BEST PRACTICE DAS MAGAZIN FÜR DEN ENGLISCHUNTERRICHT JUNI 2012 Über Lernplakate zur gelungenen Präsentation Unterrichtsalltag: Schüler haben zu einem Thema Informationen gesammelt, einen Vortrag vorbereitet und stellen nun die Ergebnisse ihrer Gruppenarbeit im Unterricht vor. Lisa hängt ein Plakat auf, stellt sich ganz unbekümmert vor die Klasse und spult ihren auswendig gelernten Text so schnell herunter, dass leider nicht alle verstehen, worum es geht. Lukas und Jan haben sich für eine PowerPoint-Präsentation entschieden. Die Startfolie sieht vielversprechend aus. Lukas soll beginnen. Er schaut auf seine flashcards, kriegt aber keinen Satz zusammen. Wie gut, dass sein Vortragspartner ihm zur Seite steht und spontan seinen Teil mit übernimmt. Die Klasse applaudiert am Ende es hat gefallen. Aber eine Partnerarbeit war das ja eigentlich nicht. So oder ähnlich kann es ablaufen, wenn Schüler einen Vortrag halten. Armin Düpmeier Mehr Präsentationskompetenz im Englischunterricht In Gruppen werden englische Lernplakate zu den wichtigsten Themen erstellt. Die Angst, vor Mitschülern zu sprechen Nicht wenige haben Angst, sich bei einem Vortrag oder bei einer Präsentation vor der Klasse zu blamieren. Frei zu sprechen, ist für einige ein Problem und das dann auch noch in einer Fremdsprache zu tun, ist eine zusätzliche Erschwernis. Doch das kann man üben und lernen. Eine gute inhaltliche Vorbereitung und strukturierte methodische Hilfestellungen geben schüchternen Mädchen und Jungen Sicherheit. Der nachfolgende Artikel beschreibt meine zum Teil überraschenden Erfahrungen, die ich in einer 7. Klasse bei der Vorbereitung, der Durchführung und der gemeinsamen Auswertung von Präsentationen gemacht habe. Als ich mein Vorhaben in der Klasse ankündigte, war mir klar, dass nicht alle begeistert sein würden. Auch mein Hinweis darauf, dass sie in den vergangenen beiden Schuljahren doch bereits in vielen Fächern Vorträge vorbereitet und gehalten hatten, beruhigte nicht. Die in anderen Unterrichtsfächern bereits erprobten Vorgehensweisen sollten doch nur auf unser Unterrichtsfach Englisch übertragen werden. Aber das war auf Deutsch, und nicht auf Englisch, schallte es mir entgegen. Ich versprach, dass es viele Möglichkeiten gäbe, sich darauf gut vorzubereiten und dass wir uns auch die Zeit nähmen. So machten wir uns an die Arbeit. An unserer wie auch an vielen anderen Schulen ist die Erstellung von Lernplakaten und Durchführung kleiner Präsentationen eine fächerübergreifend festgelegte verbindliche Kompetenz für die Doppeljahrgangsstufe 5/6. Somit konnte ich mir sicher sein, bei meinem Vorhaben auf viele Fähigkeiten und Fertigkeiten zurückgreifen zu können. A Map of the British Isles Zur ersten Orientierung diente eine interaktive Landkarte A Map of the British Isles, das Ergebnis eines Unterrichtsprojekts aus einem früheren Schuljahr. Auf einer Karte der britischen Inseln können durch das Überfahren von Namen Städte und Sehenswürdigkeiten lokalisiert werden, durch ein Anklicken öffnet sich jeweils eine Informationsseite, auf der Fotos mit einem kurzen erklärenden Satz zu finden sind. In Gruppen einigten sich die Schüler über Orte und Sehenswürdigkeiten sowie über den Umfang des zu sammelnden Informaterials. Es wurde eine untere, aber auch eine obere Grenze bzgl. der Menge möglicher Inhalte festgelegt. Solche Formen der Differenzierung 1
Evaluation in Schülerhand Armin Düpmeier Lernplakate helfen, die Arbeit sinnvoll zu strukturieren. sind die Schüler in diesem leistungsheterogenen Kurs gewohnt. Es ist für sie völlig normal, dass der eine mehr, der andere eben weniger schafft. Hauptsache ist, dass sich alle Mühe geben. Aber wie sollte es dann weitergehen? Sie wussten zwar, wie ein Plakat erstellt wird, aber es sollte ja ebenso wie der Vortrag auf Englisch sein! Eine lebhafte Diskussion setzte ein. Als unsere Lernplakate fertig waren, wurde es noch mal spannend. Einer Schülerin war meine Ankündigung wieder eingefallen, dass wir die Plakate und die Vorträge gemeinsam bewerten wollten. Ihr war aufgefallen, dass sich aus den Inhalten der Lernplakate auch Möglichkeiten für eine Bewertung ableiten ließen. Wenn unter der Überschrift Language verlangt wird, laut und deutlich zu sprechen, dann ist ein Vortrag, bei dem leise und undeutlich gesprochen wird, sicherlich nicht gut. Ist die Schrift auf einem Plakat so klein, dass sie nur gelesen werden kann, wenn man direkt davor