Wärmeversorgung Graz 2020/2030



Ähnliche Dokumente
6. Juni Grazer Energiegespräche: Wärmeversorgung im Großraum Graz Statusbericht DI Dr. Werner Prutsch Umweltamt der Stadt Graz

Optionen für die Wärmebereitstellung fernwärmeversorgter Objekte im Großraum Graz

Alternativenergie - Potentiale in der zukünftigen Wärmeversorgung. Boris Papousek, Ernst Meißner Grazer Energieagentur

Der Zukunftsprozess Fernwärmeversorgung Graz 2020/2030. Boris Papousek Grazer Energieagentur

27. Juni Grazer Energiegespräch: Fernwärme in Graz Ausblick und Vision Stadt Graz Umweltamt 8010

BIG SOLAR GRAZ 20 % Solaranteil für die Fernwärme der Stadt Graz

9. Mai2017 Fernwärme als Schlüssel zur städtischen Wärmewende in Graz. DI Dr. Werner Prutsch Umweltamt der Stadt Graz. Stadt Graz Umweltamt 8010

1. März 2016 Fernwärme als Schlüssel zur Wärmewende oder Auslaufmodel? Die Zukunft der Fernwärme in Graz

Das BUND - "Wärmetool"

20% Solarenergie für die Fernwärme Graz - Ist das machbar?

Wärmewende im Großraum Graz Rahmenbedingungen und Ziele auf dem Weg zu einer smarten Fernwärmeversorgung

Fernwärmeversorgung Niederrhein GmbH

Stromspeicher in der Energiewende

Rahmenbedingungen für die Bioenergie in Deutschland. Dr. Steffen Beerbaum, BMELV

Die Bedeutung der erneuerbaren Energien in Zukunft

Techno - ökonomische Analyse der Integration von flusswassergespeisten Großwärmepumpen in FW-Netzen

Herzogenaurach auf dem Weg zu einer energieautarken Gemeinde. Agenda 21 / Seite 1 von 69

Wärmebereitstellung für die fernwärmeversorgten Objekte im Großraum Graz

Solare Fernwärme in Österreich und Europa

Energiecontracting. Berliner Energietage Energetische Quartierssanierung mit innovativen Erdgastechnologien und -dienstleistungen:

DEZENTRALE ENERGIEVERSORGUNG

Kopplung von Strom- und Wärmeerzeugung durch Demand Side Management

HAMBURG WASSER und HAMBURG ENERGIE - Beiträge für die Klimawende in der Hansestadt. Michael Beckereit

P2H im Kontext von KWK- / Wärmenetzsystemen

Willkommen zum 2. Geothermie-Stammtisch. Grundlagen Fernwärme. Laufen, 20. August August

Welche Rolle kann die Solarthermie bei der Energiewende spielen?

Eine wenig beachtete Energiequelle DI Franz Zach Österreichische Energieagentur

Kombination von Solarthermie mit Wärmepumpen

pachten selbst erzeugen sparen

ENERGIEWENDE IN BAYERN. Energiewende in Bayern

Solaranlagen im Neu- und Altbau. Josef Schröttner

Wärmewende in Graz Boris Papousek, Geschäftsführer Energie Graz

. Workshop ENERGIE BRAUCHT ZUKUNFT - ZUKUNFT BRAUCHT ENERGIE

KWK kann s besser. Was ist Kraft-Wärme-Kopplung? Folie 1

Kennwerte Umweltfaktoren. 1. Kurzinfo

Wärmepumpe in Kombination mit PV für Heizung Chancen und Herausforderungen

Gebäudeautomation: Turbo für die Energiestrategie und Kostenbremse ihr Energiebudget?

«Best Practice» Die Zusammenarbeit mit der Genossenschaft Solar St.Gallen

Potentialstudie Erneuerbare Energien im Landkreis Biberach Kann der Landkreis Biberach die Energiewende bis 2022 erreichen?


