SPRACHE und BILDUNG. Integrationsmodell



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Transkript:

SPRACHE und BILDUNG das Wiener Integrationsmodell 1

Inhalt Vorwort 4 1. Neu in Wien 5 10 Neu in Wien: Erwachsene aus so genannten Drittstaaten Neu in Wien: Drittstaatsangehörige Kinder Neu in Wien: Drittstaatsangehörige Jugendliche und junge Erwachsene Neu in Wien: EU-Bürgerinnen und EU-Bürger 2. Basisbildung Deutsch und Erweiterung der Grundkompetenzen 11 15 2.1 Sprach- und Bildungsplan für (bildungsungewohnte) Frauen 2.2 Basisbildung für Jugendliche 3. Deutsch und Beruf Deutschkurse in Wien 16 4. Deutsch lernt man durch Deutschsprechen Gesprächspartnerinnen und -partner gesucht 17 5. Mehrsprachigkeit eine Chance 18 19 Muttersprachlicher Unterricht an Wiener Schulen Büchereien Wien (MA 13) Sprachencafé des Vereins Station Wien Beispielhaftes Engagement von Vereinen am Beispiel der chinesischen Community Wiener Sprachen-App 6. Erstsprachen fördern, eine gemeinsame Sprache sprechen Lesepatinnen und -paten gesucht 20 Kursinstitute 21

Vorwort Seit jeher kommen Menschen aus den unterschiedlichsten Orten der Erde nach Wien, um sich hier einzubringen und ihren Lebensmittelpunkt aufzubauen. Wien ist stolz auf diese Tatsache und hat es sich zum Ziel gesetzt, die dadurch entstandene Vielfalt zu fördern. Das bringt enorme Chancen und Möglichkeiten, die ergriffen werden müssen. Um die Zukunft Wiens dabei optimal zu gestalten, muss das gute und friedliche Zusammenleben aller im Mittelpunkt stehen. Die Stadt Wien unternimmt in diesem Bereich große Anstrengungen. Dabei ist es mir als Integrationsstadträtin besonders wichtig, jeder Person die Möglichkeit zur Mitgestaltung und jeder Wienerin bzw. jedem Wiener das richtige Werkzeug dafür mitzugeben. In Ihren Händen halten Sie Sprache und Bildung das Wiener Integrationsmodell und damit den Wiener Weg in Sachen Integrationspolitik und Sprachförderung. Wien verfolgt dabei ein umfassendes und ganzheitliches Konzept, das Zuwanderinnen und Zuwanderer ab ihrem ersten Tag in Wien optimal unterstützt, an die individuellen Bedürfnisse angepasst ist und weit über den einfachen Spracherwerb hinausgeht. Denn eine gemeinsame Sprache ist ohne Zweifel wichtig für das Miteinander einer Gesellschaft, darüber hinaus bedarf es aber weiterer Anstrengung, um die hohe Lebensqualität in Wien für alle zu sichern. Sandra Frauenberger Integrationsstadträtin geheißen. Individuell abgestimmt bietet die Stadt Wien den perfekten Rahmen für alle, um sich in der Stadt gut zurechtzufinden. Das gilt gleichermaßen für die umfassende Niederlassungsbegleitung StartWien, aber auch für Angebote wie die Kindersprachkurse und Freizeitangebote von Sowieso Mehr! oder dem gezielten Empowerment für Mütter Mama lernt Deutsch. Für eine erfolgreiche Integrationsbiografie sind die ersten Schritte entscheidend, davon bin ich überzeugt. In Wien unterstützen wir Zuwanderinnen und Zuwanderer daher von Anfang an wir gehen diese ersten Schritte gemeinsam. Sprache als solche stellt eine wichtige Säule im Wiener Integrationskonzept dar. Getragen von der Überzeugung, Zuwanderung an Integrationsmaßnahmen zu koppeln, greift das Wiener Modell daher von Anfang an. In Wien werden Zuwanderinnen und Zuwanderer mit den individuellen Sprach- und Informationsangeboten willkommen 4

1. Neu in Wien Die Stadt Wien führte mit Oktober 2008 eine neue Form der Niederlassungsbegleitung StartWien ein. Sie besteht aus 3 wesentlichen (neuen) zusammenwirkenden Elementen, die Zuwanderinnen und Zuwanderern einen möglichst guten und raschen Start in Wien ermöglichen sollen: 1. Dem Startcoaching, einem persönlichen Erstberatungs- und Sondierungsgespräch in der Muttersprache, in dem auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten die nächsten Schritte erarbeitet und festgelegt werden (geeignete Sprachkurse, Nostrifikation, Berufsberatung, Schuleinschreibung und alles, was die Zuwanderin und der Zuwanderer für einen guten Neustart brauchen). 2. Dem Wiener Bildungspass (wird beim Startcoaching ausgehändigt und beinhaltet auch die Wiener Sprachgutscheine), der die Zuwanderin bzw. den Zuwanderer bis zur Erfüllung der Integrationsvereinbarung bzw. bis zum Berufseinstieg begleitet und als Nachweis absolvierter Sprachkurse, Beratungen sowie Fort- und Weiterbildungen dient. 3. Den Info-Modulen einem Informations- und Bildungsangebot in Muttersprache, das über rechtliche Notwendigkeiten und hilfreiche Soft Skills informiert. Der Besuch von 3 Modulen ist notwendig, um die Wiener Sprachgutscheine einlösen zu können. Das Projekt StartWien wurde 2007/2008 über ein Jahr lang intensiv unter Einbeziehung der Communities, von Expertinnen und Experten aus dem Bereich Beratung und Sprachkurse sowie der Wissenschaft entwickelt: Toronto, Stockholm und Paris Workshops mit Expertinnen und Experten (12 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Beratungseinrichtungen sowie 12 Kursleiterinnen und Kursleiter von Deutschkursen) Gespräche und Workshops mit Migrantinnenund Migrantenvereinen und -organisationen (40 Vereine) Studie (triconsult): quantitative und qualitative Untersuchung über Herkunft, Ausbildung, Berufserfahrung sowie Erwartungen und Lebensziele muttersprachliche Interviews mit Kundinnen und Kunden der MA 35 in der MA 35 (Stichprobe: 115, 30 Tiefeninterviews) Das Konzept StartWien wurde von Anfang an von den Neuzuwanderinnen und Neuzuwanderern sehr gut angenommen: Rund 85 bis 90 % der Zielgruppe der Drittstaatsangehörigen nützen dieses freiwillige Angebot. Das Programm erhielt verschiedene nationale und internationale Preise (zuletzt 2012 den Guangzhou International Award for Urban Innovation ), Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der MA 17 wurden und werden mehrmals jährlich eingeladen, es bei nationalen und internationalen Tagungen und Konferenzen als Best-Practice-Modell vorzustellen. Die folgenden Seiten geben aus der Perspektive von Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen kleinen Einblick, wie es funktioniert. Die Namen der Personen sind aus Datenschutzgründen frei gewählt. Beauftragung einer Recherche und einer Dokumentation Angebote zur Unterstützung von Neuzugewanderten in Amsterdam, Frankfurt, München, 5

