ERASMUS-Bericht Swansea 2011/2012 Christian Acker Im Frühjahr 2011 erfuhr ich, dass ich einen Erasmus-Platz für die Universität Swansea erhalten habe. Damit begann für mich die Planung für ein aufregendes und tolles Auslandssemester. Geld: Es ist zu raten, dass man sich vor Abreise eine Kreditkarte besorgt. Ich habe mir ein Konto bei der DKB eingerichtet, inklusive Kreditkarte. Der Vorteil bei dieser Kreditkarte ist, dass ihr zwar Geld von eurem Konto auf eure Kreditkarte buchen müsst, ihr dann aber weltweit kostenlos an allen Geldautomaten abheben könnt. Auf diese Weise ist auch sichergestellt, dass falls die Kreditkarte abhandenkommen sollte, nur ein kleiner Betrag auf dieser ist. So kann man auch mal kleinere Beträge abheben und muss nicht immer bündelweise Bargeld mit sich herumschleppen. Außerdem benötigt man für Buchungen von Flügen, Zügen, oder Bussen sowieso eine Kreditkarte. Damit das Ganze auch rechtzeitig eingerichtet ist, würde ich 2-3 Monate vorher die Kreditkarte beantragen. Die Anreise: Die Anreise selber gestaltete sich sehr einfach. Von Memmingen aus flog ich mit Ryanair nach London Stansted. Mit dem Stansted Express ging es dann nach London. Von London Paddington Station ging es dann weiter mit dem Zug in Richtung Wales. Nach 3h Zugfahrt und fast 12h insgesamter Reise kam ich schließlich um 23.30 in Swansea an. Übernachtung: Leider gibt es keine youth hostels in der unmittelbaren Nähe von Swansea. So habe ich die ersten Nächte bei einer Couchsurferin (www.couchsurfing.org) verbracht, die ebenfalls in Swansea studiert und welche mich auch noch um 0.00 Nachts bei sich aufgenommen hat. Dadurch hatte ich natürlich einen kleinen einheimischen Bonus und mir wurden Tipps zur Wohnungssuche gegeben, die Stadt sowie die Uni gezeigt. Außerdem hatte ich natürlich auch gleich einen Anschluss und bis heute sind wir noch in Kontakt. Bewusst habe ich mich gegen die Studentenwohnheime entschieden, denn nachdem ich online festgestellt habe, dass Privatwohnungen günstiger sind als Studentenwohnheime und in diesen fast ausschließlich freshers wohnen, deren primäre Aufgabe
es ist zu feiern, habe ich mich zu diesem Schritt entschlossen. Da auch die Universität Swansea davor warnt Wohnungen per Internet auszuwählen, habe ich mich entschlossen vor Ort selbst die Wohnungen zu besichtigen, was auch wirklich eine gute Idee war. Gesucht habe ich über großen Wohnungsseiten in Großbritannien nach den Studentenviertel Uplands und Brynmill in Swansea (www.gumtree.com und www.spareroom.co.uk). Natürlich kann man auch vor Ort zu einer der sog. letting agencies gehen, die bereits eine Auswahl an Häusern zu Verfügung haben, aber logischerweise eine Provision verlangen. Nach 2-3 Tagen und vielen Häusern die ich besichtigt hatte, habe ich schließlich meine Bleibe in einem renovierten und neumöblierten Haus mit 4 anderen Studenten gefunden. Zwei kamen aus England, einer aus China und einer aus Jordanien. Alle waren auch schon über 20, so dass man nicht nur zusammen gefeiert hat, sondern auch so Interessen geteilt hat. Wir waren zusammen wandern, schwimmen, im Kino, essen, bowlen, etc. und auch mit ihnen habe ich nach wie vor Kontakt.Die Unterkunft hat mich ungefähr 55 Pfund pro Woche, also 230 Pfund pro Monat gekostet, was noch recht günstig war. Der Wohnstandard ist leider ein anderer als der in Deutschland. Darum muss man wohl den einen oder anderen Abstrich machen. Außer Geld spielt keine Rolle, dann kann man auch für 500-600 Pfund in einer Wohnung mit vergleichbarem deutschem Standard wohnen. Freshers' Week Nachdem ich schon Mitte September angereist war und auch recht flott eine Unterkunft gefunden hatte, ging es nach zwei Wochen Eingewöhnungsphase auch endlich mit der Uni los. Die erste Woche ist die sog. Freshers' Week in der sich die Universität den neuen Studenten vorstellt. In einem großen Zelt direkt vor der Uni stellen sich während dieser Woche die verschiedensten societies vor, abends gab es mehrere große Parties in dem Zelt. Societies gibt es für alles und jeden Geschmack. Von den klassischen sport societies, wie Fußball, Schwimmen oder Rugby (walisischer Nationalsport) bis hin zu etwas ausgefalleneren societies wie die Glitter Society oder die Medieval Society. Ich selber habe mich bei der Explore-Swansea-Society, die, wie der Name schon sagt, Swansea und Umgebung erkundet hat, der German-Society, in der sowohl deutsche Austauschstudenten, als auch britische Studenten waren, die Deutsch studieren und die interessiert an Deutschland sind und der Canoe Society angemeldet. Bei der Anmeldung zu den sport societies ist zu beachten, dass man zunächst 10 Pfund an die Atheltic Union zahlen muss und dann anschließend die Gebühr für die entsprechende society. Sport societies sind zudem sehr ambitioniert, das bedeutet dass sie auf Leistung gehen. Wenn man eher gemütlich Sport machen