ENERGIE AUS BERGHEIM FÜR BERGHEIM

Strom günstiger einkaufen

Versorgungssicherheit, Marktöffnung und Klimapolitik. Energie Apéro 19. Januar 2010 Dr. Beat Deuber, Leiter Handel BKW FMB Energie AG

2a. Wasserkraft bis 5 MW (Neuanlagen, 40 Abs. 1) Netto-Vergütung

I N F O R M A T I O N

Stromperspektiven 2020 neueste Erkenntnisse Energie-Trialog PSI Villigen, 20. Juni 2007

EEWärmeG. Welche Auswirkungen hat das EEWärmeG auf Planung und Betrieb von Logistikzentren

Aktuelle Entwicklungen bei den Strom- und Gas-Systemnutzungstarifen

KOMMENTAR I: Wie wichtig ist Fernwärme für NRW

Kombispeicher im Einsatz für Solarwärme & Wärmepumpen. Michel Haller, Robert Haberl, Daniel Philippen

Contracting. dezentrale Energieerzeugung mit kleinen BHKWs

Sichere und unabhängige Energieversorgung für Unternehmen Beispiele aus der Region Oberschwaben

Kurze Vorstellung vom Verein InfraWatt Verein für Energienutzung aus Abwasser, Abfall, Abwärme und Trinkwasser

Anforderungen an den zukünftigen konventionellen Kraftwerkspark als Partner der Erneuerbaren

Integriertes Klimaschutzkonzept Stadt Ostfildern

Perspektiven und Synergien

ZUR MESSUNG DER STAATSVERSCHULDUNG AM BEISPIEL GRIECHENLAND. Dr. Reimund Mink 6. Berliner VGR-Kolloquium 13. und 14. Juni 2013

Die Rolle von Biomethan bei der Energiewende in Bayern

Fernwärme Strategien für eine zukunftsorientierte Fernwärmepolitik -

Vom 17. Juli 2000 (ABl. EU Nr. L 192 S. 36 ) Die Kommission der Europäischen Gemeinschaften hat folgende Entscheidung erlassen: Artikel 1

2) Die Genossenschaft und ihre Mitgliedsformen

Wärmeversorgung Graz 2020/30

Wer hat an der Uhr gedreht? Die Kunst des Selbstmanagements. Dr. Christa-Jana Hartwig 1

Pressemitteilung. Die intelligente Lösung für die Heizungsmodernisierung: Wärme aus Luft und Gas mit hoher Kostenersparnis.

KlimaExpo.NRW Der Beitrag der Thermischen Behandlung KWK-Kommune Iserlohn

Energieplanung Teufen Zweck einer Energieplanung und Stand der Arbeiten

Tiefengeothermie in Bayern. Dr. Erwin Knapek

Wärmeversorgung mit dem LaTherm System

Photovoltaik - Speicherung und Eigenverbrauch

Die Kosten im Blick Erfüllung der Pflichten nach EEWärmeG, EWärmeG und EnEV»

Kostenlose Energie für Warmwasser und Raumheizung

NeckarStrom. Strom. 100 % Wasserkraft und 0 % CO 2. Für Privat- und Geschäftskunden. Gültig ab 1. Januar 2010

Leistungen der Pflegeversicherung ab

Vortrag - Überblick. BIG Solar Graz: Solare Fernwärme in der Stadt m² für 20% Solaranteil

ARGE Gratkorn. Wasserkraftwerk Gratkorn. Kurzbeschreibung des Vorhabens. Am Hof 6a, A-1010 Wien

Kraft-Wärme-Kopplung und Solarthermie:

Darlehensvertrag. zwischen der. Bürger-Energie ProRegion eg, Rathausstr. 1a, Stammbach. (im Folgenden Darlehensnehmerin genannt) und

Contractingmodell mit einem Biomassekraftwerk zur kostengünstigen Wärmeversorgung

ErmsStrom. Strom. 100 % Wasserkraft und 0 % CO 2. Für Privat- und Geschäftskunden in Bad Urach. Gültig ab 1. Oktober 2015

Road Map Erneuerbare Energien Schweiz

Besonderheiten und Innovationsfähigkeit öffentlicher Unternehmen

9. Fachgespräch der Clearingstelle EEG DAS EEG 2012

CO 2 -Ziele der Bundesregierung im Wärmebereich unrealistisch PwC-Standpunkt zur Energiewende

Nachweisführung nach 10 EEWärmeG / Ersatzmaßnahmen

Medikalisierung oder Kompression? Wie die demographische Entwicklung auf die Krankenversicherung wirkt?

15. November BIG Solar Graz: Solare Fernwärme in der Stadt m² für 20% Solaranteil

DER BESSER INFORMIERTE GEWINNT!

Wasser. Haben Sie ein bestens gedämmtes Haus, mit geringem Wärmebedarf?

4. April BIG Solar Graz: Solare Fernwärme in der Stadt m² für 20% Solaranteil

BHKW-Förderung im Land Bremen

Wirtschaftliches Potenzial erneuerbarer Energien Neuseeland 01/2014

Unsere Zukunft ist erneuerbar! ewz-stromzukunft

Welchen Nutzen haben Risikoanalysen für Privatanleger?

