Wasserstraßen-Neubauamt Aschaffenburg. Ausbau der Bundeswasserstraße Main in den Stauhaltungen Ottendorf und Knetzgau

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Transkript:

Wasserstraßen-Neubauamt Aschaffenburg Ausbau der Bundeswasserstraße Main in den Stauhaltungen Ottendorf und Knetzgau Vegetationskundliche und faunistische Untersuchungen Heft 3.6: Faunistische Untersuchungen Heuschrecken Weitere Hefte: Heft 1: Biotoptypenkartierung Heft 2: Pflanzensoziologische Kartierung und Einschätzung der Beeinträchtigung der Vegetation Bearbeiter: Dr. Reinhard Patrzich Dipl.-Biol. Annette Möller Inh.: Dr. U. Wendt und Dipl.-Ing. J. Rössler 55442 Stromberg Staatsstr. 1 Landschaftsökologie und Projektplanung Tel.: 06724/1329 Fax: 06724/939593 Projekt-Nr.: 2609 email: info@bischoff-u-partner.de September 2009

INHALT I 1 EINFÜHRUNG... 1 2 METHODIK... 2 2.1 Probeflächen... 2 3 ERGEBNISSE... 3 3.1 Artenspektrum... 3 3.2 Ökologie und Vorkommen der gefährdeten oder bemerkenswerten nachgewiesenen Heuschreckenarten... 9 3.3 Beurteilung der Habitatbedingungen... 18 4 EINSCHÄTZUNG DER ZU ERWARTENDEN BEEINTRÄCHTIGUNGEN DER HEUSCHRECKEN... 23 4.1 Abschnitt 1, geplanter Ausbau der Vorhäfen Schleuse Ottendorf (Ma-km 344,55 bis 345,07 und Ma-km 345,45 bis 346,03)... 23 4.2 Abschnitt 2, geplante Uferzurücknahmen linkes Ufer (Ma-km 353,33 bis 353,73, Ma-km 353,78 bis 353,91 und Ma-km 354,01 bis 354,07)... 23 4.3 Abschnitt 3, geplante Uferzurücknahme linkes Ufer (Ma-km 354,53 bis 355,12)... 24 4.4 Abschnitt 4, geplante Uferzurücknahmen linkes Ufer (Ma-km 355,33 bis 355,77 und Ma-km 355,81 bis 357,00) geplante Schiffsliegestelle Haßfurt rechtes Ufer (Ma-km 355,45 bis 355,61)... 24 4.5 Abschnitt 5, geplante Uferzurücknahme rechtes Ufer (Ma-km 356,99 bis 357,63)... 25 4.6 Abschnitt 6, geplante Uferzurücknahmen linkes Ufer (Ma-km 357,66 bis 358,30 und Ma-km 358,32 bis 358,44)... 25 4.7 Abschnitt 7, geplante Uferzurücknahmen rechtes Ufer und Ausbau der Vorhäfen Schleuse Knetzgau (Ma-km 358,33 bis 359,17, Ma-km 359,17 bis 359,60 und Ma-km 359,99 bis 360,42)... 26 4.8 Abschnitt 8, geplante Uferzurücknahmen linkes Ufer (Ma-km 362,00 bis 362,17 und Ma-km 362,23 bis 363,88)... 26 4.9 Abschnitt 9, geplante Uferzurücknahmen rechtes Ufer (Ma-km 363,78 bis 364,75 und Ma-km 364,78 bis 364,94)... 26 4.10 Abschnitt 10, geplante Uferzurücknahme linkes Ufer (Ma-km 364,88 bis 365,67)... 27 4.11 Abschnitt 11, geplante Uferzurücknahmen rechtes Ufer (Ma-km 365,38 bis 365,44 und Ma-km 365,58 bis 366,25)... 27 4.12 Abschnitt 12, geplanter Ausbau des unteren Vorhafens Schleuse Limbach (Makm 366,56-366,98)... 28

INHALT II 5 EMPFEHLUNGEN ZUR VERBESSERUNG DER HABITATBEDINGUNGEN DER HEUSCHRECKEN... 29 6 VERWENDETE UNTERLAGEN... 30 ABBILDUNGSVERZEICHNIS Abbildung 1: Heuschreckenarten auf den Transekt-Probeflächen... 5 Abbildung 2: Typischer Uferstaudensaum, hier Transekt 55 südlich Zell, Ma-km 363,60... 6 Abbildung 3: Uferbereich südöstlich Schleuse Knetzgau, Lebensraum der Gemeinen Sichelschrecke. Ma-km 360,30; Transekt 48... 7 Abbildung 4: Anzahl der Heuschreckenarten auf den Transekten... 8 Abbildung 5: Freigeschobene Sand- und Kiesflächen südlich Ziegelanger (Ma-km 364,20, Transekt 59)... 19 Abbildung 6: Typischer Uferstaudensaum, an den Schildern der Stromkilometrierung freigeschnitten und gemulcht, ansonsten eutraphente Vegetation (Makm 356,40; Transekt 31)... 20 Abbildung 7: Satellitenbild (GoggleEarth), Ausschnitt südlich Wülflingen mit feuchtennassen Senken am Rand der Flussaue... 21 Abbildung 8: Randlich der Flussaue gelegene Senken und Gerinne mit Feucht- und Nassgrünland, Lebensraum der Sumpfschrecke (Ma-km 353,20; nahe Transekt 20)... 21 Abbildung 9: Flussböschung im Übergang zu magerem Grünland; Lebensraum einer individuenreichen Heuschreckengemeinschaft und auch der Zauneidechse; Ma-km 358,80 westlich Schleuse Knetzgau... 22 TABELLENVERZEICHNIS Tabelle 1: Im Untersuchungsgebiet nachgewiesene Heuschreckenarten... 4 ANHANG Anhang A-1: Fundorte und Arten Heuschrecken PLÄNE Plan 3-1-1 bis 3-1-11 Faunistische Kartierung 2006/2007, Übersicht Maßstab 1:2.500 Plan 3-4-1 bis 3-4-11 Faunistische Kartierung 2006/2007, Libellen, Heuschrecken und Bienen Maßstab 1:1.000

HEFT 3.6 HEUSCHRECKEN SEITE 1 1 EINFÜHRUNG Im Rahmen des Ausbaus der Bundeswasserstraße Main werden durch das Wasserstraßen- Neubauamt Aschaffenburg in den Stauhaltungen Ottendorf und Knetzgau (Ma-km 344,50 bis 367,20) Uferzurücknahmen und der Ausbau der Vorhäfen an den Schleusen Ottendorf, Knetzgau und Limbach geplant. Dabei sind folgende Mainabschnitte gemäß Leistungsbeschreibung betroffen: Stauhaltung Ottendorf: Ma-km 344,50-346,00 (Ausbau der Vorhäfen Schleuse Ottendorf) Ma-km 353,20-359,20 (Uferzurücknahmen) Ma-km 359,20-359,60 (Ausbau des unteren Vorhafens Schleuse Knetzgau) Stauhaltung Knetzgau: Ma-km 360,00-360,50 (Ausbau des oberen Vorhafens Schleuse Knetzgau) Ma-km 362,00-366,40 (Uferzurücknahmen) Ma-km 366,50-367,00 (Ausbau des unteren Vorhafens Schleuse Limbach) Zur Einschätzung der Projektwirkungen auf Flora und Fauna wurde das Ingenieurbüro Bischoff & Partner, 55442 Stromberg, mit vegetationskundlichen und faunistischen Untersuchungen durch das Wasserstraßen-Neubauamt Aschaffenburg beauftragt. Die Untersuchungen sind abgeschlossen, die Ergebnisse werden hiermit in drei Heften vorgelegt: Heft 1: Biotoptypenkartierung Heft 2: Pflanzensoziologische Kartierung und Einschätzung der Beeinträchtigung der Vegetation Heft 3: Faunistische Untersuchungen Das vorliegende Heft beschreibt die Untersuchungsergebnisse für die Tiergruppe Heuschrecken. Die Gruppe der Heuschrecken bewohnt mit in Bayern überschaubarer Artenzahl (75 Arten) viele typische Biotope der Kulturlandschaft, viele Arten sind auf eine extensive Nutzung ihrer Lebensräume angewiesen. Das Vorhandensein stenöker und empfindlicher Zeigerarten für Strukturen, Nutzungsintensität und Feuchte der Habitate bei einfachen Erfassungsmethoden prädestiniert ihre Eignung zur Beurteilung von Offenlandbereichen. Untersucht wurden die Mainufer zwischen Stromkilometer 344,5 (Vorhafen Ottendorf) und 367,2 (Schleuse Limbach) auf einer Gesamtlänge von 22,6 km. An der Staustufe Knetzgau beinhaltet der Untersuchungsraum sowohl die Schleuse samt Vorhäfen als auch den Wehrarm des Flusses; an der Schleuse Limbach den unteren Vorhafen der Schleuse sowie den Wehrarm bis an die Staustufe. Weiterhin wurde die zwischen dem Wehrarm und der Schleuse gelegene Insel Limbach untersucht.