will und nicht einen neuen Bahnrekord im Schwimmen oder Kanu fahren aufstellen will, dann sollte man sich die Teilnahme an diesen societies gut überlegen.im Rahmen des ERASMUS- Austausches fand auch zu Beginn des Semesters eine Infoveranstaltung statt, organisiert von Ute Keller, der Erasmuskoordinatorin für die deutschen Austauschstudenten. Bei diesem Treffen stellten sich die Studenten aus Swansea vor, die vergangenes Jahr in Augsburg waren und die Austauschstudenten stellten ihre Heimatuniversitäten den Studenten aus Swansea vor, die kommendes Studienjahr nach Augsburg kommen werden. Uni: Nachdem man bereits im April bzw. Mai seine Wahl der Kurse angegeben hat, muss man vor Ort noch einmal wählen und sich seinen richtigen Stundenplan erstellen. Aber keine Angst, zwar hat man den Eindruck, dass alles ein wenig chaotisch ist, aber es hat jeder am Ende die Kurse belegt, die man auch machen wollte. Zwar heißt es unter den Bedingungen für ERASMUS-Studenten, dass sie nur Bachelorkurse belegen können, da ich aber schon weiter fortgeschritten mit meinem Studium bin, habe ich mich darum bemüht einen Platz in einem Masterkurs in Englischer Literaturwissenschaft zu ergattern, was am Ende auch nahezu problemlos geklappt hat. Leider darf man pro Semester nur 60 Swansea Credit Points belegen, was 30 ECTS im normalen System entspricht. Da aber fast jeder Kurs bereits 20 Punkte bringt, hatte ich am Ende einen Stundenplan mit 3 Veranstaltungen und insgesamt 6 Wochenstunden. Folgende Kurse hatte ich belegt: Translation Englisch-German (Level 3): Dies ist ein Kurs für Studenten die sich in ihrem Bachelorstudium in Deutsch im letzten Jahr befinden. Die meisten von den Teilnehmern waren bereits selber als Austauschstudenten in Deutschland und sind sehr aufgeschlossen und freundlich. Die wöchentliche Hausaufgabe, eine Übersetzung, war sehr gut machbar, auch dank der Hilfe meiner englischen Mitbewohner. Der Masterkurs den ich in Literaturwissenschaft belegt habe hieß Lost in Europe und beschäftigte sich mit den Veröffentlichungen von Autoren zwischen 1933 und 1989. So wurden Bücher von Franz Kafka, George Orwell oder Timothy Garton Ash gelesen. Insgesamt war das Lesepensum sehr hoch, durchschnittlich waren 250 Seiten pro Woche zu lesen. Aber das Lesepensum in allen literaturwissenschaftlichen Seminaren ist im Vergleich zu den Seminaren in Deutschland sehr hoch. Climate and Politics war der dritte und letzte Kurs den ich besuchte. Da ich als Zweitfach Geographie studiere, wollte ich auch hier einen Einblick in die Lehre erhalten. Es war ebenfalls ein sehr informatives Seminar bei dem man einen tollen Einblick in die
aktuelle Umweltdiskussion in Großbritannien erhalten hat. Insgesamt war es toll, einen Einblick in die Lehrmethoden an Universitäten in Großbritannien zu erhalten und mal ein anderes System zu erleben. Was mir äußerst positiv aufgefallen ist, ist der Umgang von Studenten und Dozenten. Sie reden sich zum Großteil alle mit Vornamen an und pflegen ein eher kollegiales Verhältnis miteinander. Wovon ich an der Uni abraten muss, sind die verschiedenen Mensen und Shops in denen sich die Studenten mit Lebensmitteln und Getränken eindecken können. Diese sind zum einen sehr teuer, zum anderen schmeckt es einfach nicht. Wer unterirdisch schlecht essen will und auch noch sein Geld loswerden will, der ist hier genau richtig! Leben: Wie bereits erwähnt ist von den Läden auf dem Campus abzuraten, da diese einfach überteuert sind, auch die kleinen Shops die sich in fast jeder Straße befinden und jeden Tag von morgens bis spät Nachts geöffnet haben sind recht teuer. In der Innenstadt befinden sich die großen Supermärkte wie Tesco, Sainsbury oder auch Lidl, die günstig ihre Produkte verkaufen. Dorthin gelangt man