Neu in Wien Erwachsene aus so genannten Drittstaaten Frau Selma Ibrahimović, 27 Jahre, ist aus Bosnien und Herzegowina zu ihrem Ehemann nach Wien übersiedelt. In der MA 35 erhält sie ihren ersten Aufenthaltstitel und erfährt, dass sie gleich einige Zimmer weiter das Startcoaching der MA 17 in ihrer Muttersprache nützen kann. In den Sprachen Bosnisch/Kroatisch/Serbisch/ Türkisch/Englisch/Deutsch ist das Startcoaching im Sinn des Prinzips one stop-shop durchgehend während der Servicezeiten der MA 35 verfügbar. Eine chinesische Familie, die Frau Ibrahimović im Warteraum kennen gelernt hat, wird telefonisch einen Startcoaching-Termin in Chinesisch vereinbaren. Beim Startcoaching hat sie die Möglichkeit, über offene Fragen und ihre nächsten Schritte in Wien zu sprechen. Zunächst möchte Frau Ibrahimović einen Deutschkurs besuchen, der abends und in ihrer Wohnumgebung stattfinden soll. Die Beraterin sucht für sie einen passenden Deutschkurs aus der Kursdatenbank und übergibt ihr den Wiener Bildungspass mit 3 Wiener Sprachgutscheinen im Wert von je 100 EUR. Sie erklärt ihr, dass diese Gutscheine sofort zu Kursbeginn einlösbar sind. Auch die Bestimmungen der so genannten Integrationsvereinbarung des Bundes waren Frau Ibrahimović völlig unklar, bis sie ihr beim Startcoaching erklärt wurden. Frau Ibrahimović wurde über das Info-Modul-Angebot von StartWien informiert. Da Frau Ibrahimović bald zu arbeiten beginnen möchte, ist für sie das Modul Arbeitswelt besonders interessant. In Hinblick auf die Nutzung ihrer Berufskenntnisse als Facharbeiterin möchte sie das Modul Anerkennung von Qualifikationen bei Perspektive nützen, weiters interessiert sie das Modul über das österreichische Schul- und Bildungssystem und das Thema Zusammenleben in Wien. 3 der angebotenen Module nach ihrer Wahl muss Frau Ibrahimović besuchen und auf der Rückseite des jeweiligen Gutscheins den Besuch bestätigen lassen, um die Wiener Sprachgutscheine beim Kursträger einlösen zu können. Darüber hinaus steht ihr aber auch der kostenlose Besuch aller anderen angebotenen Module offen. An einem zweiten Samstag im Monat besucht Frau Ibrahimović das erste Modul in der VHS Favoriten. In einer Gruppe von rund 30 Personen erfährt sie in Bosnisch Interessantes und Wichtiges über das Arbeitsrecht so z. B., dass in Österreich ein 13. und 14. Monatsgehalt ausbezahlt wird. Sie hat Gelegenheit, ihre Fragen zu stellen, und erhält eine schriftliche muttersprachliche Unterlage zum Mitnehmen. Ihre 4-jährige Tochter wird während der 2 Stunden kostenlos betreut. Dies ist für sie wichtig, da ihr Mann auch samstags arbeitet. Einen Monat später besucht sie das Modul Zusammenleben, in dem sie Informationen über Wien und Lebensweise/Alltagsgewohnheiten der Wienerinnen und Wiener erhält und sich mit anderen neu zugewanderten Landsleuten austauschen kann. Zu diesem Termin nimmt sie auch ihre zwei Nachbarinnen mit, da die muttersprachlichen StartWien- Info-Module allen Interessierten offenstehen. Frau Ibrahimović hat bereits in Bosnien einen Deutschkurs besucht und eine Prüfung auf Niveau A1 abgelegt, wie es die gesetzlichen Bestimmungen vor der Einreise verlangen. Allerdings ist seither ein halbes Jahr vergangen, und sie hat Sorge, dass sie mittlerweile vieles wieder verlernt hat. Doch sie hat Glück: Die Einstufung beim Kursträger zeigt, dass sie unmittelbar in einen A2-Kurs einsteigen kann. Bis zur Prüfung A2 wird sie wahrscheinlich rund 200 Kursstunden absolviert und dafür rund 1.000 EUR bezahlt haben 200 EUR davon mit 2 Wiener Sprachgutscheinen. Wenn sie die Prüfung A2 positiv absolviert hat, erhält sie 50 % der Kurskosten vom Bund/Österreichischen Integrationsfonds refundiert. Und sie kann 6

bei der zweiten Verlängerung bereits einen Aufenthaltstitel erhalten, der für 3 Jahre (nicht mehr nur für ein Jahr) gültig ist. Über die Chancen, ihre Berufserfahrung aus Bosnien als Facharbeiterin nutzen zu können, hat sie sich bereits in der Beratungsstelle Perspektive erkundigt. Jedenfalls wird dafür noch mehr Deutschlernen erforderlich sein. Für weitere Deutschkurse wird Frau Ibrahimović noch den verbleibenden Wiener Sprachgutschein im Wert von 100 EUR nutzen können, während der Zuschuss des Bundes nur für Kurse bis zum Niveau A2 vorgesehen ist. Für Sprachkurse über dem Niveau A2 (B1, B2, C1,...) und Fachsprachenkurse könnte sie sich nach Fördermöglichkeiten in Programmen des waff erkundigen oder als Arbeitsuchende auch vom AMS in eine passende Maßnahme vermittelt werden. Frau Ibrahimović hat ihre Unterlagen aus dem Startcoaching zu Hause sorgfältig verwahrt: Es gibt ihr ein beruhigendes Gefühl, dass sie sich bei Problemen und Schwierigkeiten an das Second Level Coaching der MA 17 wenden kann, das bis ca. 2 Jahre nach der Ankunft in Wien die richtige Adresse für alle zusätzlichen Infos ist. Infobox: StartWien das Programm der MA 17 für neu zugewanderte Personen aus Drittstaaten: Startcoaching (persönliches Gespräch) in 24 Sprachen unmittelbar nach Erhalt des Aufenthaltstitels oder nach telefonischer Vereinbarung: Vermittlung in einen passenden Deutschkurs Kursdatenbank mit allen Integrations-Deutschkursen in Wien, inklusive Kurszeiten, Kosten, genaueren Angaben zu Zielgruppe und besonderen Angeboten, wie z. B. Kinderbetreuung online unter www.startwien.at Wiener Bildungspass: Er dient als Dokumentation für besuchte Sprachkurse sowie Aus- und Weiterbildungen 3 x 100 EUR Sprachgutscheine der Stadt Wien, einlösbar jeweils nach dem Besuch eines der Info-Module 9 Info-Module: in Form von muttersprachlichen Informationsveranstaltungen zu den Themen: Einstieg in den österreichischen Arbeitsmarkt (in Koop. mit waff), Arbeitswelt/Arbeitsrecht (in Koop. mit AK), Wohnen, Bildung/Schule, Gesundheit, Zusammenleben, Aufenthaltsrecht (in Koop. mit MA 35 und Beratungszentrum) oder in Form von persönlichen Beratungsgesprächen zur Anerkennung/Nutzung von Qualifikationen ( Perspektive ) oder zur Unternehmensgründung in Österreich (Wirtschaftsagentur) Second level -Startcoaching: Treten während der ersten 2 Jahre Fragen oder Probleme auf, stehen die muttersprachlichen Beraterinnen und Berater zur Verfügung. www.startwien.at Infobox: Integrationsvereinbarung Seit 2003 sind Drittstaatsangehörige durch ein Bundesgesetz verpflichtet, nach einigen Jahren Deutschkenntnisse durch Prüfung nachzuweisen. Diese Verpflichtung bezeichnet man mit dem Ausdruck Integrationsvereinbarung. Bereits von 2006 bis Juli 2011 musste innerhalb von 5 Jahren ein Zeugnis über Kenntnisse auf dem Niveau A2 vorgelegt werden. Ansonsten drohten Geldstrafe oder Beendigung des Aufenthalts in Österreich. Nach erfolgter Prüfung innerhalb von 24 Monaten refundierte der Bund 50 % der Kurskosten (maximal 750 EUR) an die Teilnehmerin bzw. den Teilnehmer. Diese Bestimmungen wurden mit 1. Juli 2011 verschärft: Seither müssen Deutschkenntnisse auf dem Niveau A1 bereits vor der Einreise durch ein Zeugnis nachgewiesen werden. Das Zeugnis über Niveau A2 muss nun innerhalb von 2 Jahren vorgelegt werden, danach (bei der zweiten Verlängerung) wird der Aufenthaltstitel nicht mehr nur um ein Jahr verlängert, sondern auf 3 Jahre ausgestellt. Nach erfolgter positiver Prüfung nunmehr innerhalb von 18 Monaten refundiert der Bund 50 % der Kurskosten (max. 750 EUR) an die Teilnehmerin bzw. den Teilnehmer. Für eine unbefristete Niederlassungsbewilligung (Daueraufenthalt EG) muss nach 5 Jahren Aufenthalt ein Zeugnis über Deutschkenntnisse auf dem Niveau B1 vorgelegt werden. 7