HEFT 3.6 HEUSCHRECKEN SEITE 2 Eine Einschätzung der durch die geplanten Ausbaumaßnahmen zu erwartenden Beeinträchtigungen erfolgt auf Grundlage des bisherigen Planungstandes (Scoping-Unterlagen vom 15.6.2004). Es werden Maßnahmen zur Vermeidung, Verminderung oder zur Kompensation der Beeinträchtigungen vorgeschlagen. Es wurden 77 Probeflächen in Form von ca. 100 m langen Transekten ausgewählt, die schwerpunktmäßig die Bereiche der geplanten Ausbaumaßnahmen abdecken. 2 METHODIK 2.1 Probeflächen Im Verlauf des gesamten betrachteten Flussabschnittes wurden 77 Probeflächen in Form von ca. 100 m langen Transekten ausgewählt, die schwerpunktmäßig die Bereiche der geplanten Ausbaumaßnahmen abdecken. Im Flussabschnitt unterhalb von Wülflingen, in dem keine Beeinträchtigungen der Gewässermorphologie zu erwarten sind, wurden nur wenige Transekte gelegt. Die Probeflächen bzw. Transekte lagen meist gruppenweise angeordnet vom Uferstaudensaum über den Böschungsbereich, soweit er als Heuschreckenhabitat infrage kam (keine Gehölze oder nur geringe Gehölzdeckung), bis zum genutzten Grünland. Die einzelnen Transekte wurden jeweils langsam abgegangen und die Heuschrecken visuell oder nach ihren artspezifischen Gesängen erfasst. Zusätzlich wurden vor allem in Altgrasbeständen, Hochstauden oder an Gebüschen Kescherfänge durchgeführt. Gehölzbewohnende, oft nachtaktive Langfühlerschrecken sind nur in geringem Maße mit der angewandten Methode erfasst. In den Uferstaudensäumen konnten aufgrund der schlechten Zugänglichkeit und des meist dichten Pflanzenwuchses die Heuschrecken oft beim Keschern entkommen. Für den Zweck einer überblicksmäßigen Erfassung der Heuschreckenfauna in den Abschnitten der geplanten Ausbaumaßnahmen ist die Methodik aber ausreichend. Die Häufigkeiten der einzelnen Arten werden in Anlehnung an die Einteilung von WALLA- SCHEK (1996) in fünf Klassen angegeben, die auf Grundlage unterschiedlicher Dichten im Gelände für Kurzfühlerschrecken 1 (Caelifera) und Langfühlerschrecken (Ensifera) unterschiedliche Grenzen verwendet: Häufigkeitsklasse Bezeichnung Langfühler Kurzfühler I einzelne 1 bis 2 1 bis 5 II wenige 3 bis 10 6 bis 30 III mäßig viele 11 bis 20 31 bis 70 IV viele 21 bis 40 71 bis 150 V sehr viele > 41 > 151 1 In der vorliegenden Arbeit wird da die systematische Gliederung der Geradflügler noch nicht gefestigt ist, vgl. INGRISCH & KÖHLER 1998 die Ordnung der Saltatoria gegliedert in die Langfühlerschrecken (Ensifera) mit den Familien der Laubheuschrecken (Tettigoniidae) und Grillen (Gryllidae, Oecanthidae, Gryllotalpidae) und die Kurzfühlerschrecken (Caelifera) mit den Dornschrecken (Tetrigidae) und den Feldheuschrecken (Acrididae).

HEFT 3.6 HEUSCHRECKEN SEITE 3 Die Bestimmung der Tiere erfolgte nach BELLMANN (1993) und BAUR & ROESTI (2006), die Nomenklatur folgt SCHLUMPRECHT & WAEBER (2003). Es erfolgten 4 Untersuchungsperioden zwischen Mitte Juli und Mitte September 2006: Termin Datum Witterung 1 10. 14.7. warm heiß, bis über 30 o C, sonnig, einzelne Gewitterschauer 2 4. 8.8. warm bis 25 o C, einzelne Schauer, wechselhaft 3 19. 23.8. warm ca. 27 o C, einzelne Schauer, sonnig 4 11. 14.9. warm heiß, trocken, sonnig 3 ERGEBNISSE Die erfassten Heuschrecken sind in den Plänen 3-4-1 bis 3-4-11 dargestellt. 3.1 Artenspektrum Von den 75 Heuschreckenarten, die in Bayern nachgewiesen sind, kommen im Naturraum Steigerwaldvorland 44 Arten vor (SCHLUMPRECHT & WAEBER 2003). Im Untersuchungsgebiet am Main konnten davon 22 Arten auf den Transekten festgestellt werden, eine weitere Art (Feldgrille, Gryllus campestris) war außerhalb der Transekte vorhanden. Damit ist das Gebiet vergleichsweise artenreich, obwohl nur der erweiterte Korridor am Flusslauf mit wenigen Biotoptypen bearbeitet wurde und die hochwertigen Sandmagerrasen oder Halbtrockenrasen sowie das Feucht- und Nassgrünland und Offenflächen der Naturschutzgebiete des Gebietes nicht besammelt wurden. Einige Arten, die nach den Biotopstrukturen im gesamten Untersuchungsraum erwartet werden konnten und die in der Region (Messtischblattviertel im Plangebiet) nachgewiesen sind (SCHLUMPRECHT & WAEBER 2003), waren weder auf den Transekten noch bei den weiteren Fängen nachzuweisen: als Arten mit Schwerpunktvorkommen auf Feuchtwiesen fehlen der Sumpf-Grashüpfer (Chorthippus montanus), die Kleine Goldschrecke (Euthystira brachyptera) und die Gemeine Dornschrecke (Tetrix undulata). Die Maulwurfsgrille (Gryllus gryllotalpa) besiedelt vereinzelt feuchte Flächen auch in Tallagen. Warm-trockene Hochstaudenfluren und Brachen sind der Lebensraum der Punktierten Zartschrecke (Leptophyes punctatissima).