entweder zu Fuß, was auf die Dauer nervig wird, mit dem Bus, wo aber das Ticket für das Semester von September bis Mitte Dezember 140 Pfund kostet, oder man besorgt sich ein Fahrrad. Ein günstiger Laden hierfür ist der Re-Cycle Shop in Catherine Street. Hier kann man günstig gebrauchte Fahrräder erstehen und der Besitzer freut sich immer über einen kleinen Plausch. Für Kleidung, Bettwäsche, Handtücher, etc. kann ich nur Primark empfehlen, hier kann man günstig Bettwäsche und auch sonst alle mögliche Kleidung erstehen. Nachts findet in Swansea ein ausgeprägtes Nachtleben statt. Am Kingsway und in der Wind Street wird gefeiert bis zum geht nicht mehr. Am Kingsway befinden sich die großen Discos wie das Oceana (riesen glitzer Disco mit mehreren Floors) oder auch das SinCity (Indiedisco); auf der Wind Street konzentriert sich das bunte Treiben auf Pubs, kleinere Discos und Fresstempel. Wer schon mal einen kleinen Eindruck ergattern mag, wie das so aussieht kann sich unter folgendem Link einen Eindruck verschaffen: http://www.flickr.com/photos/maciejdakowicz/sets/1391696/ (das ist zwar in Cardiff aber in Swansea siehts genauso aus)
Ich selber bin kein großer Fan von Großraumdiscos und dem verrückten Treiben in der Wind Street, aber für mich gab es auch sonst genug in Swansea. Meine liebste Disco war die MonkeyBar, in der sich Größen der internationalen D'n'B-, Elektro-, HipHop- oder Dubstepszene quasi die Klinke in die Hand gaben. Für Poetryslams und auch für unbekanntere Künstler kann ich das Mozarts empfehlen, das eine sehr gemütliche Atmosphäre bietet. Auch Uplands Tavern oder die Garage sind geeignete Orte für einen gemütlichen Abend. An der Marina befindet sich auch das höchste Gebäude von Wales, im obersten Stockwerk ist das Café Olive and Grape, von dem man einen wunderschönen Blick über ganz Swansea erhalten kann.wer mal neben dem Feiern eine Abwechslung braucht, der kann LaserTag spielen, Bowlen, Karaoke singen, sich im LC2, einem Familienbad bei der Marina, entspannen, auf den Wanderrouten entlang der Küste wandern oder mit dem Bus die Gower-Halbinsel erkunden, die den Titel Region mit außergewöhnlicher Naturschönheit trägt. Einmal die Woche bin ich nach Ystalyfera, einem kleinen walisischen Dorf in der Nähe von Swansea gefahren, wo ich an einer Schule einem Deutschlehrer bei seinem Unterricht geholfen habe. Es war toll mal einen Einblick in ein anderes Schulsystem zu erhalten und zu sehen, wie Kinder in Großbritannien Fremdsprachen lernen. Falls auch du gerne mal einen Einblick erhalten möchtest, kann ich gerne den Kontakt vermitteln. Ausflüge und Reisen Zu Beginn des Semesters werden von der Uni viele Ausflugsmöglichkeiten angeboten. So wurden Fahrten nach Stonehenge, Bath, Cardiff oder auch nach Paris und Amsterdam organisiert. Aber natürlich ist man dann immer in Reisegruppen unterwegs. Mehr Spaß macht es selber zu Reisen und das Land auf eigene Faust zu erkunden. Darum habe ich mit anderen Studenten selber Fahrten organisiert. Diese waren sogar zum Großteil günstiger als die Fahrten, die von der Uni an dasselbe Ziel angeboten wurden. Wer es sich zutraut, kann sich bei Europcar günstig ein Auto mieten und damit das Land unsicher machen und keine Angst, man hat sich ganz schnell an die andere Straßenseite gewöhnt. Auf diese Weise war ich dann in Cardiff, London, Bath, Cornwall, im Snowdonia Nationalpark, den Brecon Beacons und in Liverpool. Übernachtet habe ich mit meinen Begleitern dann in Jugendherbergen wo wir, auf Grund der Jahreszeit, immer eine Unterkunft bekommen haben.
Fazit: Alles in allem hat mir die Zeit in Swansea und überhaupt Großbritannien sehr großen Spaß gemacht. Ich habe vieles gesehen, erlebt und einen Einblick in die Kultur erhalten. Viele tolle Menschen habe ich kennen gelernt, mit denen ich noch bis heute regelmäßigen Kontakt habe. Wenn mir nochmal die Gelegenheit angeboten werde würde, würde ich es sofort wieder machen. Durch einschlägiges Material auf Youtube, wusste ich auch schon über die eher negativen Seiten von Swansea Bescheid, aber wenn man weiß welche Gegenden (Townhill) man zu meiden hat, dann bekommt man davon nichts mit. Wenn ich an Swansea denke, denke ich immer an meine persönliche Swansea Love Story. Viel Spaß! (Kontaktinformationen auf Anfrage beim Erasmus-Koordinator der Anglistik.)