch zu etlichen neuen Top-Klettergärten! In bestehenden Klettergebieten kamen viele Neutouren hinzu, unzählige Anstiege wurden saniert somit präsentiert sich die neue»höllenthalbibel«mit über 2000 Routen! Eine Vielzahl an Kletter-, Wand- und Übersichtsfotos, mehrere Farbteile sowie historische Einsprengsel runden das Ganze ab und versuchen, dem Anspruch, ein würdiges»monument«über Rax und Schneeberg (den östlichsten Zweitausendern der Alpen) zu hinterlassen, gerecht. Preis: 30,80 Euro 13 Raxzeitung 01/2013

Neuerscheinung: Prein, Grenzort am Fuße der Rax Autor Gottfried Brandstätter hat einige Jahre recherchiert, um die Bedeutung des Kurortes Prein an der Rax und seine Geschichte dokumentieren zu können. Das Buch ist kein klassisches Buch, sondern ein Lesebuch und zu vielen Themen ein Nachschlagewerk mit vielen, bisher noch nicht veröffentlichten Schriften und Fotos. Die Hauptthemen sind: Die Erstnennung von Prein und seinerzeitige Heimat der Breunner, Bergbau, Kirche, Schule, Gewerbebetriebe und Geschäfte, Gastronomie, Vereinswesen, Alm-, Forst- und Landwirtschaft, Ereignisse in den beiden Weltkriegen, persönliche Schicksale, Villen und Häuser, berühmte Persönlichkeiten, Künstler, Kuranstalten, die Wasserversorgung, die Jagd, die Richtfunkstrecke Wien Agram, Verkehrsverbindungen, Post, Gendarmerie, Raiffeisenkasse, Bergrettung, Wander- und Klettersteige, Schutzhütten und -häuser, etc. Die Buchpräsentation findet am Samstag, den 31. August 2013 im Raxalpenhof statt. Nach der Präsentation ist das Buch in der Buchhandlung Kral in Gloggnitz sowie auch österreichweit in den Buchhandlungen zu beziehen. Auch der Bergrettung ist ein Kapitel gewidmet das Foto unten zeigt die Ortstellenmitglieder aus der Prein. Vorne v. l.: Gerhard Ferstl, Sabine Buchebner-Ferstl, Michael Schieraus, Heribert Schieraus; Hinten v. l.: Sepp Leistentritt, Franz Eggl, Hias Gruber, Willi Maca mit Sohn Luis. 14 Raxzeitung 01/2013

Termine 6. bis 20. Juli 2013 Ausstellung»Alpenbogen Fotografie und Poesie«von Ewald Putz Reichenau, 5er-Haus (siehe Seite 2) 20. bis 21. Juli 2013 Mountainbike-Lauf Payerbach 24. August 2013 Rollenrodelbewerb Payerbach 20. bis 22. September 2013 Junior Trail 2013 Kürner/Sonnleiten (Raach) 15. November 2013 Mannschaftsversammlung mit Neuwahlen Gasthaus Flackl (Reichenau), 19 Uhr 15 Raxzeitung 01/2013

Berge erleben Jochen Hemmleb Austria 8000 Österreichische Alpinisten auf den höchsten Gipfeln der Welt Die spannende Geschichte des österreichischen 8000er-Bergsteigens erstmals in einem Buch: von Hermann Buhl und Peter Habeler bis hin zu Gerlinde Kaltenbrunner. 57 farb. und 55 sw. Abbildungen, geb. m. SU, ISBN 978-3-7022-3209-2 416 Seiten, 29.95 Verein Menschenwege Götterberge (Hg.) Herbert Tichy Das Leben als Reise Begegnungen mit dem Abenteurer, Bergsteiger und Reiseschriftsteller Dieses Buch erzählt vom außergewöhnlichen Leben des charismatischen Welten-Wanderers Herbert Tichy (1912 1987). 79 farb. und sw. Fotos, geb. m. SU ISBN 978-3-7022-3172-9 272 Seiten, 24.95 R. Demmel / H. Raffalt / B. Ritschel Austria alpin Die großen Gipfel in Österreich 55 sensationelle Gipfeltouren präsentiert in prachtvollen Bildern von Herbert Raffalt und Bernd Ritschel, mit Texten von Robert Demmel und einem Vorwort von Bergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner. 320 Fotos, 55 Touren mit Kartenskizzen geb. m. SU, ISBN 978-3-7022-3174-3 256 Seiten, 39.95 Alles Buchbar auf www.tyrolia-verlag.at