HEFT 3.6 HEUSCHRECKEN SEITE 4 Tabelle 1: Im Untersuchungsgebiet nachgewiesene Heuschreckenarten 2 Rote Liste Deutschland: MAAS et al. (2002); Rote Liste Bayern: HEUSINGER (2003); SL = Schichtstufenland; Ökologische Ansprüche (angelehnt an GREIN 2005): tr trocken, fr frisch, fe feucht; Hauptvorkommen in der Vegetationsschicht: Bo Boden, Gr/St Gras-/Staudenschicht, Str Strauchschicht, Ba Baumschicht; Vorkommen im Untersuchungsgebiet, fett = Hauptvorkommen: U Uferstaudensaum, G Grünland, S Saum vor Gehölzen, an Wegen, Hochstaudenbestand, Brache Art Vorkommen im UG Ökol. Ansprüche Feuchte Veg. schicht Rote Liste BY / SL D Laubheuschrecken Tettigoniidae Gemeine Sichelschrecke Phaneroptera falcata tr Gr/St V U, G, S Gemeine Eichenschrecke Meconema thalassinum tr-fr-fe Ba U, S Langflügelige Schwertschrecke Conocephalus [discolor] tr-fr-fe Gr/St V G, S fuscus Kurzflügelige Schwertschrecke Conocephalus dorsalis fr-fe Gr/St 2 3 U, G, S Grünes Heupferd Tettigonia viridissima tr-fr-fe Gr/St-Str U, G, S Westliche Beißschrecke Platycleis albopunctata tr Bo Gr/St 3 G Roesels Beißschrecke Metrioptera roeselii tr-fr-fe Gr/St U, G, S Zweifarbige Beißschrecke Metrioptera bicolor tr Gr/St 3 U, G Gewöhnliche Strauchschreckra Pholidoptera griseoapte- tr-fr-fe Gr/St U, G, S Grillen Gryllidae Feldgrille Gryllus campestris tr Bo 3 3 außerhalb Waldgrille Nemobius sylvestris tr-fr Bo S Dornschrecken Tetrigidae Säbeldornschrecke Tetrix subulata fe Bo U, G, S Langfühler-Dornschrecke Tetrix tenuicornis tr-fr Bo U, G, S Feldheuschrecken Acrididae Sumpfschrecke Stethophyma grossum fe Gr/St 2 2 G Große Goldschrecke Chrysochraon dispar tr-fr-fe Gr/St 3 3 U, G, S Heidegrashüpfer Stenobothrus lineatus tr Gr/St V U, G Rote Keulenschrecke Gomphocerippus rufus tr Gr/St U, G, S Nachtigall-Grashüpfer Chorthippus biguttulus tr Gr/St U, G, S Brauner Grashüpfer Chorthippus brunneus tr Bo-Gr/St U, G, S Verkannter Grashüpfer Chorthippus mollis tr Bo-Gr/St 3 G Weißrandiger Grashüpfenatus Chorthippus albomargi- fr-fe Gr/St U, G, S Wiesengrashüpfer Chorthippus dorsatus tr-fr-fe Gr/St V U, G, S Gemeiner Grashüpfer Chorthippus parallelus tr-fr-fe Gr/St U, G, S Mit der Kurzflügeligen Schwertschrecke, (Conocephalus dorsalis) und der Sumpfschrecke (Stethophyma grossum) kamen zwei in Bayern/Großregion Schichtstufenland stark gefährdete Arten (RL 2) vor. Vier Arten (Zweifarbige Beißschrecke, Metrioptera bicolor, Westliche Beißschrecke, Platycleis albopunctata, Große Goldschrecke, Chrysochraon dispar, Verkann- 2 Keine der nachgewiesenen Arten ist in Anhang II oder IV der FFH-Richtlinie oder in der Bundesartenschutzverordnung gelistet.

HEFT 3.6 HEUSCHRECKEN SEITE 5 ter Grashüpfer, Chorthippus mollis) sind als gefährdet (RL 3) eingestuft, weitere vier Arten stehen auf der Vorwarnliste (Gemeine Sichelschrecke, Phaneroptera falcata, Langflügelige Schwertschrecke, Conocephalus fuscus, Heidegrashüpfer, Stenobothrus lineatus, Wiesengrashüpfer, Chorthippus dorsatus). Keine der nachgewiesenen Arten ist nach der Bundesartenschutzverordnung besonders oder streng geschützt oder wird im Anhang II oder IV der FFH-Richtlinie geführt. Die Ufersäume am Main werden an vielen Flussabschnitten aspektbildend von Rohrglanzgras dominiert, soweit sie nicht von Weidenbüschen oder größeren Gehölzen überschattet werden (siehe Abbildung 2). In diesen Bereichen waren nur wenige, kommune Heuschreckenarten in sehr geringer Dichte nachzuweisen, meist drei bis fünf Arten, die Gewöhnliche Strauchschrecke (Pholidoptera griseoaptera) war hier die Art größter Stetigkeit. Hinzu kamen mit Roesels Beißschrecke (Metrioptera roeselii) und Gemeinem Grashüpfer (Chorthippus parallelus) ebenfalls euryöke Arten, die eher benachbarten Biotoptypen zugeordnet werden. Phaneroptera falcata Meconema thalassinum Conocephalus fuscus Uferstaudensaum Grünland sonstige Standorte Conocephalus dorsalis Tettigonia viridissima Platycleis albopunctata Metrioptera roeselii Metrioptera bicolor Pholidoptera griseoaptera Gryllus campestris * Nemobius sylvestris Tetrix subulata Tetrix tenuicornis Stethophyma grossum Chrysochraon dispar Stenobothrus lineatus Gomphocerippus rufus Chorthippus biguttulus Chorthippus brunneus Chorthippus mollis Chorthippus albomarginatus Chorthippus dorsatus Chorthippus parallelus 0 10 20 30 40 50 60 70 Anzahl Transekte Abbildung 1: Heuschreckenarten auf den Transekt-Probeflächen * - Nachweis nur außerhalb der Transekte

HEFT 3.6 HEUSCHRECKEN SEITE 6 Abbildung 2: Typischer Uferstaudensaum, hier Transekt 55 südlich Zell, Ma-km 363,60 Weniger häufig fand sich in den Hochstauden das Grüne Heupferd (Tettigonia viridissima), das auch in Gebüschen und auf Getreideäckern singt und jagt. An vier Stellen wurde die nachtaktive, gehölzbewohnende Eichenschrecke (Meconema thalassinum) durch Keschern an den Ufersäumen gefangen. Die Art ist sicher weiter verbreitet und im gesamten Gebiet auf den Bäumen vorhanden, doch findet man sie meist nachts an Lichtquellen. An weniger dicht bewachsenen, besonnten Ufersäumen fand sich die Langflügelige Schwertschrecke (Conocephalus fuscus), die in geringer Dichte auf den Transekten am gesamten Flusslauf vorkommt. In besonders hoher Dichte trat die Gemeine Sichelschrecke (Phaneroptera falcata 3 ) im Ufersaum an der Schleuse Knetzgau (Ma-km 360,30, Transekt 48, Abbildung 3) auf: dieser Bereich ist durch eine vielfältige, artenreiche Ufervegetation und volle Besonnung gekennzeichnet, das angrenzende Grünland ist mager und extensiv bewirtschaftet. Wie auch das gegenüberliegende Ufer (Transekt 47) zählen diese Flächen mit acht Heuschreckenarten zu den artenreichsten Probeflächen am Ufersaum. An einigen Stellen ist der Ufersaum durch Störstellen aufgerissen, so vor allem um die Schilder der Stromkilometierung herum, aber auch durch Erosion (z.b. Ma-km 359,10; Transekt 41 westlich der Schleuse Knetzgau). An diesen Böschungsbereichen kamen zu den Bewohnern der Staudensäume Arten des Grünlandes, es konnten sogar auch eher xerothermophile 3 Die überprüften Sichelschrecken gehörten zur Art Ph. falcata. Es konnten keine Tiere der Art Vierpunkt-Sichelschrecke, Ph. nana, gefunden werden (vgl. FLUCK 2006).

HEFT 3.6 HEUSCHRECKEN SEITE 7 Abbildung 3: Uferbereich südöstlich Schleuse Knetzgau, Lebensraum der Gemeinen Sichelschrecke. Ma-km 360,30; Transekt 48 Arten wie die Zweifarbige Beißschrecke, Metrioptera bicolor oder der Nachtigall-Grashüpfer, Chorthippus biguttulus gefunden werden. Weder am Flusslauf noch an den Randgewässern konnten für Flüsse typische Heuschreckenarten festgestellt werden, die auf Schotter-, Kies- und Schlammfluren unverbauter Flüsse ihren Verbreitungsschwerpunkt haben. Solche Strukturen finden sich heute fast ausschließlich in den Alpen bzw. ihrem Vorland. Für Kiesbankbewohner finden sich im Untersuchungsgebiet im derzeitigen Zustand keine geeigneten Biotope. Auf dem bewirtschafteten Grünland konnten meist vier bis sechs Heuschreckenarten (22 von 33 Transekte;Abbildung 4) erfasst werden: Ch. parallelus, auf den trockeneren Standorten Ch. biguttulus und Ch. brunneus, auf den frischen bis feuchten Wiesen Ch. dorsatus. Hier wäre auch der Sumpfgrashüpfer (Ch. montanus) zu erwarten, der aber nicht gefunden werden konnte. Die vor der Mahd hochwüchsigen Bestände werden auch von M. roeselii und Ph. griseoaptera besiedelt, die nach der Mahd auf den Flächen keine Deckung mehr finden und wahrscheinlich in die benachbarten strukturreicheren Säume ausweichen. Auf den Grünlandflächen konnten auch beide Schwertschreckenarten C. fuscus und C. dorsalis nachgewiesen werden, die für bewirtschaftetes Grünland weniger typisch sind, sondern meist auf Hochstaudensäumen und Seggenbeständen leben. Der Nachweis auf der wechselfeuchten Wiese südlich des Naturfreundehauses bei Haßfurt (Ma-km 357,00; Transekt 33) entspricht