Neu in Wien Kinder Ahmet ist 9 Jahre alt. Er ist vor einem halben Jahr mit seiner Mutter und seiner Schwester Ayşe (sie wird bald 5 Jahre) nach Wien gekommen, um mit seinem Papa zusammen zu leben. Seine Mutter hat beim Startcoaching erfahren, dass in Wien Kinder, die vor September des jeweiligen Jahres 5 Jahre alt werden, einen Kindergarten besuchen müssen, und ihre Tochter gleich für den Kindergarten angemeldet. Ab September wird sie mindestens an 4 Wochentagen 20 Stunden im Kindergarten gefördert werden. Sollte bei der Schuleinschreibung festgestellt werden, dass sie noch nicht schulreif ist und ihre sprachlichen Fähigkeiten nicht ausreichen, wird sie wahrscheinlich eine Vorschulklasse besuchen können. Was Ahmet betrifft, erfuhr seine Mutter bereits beim Startcoaching, welche Bezirksschulinspektorin/welcher Bezirksschulinspektor für ihren Wohnbezirk zuständig ist. Mit deren/dessen Hilfe fanden sie einen Platz in der 3b einer Volksschule in der Nachbarschaft. Ahmet wird als außerordentlicher Schüler geführt, das heißt, dass er nicht benotet wird. Er besucht den Deutsch-Sprachförderkurs, der in kleinen Gruppen (8 bis 15 Schülerinnen und Schüler) an einer Schule in der nahen Umgebung stattfindet. Ahmet hat auch den Sommer genützt und im Juli 2 Wochen lang bei Sowieso Mehr! Dein Sommer. Dein Wien. Sprache lernen mit Spiel, Sport und Spaß mitgemacht. An den Vormittagen konnte er im kindgerecht gestalteten Unterricht seine Deutschkenntnisse festigen und weiter ausbauen. Nach dem Mittagessen spielte Ahmet bis 17 Uhr mit den neuen Freundinnen und Freunden und lernte auf dem Gelände des WAT-Sportplatzes in der Brigittenau verschiedene Sportarten kennen. Seine Eltern überlegen sich, ihn auch für die Lernhilfe von Interface anzumelden. Diese Unterstützung wird 2 Mal pro Woche an der Schule angeboten (48 Stunden pro Semester). Infobox: Angebote für Kinder, gefördert von der MA 17 Sowieso Mehr! Dein Sommer, Dein Wien. Sprache lernen mit Spiel und Spaß für Wiener Kinder zwischen 6 und 14 Jahren, die außerordentliche Schülerinnen und Schüler sind oder ein Nicht genügend oder Genügend in Deutsch haben vormittags: Deutschförderung, nachmittags: sport- oder freizeitpädagogisches Angebot rund 1.000 Kinder pro Jahr Träger: Interface Wien, in Kooperation mit Zeit!Raum und ASKÖ-Landesverband WAT Lernhilfe indirekter Spracherwerb durch Festigung des Regelschulstoffes an Wiener Schulen 2x die Woche 2 Stunden Kinder zwischen 6 und ca. 12 Jahren 62 Lerngruppen in Wien Sowieso Mehr! Deutschkurse während des Schulsemesters mit begleitender Unterstützung in anderen Fächern für Wiener Kinder von 11 bis 14 Jahren in außerschulischen Einrichtungen der Stadt Wien 2x die Woche 2 Stunden 11 Kurse in verschiedenen Bezirken www.wien.gv.at/menschen/integration/ deutsch-lernen/ www.interface-wien.at 8

Neu in Wien Jugendliche und junge Erwachsene Yamina ist 16. Sie kommt aus Nigeria. Sie ist vor 12 Monaten nach Wien gekommen, wo jetzt ihre ganze Familie lebt. In der Heimat war sie eine gute Schülerin, in Österreich unterliegt sie nicht mehr der Schulpflicht. Sie muss aber die Integrationsvereinbarung (IV) erfüllen. Das Wichtigste: sofort mit dem Deutschlernen beginnen. Ihre Startcoacherin erzählte Yamina, dass es in verschiedenen Bezirken Wiens spezielle Kurse für Jugendliche gibt, die von Volkshochschulen und Interface angeboten werden. Yamina entschied sich für Interface, weil der Kursstandort für sie leichter erreichbar war. Da sie möglichst intensiv lernen wollte, wählte sie einen Kurs, der jeden Tag 3 Stunden dauerte. Nach dem Konzept Sprache plus bietet Interface eine integrierte Sozial-, Bildungs-, Berufs- und Kreativbegleitung. Yamina wird individuell gefördert und engagiert sich besonders bei Theater- und Tanzprojekten. Ein kleiner Höhepunkt ist für sie die Aufführung des Theaterstücks Sag mir, wer ich bin im April 2012. Da sie bereits in Nigeria viel Erfahrung mit PC und Internet gesammelt hat, kann sie in den IKT-Lerneinheiten auch anderen Jugendlichen helfen, von denen manche noch nie mit einem PC zu tun hatten. Yamina besucht die Kursstufen A1 und A2 und schließt sie mit dem ÖSD-Diplom ab. Kurz vor der Prüfung hat sie keine Lust mehr, weitere Kurse zu besuchen: Sie arbeitet einige Stunden und hat ein Angebot, mehr Stunden zu übernehmen. Da ihre Familie nur über ein niedriges Einkommen verfügt, scheint es für sie verlockend, eigenes Geld zu verdienen. In vielen Gesprächen vermittelt ihr ein Sozialarbeiter, dass ohne weitere Bildung und Ausbildung ihr Einkommen gering bleiben wird und ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt nicht rosig sein werden. Yamina entscheidet sich dafür, mit dem Jugend College weiterzumachen. Diese Maßnahme umfasst weitere 400 Unterrichtseinheiten bis zur Kursstufe B1 und intensiviert Bildungs- und Berufsberatung/ Coaching. Das Jugend College wird vom AMS kofinanziert, sodass Yamina auch die so genannte Deckung des Lebensunterhalts (DLU) bezieht. In intensiver Kooperation zwischen Interface und AMS wird sie in dieser Zeit auch an ihrer Karriereplanung arbeiten, sodass sie nach Abschluss des Jugend Colleges weitere Aus- und Weiterbildungsangebote nutzen kann. Walid ist 18 Jahre und kommt aus Afghanistan. Er und seine Familie lebten bereits seit 2 Jahren als Asylwerberinnen bzw. -werber in Wien, bevor ihnen nun Asyl gewährt wurde. Die Familie sucht unmittelbar nach Anerkennung als Asylberechtigte die Startbegleitung auf, wo sie in ihrer Muttersprache beraten wird. Walid hat in Afghanistan die Schule besucht, allerdings verfügt er auch aufgrund der politischen Situation in seiner Heimat über keine Schul- oder Allgemeinbildung, die einem österreichischen Pflichtschulabschluss entspricht. In Österreich ist er nicht mehr schulpflichtig. Walid hat in Wien etwas Deutsch gelernt und kann sich mündlich mit einfachen Redewendungen verständlich machen. Er ist aber in einem anderen Schriftsystem alphabetisiert und tut sich mit Mathematik schwer. Die Erlebnisse vor und während der Flucht aus Afghanistan sowie die lange Zeit des Wartens und Nichtstuns bis zum positiven Asylbescheid haben ihre Spuren hinterlassen. Die Beraterin rät ihm, im Jugendbildungszentrum Ottakring einzusteigen: Dort kann er Alphabetisierung, Deutsch und Basisbildung so erwerben, wie es seinen Voraussetzungen und seinem Alter entspricht. In Intensivkursen kann ihm schließlich im JUBIZ auch ermöglicht werden, den Hauptschulabschluss zu machen. Infobox: Geförderte Angebote der MA 17 für Jugendliche ab 15 Jahren jugendgerechte Deutschkurse begleitende bzw. integrierte weitere Angebote, wie z. B. IKT, Kreativeinheiten Infos zu Leben in Wien, Exkursionen Bildungs- und Berufsberatung, Sozialbegleitung www.wien.gv.at/menschen/integration/ deutsch-lernen/jugendkurse.html www.interface-wien.at www.jubiz.at Infobox: Startbegleitung für Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte Im Jahr 2008 wurde von der Stadt Wien eine Stelle eingerichtet, die nahtlos an die Grundversorgung anschließt und Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte auch im Sinn eines Case Managements in ein selbständiges Leben in Wien begleitet: Soziale Absicherung, Wohnung, Arbeit, Deutschlernen, Gesundheit gehören zu den wichtigsten und dringendsten Beratungsthemen. Die Startbegleitung wurde bei Interface Wien eingerichtet, arbeitet eng mit dem Fonds Soziales Wien (FSW), der MA 40 sowie anderen Einrichtungen zusammen und wird von der MA 17 gefördert. Sie berät rd. 1000 Klientinnen und Klienten jährlich in 10 Sprachen. Sie unterstützt auch dabei, einen passenden Deutschkurs zu finden. Viele dieser Kurse werden von der MA 17 gefördert. www.interface-wien.at 9

