Allerseelen Christliche Hoffnung. was wir Christen im Glaubensbekenntnis bekennen ist klar: Der Tod ist nur ein

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1 Allerseelen 2017 Christliche Hoffnung Liebe Schwestern und Brüder, was wir Christen im Glaubensbekenntnis bekennen ist klar: Der Tod ist nur ein Übergang in ein neues, ewiges Leben bei Gott, in ein Leben in Gemeinschaft, ein Leben in Fülle. Dass dieser Glaube für nicht wenige Christen oft kaum Trost bietet, ist das, was ich in vielen Jahren als Priester immer wieder erlebe. Denn: Um Trost zu sein bedarf es auch einer Erfahrung. - Meine Erfahrung mit dem Tod, oder besser: dem Geheimnis des Sterbens, hat zum einen mit Mutter Teresa in Kalkutta zu tun war ich im Rahmen einer Reise in dieser Stadt und durfte nicht nur das Mutterhaus der Schwestern der Nächstenliebe mit dem Grab Mutter Teresas, sondern auch ihre erste Gründung, das Sterbehaus am Kali-Tempel besuchen. Unvergesslich bis heute. Das Haus trägt den Namen Nirmal Hriday, was bengalisch ist und Ort des reinen Herzens bedeutet. Zwei Räume mit jeweils ca. 30 Betten, getrennt nach Geschlechtern. Von der Hektik der Umgebung trat ich ein in einen Ort unglaublicher Ruhe. Die Kranken, von denen die meisten, keineswegs alle, Sterbende waren, lagen in langen Reihen auf Pritschen. Die Schwestern haben viele von ihnen auf der Straße aufgelesen oder sie wurden von Ambulanzen gebracht, da andere Krankenhäuser sie nicht aufnahmen. Offene Wunden, Typhus, TB, Mangelerkrankungen das ganze Elend armer und verlassener Menschen. Die Schwestern Mutter Teresas tun nichts anderes, als ihnen in herzlicher Zuwendung Nähe und Grundpflege zu schenken. Hier und da sieht man einen Tropf, sonst ist nichts von Medikamenten zu sehen. Denn es geht nicht um Heilung, oder vielmehr: Es geht darum, mit reinem Herzen durch die Pforte des Todes zu gehen. Damals wurde ich von einem indischen Priester begleitet, der mich

2 aufforderte, die Sterbenden zu segnen, zu berühren. Wer da geheilt wurde war in erster Linie ich: von meiner Angst, das Leiden, dem wir so bei uns kaum begegnen, körperlich zu berühren. In jedem Menschen, vor allem dem Leidenden, ist Christus gegenwärtig - und nach Mutter Teresa braucht es ein reines Herz, um Ihn zu sehen. Das Haus der Sterbenden ein Haus der Begegnung. Ein Haus des Friedens. Ein Haus, in dem Menschen auf eine neue Geburt vorbereitet werden. In dem Menschen Frieden schließen mit einem Leben, das ihnen schließlich ein Gesicht zeigt, das sie nie erwartet hätten. Ein Haus, in dem die Trauer nicht zu Hause ist! - Diese mich sehr tief prägende Erfahrung wurde im Laufe der Jahre immer neu bereichert und zwar von der anderen Seite. In der Begleitung Sterbender, in Hospizen, Krankenhäusern oder zu Hause erlebe ich häufig nicht immer etwas Wunderbares: Menschen werden abgeholt! Sterbende zeigen durch ihre Reaktion, durch einen Blick, der starr auf etwas fixiert ist, das über ihnen ist, dass sie etwas sehen, das ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich zieht. Selbst die nächsten Angehörigen kommen dann nicht mehr an sie ran manche verstört das und sie reagieren traurig. Wenn ich ihnen dann sage: Schauen Sie doch mal ruhig hin: spüren Sie, dass der Sterbende abgeholt wird?, beruhigt sich meist die Situation. Der Sterbende geht nicht einfach weg, sondern kommt an. Natürlich: Jeder Abschied schmerzt, gerade wenn das bisherige Leben nun ganz anders verlaufen wird, ohne die körperliche Präsenz des Verstorbenen. Aber kann uns der christliche Glaube nicht genau hier die Hilfe und Orientierung geben, die es unbedingt braucht: Unser irdisches Leben ist endlich. Jeder von uns hat und das haben wir gestern an Allerheiligen gefeiert eine Aufgabe, eine Sendung, die ihn in dieser Welt unersetzlich macht. Wir dürfen und sollen die unendliche Güte Gottes erfahren und bezeugen, gerade auch in den Beziehungen zu anderen Menschen, die uns das Antlitz Gottes auf je unterschiedliche Weise deutlich machen.

3 Und dann geht es irgendwann nach Hause, dorthin, wo wir hingehören, wo unser Ursprung ist. Unser Glaube drückt sich in Sätzen aus aber ob er das Herz erreicht hängt ganz entscheidend auch davon ab, ob wir mit offenen Augen durch die Welt gehen, die uns unaufhörlich zeigt, dass das Leben in allen Veränderungen siegt. Und dass dieses Leben einen Ursprung hat und ein Ziel jemand, der mich erwartet, mehr noch: der mich schon immer, oft unerkannt, begleitet hat. Wir dürfen heute weinen, weil uns ein geliebter Mensch fehlt: ein Partner, ein Elternteil, ein Kind, ein wertvoller Freund. Das Leben ist nach ihrem Tod ein anderes aber unserer Liebe, die sich darin zeigt, kann ihm nur Leben wünschen und gönnen. Und deswegen lasst uns unter Tränen lächeln.. Amen.

4 FÜRBITTEN ALLERSEELEN Herr Jesus Christus, Du bist die Auferstehung und das Leben. Wer an Dich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. So bitten wir: Es folgen die Namen der Verstorbenen aus Kiedrich bzw. Eltville Dazwischen: Am Ende: - Für unsere Lieben, die uns der Tod genommen hat und die wir vermissen: schenke ihnen bei Dir die Erfüllung ihrer Sehnsucht. Du Gott der Liebenden - Für diejenigen, die nur mit Schuldgefühlen oder mit Bitterkeit an einen Verstorbenen denken können. Du Gott der Vergebung Für diejenigen, die Krieg und Gewalt aus dem Leben gerissen haben: Lass sie bei Dir in Frieden ruhen. Du Gott der Gequälten - Für die verstorbenen Seelsorger unserer Gemeinde und für alle, die sich für das Wohl der Gemeinde eingesetzt haben. Du Gott Deiner Jünger

5 - Für diejenigen, die sich den Tod wünschen, da sie in ihrem Leben keinen Sinn mehr sehen: schenke ihnen neue Kraft. Du Gott der Mutlosen Gott, Vater im Himmel, auf dich schauen wir heute in der Hoffnung, dass unsere Verstorbenen bei Dir Heimat finden und dass auch wir einst teilnehmen dürfen am Gastmahl des ewigen Lebens, in Gemeinschaft mit Ihm, Deinem Sohn und dem Heiligen Geist für alle Ewigkeit. Amen.