Anzahl Transekte AUSBAU DER BUNDESWASSERSTRASSE MAIN IN DEN STAUHALTUNGEN OTTENDORF UND KNETZGAU HEFT 3.6 HEUSCHRECKEN SEITE 8 durchaus dem Habitatschema von hygrophilen C. dorsalis, während C. fuscus Wiesen aller Feuchtegradienten besiedelt. Als typische Feuchtwiesenart waren wenige Exemplare der Sumpfschrecke (Stethophyma grossum), randlich auf den Wiesenflächen südlich Wülflingen (Ma-km 353,40; Transekt 20) vorhanden, während größere Bestände am Rand der Niederterrasse vorhanden waren, wo in Senken auf feuchterem Boden Seggen und binsenreiches Grünland anstand. Der Nachweis von S. grossum auf dem frischen Grünland am Rand des NSG Altmain und Sandmagerrasen bei Limbach (Ma-km 365,00; Transekt 64) ist nicht arttypisch; vermutlich liegt der eigentliche Lebensraum des kleinen Bestandes in der näheren Umgebung in feuchteren Senken. Auf diesem Transekt waren auch der xerothermophile Verkannte Grashüpfer (Chorthippus mollis) und der Heidegrashüpfer (Stenobothrus lineatus) neben anderen für trockenes Grünland typischen Arten vorhanden. Als besonders artenreich erwiesen sich die Übergänge zwischen magerem Extensivgrünland und Hochstaudenbeständen, artenreichen Säumen und offenen Sandmagerrasen aufgrund ihrer differenzierten Struktur, wo sich die Arten des bewirtschafteten Grünlandes und der strukturgebundenen Säume überlagern. So konnten auf dem Transekt 67 (am Rand des NSG Altmain und Sandmagerrasen bei Limbach zur kiesig-sandigen Niederterrasse) zehn Heuschreckenarten nachgewiesen werden. Auch die freigeschobenen Sand- und Kiesflächen am Ziegelanger südlich Zell (Transekt 59, Ma-km 364,20) waren als Sonderstandort artenreich und durch das Auftreten von den gefährdeten Arten Zweifarbige Beißschrecke (Metrioptera bicolor), Westliche Beißschrecke (Platycleis albopunctata) und Verkannter Grashüpfer (Chorthippus mollis) herausgehoben. 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 Uferstaudensaum Grünland sonstige Standorte 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Arten pro Transekt Abbildung 4: Anzahl der Heuschreckenarten auf den Transekten

HEFT 3.6 HEUSCHRECKEN SEITE 9 Nicht im direkten Untersuchungsgebiet, sondern an den Wegrändern südlich Ziegelanger, 300 m vom Fluss entfernt war die Feldgrille (Gryllus campestris) in größerer Anzahl vorhanden; diese Art hätte auch auf verschiedenen Standorten innerhalb des UG geeignete Standorte finden können, konnte aber trotz ihres auffälligen Reviergesanges nicht an weiteren Standorten gefunden werden. 3.2 Ökologie und Vorkommen der gefährdeten oder bemerkenswerten nachgewiesenen Heuschreckenarten Gemeine Sichelschrecke, Phaneroptera falcata Gefährdungsgrad und Schutzstatus: RL D: -; RL By S/L: V Habitatansprüche: Diese euroasiatisch verbreitete Art kommt in Deutschland in den warmen Tallagen von Rhein, Neckar und Main vor und breitet sich derzeit nach Nordwesten aus, wo sie bevorzugt klimatisch begünstigte Standorte besiedelt. In Bayern besiedelt die Art den gesamten Nordwesten, Odenwald, Spessart, die Mainfränkischen Platten bis zur nördlichen Frankenalb, wo sie als vertikal orientierte Art in Offenland- und Saumbiotopen mit hohem Raumwiderstand lebt. Dies sind meist hochgrasige, versaumende und verbuschende Flächen. Während sie im Hügelland, in niederschlagsreichen Regionen und an den Rändern des Verbreitungsgebietes an trockenwarme Standorte wie Halbtrockenrasen gebunden ist, ist sie in den wärmebegünstigten Beckenlandschaften in einem weiten Lebensraumspektrum zu finden (von Brachflächen, Gebüschsäumen, Halbtrockenrasen, Abbauflächen bis hin zu dichter Ufervegetation). Wesentlich ist der Kontakt zu Gehölzen: die Eiablage erfolgt in die Blattspreiten von Sträuchern und Laubbäumen, von Prunus, Malus und Pyrus, möglicherweise auch in Blättern von Gräser und Kräutern (KÖHLER & SAMIETZ 1998). Durch gut flugfähige Imagines können schnell geeignete Biotope neu besiedelt werden, wenn auch die meisten Tiere annähernd standorttreu auf wenigen Quadratmetern leben. Gefährdungsfaktoren: Die Art wird durch die Klimaveränderungen gefördert. Habitatverluste können durch Brachfallen und späteres vollständiges Verbuschen von Magerrasen auftreten. Vorkommen im Untersuchungsgebiet: Auf 14 von 77 Transekten (18 %) nachgewiesen, meist nur in geringer Individuenzahl. Mit Ausnahme von Transekt 26 (Ma-km 355,50; Grünland in Nachbarschaft zu flacher Uferböschung) und Transekt 62 (Ma-km 364,80; brachfallendes Grünland, versaumend) in Uferstaudensäumen. In hoher Individuendichte (bis 20 Imagines pro Transekt) an den besonders blütenreichen Ufersäumen am Wehrarm der Staustufe Knetzgau.

HEFT 3.6 HEUSCHRECKEN SEITE 10 Langflügelige Schwertschrecke, Conocephalus [discolor] fuscus Gefährdungsgrad und Schutzstatus: RL D: -; RL By S/L: V Habitatansprüche: Die Art mit holopaläarktischem Verbreitungsgebiet dehnt ihr Areal nach Norden/Nordwesten aus und hat inzwischen das Rheinland und Südengland erreicht. In Bayern sind die wärmebegünstigten Regionen wie die Fränkischen Platten, Mainfranken und das Voralpine Hügel- und Moorland dicht besiedelt, während die Mittelgebirgs- und Gebirgslagen gemieden werden. Wesentlich scheint dabei die Sonneneinstrahlung im Juli bzw. eine Julitemperatur über 17 o C zu sein, die die Larvalentwicklung des letzten Stadiums ermöglicht. Bevorzugt werden Habitate mit höherwüchsigen Pflanzenbeständen besiedelt, die nicht (vollständig) gemäht werden. Die Eiablage erfolgt meist in markhaltigen Stängeln und Blattscheiden von weitlumigen Süß- und Sauergräsern (Binsen, Seggen, Landreitgras), aber auch Kohldistel und anderen Pflanzen von Feuchtgebieten. Daher hat die Art einen deutlichen Verbreitungsschwerpunkt in Feuchtgebieten wie Feuchtwiesen, feuchten Staudenfluren, Ufersäumen und Niedermooren und wird als Kennart für feuchte Ufer- und Saumbereiche bezeichnet (SCHLUMPRECHT & WAEBER 2003: 100). In weniger subkontinental getönten Regionen Bayerns werden sie dagegen auch auf trockeneren Biotopen gefunden wie Brachen, Ruderalflächen, Magerrasen und Weinbergen mit höherstehender, über den Winter erhaltenen Pflanzenstängeln. Auf gemähten Flächen kann sich die Art nicht fortpflanzen, da die Eier in den Stängeln überwintern, auch wenn adulte Tiere in hochwüchsigen Wiesen nachgewiesen werden können. Die flugfähige Art kann Lebensräume schnell neu besiedeln und breitet sich entlang von Verkehrs- oder Leitungstrassen schnell aus. Gefährdungsfaktoren: Intensive Bewirtschaftung des Grünlandes inkl. der Säume, vor allem auf feuchten Standorten, reduziert die bevorzugten Lebensräume dieser Art. Auch häufiges oder großflächiges Mähen/Mulchen von Säumen und Rainen von Grabenrändern beeinträchtigt die Art. Aber auch die Nutzungsaufgabe und die folgende Verbuschung von Feuchtgrünland und Grabenrändern führt zum Verlust von Lebensräumen. Wesentlich ist eine naturnahe Erhaltung und angepasste Bewirtschaftung von Feuchtgebieten und insbesondere von selten gemähten Saumstreifen. Vorkommen im Untersuchungsgebiet: Nachgewiesen auf 4 Transekten der Ufersäume östlich der Schleuse Knetzgau. Weiterhin auf 6 Transekten mit frischem bis feuchtem Grünland mit höheren Vegetationsbeständen oder Weidegrünland, nicht aber auf intensiver genutzten Wiesen. Kurzflügelige Schwertschrecke, Conocephalus dorsalis Gefährdungsgrad und Schutzstatus: RL D: 3; RL By S/L: 2 Habitatansprüche: Die Art hat ein euroasiatisches Verbreitungsgebiet mit einem Schwer-

