Israel-Pilgerfahrt 2017

Transkript

1 Israel-Pilgerfahrt 2017 Am war es endlich soweit, eine kleine Gruppe von 12 Pilgern aller Altersklassen, brach auf und machte sich auf eine ungewisse und spannende Reise ins Heilige Land. Mit an Bord war Pfarrer Dr. Robert Nandkisore, der für die geistlichen Impulse während der Reise zuständig sein sollte. Von Frankfurt aus ging es über Berlin nach Tel Aviv, wo wir am späten Nachmittag eintrafen. Es sollte eine perfekte Reise werden oder etwa doch nicht?? Wir kamen mehr oder weniger pünktlich am Flughafen an, doch unsere Koffer nicht. Wie sich herausstellte hatte man vergessen, sie in unser Flugzeug einzuladen. So machten wir uns, genervt, müde und vereinzelt auch traurig, auf den Weg nach Nazareth zu unserer ersten Unterkunft. Auf der zweistündigen Busfahrt brachte uns unser Reiseleiter Georg Rössler das Heilige Land in seinen Einzelheiten näher. Die Stimmung war sehr gedrückt und niemand redete, außer Georg. Vom ersten Tag an war er immer bester Laune und versuchte uns immer wieder aufzuheitern und sah in Allem etwas Gutes. Nach einiger Zeit baute er uns auf und hatte es geschafft, dass wir nicht mehr nur an die Koffer dachten. Einer der Teilnehmer meinte an diesem ersten Tag: Egal, ob die Koffer ankommen werden oder nicht, es wird so oder so ein Urlaub, den ihr nie vergessen werdet. Und er sollte Recht behalten. Mit einem leckeren Abendessen und einem anschließenden tiefgründigen Gespräch ließen wir den Tag ausklingen. Tag 2 begann sehr regnerisch und die am Vorabend verbesserte Laune sank schnell wieder. Trotzdem ließen wir uns davon nicht abhalten und setzten den Tag mit unserem ersten Gottesdienst und dem Besuch der Verkündigungskirche in Nazareth fort. Anschließend wanderten wir durch die Kindheitslandschaften Jesu, vorbei an Zippori, der Hauptstadt Galiläas nach Kana. In Kana war unsere zweite Unterkunft, dort konnten wir uns dann erstmals mit frischer Unterwäsche und Kosmetik ausstatten, da die Koffer immer noch nicht angekommen waren. Mit dem Abendessen bei der arabisch-christlichen Familie endete der zweite Tag im Heiligen Land. Am dritten Tag hatten wir unsere erste große Wanderung vor uns, sie führte uns durch das wunderschöne Taubental bis zum Westufer des Sees Genezareth. Dort lebte die Zielgruppe von Jesus. Zum Mittag waren wir in einem wirklich sehr guten Fischrestaurant am See. Den heutigen Gottesdienst hielten wir unter einem schattigen Baum am Ufer des Sees. Den Rest des Tages nutzten wir, um uns in einer Shopping-Mall in Tiberias, auf der anderen Seite des Sees, mit passenden Klamotten für die

2 nächsten Tage, und vor Allem für die Wüstenwanderung einzudecken eine Stunde hatten wir, um uns alles zusammen zu suchen. Am Abend fuhren wir in unser Hotel und beendeten den Tag mit einem sehr interessanten Gespräch mit Georg. Was hatte Jesus zu seiner Zeit am See Genezareth gemacht?, wo hat er gelebt? und was hat er getan? Diese Fragen klärten wir am vierten Tag. Nach dem Frühstück machten wir uns auf zum Seligpreisungsberg und begegneten dort der jesuanischen Lehre. Von dort aus ging es nach Tabgha, dem Ort, an dem die wundersame Speisung der 5000 stattfand. Die größte Zeit am See verbrachte Jesus wohl in Kafarnaum, was unser nächstes Ziel war. Wir besichtigten die uralten Ruinen und eine wunderschöne christliche Kirche, die sich über dem Haus der Schwiegermutter des Petrus befindet. Diese heilte Jesus und machte sich mit weiteren Wundern viele Freunde in der Stadt. Danach fuhren wir zurück nach Tabgha und hielten unseren Gottesdienst am Seeufer, der ganz im Zeichen der Menschen stand, die jeder gerne an seiner Seite gehabt hätte. Anschließend machten wir uns mit dem Bus auf und fuhren durch die brüllende Hitze bei über 35 C zwei Stunden lang durch den Jordangraben zum Toten Meer, unserer nächsten Unterkunft. Wir übernachteten drei Nächte in einem Kibbuz in der Nähe des Toten Meeres. Dann war der große Tag der Wüstenwanderung gekommen, wir trafen uns um viertel nach fünf morgens am nächsten Tag am Ausgang des Kibbuz und wanderten die Abbruchkante des Jordangrabens hinauf. Dort erlebten wir den Sonnenaufgang mit und wanderten anschließend schweigend weiter durch die Wüste. Kurze Zeit später trafen wir in Nabi Musa ein, dort soll das Grab von Moses liegen. Mit einem Kaffee gestärkt ging unsere Tour durch die immer heißere Wüste weiter. Nach einigen weiteren Pausen erreichten wir nach sieben Stunden Wanderung unser Ziel an einer Tankstelle mitten in der Wüste. Die Landschaft war einfach bombastisch schön und jeder hatte Spaß, selbst bei Temperaturen von fast 40 C. Den Tag ließen wir im Kibbuz ausklingen und feierten am Abend noch unseren Gottesdienst. Am siebten Tag wanderten wir durch das Wadi Kelt, einem Flussbett mit einer wunderschönen Oasenlandschaft bis zum Charitoun-Kloster, dem ältesten Kloster in der Judäischen Wüste. An einem schattigen Plätzchen in dem Wadi hatten wir wieder einen wunderschönen Gottesdienst. Insgesamt war diese Wanderung anstrengender als durch die Wüste, jedoch schafften es alle, nicht zuletzt da jeder jedem half und sich alle gegenseitig unterstützten. Nach der Wanderung fuhren wir erst nach Jericho und anschließend zum Toten Meer. Im selbigen gingen wir dann baden, ein echt komisches Gefühl, trotzdem ein sehr