Neu in Wien EU-Bürgerinnen und EU-Bürger Herr Pedro Rodriguez, 27 Jahre, hat sich vor einigen Monaten schweren Herzens dazu entschlossen, Spanien zu verlassen, um in Österreich zu leben und als Diplomingenieur zu arbeiten. Von einem Landsmann, der schon länger in Wien wohnt, hört er vom Startcoaching der MA 17 und vereinbart einen Termin. Er weiß, dass er Deutsch nicht lernen muss, weil er als EU-Bürger nicht der Integrationsvereinbarung unterliegt. Dennoch möchte er unbedingt Deutsch lernen und freut sich über die angebotene Unterstützung der Stadt Wien. Zusammen mit seiner Beraterin findet der junge Ingenieur in der Datenbank einen A1-Kurs, der für ihn perfekt passt: einen Abendkurs, da er das Glück hatte, bereits einen Job zu finden, in dem er vorwiegend auf Englisch kommunizieren kann. Da Herr Rodriguez knapp bei Kassa ist, freut er sich auch über den Wiener Bildungspass mit 3 Sprachgutscheinen im Wert von je 50 EUR, die er in vielen anerkannten Kursinstituten einlösen kann. Wie bei den Drittstaatsangehörigen ist die Voraussetzung für die Einlösung der Besuch von 3 Info-Modulen. Von seiner Startcoacherin bekam er die Termine für die nächsten Info-Module auf Spanisch, die wegen der Größe dieser Sprachgruppe nicht jeden Monat stattfinden. Nach dem Besuch des ersten Moduls kann er aber mit dem ersten Deutschkurs beginnen und seinen ersten Gutschein einlösen. Infobox: Das Angebot der MA 17 für neu zugewanderte EU-Bürgerinnen und EU-Bürger seit 2011 Ausweitung des Programms StartWien auf EU-BürgerInnen und EU-Bürger Startcoaching in Muttersprachen Info-Module (Anerkennung von Qualifikationen, Arbeitswelt, Beruf, Bildung, Gesundheit, Unternehmensgründung, Wohnen, Zusammenleben) Bildungspass Wiener Sprachgutscheine im Wert von 150 EUR www.startwien.at Infobox: Perspektive Anerkennungs- und Weiterbildungsberatungsstelle für Asylberechtigte sowie Neuzuwanderinnen und Neuzuwanderer Im Jahr 2008 eingerichtet und von der MA 17 in Kooperation mit dem waff gefördert, bietet Perspektive : Beratung zur Anerkennung der mitgebrachten Qualifikationen Klärung, ob eine formale Anerkennung notwendig und/oder möglich ist Informationen zu Berufen und Ausbildungssystemen in Österreich Suche nach geeigneten berufsbezogenen Kursen oder Ausbildungen Abklärung von finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten bei geplanten Aus- und Weiterbildungen Begleitung bei Anerkennungsverfahren sowie geplanten Aus- und Weiterbildungen Beratung in 13 Sprachen Im Jänner 2013 hat das Beratungszentrum im Auftrag von Sozialminister Hundstorfer auch die Einrichtung, den Aufbau und die Durchführung der Wiener Anlaufstelle für Personen mit im Ausland erworbenen Qualifikationen, der Anlaufstelle für Niederösterreich und des Back-Offices (Anlaufstellenkoordination für ganz Österreich) übernommen (gefördert vom BMASK). www.migrant.at 10

2. Basisbildung Deutsch und Erweiterung der Grundkompetenzen Im Rahmen der Länder-Bund- Initiative Erwachsenenbildung wird ein auf den Bedarf der Zielgruppe ausgerichtetes Konzept von Basisbildung umgesetzt. Diese Angebote werden zu je 50 % vom BMUKK und von der Stadt Wien (MA 17) finanziert und sind für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kostenlos. Es handelt sich um ein aufeinander abgestimmtes, modulares Angebot, das durchgängig Spracherwerb und Vermittlung von Grundkompetenzen miteinander verzahnt und verschränkt vermittelt. Infobox: Pflichtschulabschlusskurse Im Rahmen des Projekts Initiative Erwachsenenbildung fördert die MA 13 Bildung und außerschulische Jugendbetreuung Pflichtschulabschlusskurse bei verschiedenen Trägern. Weitere Förderungsmöglichkeiten bestehen über den waff bzw. das AMS. www.waff.at www.weiterbildung.at www.vhs.at 11

2.1 Sprach- und Bildungsplan für (bildungsungewohnte) Frauen weitere Aus- und Fortbildung, z. B. HS-Abschluss, oder berufliche Ausbildungen (z. B. über waff Nova, AMS,...) Aufbau: Weiterführung Deutsch (Ziel B1) und vertiefende Vermittlung von Grundkompetenzen (EDV, Mathematik, Allgemeinbildung, Bürgerinnen- und Bürgerkompetenz) Frauen mit Deutschkenntnissen A2 Bis 430 Stunden Deutsch mit Vermittlung von Grundkompetenzen Deutsch A2: Frauen mit gefestigter Alphabetisierung; Deutschkenntnisse A1 Deutsch A1: Frauen mit grundlegender Alphabetisierung, geringe Deutschkenntnisse 300 350 Stunden Alphabetisierung und Deutsch Alpha 2: Für Frauen mit Alphabetisierungsgrundkenntnissen, geringe Deutschkenntnisse Alpha 1: Zielgruppe: Frauen ohne Schulbildung, keine Deutschkenntnisse 300 360 Stunden Vertrauensaufbau in Vereinen, im Park,... Schule und Kindergarten Elternbildungsveranstaltungen 12

