JAN MÄUSER DREHT EIN PAAR RUNDEN MIT CHRISTOPH FORSTING DAS STADTGEFLÜSTER INTERVIEW Anke und Kathrin Fietsenfans der Extraklasse Man nehme Draht, Gummireifen, eine Stange, etwas zum Sitzen und ein trötendes Musikinstrument. Kombiniert man alles in traditioneller MacGyver-Manier zu einem harmonischen Ganzen, könnte ein Drahtesel entstehen. Wie so etwas aussieht, erfährt man auf der Fietsenbörse, die in der Fahrradstadt schon bald Kult sein könnte. Am 24.09. fand die Fietsenbörse statt. Ist nach einem solchen Tag die Luft raus und der Griff zur Luftpumpe unabdingbar? Die Luft ist bei uns auf keinen Fall raus. Wir haben nun den ersten Markt veranstaltet und freuen uns schon auf die nächsten Märkte. Wie viele Besucher tauchen da so auf? Ich schätze, dass ca. 600 Besucher auf dem Markt waren. Viele von diesen Besuchern wollten ein Rad kaufen, aber nicht alle haben ihr passendes Schmuckstück gefunden. Beim Markt am 15.10. werden wir aber eine noch größere Anzahl an Fahrrädern auf dem Markt haben.
Wird jedes Bike angenommen, auch die, die schon auseinander fallen? Ein klares Nein. Wir nehmen nur Fahrräder an, die fahrtüchtig und vor allem auch verkehrssicher sind. Die meisten Fahrräder werden von Händlern angeboten. Die Händler prüfen die Räder im Vorfeld. Somit sind die meisten Fietsen sehr gut in Schuss und haben oft sogar neue Bremsen bzw. neue Mäntel am Fahrrad. Aber auch Privatpersonen können hier ihr altes fahrtüchtiges Rad anbieten. Wie viele Leezen werden angeboten? Unser Ziel ist es, mind. 500 Fahrräder auf dem Markt anzubieten. Dieses ist uns beim ersten Markt leider noch nicht gelungen. Insgesamt haben wir auf dem Markt am 24.09. ca. 200 Fahrräder angeboten. Beim Markt am 15.10. wird der Besucher aber schon mehr Fahrräder auf dem Markt vorfinden. Da gibt es abends sicherlich nen ordentlichen Muskelkater vom Luftpumpen? (lacht) Wir müssen die Fahrräder zum Glück nicht alle aufpumpen. Aber ja, die Organisation des ersten Marktes hat schon erhebliche Anstrengungen gekostet und wir waren alle froh, dass dieser so gut gelaufen ist. Was genau sind das für organisatorische Strapazen? Zum einem war da die Firmengründung. Wie gründet man ein Unternehmen, wie gestaltet man seine Anzeigen und die Webseite, wie muss man sich rechtlich und steuerlich absichern. Zum anderen die Organisation des ersten Marktes: Wer hilft mit, was für Dinge benötigen wir, wie läuft alles im Detail ab, wo veranstalten wir den Markt und vor allem, wie können wir Händler von unserem Konzept überzeugen. All diese Dinge haben wir nun zum ersten Mal gemacht und mit der erfolgreichen Durchführung des ersten Marktes nehmen die Strapazen dann auch ab. Wird es auch einen Online-Markt der Fietsenbörse geben? Das ist derzeit nicht geplant. Dieses hat mit den Vorteilen des Fahrradmarktes zu tun. Bei der Fietsenbörse hast du eine sehr große Auswahl an Fahrrädern, sowohl von Händlern wie auch von Privatpersonen. Hierdurch hat man unterschiedliche Modelle, Preislagen
und Qualitäten. Der Kunde kann durch eine Testfahrt direkt erkennen, ob das Fahrrad auch seinen Ansprüchen entspricht. Beim Online-Handel hat man zwar auch unterschiedliche Modelle und Preislagen, muss die Katze aber im Sack kaufen. Hat sich beim letzten Markt etwas Merkwürdiges ereignet? Ein Testfahrer, der nicht zurück kam? Eigentlich hat sich nichts Merkwürdiges ereignet. Allerdings war ich schon sehr überrascht, wie viele Personen um Punkt 9 auf dem Markt waren. Ich kann hier nur sagen, wer ein richtiges Schnäppchen machen will, sollte pünktlich kommen! Aber auch danach gibt es noch gute Fahrräder. Auch auf der Fietsenbörse isst das Auge mit. Wenn du die Textzeile I want