3 beeindruckendes Erlebnis. Und, was ich ganz vergessen habe zu erwähnen, unsere Koffer waren wieder da, doch ehrlich gesagt hätten wir sie zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr wirklich gebraucht. Den Rest des Tages verbrachten wir im Kibbuz. Am nächsten Tag ging es dann endlich in die Stadt, in der man mindestens einmal in seinem Leben gewesen sollte, nämlich Jerusalem. Am frühen Morgen machten wir uns mit dem Bus auf und fuhren durch die Judäische Wüste hinauf nach Jerusalem. Vom Skopusberg liefen wir los über die Westflanke des Ölbergs durch das Kidrontal bis zur Gethsemane-Kirche. Somit gingen wir fast genau den gleichen Weg wie Christus ihn bei seinem Einzug in Jerusalem vor über 2000 Jahren. Nach der Besichtigung des Garten Gethsemane, wo Jesus verraten wurde, ging es durch einen jüdischen Friedhof an der Flanke des Tempelberges hinauf und von dort weiter zur alten Davidsstadt. Diese bildete das antike Jerusalem zu Zeit Jesu. Nach der Besichtigung eines alten Tempels gingen wir tief hinunter in die Erde. Dort wateten wir im Wasser einen alten, engen Wassertunnel entlang, dieser versorgte zu damaligen Zeiten die Davidsstadt mit Wasser. Auf die Davidsstadt folgte die erste Begegnung mit der Altstadt von Jerusalem. Zuerst besuchten wir die Klagemauer, ein beeindruckender Ort. Jeder hatte nun Zeit an der Mauer zu beten und/oder Fotos zu machen. Nach unserem Mittagessen ging es ins Hotel, bis zum Abend hatten wir Freie Zeit, einige erkundeten die Stadt, andere kauften ein und wieder andere ruhten sich aus. Zum Abschluss des Tages feierten wir unseren Gottesdienst in einer orthodoxen Kirche in unserer Unterkunft. Den nächsten Tag begonnen wir am Zionsberg, dort steht die Entschlafungskirche von Maria, außerdem dazugehörig findet sich dort ein deutscher Benediktinerorden. Weiter entlang der Außenmauern ging es um den Tempelberg bis zum Löwentor, durch welches wir wieder in die Altstadt gelangten. Von dort aus feierten wir dann den Kreuzweg entlang der Stationen des Leidens Christi. An der sechsten Station feierten wir unseren Gottesdienst. Es war der Gottesdienst, der für mich traurig und berührend war, einer der schönsten Gottesdienste unserer Reise, es ging in diesem Gottesdienst um die Verstorbenen, an die wir gedachten, kaum einem blieben die Tränen erspart Der Kreuzweg endete in der Grabes- und Auferstehungskirche, hier endet das Leben des Mannes aus Nazareth und beginnt die Geschichte des Christentums. Das Abendessen beendete diesen sehr emotionalen Tag. Der nächste Tag war Palmsonntag und wir begannen diesen Feiertag mit einem Gottesdienst in der deutschen Gemeinde auf dem Zionsberg. Anschließend fand eine riesige Palmsonntagsprozession statt. Über den kompletten Ölberg

4 am Garten Gethsemane vorbei und durch das Löwentor bis in die Altstadt hinein wanderten tausende Christen aus aller Welt gemeinsam und feierten den Einzug von Jesus nach Jerusalem. Der Rest des Tages stand zur freien Verfügung und am Abend setzten wir uns in einer Runde zusammen, jeder kam zu Wort und durfte seine Eindrücke der Reise und was ihm die Reise gebracht hatte vorbringen. Last but not least unser letzter Tag im Heiligen Land. Nach der Abreise aus Jerusalem fuhren wir nach Emmaus und feierten dort unseren letzten Gottesdienst der Reise. In Emmaus war Jesus zwei Jüngern erschienen, die ihn erst nach dem Brechen des Brotes erkannt hatten. Es folgte die Busfahrt nach Tel Aviv und am späten Nachmittag verließen wir das Heilige Land gen Heimat.

5 Zum Abschluss mein persönliches Fazit der Pilgerreise. Zu Anfang muss ich sagen, dass die Kirche und der Glaube keine zentrale Rolle in meinem Leben spielen, jedoch waren sie immer ein Teil von mir. Wahrscheinlich liegt das daran, dass es mir von Geburt an nähergebracht wurde. Doch um an dieser Reise teilnehmen zu können, denke ich, muss man vor allem offen für den Glauben sein und für das was auf der Reise im Heiligen Land auf einen zukommt. Das Wichtigste was ich gelernt habe ist, dass man eine Reise ins Heilige Land nur mit einem religiösen und geistlichen Hintergrund antreten sollte, da man sonst die Wirkung dieses besonderen Ortes nicht vollends erfassen kann, meiner Meinung nach ist Israel kein reines Touristenland, sondern ein Land für Menschen, die ihren Glauben stärken oder neu finden wollen.