Das Angebot ist modular gestaltet, es erlaubt je nach Vorkenntnissen einen Einstieg in die verschiedenen Module der 3 Stufen Alphabetisierung und Deutsch, Deutsch mit Vermittlung von Grundkompetenzen und Aufbau. Das Modulprogramm gibt Migrantin- nen das Rüstzeug für den Einstieg in den Arbeits- markt und für ein selbstbestimmtes Leben in die Hand. und für Basisbildung ansprechbar sind. Der Wunsch, selbst berufstätig zu sein, steht oft noch nicht im Vordergrund, sondern entwickelt sich im Lauf der Kurse. Durch Beratung und Eingangsphasen wird gewährleistet, dass Frauen den für sie passenden Kurs wählen. Zielgruppe Zielgruppe sind Frauen, die über geringe formale Schulbildung verfügen (manchmal nur wenige Jahre), keine oder nicht ausreichende Deutschkenntnisse haben und in vielen Fällen nicht erwerbstätig sind. Viele Frauen haben nicht die besten Erinnerungen an ihre eigene Schulzeit und haben auch bereits in Österreich Deutschkurse besucht und wieder abge- brochen, weil sie zu hochschwellig waren und sie überfordert haben. Diese entmutigenden Erfahrun- gen haben manchmal Spuren hinterlassen ( Ich habe es ja versucht, aber ich kann nicht lernen... ). Daher geht es in den Kursen selbst darum, Frauen in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken und zu ermutigen, ihr Leben selbstbestimmt und selbstsicher zu gestalten. Dies setzt eine spezielle Gestaltung der Kurse durch besonders erfahrene Trainerinnen ebenso voraus wie begleitende Unterstützung (Lernberatung, ev. Sozial- beratung). Um die Zielgruppe zu erreichen, ist intensive Arbeit, Vertrauensaufbau und Stärkung des Selbstvertrau- ens ( Auch ich kann lernen ) nötig. Dazu werden die Vereinskontakte der MA 17, Elternbildungsveran- staltungen von Interface in Vereinen, Bewerbung an Kindergärten/Schulen, Projekte wie Deutsch im Park und Mundpropaganda genützt. Die allgemein üblichen Bewerbungswege (Internet, Kursprogram- me, Folder,...) erreichen die Frauen nicht oder reichen nicht aus. Persönlicher Kontakt und Vertrauen von Mensch zu Mensch müssen im Vordergrund stehen. Die Erfahrung zeigt, dass viele Mütter zunächst über die Zukunftschancen ihrer Kinder motivierbar Kursorte und Kurssettings Die Zielgruppe ist oft von geringer örtlicher Mobilität geprägt bzw. durch Kinderbetreuungspflichten (z. B. Kind von Kindergarten/Schule abholen) daran gehindert, lange Anfahrtswege in Kauf zu nehmen. Daher ist ein entscheidender Faktor, Kurse zumindest anfangs nahe bei den Wohnorten der Frauen zu ermöglichen. Weiters muss, wo es erforderlich ist, auch Kinderbetreuung angeboten werden. Kurse finden in Kindergärten/Schulen ( Mama lernt Deutsch ), in VHS, Vereinen oder in anderen passenden Räumlichkeiten (Stadtteilzentren,... ) statt. Mama lernt Deutsch -Kurse ermöglichen es, Frauen am Standort des Kindergartens/der Schule zu erreichen. Im Idealfall sollen auch die Kommunikation zwischen Schule und Müttern gestärkt und gegenseitige Barrieren/Vorbehalte abgebaut werden. Kurse in Frauenvereinen haben hingegen den Vorteil, dass für die Frauen auch weitere Angebote unmittelbar verfügbar sind (etwa Ehe-/Familienberatung, Sozialberatung, Informationsangebote oder Kommunikation mit anderen deutschsprechenden Frauen). Seit 2012 wird ein neues Kooperationsprojekt Büchereien Wien (MA 13) und Interface Wien entwickelt und umgesetzt, das Basisbildungskurse für Frauen in Büchereien ermöglicht. Büchereien sind besonders niederschwellig und bieten Frauen (aber auch deren Kindern) die Möglichkeit, den Ort Bücherei und ihr Angebot kennen zu lernen und auch außerhalb der Kurszeiten oder nach Ende des Kurses zu nützen. Somit ist Nachhaltigkeit gewährleistet. Die Länge der jeweiligen Kurse wird dem Bedarf angepasst. Prüfungsvorbereitungseinheiten für ÖSD- Prüfungen (A2, B1) sind in das Konzept integriert. Mit Absolvierung der Aufbaukurse sind die Frauen fit für weitere Aus- und Fortbildungen, und die Anschlussfähigkeit für andere Programme der Arbeitsmarktförderung (z. B. waff Nova) ist geschaffen. Diese Anschlussmöglichkeiten und Schnittstellen sind integraler Bestandteil des Programms der Aufbaukurse und werden bewusst und aktiv gestaltet: etwa durch Einheiten zu Weiterbildung und Berufsorientierung, durch Exkursionen u. a. Teilweise wird dies in enger Kooperation mit dem waff oder dem AMS angeboten. Mehr als ein Deutschkurs Die Kurse sind Basisbildungskurse und keine reinen Deutschkurse. Das bedeutet, dass neben der Unterstützung des Deutschlernens je nach Bedarf auch Rechnen/Mathematik oder eine Hinführung zu IKT und EDV geboten wird. Dies kann z. B. mit der Bedienung von Fahrscheinautomaten/Handys beginnen und über die Nutzung eines PCs und Internet bis hin zu EDV-Kurseinheiten gehen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf Citizienship-Kompetenzen. So werden in Mama lernt Deutsch -Kursen Exkursionen zu verschiedenen Stellen und Einrichtungen gemacht (etwa ein Besuch in einer Bücherei der Stadt Wien, eines Museums oder einer Beratungsstelle), oder es werden Unterrichtseinheiten zum Thema Gesund- 13