HEFT 3.6 HEUSCHRECKEN SEITE 11 punkt in Mitteleuropa im nördlichen Deutschland, während sie in Baden-Württemberg nur wenige Fundorte im nördlichen Oberrheingraben hat und in Bayern zerstreut vorkommt mit Häufungen im östlichen Bergland und am Alpenrand. C. dorsalis lebt vor allem in gut besonnten Feuchtgebieten der planaren bis collinen Stufe. Wichtig ist neben der hohen Luftfeuchtigkeit, die aus dem Feuchteanspruch der Eier und auch der Larven resultiert, eine höherwüchsige Vegetationsstruktur von mind. 0,3 m bis ca. 1,4 m. Die Eiablage erfolgt in Blattscheiden und markhaltigen Stängel von Binsen, Rohrkolben, Schilf u.a. Somit sind die bevorzugten Habitate längere Zeit nasse (überschwemmte) Flächen wie Verlandungszonen von Stillgewässern, Feucht- und Nasswiesen, Uferbereiche und staunasse Bodensenken. Regelmäßig bewirtschaftetes Feuchtgrünland ist nur bei extensiver, maximal einschüriger Mahd oder bei Beweidung geeignet. In geeigneten Habitaten kann die Art vergleichsweise hohe Individuenzahlen erreichen. Trotz ihrer verkürzten Flügel wird die Ausbreitungsdynamik als mittel eingestuft (Detzel 1998), da einerseits eine aktive Besiedlung neuer Biotope erfolgen kann, andererseits nicht nur gelegentlich macroptere Individuen auftreten, sondern auch ein passiver Transport von Imagines oder Eiern (auf Totholz, in Pflanzenstängeln) entlang von Flüssen nachgewiesen wurde. Gefährdungsfaktoren: Wichtigster Faktor sind Veränderungen im Wasserhaushalt der Landschaft und damit auch in der Vegetationsstruktur und den Bewirtschaftungsformen. Nach früheren Flussregulierungen sind die Überschwemmungsflächen und die Feuchtgebiete durch Wegfall der jährlich ausufernden Hochwässer und dem Absinken der Grundwasserstände trockengefallen und in landwirtschaftliche Nutzflächen, oft sogar als Äcker, umgewandelt. Die Befestigung von Uferbereichen hatte direkt zum Verlust von Strukturen und Verlandungsgesellschaften und indirekt durch Verlust der natürlichen Flussdynamik zum Lebensraumverlust beigetragen. Nach Nutzungsaufgabe von Feucht- und Nasswiesen verlieren diese Flächen durch Sukzession von aufkommenden Gehölzen allmählich ihre Eignung für C. dorsalis. Vorkommen im Untersuchungsgebiet: Nachweise von Einzeltieren auf den Transekten 33, Ma-km 357,00 (wechselfeuchtes Grünland südlich Naturfreundehaus Haßfurt) und an der Uferböschung westlich Schleuse Knetzgau (Ma-km 357,50; Transekt 35). Der letztgenannte Fundort entspricht kaum dem skizzierten Lebensraumschema der Art; eine Verdriftung aus den mind. 500 m benachbarten Feuchtflächen des NSG Sichelsee-Großer Wörth ist anzunehmen. Westliche Beißschrecke, Platycleis albopunctata Gefährdungsgrad und Schutzstatus: RL D: -; RL By S/L: 3 Habitatansprüche: Das Verbreitungsgebiet ist westeuropäisch-nordafrikanisch und reicht bis

HEFT 3.6 HEUSCHRECKEN SEITE 12 ins nördliche Deutschland; in Bayern kommt die xero- und thermophile Art fast ausschließlich im Nordwesten nördlich der Donau vor. Neben Binnendünen und Sandfluren werden hauptsächlich Magerrasen auf Kalk und auf Silikatgestein besiedelt, randlich auch Gras- und Krautsäume, Weinbergsböschungen und Abbaustellen mit einem Mosaik von offenen Bodenstellen, lückiger Vegetation und versaumenden Bereichen. Vor allem Schafhutungen bieten diese Kombination. Die Nahrung besteht aus pflanzlicher und tierischer Kost mit einem großen Anteil von Gras- und Kräutersamen. Die Eiablage erfolgt nachts in den Boden, in trockene Moospolster oder in trockene Samenstände. Die Eier haben eine vergleichsweise hohe Trockenresistenz, während für die Entwicklung der im April schlüpfenden Larven hohe Wärmesummen günstig sind. Gefährdungsfaktoren: Der Flächen- und Qualitätsverlust von mit Schafen beweideten Magerrasen, sowohl im Bereich des Hügellandes als auch in den Flusstälern, und die folgende Verbrachung hat die Lebensräume der Art stark eingeschränkt. Die bei Aufgabe der Schafhutung eintretende Zunahme der Vegetationsdichte und deckung verschlechtert die Habitatbedingungen für die Art. Durch Landschaftspflegemaßnahmen und Wiederaufnahme der Schäferei können die Biotope aber wiederhergestellt werden. Vorkommen im Untersuchungsgebiet: Auf den freigeschobenen Sand- und Kiesflächen des Naturschutzprojektes südlich Ziegelanger (Transekt 59, Ma-km 364,20). Zweifarbige Beißschrecke, Metrioptera bicolor Gefährdungsgrad und Schutzstatus: RL D: -; RL By S/L: 3 Habitatansprüche: Die Westgrenze der euroasiatisch verbreiteten Art liegt in Zentralfrankreich, die nördliche Verbreitungsgrenze läuft durch NRW Hessen. In Bayern ist der Nordwesten (Mainfranken, Frankenalb, Spessart, Odenwald, Südrhön) nördlich von Nürnberg besiedelt, im östlichen Bergland und im Alpenvorland fehlt die Art. Die xerothermophile Art findet sich auf langrasigen Halbtrockenrasen und Sandrasen, aber auch auf extensiv bewirtschaftetem Grünland. Krautreiche Säume und Brachen, Verkehrsflächen und Abbaugebiete in südwestexponierten, wärmebegünstigten Hanglagen sind ebenfalls geeignet, wenn magere, lückige und höherwüchsige Krautschichten mit höheren Deckungsgraden von Flechten und Moosen gegeben sind. Die Böden sind meist trocken bis mäßig feucht. Windoffene Lagen werden bevorzugt besiedelt. Die Eiablage erfolgt in Pflanzenstängel, die Entwicklung kann ein- bis zweijährig sein. Meist sind die Adulten brachypter, es treten aber auch macroptere Individuen auf, die im Einzelfall zum Austausch zwischen Teilpopulationen beitragen. Aber auch brachyptere Adulte und Larven des letzten Stadiums sind vergleichsweise mobil und wandern entlang geeigneter Biotope, aber auch über kleinere Straße, über weite Strecken. Gefährdungsfaktoren: Der Verlust an Halbtrockenrasen und anderen Magerrasen und ihrer