to ride my bicycle aus dem Song Bicycle Race hörst, fühlst du dich damit verbunden oder schaltest du ihn schnell ab, da er dich an deine Arbeit erinnert? Der Song von Queen, nicht von Blümchen. Mit dem Lied fühle ich mich sehr verbunden. Aber nicht, weil ich einen Fahrradmarkt organisiere, sondern weil Queens Greatest Hits meine erste Musikkassette war. Die Version von Blümchen habe ich glücklicherweise noch nie gehört. Ich hoffe, das bleibt mir auch erspart. Wie kam die Idee zum Fahrradmarkt? In meinen fünf Studienjahren in Münster haben mich oft Freunde gefragt, wo sie ein gebrauchtes Fahrrad bekommen können. Aber niemand konnte ihnen eine genaue Antwort nennen. Versuch es doch mal bei Fahrradhändlern, Schau bei Ebay oder stöbere doch bei den
Kleinanzeigen der Zeitungen waren die gängigen Antworten. Aber selbst mit diesen Antworten konnten die Freunde nicht wirklich etwas anfangen. Als ich in Zürich ein neues Fahrrad gesucht habe, sagten mir alle Beteiligten: Geh doch zur Fahrrad-Börse. Die riesige Auswahl an Fahrrädern und die Organisation des Marktes hatten mich gleich fasziniert. Ein so großer Marktplatz für gebrauchte und neue Leezen fehlte in Münster einfach noch. Ist das Radfahren für dich selbst auch eine Leidenschaft? Ich fahre gerne mit dem Rad, weil ich so einfach schneller wie auch flexibler bin, egal bei welchem Wetter. Meine Kommilitonen haben mich oft schon schräg angesehen, wenn ich bei Platzregen und Schnee trotzdem mit dem Rad gekommen bin. Christoph Forsting wurde am 22. November 1980 geboren. Nach seiner Ausbildung zum Versicherungskaufmann, absolvierte er den Bachelor für Wirtschaft an der FH in Münster. Folgend schaffte er auch den Master für International Management. Christoph hat bereits 8 Fietsen besessen. (grinst) Da brauchte man keinen Schneemann mehr bauen. Kann man eigentlich auch Räder zur Reparatur bringen? Da die Räder alle in einem fahrtüchtigen Zustand sind, ist das nicht erforderlich. Trotzdem denken wir darüber nach, diesen Service vielleicht im nächsten Jahr anzubieten. Wenn der Drahtesel ein echtes Tier wäre, was müsste er deiner Meinung nach unbedingt haben? Eine Funktion, dass es ab einem bestimmten Zeitpunkt und Alkoholpegel alleine nach Hause findet
Auf eurer Website habe ich zum ersten Mal etwas von einem Hollandrad gelesen. Sind das gleich Räder mit Wohnanhänger? Echt, das wundert mich, da doch fast jeder Münsteraner sich ein Hollandrad wünscht. Aber die Idee mit dem Wohnanhänger gefällt mir. Als Fahrer würde ich mir dann aber ein E-Bike zulegen. Dann zur Homepage. Da steht 1000 Besucher pro Tag. Der Markt selbst findet aber nur an einem Tag statt. Wie ist dann das pro Tag gemeint? Der Markt findet zwar nur an einem Tag statt, allerdings jeden Monat. Derzeit planen wir noch den Markt am 15.10. Danach ist bei uns Winterpause. Im nächsten Jahr werden die Märkte dann je einmal im Monat von März bis Oktober stattfinden. Derzeit überlegen wir noch, ob wir einen Weihnachtsmarkt veranstalten sollen. Bildet der Fietsenmarkt jetzt dein Haupteinkommen oder ist das noch eine Nebenbeschäftigung? Womit verdienst du dein Geld, um dir ein neues Rad zu kaufen? Nein, mit der Fietsenbörse verdiene ich derzeit noch kein Geld. Ich arbeite seit 1,5 Jahren in der Schweiz in einem Internet-Start-Up und leite hier mittlerweile die Abteilung Controlling und Finanzen. Als ich gestartet habe, waren wir zu sechst. Nun sind wir ca. 150 Angestellte in diesem Unternehmen. Das war und ist Wahnsinn. Da bekommt man einfach Lust, auch mal etwas Eigenes hochzuziehen. Von Jan Mäuser im Oktober 2011 in der Wochensschau Münster http://www.wochenschau-muenster.com/?q=stories/details/1108