heit/frauengesundheit, Schule/Bildung/Kindererziehung oder zu politischen Strukturen in Österreich gestaltet. Im Zentrum steht die konkrete Frau mit ihren Bedürfnissen und ihrem Bedarf. Immer geht es darum, sie auf ihrem Weg zu einem selbstbestimmten und selbstständigen Leben zu unterstützen. Infobox: Kursträger, die Basisbildungskurse für Frauen anbieten Integrationshaus (www.integrationshaus.at), Interface Wien (www.interface.at), LEFÖ (www.lefoe.at), Miteinander Lernen (www.miteinlernen.at), Orient Express (www.orientexpress-wien.com), Peregrina (www. peregrina.at), Piramidops/Frauentreff (www.piramidops.at), Station Wien (www.stationwien.com), Vereinigung für Frauenintegration (www.frauenintegration.at), VHS (www.vhs.at) Informationen auch am Info-Telefon der MA 17: Tel.: (01) 4000-81510 www.wien.gv.at/menschen/integration; www.initiative-erwachsenenbildung.at 2.2 Basisbildung für Jugendliche Ziel der Basisbildungskurse ist es, die Jugendlichen auf ein gesellschaftlich selbstbestimmtes Leben in Wien und auf einen erfolgreichen Einstieg in den Arbeitsmarkt bzw. eine weiterführende Ausbildung vorzubereiten und ihnen jene Fähigkeiten und Kenntnisse zu vermitteln, die für die konkreten Lebensbereiche, u. a. für den beruflichen oder schulischen Alltag, notwendig sind. Die Kurse bieten Deutsch als Zweitsprache, IKT-Trainings, berufliche Orientierung sowie soziale Beratung/ Begleitung an. Im Zentrum stehen die Erweiterung der sprachlichen Kompetenzen in den 4 Fertigkeiten (Hören, Lesen, Sprechen, Schreiben) und der Erwerb von Lernstrategien ebenso wie von grundlegenden EDV-Kenntnissen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Förderung von lebenspraktischen Kompetenzen (Umgang mit Behörden, Zurechtfinden in der Stadt) und der Förderung von sozialen und kommunikativen Kompetenzen. Ganz generell sollen die Voraussetzungen für die Teilnahme an weiterführenden Bildungsmaßnahmen (z. B. Hauptschulabschlusslehrgang, Berufsausbildung, höhere Schulen) geschaffen werden. Diese Kurse bereiten auf die Prüfungen zum Österreichischen Sprachdiplom (ÖSD) bis zum Sprachniveau B1/B2 vor. Je nach Lernfähigkeit und Interessenlage wird ein differenziertes Kurssystem angeboten. Durch ein dafür entwickeltes didaktisches Konzept wird ganzheitliches Lernen angeregt. Kreative und soziale Inhalte sind im Kursprogramm enthalten. Der Kursort soll unterstützt durch die sozialpädagogische Betreuung jenen Platz bieten, den Jugendliche in dem Alter brauchen, um sich mit ihrem Umfeld auseinander zu setzen, sich eine eigene Meinung zu bilden und sich in einem sozialen Gefüge zu behaupten. Den Jugendlichen soll ein möglichst breiter Raum geboten werden, ihre Themen und Vorstellungen einzubringen. Die Lernfortschritte werden laufend in Portfolios dokumentiert. Jugendliche werden zunächst zu Einstiegsberatungen eingeladen und je nach vorhandenen Kompetenzen in die entsprechenden Maßnahmen eingeschrieben. 14

Bei der Anmeldung zum Kurs finden eine Sprachniveau-Erhebung sowie ein Erhebungsgespräch mit der/dem Jugendlichen statt. Es werden mit der/dem Jugendlichen persönliche Ziele definiert und das Kursprogramm für jede Gruppe auf die Bedürfnisse und Ziele der Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer abgestimmt. Teamteaching und kursbegleitende Einzelberatung für die Jugendlichen bieten die Möglichkeit, mit jeder/jedem Jugendlichen kontinuierlich an individuellen Zielen zu arbeiten. Für alle Maßnahmen ist eine Orientierungsphase vorgesehen. So ist es den Unterrichtenden und Teilnehmerinnen und Teilnehmern möglich herauszufinden, ob die Kursmaßnahme für sie richtig ist. Eine gute Vernetzung der Trainerinnen und Trainer sowie Programmmanagerinnen und -manager stellt sicher, dass bei Bedarf ein Kurswechsel ermöglicht wird. Die Gruppengröße beträgt maximal zehn Jugendliche. Dadurch wird eine intensive individuelle Förderung von jeder/jedem einzelnen Jugendlichen ermöglicht. IKT und Rechnen Besonders für die Zielgruppe der Jugendlichen spielen neue Medien eine große Rolle. Der Umgang mit verschiedensten Medien wird mit den Jugendlichen geübt und der Einstieg in für manche noch neue Formen der Kommunikation erleichtert. So können die Jugendlichen Grundkenntnisse im Umgang mit dem PC erwerben. Die Kulturfertigkeit des Rechnens ist Grundvoraussetzung für berufliche Integration. Im Zusammenhang mit passenden Themenbereichen (Wohnen, Rechnungen, Zahlensystem, ) werden wesentliche Fertigkeiten im Bereich Rechnen angesprochen und die Grundrechnungsarten sowie grundlegende Begriffe aus dem Bereich der Mathematik vermittelt. Sozialbegleitung, Bildungs- und Berufsberatung Die Sozialbegleitung bietet den Jugendlichen eine in die Sprachkurse eingebundene Integrationsbegleitung. Schwerpunkte liegen auf der Identitätsbildung von Heranwachsenden in einer ihnen (noch) fremden Gesellschaft, der Orientierung in Wien und der Unterstützung bei allen Fragen, die sich aus der Lebenssituation der Neuzuwanderung ergeben können (Wohnungssuche, Verhalten in Notfällen, öffentliche Verkehrsmittel,...). Das Ziel ist es, die Jugendlichen in Gruppenprojekten und Einzelberatungen auf der sozialen und emotionalen Ebene für einen Einstieg ins Leben in Österreich zu stärken. Die Bildungs- und Berufsberatung startet ab der Kursstufe A1 und erfolgt in Form von Begleitung der Kursgruppen und in Einzelberatungen. Im Rahmen der Bildungs- und Berufsberatung werden mit jeder/ jedem einzelnen Jugendlichen die für sie/ihn passenden Ziele erarbeitet und ein Plan zur Erreichung dieser Ziele aufgestellt. Vorhandene Ressourcen wie Ausbildungen im Herkunftsland, Mehrsprachigkeit und soziale Kompetenzen werden dabei aufgezeigt, weiterentwickelt und bestärkt. Infobox: Kurse für Jugendliche Interface Wien und die Wiener Volkshochschulen bieten Jugendlichen von 15 bis 21 Jahren (Interface) bzw. 15 bis 25 Jahren (VHS) ein entsprechendes Maßnahmenpaket. Es wird von der MA 17 und dem BMUKK im Rahmen der Länder-Bund- Initiative Erwachsenenbildung gefördert. Das Projekt Jugend College (Interface) wird von der MA 17 gemeinsam mit dem AMS kofinanziert. Die Kurse finden zu unterschiedlichen Tageszeiten in vielen Wiener Bezirken statt. Sie umfassen bis zu 20 Stunden pro Woche und sind kostenlos. www.wien.gv.at/menschen/integration/deutsch-lernen/ jugendkurse.html Zudem fördern die Kurse die Bereitschaft zum Kennenlernen anderer Kulturen und Sprachen aufgrund der multikulturellen Zusammensetzung der Gruppen. 15