steht, ist das ebenfalls nicht ok. So schauten wir uns nochmals unsere fertigen Plakate an und sammelten Ideen für einen Bewertungsbogen. Schnell wurde klar, dass es unmöglich war, alle Details zu bewerten. Eine Auswahl war absolut notwendig. Wir einigten uns auf zwei Bögen einen für das Plakat, einen zweiten für den Vortrag und wählten Kriterien aus, bei denen später klare Entscheidungen getroffen werden konnten. Die Bewertung wollten die Schüler übrigens in Partnerarbeit durchführen, weil sich dadurch für sie eine weitere Möglichkeit zur Besprechung der Kriterien ergab. Sollten wir Zensuren nehmen oder vielleicht ein Punktesystem von 1 bis 10 einführen? Folgender Vorschlag mit fünf Bewertungsstufen fand dann eine Mehrheit. + + + 0 Ein englisches Lernplakat Lernplakate hatten die Schüler ja schon öfters erstellt, aber der ihnen bekannte Leitfaden war auf Deutsch und vielleicht nicht ohne weiteres übertragbar. So entstand die Idee, dass man ihn als Grundlage nimmt und einen neuen für den Englischunterricht entwickelt. Und schon hatte die erste Arbeitsgruppe ihr Thema gefunden: ein Leitfaden für Vorträge und Präsentationen im Englischunterricht. Jeder Vortrag hat doch eigentlich einen bestimmten Ablauf, ergänzte ein Schüler. Ein gutes Thema für die nächste Arbeitsgruppe. Weitere Ideen gab es reichlich. Wir einigten uns schließlich auf fünf Themen für die englischen Lernplakate: 3 Preparation Some important questions before I start 3 Dos and Don ts Tips for my poster and my flashcards 3 Presentation Start, main part and ending 3 Words and phrases A building set 3 Language How I should talk? Und so hatte das Projekt eine unvorhergesehene Wendung genommen. Anstatt direkt mit den Plakaten über Cities and Sights zu beginnen, hatten die Schüler einen für sie wichtigen Schritt vorgeschaltet. Sie erarbeiteten sich eigene Regeln für ihre Weiterarbeit, die sie dann als Grundlage und auch als Hilfe für die Erstellung ihrer eigenen Vorträge nutzen wollten. In diesem Prozess wurden von Einzelnen Fachbegriffe wie z. B. das Wort Layout mit eingebracht. Nach einer gruppeninternen Klärung der Begrifflichkeit entschied die je weilige Gruppe, ob das Wort erklärt werden sollte und somit auf das Lernplakat kam. Da die Kriterien hier zum großen Teil von den Schülern eigenständig entwickelt worden sind, ist eine hohe Transparenz gewährleistet, so wie es auch die Kernlehrpläne vorschreiben. Manchmal kommt es anders als geplant und dies muss nicht zwangsläufig schlecht sein. Das Vorhaben, Plakate und Vorträge zu Cities and Sights of the British Isles zu machen, war im Laufe der Reihe schon fast zweitrangig geworden. Die Klasse hatte ihren eigenen Lernweg entdeckt. Eine erstaunliche Wendung! Und eines war auf jeden Fall erreicht worden: Alle Gruppen haben ihre Vorträge gehalten, keinem hat es die Stimme verschlagen. Wenn ich mir nach Abschluss der Unterrichtsreihe die ausgefüllten Bewertungsbögen der Schüler anschaue, so decken sich deren Er gebnisse ziemlich genau mit meinen eigenen Bewertungen. Wie das wohl kommt? www.cornelsen.de/bestpractice 3 Armin Düpmeier unterrichtet Englisch und Musik an der von-zumbusch- Hauptschule in Herzebrock-Clarholz (NRW). Er arbeitet zudem im Landesinstitut für Schule, NRW sowie ist als Autor und Gutachter für den Cornelsen Verlag. BEST PRACTICE Juni 2012 Copyright 2012 Cornelsen Verlag, Berlin 2
Evaluation sheets Evaluation sheet for the presentation What is good, what can be done better? Presentation + + + 0 much information poor information Content interesting boring good structure loud, clear slow, breaks no structure too quiet, unclear too fast, no breaks Language short sentences long sentences easy to understand no mistakes hard to understand many mistakes Body language friendly, relaxed unfriendly, nervous eye contact no eye contact Team work yes no Evaluation sheet for the poster What is good, what can be done better? Poster + + + 0 Headline interesting boring Text keywords full sentences Pictures 1 to 3 pictures too many pictures Information about 5 items more than 5 items Layout clear confusing Size easy to read difficult to read BEST PRACTICE Juni 2012 Copyright 2012 Cornelsen Verlag, Berlin 3
Lernplakate 3 Preparation Some important questions before I start 3 Presentation Start, main part and ending 3 Dos and Don ts Tips for my poster and my flashcards 4
Lernplakate 3 Language How I should talk? 3 Words and phrases A building set 5