Bis zum Zweiten Weltkrieg wurde die Ohligser Heide großenteils aufgeforstet (s. Abb. 32; vgl. auch Abb. 35).
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- Mathias Bieber
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1 Heideflächen existierten innerhalb der Ohligser Heide seit den 20er Jahren praktisch nur noch im Bereich des heutigen Naturschutzgebietes. Aber auch sie wurden durch den Bau des Heidebades 1928 (s. Kap. 15.5) sowie durch Aufforstungsmaßnahmen weiter reduziert (vgl. Abb. 30). Zudem begannen - wie schon KNÜBEL anmerkte (s. o.) - weite Teile der Heideflächen aufgrund der Aufgabe ihrer ursprünglichen landwirtschaftlichen Nutzung zu verbuschen (s. Abb. 31). Bis zum Zweiten Weltkrieg wurde die Ohligser Heide großenteils aufgeforstet (s. Abb. 32; vgl. auch Abb. 35). Abb. 30: Luftbild von der Ohligser Heide 1928
2 Abb. 31: Verbuschter Bereich in der Ohligser Heide 1924 Abb. 32: Mit Kiefern aufgeforsteter Bereich der Ohligser Heide 1938
3 Nach dem Zweiten Weltkrieg befand sich die Ohligser Heide in einem desolaten Zustand. Während des Krieges hatte man Verteidigungsgräben für den Volkssturm ausgehoben und hierzu große Lücken in den Baumbestand geschlagen. Bombentrichter sowie zurückgelassene Fahrzeuge und Kriegsgeräte beeinträchtigten die Landschaft zusätzlich. Infolge des Brennstoffmangels entnahm die anwohnende Bevölkerung in der Nachkriegszeit unkontrolliert Holz aus den noch bestehenden Wäldern. Die Luftaufnahme von 1945 (Abb. 33) gibt ein unruhig strukturiertes Bild der Ohligser Heide wieder. Weite Teile der noch 1928 vorhandenen Heideflächen (vgl. Abb. 30) sind durch Aufforstungen (südlich des Dreiinselteiches) und durch Verbuschungen (Bereich um das Heidebad) verschwunden. Abb. 33: Luftbild der Ohligser Heide 1945 (Luftbild der Alliierten; Ausschnitt; Quelle: LÖBF)
4 In den 50er Jahren begannen erneut Aufforstungsmaßnahmen, großenteils mit standortfremden Pappeln (vgl. HÖLTING 1982c: 21f.; HILD 1968: 74; O.A. 1951). Die streng ökonomisch ausgerichtete Forstwirtschaft nahm immer mehr Einfluß auf das Gebiet, daß zunehmend seinen Heidecharakter verlor. Abb. 34 zeigt, daß das NSG Ohligser Heide Ende der 60er Jahre praktisch eine reine Waldlandschaft darstellte. Die regelmäßigen Strukturen südlich der Bahnlinie und am westlichen Bildrand weisen auf Monokulturen hin, die nach dem Krieg angepflanzt wurden. Abb. 34: Luftbild von der Ohligser Heide 1969 (Ausschnitt, Quelle: LANDESVERMESSUNGSAMT NRW) Die Aufforstungen nach dem Krieg bildeten einen letzten Höhepunkt des fast hundertjährigen kontinuierlichen Einflusses der Forstwirtschaft auf das Gebiet. Die anhaltenden Nutzungs- Eingriffe hatten zu einer nachhaltigen Umwandlung der Heidelandschaft geführt. Die bedeutensten forstwirtschaftlichen Eingriffe waren: 1. die Aufforstung der ehemaligen Heide- und Heidemoorflächen und dazu 2. die Absenkung des Grundwasserspiegels durch die Anlage eines umfangreichen Netzes von Entwässerungsgräben, 3. die Anpflanzung großflächiger (Nadelholz-) Monokulturen, 4. die Einbringung standortfremder Gehölze (s. Tab. 16) und 5. die Anlage eines rasterartigen Wegenetzes (vgl. SCHALL 1986: 13, 123). Gerade diese Maßnahmen waren es, die in den 80er Jahren, als die Renaturierung der Ohligser Heide begann (s. u.), rückgängig gemacht werden mußten.