3. Deutsch und Beruf Deutschkurse in Wien Infobox: Das waff Beratungszentrum für Beruf und Weiterbildung informiert über die verschiedenen Möglichkeiten. Tel.: (01) 217 48-555 Wien verfügt über ein dichtes Netz an Kursträgern, die Deutschkurse für unterschiedliche Zielgruppen und Lernniveaus anbieten. Die größten Anbieterinnen in Wien sind die Wiener Volkshochschulen (www.vhs.at). Kursangebote finden sich auch auf www.startwien.at (Kurse, die zur Erfüllung der Integrationsvereinbarung genutzt werden können, die aber in der Regel auch für andere Interessierte offenstehen) oder www.weiterbildung.at. Die Angebotslandschaft in Wien ist vielfältig, von unterschiedlicher Qualität und mit unterschiedlichen Kosten verbunden. Eine eingehende Beratung vor der Entscheidung für einen bestimmten Kurs oder einen Kursträger ist daher empfehlenswert. Nicht jeder Kurs passt für jeden Menschen! Eine eingehende Kursberatung und Einstufung (Welches Kursniveau brauche ich?) durch den Kursträger sollte vor Vertragsabschluss selbstverständlich sein. Bei einem Vergleich der Kosten ist auf die Kurslänge (Wie viele Unterrichtseinheiten umfasst der Kurs? Was kostet eine Unterrichtseinheit?) ebenso zu achten wie auf die Stornobedingungen (Wie lange binde ich mich an einen Kurs/einen Kursträger?) und darauf, ob zusätzliche Prüfungsgebühren oder Kosten für Unterrichtsbehelfe anfallen, und wenn ja, in welcher Höhe. Neben Kursberatung, Einstufung und transparenten Informationen über Bedingungen sind für die Beurteilung der Kursqualität noch wichtig: die maximale Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer pro Kurs (Faustregel: Sie sollte nach Erfahrungen die Zahl 15 nicht überschreiten, da ein intensives Lernen in einer großen Gruppe schwerer gelingt) sowie die Ausbildung und Erfahrung der Unterrichtenden (eine Ausbildung Deutsch als Fremdsprache/Deutsch als Zweitsprache sollte vorausgesetzt werden). Wichtig ist auch, das eigene Lernverhalten zu bedenken: Bin ich das Lernen von Sprachen gewohnt, lerne ich schnell und habe die Zeit, auch außerhalb des Kurses zu lernen und das Gelernte zu vertiefen? Oder ist ein Kurs für mich besser geeignet, der langsam vorangeht und in der Gestaltung auf lernungewohnte Menschen Rücksicht nimmt? Angebote zur finanziellen Förderung von Deutschkursen: AMS: Arbeitslose oder Arbeit suchend gemeldete Personen können vom AMS in Deutschkurse vermittelt werden. Mitglieder der AK (also unselbstständig Beschäftigte) werden von der AK mit einem 100-Euro-Bildungsgutschein unterstützt, den sie für bestimmte Kurse einlösen können. Der waff unterstützt seit April 2013 Betriebe, die für ihre Beschäftigten Deutschkurse anbieten. Gefördert werden auch Deutschkurse für Unternehmerinnen und Unternehmer bis 10 Beschäftigte. Finanzielle Unterstützung bietet der waff auch im Rahmen seiner verschiedenen Programme zur Förderung der Weiterbildung. So kann das Bildungs- Konto des waff (bis 200 EUR für Beschäftigte, bis 300 EUR für Arbeitslose) für berufsbezogenes Deutschlernen genutzt werden. Weiters gibt es die Möglichkeit, im Rahmen von verschiedenen Programmen des waff Weiterbildungsberatung in Anspruch zu nehmen und Förderungen für Kursbesuch und Fortbildungen zu erhalten (z. B. FRECH Frauen ergreifen Chancen, Wiedereinsteigerinnen-Programm). 16

4. Deutsch lernt man durch Deutschsprechen Gesprächspartnerinnen und -partner gesucht Eine Sprache lernt man nicht in Kursen allein, sondern dadurch, dass man sie spricht. Dies setzt gerade am Anfang auch einen gewissen Mut und Überwindung voraus. Die Angst vor falscher Aussprache, grammatikalischen Fehlern und der Peinlichkeit, die passenden Vokabeln nicht parat zu haben, ist allgegenwärtig. Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Deutschkursen wünschen sich Menschen, mit denen sie auch im Alltag Deutsch sprechen können. Dadurch können sie ihre neu erworbenen Sprachkenntnisse im direkten Kontakt verfestigen. Auch Schulkinder mit nichtdeutscher Muttersprache profitieren von einer solchen Unterstützung, die es ermöglicht, auch über den Unterricht hinaus mit der deutschen Sprache konfrontiert zu werden. Im Rahmen verschiedener Projekte werden daher Menschen gesucht, die bereit sind, ehrenamtlich Zeit zu investieren, um ihre Mitbürgerinnen und Mitbürger dabei zu unterstützen, sich sprachlich besser zurechtzufinden. So erfreuen sich zum Beispiel die Lesepatinnen und Lesepaten für Schülerinnen und Schüler mit Leseschwäche schon länger einer regen Nachfrage. In enger Zusammenarbeit mit den Klassenlehrerinnen und -lehrern helfen die Ehrenamtlichen den Kindern einmal pro Woche, besser Deutsch zu lesen und Texte zu verstehen. Auch für Erwachsene gibt es Angebote, mit freiwilligen Gesprächspartnerinnen und -partnern ins Gespräch zu kommen, die deutsche Sprache zu üben oder sich einfach auszutauschen. Die Freiwilligen verbringen mit Zuwanderinnen und Zuwanderern ein Stück ihrer Freizeit und erkunden mit ihnen gemeinsam Teile von Wien (etwa Kaffeehäuser, Museen oder Theater). Infobox: Nähere Infos zu den Bildungseinrichtungen, die auf der Suche nach ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern oder Konversationspartnerinnen und -partnern für Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Deutschkursen sind, auf: wien.gv.at/menschen/integration 17

5. Mehrsprachigkeit eine Chance Unsere gemeinsame Sprache in Wien ist Deutsch, und die Stadt Wien unterstützt Neuzuwanderinnen und Neuzuwanderer dabei, Deutsch zu lernen. Ebenso ist es aber wichtig, dass Menschen andere Sprachen lernen, vertiefen oder wenn eine andere Sprache als Deutsch die Familiensprache ist diese Sprache entwickeln. Sprachen sind ein Reichtum, mehrsprachige Wienerinnen und Wiener eine Bereicherung für die Stadt. Muttersprachlicher Unterricht an Wiener Schulen In den Schulen in Wien wird für über 16.000 Kinder Unterricht in der Muttersprache angeboten. Das Sprachangebot umfasst aktuell 20 verschiedene Sprachen: Albanisch, Arabisch, Bosnisch, Kroatisch, Serbisch, Bulgarisch, Dari, Farsi, Koptisch, Kurdisch, Pashto, Polnisch, Portugiesisch, Romanes, Rumänisch, Russisch, Slowakisch, Somali, Türkisch und Tschetschenisch. Zum überwiegenden Teil erfolgt der Unterricht im gemeinsamen Unterricht in Koordination mit den jeweiligen Klassenlehrerinnen und -lehrern. Im Lehrplan zum muttersprachlichen Unterricht sind als Aufgabenbereiche festgelegt: Ziel des muttersprachlichen Unterrichts ist der Erwerb der Muttersprache zur Herstellung von Kontinuität und Stützung der Persönlichkeitsentwicklung, ausgehend von der Zugehörigkeit zum Sprach- und Kulturkreis der Eltern. Gefördert werden soll eine positive Einstellung zur Muttersprache und zum bikulturellen Prozess (in der neuen Umwelt Österreich). Die prinzipielle Gleichwertigkeit von Muttersprache und Deutsch muss im Unterricht für die Schülerinnen und Schüler erlebbar sein, dann kann die Bedeutung der Zweisprachigkeit und der Bikulturalität den Schülerinnen und Schülern einsichtig gemacht werden. Sprachförderzentrum des Stadtschulrates für Wien: www.sfz-wien.at Büchereien Wien (MA 13) Die Büchereien Wien (MA 13) bieten eine reiche Auswahl an Literatur und Medien in vielen verschiedenen Sprachen. Ein Onlinekatalog erleichtert die Suche. Regelmäßig gibt es zwei- oder mehrsprachige Veranstaltungen für Kinder sowohl in der Hauptbücherei als auch in Büchereien in den Bezirken, etwa als mehrsprachige Geschichtenzeit. www.buechereien.wien.at und für Kinder www.kirango.at Sprachencafé des Vereins Station Wien Kennen lernen, sprechen, eintauchen... gegenseitiges Sprachenlehren in entspannter Atmosphäre! Einmal wöchentlich lebt die Wiener Sprachenwelt auf und man kann im Sprachencafé in ein wahres Sprachenparadies eintauchen, wie es eine Besucherin genannt hat, und den Sprachenhorizont erweitern! So beschreibt der Verein Station Wien sein Projekt Sprachencafé. Es bietet die Möglichkeit, viele Sprachen auszuprobieren, bestehende Sprachkenntnisse zu erweitern und neue Menschen kennen zu lernen. An jedem der Sprachentische wird eine andere Sprache gesprochen. Unabhängig vom Sprachniveau kann sich jede und jeder zu einem Sprachentisch dazusetzen und mitreden oder mitlernen. Alle, die ihre eigenen Sprachkenntnisse weitergeben wollen, sind dazu eingeladen, einen eigenen Sprachentisch zu eröffnen. Abhängig von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern werden verschiedene Sprachen angeboten 18