HEFT 3.6 HEUSCHRECKEN SEITE 13 kleinräumigen Vernetzung und die zunehmende Zerschneidung von Flächen kann langfristig zu einer Gefährdung der Art führen. Durch Eutrophierung oder auch durch Nutzungsaufgabe und anschließendes Verbrachen können einzelne Flächen eines Verbundes ihre Habitateignung verlieren. Vorkommen im Untersuchungsgebiet: Nachweise von zwei Tieren an der Uferböschung westlich Schleuse Knetzgau (Ma-km 359,10 Transekt 41); hier ist die Böschung mit Steinpackungen aufgerissen, so dass offener Boden (durch das Mulchen um die Strom-km-Schilder) sowie eine geringe Vegetationsdeckung vorhanden sind. Ein weiteres Vorkommen findet sich auf den freigeschobenen Sand- und Kiesflächen des Naturschutzprojektes südlich Ziegelanger (Transekt 59, Ma-km 364,20). Feldgrille, Gryllus campestris Gefährdungsgrad und Schutzstatus: RL D: 3; RL By S/L: 3 Habitatansprüche: Bis auf die Höhenlagen ist die Feldgrille in ganz Bayern weit verbreitet mit Schwerpunkt im voralpinen Hügelland und in der Fränkischen Alb. Die wärme- und trockenheitsliebende Art meidet feuchte und nasse Böden und kommt auf trockenem Grünland, Halbtrockenrasen, Heiden, Ruderalstandorten, an trockenen Waldrändern und auf Böschungen und Hanglagen vor, bevorzugt auf Standorten mit niedriger, schütterer Vegetation und Sonnenexposition. Glatthaferwiesen können aufgrund der Mahd ab Mitte Mai ein gut geeigneter Lebensraum sein. Auch Wirtschaftswiesen auf Auestandorten können besiedelt werden, auch wenn die Art Überschwemmungen oder hoch anstehendes Grundwasser nicht überlebt. In Feuchtgebieten findet sie an trocken-warmen Grabenböschungen geeignete Habitate. Wesentlich ist ein spalten- und hohlraumreicher Boden mit grabbarem Substrat, in dem die Tiere ihre Wohnröhren anlegen können. Zudem soll ein kleinräumiges Mosaik von niedrigwüchsigen Bereichen und damit mit hoher Sonneneinstrahlung und dichten Vegetationsbeständen, die Schutz vor Prädatoren bieten, vorhanden sein. Die Männchen singen vor der Wohnröhre und zeigen ein starkes Revierverhalten. Das Weibchen legt die Eier in eigenen Höhlen oder im lockeren Boden ab. Die Larven schlüpfen schon im Sommer, sie überwintern in tieferen Gängen. Ab Mai bis Juni sind adulte Tiere vorhanden. Feldgrillenpopulationen weisen eine ausgeprägte Populationsdynamik auf, die vor allem in klimatisch suboptimalen Lagen zu starken Schwankungen der Individuenzahlen führt. Warme Sommer erlauben dann eine Neubesiedlung von Flächen, die in schlechten Jahren aufgegeben wurden. Da die Tiere flugunfähig und meist sehr standorttreu sind, erfolgt durch ein Abwandern von Larven der älteren Stadien bei höherer Populationsdichte eine Ausbreitung in benachbarte Flächen. Gefährdungsfaktoren: Klimatische Faktoren können vor allem in Ungunsträumen die Bestände stark reduzieren bis hin zum Erlöschen. Wesentlich sind aber großflächige Nut-

HEFT 3.6 HEUSCHRECKEN SEITE 14 zungsintensivierung und Zerschneidungswirkungen. Neben dem Brachfallen von Böschungen, Heiden und Magerrasen ist vor allem die Zerschneidung und Zersiedelung ein wesentlicher Faktor, zumal gerade die von der Feldgrille besiedelten Südwesthänge bevorzugt zur Siedlungserweiterung, aber auch für Freizeitgärten in Streuobstlagen, genutzt werden. Durch Neuanlage von Verkehrswegen werden die Teilpopulationen immer weiter voneinander isoliert, wodurch sich das Aussterberisiko der Einzelbestände erhöht und die Wahrscheinlichkeit einer Wiederbesiedlung stark sinkt. Vorkommen im Untersuchungsgebiet: Am Main nicht nachgewiesen, obwohl geeignete Biotope vorhanden sind, z.b. das magere trockene frische Grünland mit Säumen bei Limbach. Stridulierende Männchen waren an den Wegrändern südlich Ziegelanger zu vernehmen. Sumpfschrecke, Stethophyma grossum Gefährdungsgrad und Schutzstatus: RL D: 2; RL By S/L: 2 Habitatansprüche: In allen Regionen Deutschlands und in allen Höhenstufen bis hin zu 1300 m NN ist die Sumpfschrecke anzutreffen, wobei in Bayern große Vorkommen im voralpinen Hügel- und Moorland und in den Flusstälern und Weihergebieten Mittelfrankens vorhanden sind. Die Sumpfschrecke bewohnt vor allem extensiv genutzte Feuchtwiesen und Moore, kommt aber auch auf intensiver bewirtschaftetem Grünland vor. Innerhalb stark gedüngter und häufiger gemähter Wiesen findet man die Sumpfschrecke an Grabenrändern und in nassen Senken. Feuchte Staudenfluren, Großseggenriede und Quellmoore werden ebenfalls besiedelt. Wichtig ist für die Eientwicklung eine hohe Bodenfeuchte im Winter. Für die weitere Entwicklung der Larven ist aber eine hohe (Luft-) Feuchte nicht unbedingt erforderlich, eher sogar hinderlich. Die Art benötigt auch keine höheren Temperaturen für die Entwicklung, kann also auch an mikroklimatisch kalten Standorten leben. Trotz mahdbedingter Verluste vor allem der jungen Larven ist eine regelmäßige, nicht zu späte Mahd der dauerhaften Erhaltung eines geeigneten Feuchtgrünlandstandortes für die Sumpfschrecke förderlich. Gute Überlebenschancen hat die Art auf Grünlandflächen mit einem kleinräumigen Mosaik unterschiedlicher Biotoptypen (Wiese, Brachfläche, Grabensaum, Flutmulde) mit wechselnder Wirtschaftsweise und unterschiedlichem Mahd- bzw. Bewirtschaftungszeitpunkt. Die Tiere fressen hauptsächlich Süß- und Sauergräser. Die Imagines sind flugaktiv und können so zur Verbreitung beitragen, während die Larven nur wenig mobil sind. Gefährdungsfaktoren: Die Entwässerung von Feuchtgebieten, sowohl von Mooren als auch in den Flussauen, ist zusammen mit der Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung auf den nunmehr trockeneren Standorten die wesentliche Ursache für den starken Rückgang der Sumpfschrecke. Kleinräumig können auch Grabenräumungen, Veränderungen des Landschaftswasserhaushaltes oder auch das Brachfallen von nassen

HEFT 3.6 HEUSCHRECKEN SEITE 15 Senken und anschließende Verbuschung zum Verlust von Habitaten und zur zunehmenden Isolierung der Teilpopulationen führen. Vorkommen im Untersuchungsgebiet: Einzelne Tiere waren auf dem frischen Grünland am Rand des NSG Altmain und Sandmagerrasen bei Limbach (Ma-km 365,00, Transekt 64) nachzuweisen, vermutlich liegt der eigentliche Lebensraum des kleinen Bestandes in der näheren Umgebung in feuchteren Senken. Ein größerer Bestand lebt am Rand der Flussterrasse in feuchten nassen Senken, randlich erfasst durch Transekt 20 (Ma-km 353,50). Große Goldschrecke, Chrysochraon dispar Gefährdungsgrad und Schutzstatus: RL D: 3; RL By S/L: 3 Habitatansprüche: Die Große Goldschrecke kommt in Deutschland vor allem im Süden vor, im atlantisch geprägten Klima ist sie deutlich seltener, während die Kleine Goldschrecke (Euthystira brachyptera) nur etwa bis zur Mainlinie vorhanden ist. In Bayern kommt C. dispar gebietsweise gehäuft vor, so in einigen Gebieten des voralpinen Hügel- und Moorlandes, an der Isar, im Donaumoos, um Nürnberg herum und im Spessart. Diese Verbreitung in klimatisch begünstigten Regionen, Tallagen und Niederungen, kontrastiert mit Vorkommensschwerpunkten in kühl-feuchten Regionen wie dem Oberpfälzer Wald. Die Art hat eine leichte Hygrophilie, auch wenn man sie oft an trockeneren Standorten findet. Sie bevorzugt höher- und dichterwüchsige Vegetationsbestände trockener und feuchter Habitate, vor allem in Feucht- und Nasswiesen, auf Niedermoorböden, Staudenfluren, Großseggenriedern und Grabenrändern, daneben aber auch in geringerem Umfang auf Trockenstandorten wie Magerrasen, Säume und Brachen. Wesentlich ist eine höhere, vertikal orientierte Vegetationsstruktur, wo sich die Tiere oft im oberen Stratum aufhalten. Die Hygrophilie bzw. partielle Stenökie (KLEINERT 1992, zit. in DETZEL 1998) ist wesentlich bedingt durch die Eiablage in die markhaltigen Stängel von Binsen, Seggen, Rohrkolben, Engelwurz, Himbeere u.a. Die Eier scheinen zu überwintern, die Larven entwickeln sich ab Anfang Mai. Auf regelmäßig gemähtem Grünland kann sich die Art wegen fehlender Eiablagemöglichkeiten nicht fortpflanzen. Während die Flügel der Weibchen verkürzt sind, haben die Männchen voll ausgebildete Elytren, aber reduzierte Hinterflügel und sind damit auch flugunfähig; gelegentlich treten macroptere Individuen auf, die zur Ausbreitung der Art und zur schnellen Besiedlung geeigneter Biotope beitragen. Wichtig sind aber auf jeden Fall Ausbreitungslinien wie Hochstaudenstreifen an Flüssen oder Bahnlinien, lichte Wald- und Grabenränder. Gefährdungsfaktoren: Die Trockenlegung von Feuchtgebieten und der Verlust von feuchten nassen Grünland mitsamt von Grabenrändern oder nassen Senken in den Flussauen haben zur Gefährdung der Art geführt. Derzeit scheint die Nutzungsaufgabe oder extensivierung in manchen Regionen zumindest temporär die Art zu fördern. Weiter