5 Tab. 16: Standortfremde Gehölzarten in der Ohligser Heide Große Küstentanne (Abies grandis) Grauerle (Alnus incana) Lärche (Larix leptolepis syn. kaempferi) Fichte (Picea abies) Weymouthskiefer (Pinus strobus) Waldkiefer (Pinus sylvestris) Hybrid-Pappel (Populus hybrida) Spätblühende Traubenkirsche (Prunus serotina) Douglasie (Pseudotsuga menziesii) Roteiche (Quercus rubra) Thuja (Thuja spec.) Hemlockstanne (Tsuga heterophylla) (Quelle: SCHALL 1986: 13) Naherholungsverkehr Obwohl der Naherholungsverkehr nicht so gravierend in die Landschaft eingriff wie die Forstwirtschaft, hatte er erkennbaren Einfluß auf die Entwicklung der Ohligser Heide: 1. Es fanden eine Reihe von punktuellen Eingriffen statt, die darauf abzielten das Gebiet attraktiver zu gestalten (Einrichtung des Heidebades, Umgestaltung des Dreiinselteiches zum Parkteich etc.). 2. Durch den bereits um die Jahrhundertwende einsetzenden Naherholungsverkehr und die damit verbundene emotionale Bindung der Bevölkerung an das Gebiet kam es zu ersten Schutzbestrebungen. 3. Bis heute besitzt das NSG für die Bevölkerung ein große Rolle als Naherholungsgebiet, was sich beim kommunalen Bürgerentscheid für die Erhaltung des Heidebades zeigte und weitere Renaturierungsmaßnahmen bremst. 4. Der Besucherverkehr stellt aus naturschützerischer Sicht eine erhebliche Belastung dar. Die Ohligser Heide war bereits im 19. Jahrhundert unter Naturfreunden und Wanderern, vor allem auch bei botanisch Interessierten und unter Vogelfreunden bekannt führte F. W. OHLIGSCHLÄGER das Gebiet mehrmals als Fundort besonderer Pflanzen auf (HÖLTING 1982c: 19). Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstand östlich des gleichnamigen Gutes das Parkrestaurant Engelsberger Hof, das jedes Wochenende viele Besucher in die Heide lockte. Nach dem Ersten Weltkrieg forcierte insbesondere der Solinger Oberbürgermeister SAUERBREY den weiteren Ausbau der Ohligser Heide zum Naherholungsgebiet. Auf diesem Wege wollte er einerseits gezielt der arbeitenden Bevölkerung eine stadtnahe Erholung bieten und andererseits die Wirtschaft durch den Fremdenverkehr fördern. Das Wegesystem wurde ausgebaut und der Dreiinselteich zum Parkteich umgestaltet entstand am Rande der Ohligser Heide ein Vogelschutzpark, zwei Jahre später eröffnete das Freibad Heide. Die Maßnahmen sowie eine intensive Werbekampagne in den Nachbargemeinden bewirkten einen starken Zustrom von Naherholungssuchenden in die Heide, so daß das Gebiet bereits vor dem Zweiten Weltkrieg einen hohen Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad hatte (vgl. HÖLTING 1982c: 19; vgl. Abb. 35).
6 Abb. 35: Erholungssuchende in der Ohligser Heide um 1940 (Im Hintergrund des Bildes sind junge Aufforstungsflächen zu erkennen; Quelle: ST.A.) Die Ausbaumaßnahmen wirkten sich negativ auf die Landschaft aus. Viele neu angelegte Wege querten zuvor unberührte Feuchtgebiete und zogen weitere Entwässerungsmaßnahmen sowie Bachregulierungen nach sich. Ein großes Problem stellten die häufigen Feuersbrünste dar. An warmen Sommerabenden zündeten viele Besucher Lagerfeuer an, die immer wieder großflächige Heidebrände auslösten. Wenn die Brandflächen nicht sofort aufgeforstet wurden, wuchsen zumeist Gräser nach. Auch die Anlage eines am Wochenende besetzten Wachturms der Feuerwehr und die Erweiterung vieler Wege zu Brandschneisen konnte die Heidebrände nicht vollständig verhindern (HÖLTING 1982c: 20). Nach dem Zweiten Weltkrieg behielt die Ohligser Heide ihre Popularität als Erholungsgebiet bei (vgl. Abb. 36). Weitere Ausbaumaßnahmen förderten die Attraktivität der Landschaft als Naherholungsgebiet.
7 Abb. 36: Erholungssuchende in der Ohligser Heide 1965
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