und gesprochen, wie Arabisch, Bosnisch/Kroatisch/ Serbisch, Chinesisch, Griechisch, Polnisch, Türkisch, Ungarisch,... Das aktuelle Sprachenangebot wird wöchentlich auf Facebook und auf der Website bekannt gegeben. www.stationwien.org/spracafe.htm Beispielhaftes Engagement von Vereinen am Beispiel der chinesischen Community ( Chinesische Schule an Samstagen) In vielen Communities engagieren sich Menschen ehrenamtlich in Eigenregie dafür, dass Kinder und Jugendliche der so genannten zweiten Generation die Familiensprache auch in Wort und Schrift sehr gut beherrschen. Ein Beispiel unter vielen ist die chinesische Community, die gleich 2 Chinesische Schulen in Wien betreibt: An Samstagen, also in der Freizeit, werden Chinesisch-Kurse für Kinder, Jugendliche und Erwachsene angeboten, aber auch die chinesische Kultur vermittelt. www.chineseschool.at Wiener Sprachen-App Einer Freundin mit einem SMS auf Serbisch zum Geburtstag gratulieren. Einen neuen Mitarbeiter auf Polnisch in der Firma willkommen heißen. Bei einer Einladung auf Türkisch einen Guten Abend wünschen. Den Vornamen des neuen Kindes in der Klasse richtig aussprechen. Das macht die Wiener Sprachen- App möglich. Kleine Gesten, die andere überraschen und Freude machen. Und ein kleines Zeichen, um Anerkennung und Wertschätzung für unsere Bekannten und Nachbarinnen und Nachbarn, für ihre Sprachen und die Wiener Vielfalt auszudrücken. Die App kann auch nützlich sein, um sich auf einen Urlaub etwa in Kroatien oder der Türkei vorzubereiten. Begriffe und Phrasen können nach Kategorien oder als Volltextsuche gesucht werden. Die Phrasen können angehört oder auch gleich als SMS/E-Mail verschickt werden. Die Wiener Sprachen-App kann Neulingen in der Stadt helfen, erste wichtige Phrasen auf Deutsch zu verwenden. Einen Deutschkurs kann und will sie nicht ersetzen. Was man in einem Deutschkurs oft nicht lernt, ist Wienerisch. Daher bietet die App auch wichtige wienerische Ausdrücke mit der richtigen Aussprache. Der interkulturelle Kalender beschreibt wichtige Fest- und Feiertage, die in Wien gefeiert werden. Die Feste können einzeln oder nach bestimmten Kategorien in den persönlichen Kalender integriert werden. Die Wiener Sprachen-App ist ein Projekt der MA 17. Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben ihre Wurzeln in vielen verschiedenen Ländern, die Mehrheit ist zwei- oder mehrsprachig. Ihre Sprachkompetenzen machen diese App kostengünstig möglich, und es sind großteils die Stimmen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in den Audiodateien hörbar werden. Die App ist von Wienerinnen und Wienern für Wienerinnen und Wiener gemacht, und es geht um ein respektvolles gemeinsames Leben in unserer Stadt. www.sprachen.wien.at 19

6. Erstsprachen fördern, eine gemeinsame Sprache sprechen Lesepatinnen und -paten gesucht Im Frühjahr 2013 startete ein neues Projekt der MA 17 Integration und Diversität. Die MA 17 sucht in Anlehnung an das bewährte Modell des Wiener Stadtschulrates ehrenamtliche Lesepatinnen und -paten, die mit Kindern in deren Familiensprache lesen. Kooperationspartnerinnen und -partner sind der Wiener Stadtschulrat, die Büchereien Wien (MA 13) und die Wiener Kindergärten (MA 10). Studien zeigen, dass gute Kenntnisse der Muttersprache das Erlernen jeder weiteren Sprache begünstigen. Mehrsprachigkeit stellt eine persönliche Bereicherung für jede einzelne Person dar und ist ein wichtiges Potenzial für eine Gesellschaft. Neben der schon erfolgreichen Leseförderung in deutscher Sprache fördert die Stadt mit muttersprachlichen Lesepatinnen und -paten nun auch die in Wien gesprochenen Familiensprachen. Deutschsprachige Lesepatinnen und -paten unterstützen Schülerinnen und Schüler mit Leseschwächen an Volksschulen und Neuen Mittelschulen dabei, besser in der Unterrichtssprache lesen zu können. Der Schwerpunkt der muttersprachlichen Lesepatinnen und -paten liegt in der jeweiligen Erstbzw. Muttersprache der Schülerinnen und Schüler. Während Lesetechnik und Leseverständnis bei den bisherigen Lesepatinnen und -paten im Mittelpunkt stehen, fokussieren sich muttersprachliche Lesepatinnen und -paten auf das Vorlesen von Geschichten und Bilderbüchern. Sprachen mitbringen und den Kindern altersgerecht und wertschätzend begegnen. Jede Muttersprache ist erwünscht! In Zusammenarbeit mit dem SSR organisiert die MA 17 ein Einführungsseminar mit erfahrenen Pädagoginnen und Pädagogen. Während der gesamten Tätigkeit werden die LesepatInnen und -paten laufend bei der Auswahl des Lesestoffes sowie der Beschaffung der geeigneten Bücher durch die Schulen und die Büchereien Wien unterstützt. Darüber hinaus begleitet die MA 17 die Lesepatinnen und -paten durch regelmäßigen Erfahrungsaustausch mit Kolleginnen und Kollegen und verschiedene Weiterbildungsmöglichkeiten. Deutschsprachige Lesepatinnen und -paten lesen gemeinsam mit Kindern an Schulen. Im Projekt der MA 17 können auch der Hort, Wiener außerschulische Kinder- und Jugendeinrichtungen oder die städtischen Büchereien als Orte für das gemeinsame Lesen bestimmt werden. Dieses zusätzliche Angebot ist ein wichtiger Beitrag zur Zwei- oder Mehrsprachigkeit von jungen Wienerinnen und Wienern und trägt zur Vielfalt in der Stadt bei. Darüber hinaus ist Mehrsprachigkeit sowohl für Wien als Wirtschaftsstandort als auch für die Zukunft der jungen Menschen von großer Bedeutung. Die Bereitschaft, regelmäßig mit Kindern zu lesen und sich ehrenamtlich zu engagieren, ist in beiden Fällen Voraussetzung. Muttersprachliche Lesepatinnen und -paten sollen außerdem die Fähigkeit und womöglich auch Erfahrung im Vorlesen in beiden Infobox: Kontakt Muttersprachliche Lesepatinnen und -paten: Tel.: 4000-81561 E-mail: post@ma17.wien.gv.at www.wien.gv.at/menschen/integration Lesepatinnen und -paten für Deutsch: Stadtschulrat für Wien BS in Elisabeth Fuchs Tel.: (01)4000-16156 E-Mail: elisabeth.fuchs@ssr-wien.gv.at Erika Wagner, Tel.: (01)4000-12158 20