Dienstag, Mittwoch,

Transkript

1 Dienstag, Sonne scheint, aber kalter, heftiger Nordwind, wie soll`s auch anders sein. Eigentlich wollen wir gen Nordosten zur Donau nach Hainburg, also völlig falsche Richtung. Zugfahren ist keine Option, da zu umständlich. Gestern hat uns der Buschenschenkenchef so vom südlichen Burgenland vorgeschwärmt. Warum also nicht mit dem Wind fahren? Hainburg ade, wir fahren in den Süden. Das heißt: mal wieder neue Radkarten organisieren (immerhin nur 3,- für`s gesamte Burgenland). Vor dem Losradeln besorgen wir uns noch das Bahnrückreiseticket am Landeshauptstadtbahnhof, dieser entspricht in etwa einem Bahnhof wie Bad Freienwalde! Die Strecke sollte eigentlich schon dicht gemacht werden. Das sagt schon alles über die Bedeutung des langen, aber sehr schmalen und ganz an den östlichen Rand Österreichs gedrängten Burgenlandes. Wegen fehlender richtiger Berge mit all dem für Touristen wie Einheimischen so attraktivem Ski- und Wanderzauber müssen sich die Burgenländer richtig Mühe geben, Touris anzulocken. Gut, der Neusiedler See bietet von Natur aus so manches, aber der Rest des Landes wird wohl immer im Schatten des restlichen, so viel attraktiveren Österreichs stehen. Die Mühe erkennen wir in Form der großen Angebotsvielfalt an tollen Radwegen mit perfekter Ausschilderung gerne an. Dazu die vielen Tipps auf den Radkarten aber auch anderen Infoflyern, wo es überall kleine Sehenswürdigkeiten zu bestaunen gibt. Z. B. ein ziemlich versteckt-abseits gelegener, ca. 250 Jahre alter Esskastanienhain, vom Maria Theresia initiiert. Warum genau dort, ist uns noch nicht erschlossen. Wir folgen rückenwindfreundlich, dafür aber mit deutlich mehr Steigungen incl. Ulis noch in Eisenstadt bei Hofer (= Aldi) getätigtem Großeinkauf, dem sog. Jubiläumsradweg (R 1). Wald-Wiesen-Hügel-Landschaft mit kleinen, langweilig-sauber-adretten Siedlungen. Nach 80 km und über 700 Höhenmetern landen wir schließlich in Lockenhaus am Rande des Naturparkes Geschriebenstein. Die Zimmersuche ist ein wenig schwierig, letztendlich finden wir aber doch was Nettes. Wir sind nun nicht mehr im Weinbaugebiet, daher fällt die abendliche Buschenschenke aus. Im Burgenland darf in den Gaststätten noch geraucht werden, was die Suche nach einer genehmen Bierausgabestelle erschwert. Letztendlich sitzen wir draußen und bibbern uns ein Bier hinein. Mittwoch, Wir bekommen wieder unseren Kaffee pünktlich zu 7 Uhr geliefert, der Rest des Frühstücks ist uns überlassen (was wir auch so wollen). Große Burgenland-Radrundfahrt ohne Gepäck ist heute angedacht. Ute denkt sich eine schöne Tour aus, nur meine Muskeln wollen heute irgendwie so gar nicht. Alles fällt mir schwer und schon nach 35 km bin ich tot. Der Wind bläst erbarmungslos und immer aus der falschen Richtung. Nach einer ausgedehnten Siesta fühle ich mich zwar besser, Ute ist aber weiterhin die Fittere von uns Beiden und fährt immer leicht voraus. Frust. Nichtsdestotrotz ist es eine abwechslungsreiche Tour auf wunderbar befahrbaren Wegen, richtig ideal. Davon kann man in Brandenburg nur träumen. Nach 90 km und 700 Höhenmetern kommen wir sehr salzig nach Sonnenuntergang in unserer Unterkunft an und verzichten auf die abendliche Kneipensuche: wir haben alles Notwendige im Kühlschrank. Donnerstag, Sehr gut geschlafen in dem 500 Jahre alten Haus mit Lehmwänden. Nach dem Frühstück wollen wir wandern, auf den Geschriebenstein, dem höchsten Punkt (884m) des Burgenlandes. Die Ausschilderung lässt, wie wir bereits des Öfteren feststellen mussten, leider sehr zu wünschen übrig. An wichtigen Stellen fehlt sie schlichtweg. Oder fiel den sehr ausführlichen Waldpflegemaßnahmen zum Opfer. Immer wieder taucht der Name Esterhazy auf einem Waldschild auf und dann kann man sicher sein, dass der Naturpark- Wald eher ein Wirtschaftswald ist. Man wird den Verdacht nicht los, dass auf Steuerzahlerkosten das fürstliche Wohlergehen mitfinanziert wird.

2 Der Geschriebenstein ist ein kleiner Fels, der schon früher ein Grenzstein zwischen den Fürstentümern war. Hinter dem 14 m hohen Aussichtsturm verläuft die ungarische Grenze. Im Turm sind unten 6 Tafeln angebracht, die die sehr bewegende Geschichte der Grenzziehung in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts beschreiben. Höchst interessant und es zeigt uns mal wieder, wie wichtig Geschichte ist und wie wenig wir darüber wissen Der Abend trudelt langsam mit dem Rest Blaufränkischen und einem Tatort (ich habe gesammelt!) im Bett aus. Denn morgen ziehen wir weiter! Noch ein kleiner Nachtrag aus Eisenstadt, könnte zwar auch woanders sein, aber so schön bunt ist s halt hier

3 UFO-Wolken unterwegs Windschutz ist immer nötig bei DEM Wind

4 Lockenhaus bei Nacht. In dieser Kirche ist die größte Orgel des Burgenlandes, kaum zu glauben. Woher hat das Land wohl seinen Namen?

5 Hügel, Felder, Wiesen gibt es auch und überall super beschilderte und befahrbare Wege

6 Uralte Rosskastanien Der Geschriebensteinturm und rechts der Namensgeber