HEFT 3.6 HEUSCHRECKEN SEITE 16 fortschreitende Verbrachung durch Schilf oder Gehölze verträgt die Art aber nicht. Die Zerschneidung der Landschaften durch Siedlungsräume und Verkehrswege und die damit zunehmende Verinselung der Teilpopulationen stellt einen Gefährdungsfaktor dar. Vorkommen im Untersuchungsgebiet: Adulte Tiere wurden hauptsächlich auf höherwüchsigem Grünland festgestellt, wobei wechselfeuchte Standorte (Transekt 30, Ma-km 356,40) und trockenes Grünland (Transekt 66, 68, Ma-km 365,30) besiedelt waren, in allen Fällen hochwüchsige, teilweise brachfallende bzw. gering schafbeweidete Flächen. Drei Standorte entsprachen dem Uferstaudensaum (Transekt 75 bei Limbach) bzw. Säumen im Übergang von Brachflächen und Gehölzbeständen zum Grünland (Transekt 19 südlich Wülflingen, Ma-km 353,50; Transekt 67, Ma-km 365,30). Heidegrashüpfer, Stenobothrus lineatus Gefährdungsgrad und Schutzstatus: RL D: -; RL By S/L: V Habitatansprüche: Die euroasiatisch verbreitete Art ist in ganz Deutschland verbreitet mit Schwerpunkt in den südlichen Regionen. In Bayern ist die Hauptverbreitung auf der Fränkischen und Schwäbischen Alb, im Fränkischen Keuper-Lias-Land und in Mainfranken. In waldreichen, kühlen Mittelgebirgslagen sind deutlich weniger Vorkommen bekannt. Der Heidegrashüpfer ist xerophil und besiedelt Trockenrasen, Halbtrockenrasen, Heiden und kurzrasige Waldränder, an klimatischen Ungunststandorten im Bergland vor allem die besonnten Südhänge. Die Art bevorzugt mit Schafen beweidete Flächen, wo nicht zu dichte Vegetation und offene Bodenstellen kleinräumig vernetzt vorhanden sind. Bulten der Aufrechten Trespe (Bromus erectus) bieten dabei mikroklimatisch durch höhere Temperatur und gleichzeitig höhere Luftfeuchte gekennzeichnete kleinste Sonderstandorte. Da die Art aber nicht so anspruchsvoll ist wie der Kleine Heidegrashüpfer (Stenobothrus stigmaticus) oder der Rotleibige Grashüpfer (Omocestus haemorrhoidalis), können auch noch erste Verbrachungsstadien mit Gebüschen genutzt werden. Auf gemähten Glatthaferwiesen findet sich die Art nur selten, da hier die Vegetationsschicht im Frühsommer zu dicht und damit die Insolation der Bodenschicht vermindert ist. Die austrocknungsresistenten Eier werden in die obersten Bodenschichten an der Grashalmbasis gelegt. Die Larven schlüpfen ab Mitte Mai, Imagines treten ab Anfang Juni auf. Die Adulten sind flugfähig, zeigen aber nur eine geringe Mobilität. Ein Austausch zwischen einzelnen Habitaten erfolgt oft durch passiven Transport auf Schafen, so dass die Hüteschäferei einen großräumigen Biotopverbund und die Ausbildung von Metapopulationen ermöglicht. Gefährdungsfaktoren: Der Verlust an schafbeweideten Magerrasen ist die wesentliche Gefährdungsursache, wobei neben dem Flächenverlust durch Aufforstung oder Überbauung auch die qualitative Verschlechterung hinzukommt. Durch Unterbeweidung oder

HEFT 3.6 HEUSCHRECKEN SEITE 17 vollständiges Brachfallen verfilzt die Grasnarbe und wird damit für Magerrasenarten nicht mehr besiedelbar, bis durch Gehölzsukzession der Magerrasencharakter vollständig verloren geht. An manchen Standorten entwertet auch eine Nutzungsintensivierung durch Standweiden (Schafe, Pferde) die Magerrasen. Eine Hüteschäferei oder auch eine extensive Rinderbeweidung ist für diese Art wie auch für andere Magerrasenarten eine geeignete Erhaltungsmaßnahme. Vorkommen im Untersuchungsgebiet: Ein individuenreicher Bestand lebt auf dem Extensivgrünland des NSG Altmain und Sandmagerrasen bei Limbach (Transekt 68, Ma-km 365,30); die Nachweise auf dem Transekt 64 (Ma-km 365,00), einer leicht ruderalisierten Grünlandfläche neben dem Fluss, sind wahrscheinlich von der Hauptpopulation ausstrahlende Tiere. Verkannter Grashüpfer, Chorthippus mollis Gefährdungsgrad und Schutzstatus: RL D: -; RL By S/L: 3 Habitatansprüche: Nur durch den Gesang ist der Verkannte Grashüpfer von den Schwesterarten Nachtigall-Grashüpfer (Ch. biguttulus) und Brauner Grashüpfer (Ch. brunneus) zu unterscheiden. Die in ganz Deutschland verbreitete Art fehlt im südlichen Teil Bayerns und den montanen Lagen, ist aber ansonsten in den größeren Tälern und auf der Fränkischen Alb weit verbreitet. Die Art ist stenök und ausgesprochen thermophil, bedingt durch den hohen Wärmebedarf der tief in den Erdboden abgelegten Eier. Die Larven schlüpfen erst spät im Mai, Imagines treten ab Ende Juli auf. Die Art besiedelt bevorzugt Kalk-, Sand- und Silikatmagerrasen, bei vergleichsweise weiter ökologischer Valenz und damit verbundenem breiten Habitatspektrum auch Heiden, Ruderalfluren, Brachen und Abbaustellen, soweit es sich um thermisch begünstigte Sonderstandorte handelt. Lückige Vegetation und offener, sandiger oder felsiger Untergrund in sonnenexponierter Hanglage bieten die geeigneten mikroklimatischen Bedingungen. Auf Flugsandfeldern oder Binnendünen kann diese Art sogar mit hoher Stetigkeit und dominant in großen Dichten auftreten. Die Art hat eine hohe Flugaktivität und Ausbreitungsfähigkeit und überwindet Distanzen von 4 km zwischen Teilpopulationen. Gefährdungsfaktoren: Lebensraumverlust durch Nutzungsaufgabe und Brachfallen von Grenzertragsstandorten und Flächenverlust durch Überbauung mit Siedlungen oder Verkehrswegen sind die wesentlichen Rückgangsursachen. Schon innerhalb weniger Jahre fehlender Extensivnutzung kann einen Magerrasen durch Verfilzung und Beschattung des Bodens für die Art ungeeignet werden lassen. Durch Abschieben der Vegetationsdecke können auf geeigneten Standorten Habitate für Ch. mollis neu geschaffen werden. Vorkommen im Untersuchungsgebiet: Die Art konnte in geringer Anzahl auf den Transekten 59 (freigeschobene Sand- und Kiesflächen am Ziegelanger südlich Zell, Ma-km