NÖ Energiefahrplan 2030 NÖ Energieeffizienzgesetz 2012

Energie Schlüssel der Zukunft?

Solar-Wärmepumpe Eine sinnvolle Kombination?

PV to Heat im Stromhaus Ergebnisse aus Systemanalysen und Betriebserfahrungen

Kohlekraftwerke Irrsinn oder Vernunft? Dr.-Ing. Valerie Wilms

EchazStrom. Strom. 100 % Wasserkraft und 0 % CO 2. Für Privat- und Geschäftskunden. Gültig ab 1. Januar 2010

Aktuelle wirtschaftliche Herausforderungen der Wasserkraft. Michael Wider, Leiter Generation SCCER-SoE, Zürich, 30. September 2014

Transkript:

4. Mai 2015 Wärmeversorgung Graz 2020/2030 DI Dr. Werner Prutsch Umweltamt der Stadt Graz Stadt Graz Umweltamt 8010

Ausgangssituation Luftbelastungsgebiet Großraum Graz FW-Anschlussbereiche nach 22 Stmk. Raumordnungsgesetz FW-Bedarf Großraum Graz ca. 1.000 GWh/a, max. ca. 500 MW (ca. 40% des Grazer Wärmebedarfes, ca. 50.000 Wohnungen, Versorgungsbereiche in GU-Süd) Bisherige Aufbringung aus Mellach ca. 70 % Veränderungen am Strommarkt Erdgas-KWK unwirtschaftlich 2

Heizwärme im Grazer Stadtgebiet Heizwärme ca. 2.400 GWh / a davon ca. 900-1.000 GWh FW / a (= ca. 36 % im Jahr 2012) Quelle: Wohnungsstättenzählung, Statistik Austria 2001 3

Luftbelastungsgebiet Großraum Graz Problem 1: Feinstaub (PM) Problem 2: Stickstoffoxide (NOx) Problem 3: Benzo(a)pyren (BaP) 4

Emissionskataster Graz nach 9 IG-L Emissionsfrachten in [t/a] Quelle: Endbericht Emissionskataster Graz 2001 Bericht Nr. FVT-08/08/Hin V&U 03/16/6100 vom 08.02.2008 Im Auftrag der A15 Amt der Stmk. LRG Größenordnung NOx-Emission FHKW Puchstraße neu : Bei 15,6 kg/h und (zusätzlichen!) 1.130 Volllaststunden ca. 18 t/a ( ca. 1,3 % der Verkehrs- bzw. 0,7% der Gesamtemission an NOx) Quelle: FVT-64/14/Hin V&U 14/04/6300 vom 09.07.2014 5

Rechtliche Rahmenbedingungen: Fernwärmeanschlussbereiche Verpflichtung: 3-stufiges Verfahren nach Stmk. Raumordnungsund Baugesetz! 1) KEK nach ROG 22 Abs. 8 (GR-Beschluss 07/2011) 2) VO nach ROG 22 Abs. 9 (GR-Beschlüsse 06/2012 und 07/2013) 3) FW-Anschlussbescheid nach 6 Stmk. BauG 6

Datenquelle Netz Graz lt. EGG und Netz GU Süd lt. E-Stmk Wärme 07/2014 Datenbasis: Ausbauplan auf Basis KEK mit Anschlussauftrag (Gleichzeitigkeit 70% des vertraglich vereinbarten Anschlusswertes) 7

Herkunft der Grazer Fernwärme Quelle: Emissionsreduktion durch die Fernwärme im Großraum Graz, Update 2012, GEA 07.01.2013 8

Jahresverlauf, Summe ca. 1.000 GWh Spitzenlast über rel. wenige Jahresstunden! Jahreslastprofil Fernwärmeaufbringung 2012 der Steirischen Gas-Wärme für das Netz Graz und Graz Umgebung Süd (ohne Erzeugung Marienhütte, Solaranlage Stadion Liebenau und Solaranlage Wasserwerk Andritz); Quelle: Steirische Gas-Wärme 9

Vorlauftemperatur im FW-Netz nach Außentemperatur Geforderte VL-Mindestsoll-Temperatur bei den FW-Einspeisern in Graz in Abhängigkeit von der Außentemperatur lt. Technischen Anschlussbedingungen der Energie Graz 10

Ziele bei der Neugestaltung des Aufbringungsmix Keine Verschlechterung beim Primärenergiefaktor der FW-Generierung (und damit der CO 2 -Bilanz). Keine Verschlechterung bei den spezifischen Emissionen (Gramm Schadstoff je kwh FW). Berücksichtigung der Immissionssituation im Grazer Stadtgebiet. Keine Erhöhung der Kosten in Relation zu anderen Beheizungsformen. Versorgungssicherheit und -qualität 11

Bearbeitungsprozess 2014 Der Bearbeitungsprozess erfolgte in einer erweiterten Arbeitsgruppe und in intensivem Dialog mit den FachexpertInnen sowie Industrie- und Interessensvertretungen zwischen Februar und Herbst 2014: 9 Workshops mit insg. 208 TeilnehmerInnen. Im Rahmen eines Calls for Contributions wurden von den FachexpertInnen 38 Inputs eingebracht. 12

Aufbringungsseitige Maßnahmen Energie Steiermark: Zusätzliche erdgasgefeuerte Kesselanlagen im FHKW Graz (Nennleistung 185 MW, ca. 18 Mio. ) Ausbau Solaranlage am Areal FHKW Graz auf 7.000 m² (zusätzl. Fläche 2.000 m², 2014 umgesetzt) Steigerung Wärmeleistung FHKW Thondorf auf 70 MW (Erdgas, 70 MW, ca. 8 Mio. ) Biomasseanlage mit Hackgut aus regionaler Aufbringung (bis 5 MW, 3-4 Mio. ) Energie Graz: Speicherprojekt HELIOS mit solaren Ertragskomponenten (Entladeleistung bis 10 MW, Solarflächen 2.000 10.000m² in Kombination mit Deponiegas-BHKW und Power to Heat, ca. 3 Mio. ) Weitere Abwärmenutzung mit Wärmepumpen in der Marienhütte (6,6 MW, ca. 11 Mio., bis Ende 2015. Einbindung FW-Netz & ECR Wärmezentrale West: Modernisierung der bestehenden Heizzentrale Waagner-Biro Straße (Erdgas, 14 MW, ca. 1,8 Mio. ) 13

Erdgas als Brückentechnologie Zur Wahrung der Versorgungssicherheit führt kurzfristig kein Weg am Erdgas vorbei. Das kann aber mittel- und langfristig nicht der Weisheit letzter Schluss sein!? 14

Weitere aufbringungsseitige Maßnahmen Bedarf: ca. 1.000 GWh / a Maßnahme Diskussionspunkte Erdgaskessel (FHKW Puchstraße, Waagner-Biro, Thondorf) Biomasse Abwärme Sappi Gratkorn Thermosolar Marienhütte Graz Fossile Energie, Emissionen NOx, CO 2, Verfügbarkeit in der Praxis, Radius Emissionen PM Risiko langfristige Verfügbarkeit Kosten FW-Leitung Kosten, Flächenbedarf Kollektoren, Speichervolumen, Temperatur Reserviert ECR Reininghaus, technische Fragen, Temperatur 15

Mögliche weitere Potenziale Bedarf: ca. 1.000 GWh/a Biomasse weltweit (z.b. kanadische [sibirische?] Pellets) Geothermie (konventionell bis 4.000 m und Tiefe 10.000 m) Abwasser Kanalsystem, Ablauf Kläranlage Gössendorf Solar-Einzeldächer Sickerwasser und Luft Plabutschtunnel Murwasserabkühlung, Trinkwasserabkühlung über WP Klein KWK, Industriekessel, LKH-Kessel Abgaskondensation FHKW Puchstraße Umbau GuD Mellach (mehr Wärme, weniger Strom) Biogasanlagen Gasverdichterstation Weitendorf Power to Heat (P2H, Verwendung Überschussstrom)).. 16

Schlussfolgerungen. Für weite Stadtgebiete weiter keine realistische Alternative zum FW-Netz. Verbraucherseitige Sanierungen, Speicherung, Lastmanagement erforderlich Vorlauf-/RL-Temperatur ist kritischer Faktor Anschlussverdichtung weiter sinnvoll. In Rand-/Neubaugebieten Alternativen prüfen. Künftig nötig Mix aus Erdgasanteil und alternativen bzw. emissionsarmen Quellen. Vollversorgung mit alternativen Quellen bis 2020 technisch / wirtschaftlich / logistisch nicht realistisch. Erdgaskessel sichern die Versorgung, können aber alleine nicht der Weisheit letzter Schluss sein. 17

Schlussfolgerungen. Kritisch sind Spitzenlasten über wenige Jahresstunden (hohe Bereitstellungskosten für wenig Ertrag!). Jede Stadt hat spezielle Gesamtsituation, wenig direkte Übertragbarkeit externer Konzepte. Viele Vorschläge, die einer näheren Betrachtung nicht standhalten Wärme aus Mellach nach 2020??? 18