HEFT 3.6 HEUSCHRECKEN SEITE 18 364,20) und 68 (NSG Altmain und Sandmagerrasen bei Limbach, Ma-km 365,30), aber außerhalb der Transekte in größerer Individuenzahl auf den Flächen festgestellt werden. Wiesengrashüpfer, Chorthippus dorsatus Gefährdungsgrad und Schutzstatus: RL D: -; RL By S/L: V Habitatansprüche: Die Fundhäufigkeit des euroasiatisch verbreiteten Ch. dorsatus nimmt in Deutschland nach Norden hin ab, während die Art in Bayern weit verbreitet und in allen Naturräumen vorhanden ist. Sie ist ein typischer Grünlandbesiedler, von trockenen bis zu feucht-nassen Standorten. Die Art gilt als meso- bis hygrophil, bedingt durch eine geringe Austrocknungsresistenz der Eier, die oberirdisch an oder zwischen Grashalme gelegt werden und dort überwintern. Die spät, erst im Mai - Juni schlüpfenden Larven und die Imagines zeigen dagegen eine Präferenz für trocken-warmes Milieu. Gemähtes Extensiv-Grünland kann daher besiedelt werden, sofern die Flächen nicht oder nur gering gedüngt werden. Die Art ist daher eine anspruchsvolle Art des mittleren Grünlandes und kommt nicht auf Intensivgrünland vor, während der Weißrandige Grashüpfer (Ch. albomarginatus) auch solche gedüngten, nährstoffreichen Fettwiesen noch besiedeln kann. Bei einem weiten Spektrum besiedelter Biotope sind die Bestände vergleichsweise individuenarm. Die gut flugfähigen Tiere sind sehr ortstreu, können im Einzelfall aber auch größere Distanzen überwinden. Nach der Mahd weichen die Imagines kleinräumig in ungemähte langrasige Flächen aus und kehren mit dem erneuten Aufwachsen wieder in den Wiesenbestand zurück. Gefährdungsfaktoren: Durch Nutzungsintensivierung und Eutrophierung des Grünlandes ist der Wiesengrashüpfer potenziell gefährdet, da er Düngung und Vielschnitt nicht verträgt. Großflächige Bewirtschaftung des Grünlandes mit schlagkräftigen Maschinen verhindert darüber hinaus ein Ausweichen in ungemähte Saumstrukturen. Vorkommen im Untersuchungsgebiet: Auf 44 von 77 untersuchten Transekten nachgewiesen, davon auf 24 Transekten im Grünland. Somit im gesamten Gebiet in geringer Dichte vorhanden, wobei trockene bis frische Säume deutlich vor den Uferstaudensäumen bevorzugt werden. 3.3 Beurteilung der Habitatbedingungen Gerade die Flusslandschaften haben in ganz Mitteleuropa, so auch am Main, erhebliche Umgestaltungen erfahren, so dass die natürlicherweise in den Flussauen vorkommenden Heuschreckengemeinschaften im Untersuchungsgebiet kaum mehr erkennbar sind. Charakteristisch war die Vielfalt der Habitattypen, so Pionierstandorte auf Sand oder Kies, extreme Trockenstandorte, Magerrasen, wechselfeuchte Habitate, Feuchtvegetation in Senken und

HEFT 3.6 HEUSCHRECKEN SEITE 19 Rinnen, Ruderalfluren und sonnenexponierte Gebüsche. Einige dieser Habitattypen sind in der genutzten Landschaft vorhanden und beherbergen damit ein Spektrum auentypischer Heuschreckenarten, so Arten der Magerrasen und des wechselfeuchten Grünlandes. Dagegen fehlen die Standorte und somit auch die Arten der Kies- und Sandbänke vollständig (vgl. Kap. 3.1). Solche Habitate können durch Renaturierungsmaßnahmen am Fluss oder anthropogen durch Naturschutzprojekte wiederhergestellt werden. Ansatzweise ist dies im Bereich der Abbauflächen südlich Ziegelanger (Transekt 58, Ma-km 364,20) geschehen, wo durch Abschieben des Oberbodens Kies- und Sandflächen freigelegt wurden, die durch jährliche Pflegemaßnahmen eine geringe Vegetationsdeckung behalten. Hier kommen xerothermophile, bestandsgefährdete Magerrasenarten vor (M. bicolor, P. albopunctata, Ch. mollis). Abbildung 5: Freigeschobene Sand- und Kiesflächen südlich Ziegelanger (Ma-km 364,20, Transekt 58) Am Flusslauf sind keine fließgewässertypischen Heuschreckenlebensräume erhalten. Da die Ufer größtenteils mit Wasserbausteinen befestigt und einen hochwüchsigen, eutraphenten und meist artenarmen Hochstaudensaum tragen (siehe Abbildung 6), finden sich hier nur wenige, kommune Arten, zumal in weiten Strecken die Ufersäume beschattet sind. Bemerkenswert ist vor allem an den offenen Uferstaudensäumen im Bereich der Schleuse Knetzgau die hohe Dichte von Ph. falcata. Wo Störungen die Uferböschungen aufgerissen haben, können punktuell Magerrasenarten oder Arten anderer Habitattypen hinzukommen, die eigentlich den benachbarten Biotopflächen zuzuordnen sind.

HEFT 3.6 HEUSCHRECKEN SEITE 20 Abbildung 6: Typischer Uferstaudensaum, an den Schildern der Stromkilometrierung freigeschnitten und gemulcht, ansonsten eutraphente Vegetation (Ma-km 356,40; Transekt 31) Durch die geplanten Flussaufweitungen werden nach derzeitiger Einschätzung die Lebensräume der Heuschreckenarten nicht wesentlich und dauerhaft beeinträchtigt. Durch die Uferrücknahmen wird der Uferstaudensaum zumindest zeitweise vollständig entfernt und damit auch den dort lebenden Heuschreckenarten der Lebensraum genommen, doch finden sich hier fast nur kommune, ungefährdete und euryöke Arten. Zudem ist zu erwarten, dass diese Arten die neu gestalteten Uferbereiche ebenfalls wieder besiedeln können. Dagegen ist die Heuschreckenfauna des bewirtschafteten Grünlandes vergleichsweise artenreich und umfasst ein weites Spektrum von xerothermophilen Arten über mesophile bis hin zu hygrophilen Arten, von denen einige in Bayern bzw. im Naturraum bestandsgefährdet sind. Vor allem im östlichen Teil des Untersuchungsgebietes ist das Grünland meist extensiv genutzt und bietet damit gute Habitatbedingungen, während im westlichen Gebietsteil tendenziell eine intensivere Grünlandbewirtschaftung zu artenärmeren Heuschreckengemeinschaften führt. Auf den Wiesen des Untersuchungsgebietes sind mit St. grossum, Ch. dorsatus und Ch. dispar bestandsgefährdete Arten vorhanden, die durch Beibehaltung einer extensiven Bewirtschaftung erhalten werden können. Durch die Anlage bzw. Reaktivierung nasser Senken, z.b. in früheren Randgerinnen (siehe Abbildungen 7 und 8) können für diese gefährdeten Arten des Feuchtgrünlandes neue Habitate geschaffen werden, die auch landwirtschaftlich genutzt werden können, also nicht einer zusätzlichen Pflege bedürfen.

HEFT 3.6 HEUSCHRECKEN SEITE 21 Abbildung 7: Satellitenbild (GoggleEarth), Ausschnitt südlich Wülflingen mit feuchtennassen Senken am Rand der Flussaue Abbildung 8: Randlich der Flussaue gelegene Senken und Gerinne mit Feucht- und Nassgrünland, Lebensraum der Sumpfschrecke (Ma-km 353,20; nahe Transekt 20)

HEFT 3.6 HEUSCHRECKEN SEITE 22 Durch die geplanten Flussaufweitungen wird bewirtschaftetes Grünland nicht in größerem Umfang beansprucht. Nur im Bereich der schmalen Landzunge bei Ma-km 355,30-356,50 (Mariaburghauser See) ist zu erwarten, dass die Heuschreckenlebensräume teilweise oder vollständig beseitigt werden, die durch die extensive Beweidung der Flächen entstanden sind und erhalten werden. Auf magerem, sandig-kiesigem Untergrund mit schütterer, lockerer Vegetation und Übergängen zu mageren Grünlandgesellschaften und Hochstaudensäumen sind die Flussböschungen gut geeignete Heuschrecken-Habitate (siehe Abbildung 9). Das Freischneiden um die Schilder der Flusskilometrierung fördert und erhält diese Standorte, vor allem wenn zusätzlich durch Erosion offene Bodenstellen entstanden sind. Abbildung 9: Flussböschung im Übergang zu magerem Grünland; Lebensraum einer individuenreichen Heuschreckengemeinschaft und auch der Zauneidechse; Ma-km 358,80 westlich Schleuse Knetzgau