Hans Schabus Das Rendezvousproblem
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- Christoph Berg
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1 Hans Schabus Das Rendezvousproblem 20. November Januar 2005 Pressekonferenz: Donnerstag, 18. November 2004, Uhr Eröffnung: Freitag, 19. November 2004, 20 Uhr Als Hans Schabus (geb in Watschig, Österreich) auf der Frankfurter Manifesta 4 (2002) sich in einem Video mit seinem Boot forlorn auf einer merkwürdigen Fahrt durch die Abwässerkanäle Wiens zeigte, wurde klar, dass hier ein neues vielschichtiges künstlerisches Werk im Entstehen begriffen ist. Auch in einem seiner Hauptwerke, Astronaut (komme gleich) (2003), inszenierte der Künstler in der Wiener Secession einen interdisziplinären Parcours aus Filmarbeit, Rauminstallation, Architekturfragmenten und sprachlichen Bezügen. Die eigentlichen Zugänge zu den Ausstellungsräumen waren vermauert. Stattdessen führte der Weg des Besuchers über labyrinthische Gänge von unten durch das historische Gebäude in das eins zu eins maßstäblich nachgebaute, aber völlig leere Atelier des Künstlers. Schabus hatte es als komplexes bildhauerisches Konstrukt mitten im Ausstellungssaal errichtet. Zerstörend, untersuchend, neu errichtend: Immer thematisiert Hans Schabus in seinem Werk die Rolle des Künstlers im Raum und, stellvertretend für diesen, die des Betrachters als eines Bewusstsein und Unterbewusstsein seines Ichs durchmessenden Reisenden. Hans Schabus bezieht sich mit seinem Werk auch auf künstlerische Traditionen wie z. B. das Œuvre Bruce Naumans und Gordon Matta-Clarks, aber auch weiter reichend auf die literarische Arbeit von Otto von Guericke, der 1672 in seiner Schrift Neue Magdeburger Versuche über den leeren Raum über Ort und Zeit sowie die Leere und den Raum geschrieben hat. Ganz in der Tradition des Kunsthaus Bregenz und seiner Ausstellungen von Daniel Buren, Olafur Eliasson, Pierre Huyghe u. a. transformiert Hans Schabus das gesamte Gebäude in einen komplex verschachtelten, Karl-Tizian-Platz Postfach 371 A-6901 Bregenz Telefon ( ) Fax ( ) kub@kunsthaus-bregenz.at Web
2 2/2 architektonischen und mentalen Parcours der Entdeckung des eigenen Ichs. In einem über ein Jahr dauernden Aneignungs- und Annäherungsprozess mit zahlreichen Aufenthalten in Bregenz hat der Künstler sein Konzept für die das gesamte Haus umfassende Ausstellung vorbereitet. Seine Erfahrungen, die Anreise mit dem Zug, vor allem die Tunnelfahrt und die Kunstbauten der Arlbergtrassenführung, sind Teil der Ausstellung. Ein reales und fiktives Beziehungsgeflecht spannt sich vom Atelier und Arbeitsort des Künstlers in Wien bis nach Bregenz und dringt verändernd in das Kunsthaus ein. Durch sein genaues Wissen um den Ort, die Geschichte des Baus und unzugängliche Bereiche der Architektur und Technikbereiche des Kunsthauses ermöglicht Hans Schabus den Besuchern ungewohnte neue Einblicke und Erfahrungen. All seine Überlegungen, Skizzen und Pläne, die allmähliche Konkretisierung der Ausstellung, zeichnet der Künstler in einem Jahreskalenderbuch auf, das als Künstlerbuch zur Ausstellung erscheinen wird. Im Zuge einer akribischen Recherche der regionalen Geschichte ergab sich, dass der Tag der Ausstellungseröffnung exakt auch Datum eines manifesten Rendezvousproblems, des Arlbergtunnel-Durchbruchs, war. Vor 121 Jahren wurde die symbolträchtige geografische Scheidewand zwischen Vorarlberg und Restösterreich am 19. November 1883 durchbrochen. Zufälligerweise liegt die gedachte Verlängerung der Arlbergtunnel- Zugstrecke auch genau im rechten Winkel zum Kunsthaus. Alle Vorbereitungen zu seinem großen Vorhaben waren damit laut Schabus eigentlich schon getroffen. Der unsichtbare Teil der Ausstellung ist Schabus Verlängerung des Arlbergtunnels bis ins zweite Untergeschoss des Zumthor-Baus. Der Gleisanschluss erfolgt gedanklich an den für Besucher nicht zugänglichen Lager- und Werkstattbereichen. Schabus spinnt den Faden weiter. Er füllt das erste Untergeschoss mit einem Teil des Aushubmaterials und kippt den Rest des virtuellen Erdreichs über den Bahnhof Bregenz. Das Netz an Referenzen ist eng geknüpft, denn wie die Aufschüttung ihr Vorbild im Bau des Bahnhofs Langen hat (der 1884 auf dem Aushubmaterial des Arlbergtunnels errichtet wurde), so verweist die Idee eines nicht enden wollenden Tunnels mit Fahrtrichtung ins Erdinnere auf Friedrich Dürrenmatts Erzählung Der Tunnel. Der Kunsthaus-Haupteingang bleibt versperrt. Stattdessen betritt der Besucher das Haus über einen Holzsteg, der auf die Höhe der Anlieferungsrampe des Warenlifts und durch diesen hinunter ins Erdgeschoss führt. Die gesamte Bodenfläche ist mit Teichfolie ausgelegt und an den Wänden zusätzlich mit Sandsäcken gesichert. Wasserpfützen,
3 3/3 Feuerwehrschläuche und Pumpen erinnern an den Zustand des Hauses im Hochwasserjahr 1999, als das Kunsthaus von drei Seiten vom Wasser des Bodensees umflutet war. Die Schläuche führen in den das Haus von allen Seiten umgebenden zwölf Meter tiefen Kollektor-gang, die tiefste Ebene des Gebäudes. Das eintretende Grundwasser wird von hier in das Erdgeschoss gepumpt und erzeugt ein inneres, verkehrtes Hochwasser. Die Kreisläufe innerhalb des Hauses werden so gegen dieses selbst gerichtet. Das erste Stockwerk ist Hafen zahlreicher Boote, die wie gestrandet auf der Seite liegen und den Raum füllen. Wie vielzählige Fischarten kontrastieren die Boote verschiedenster Typen mit der Hermetik des Ausstellungsraums. Mit Blick auf den angrenzenden Bodensee wird hier das Rendezvousproblem dringlich. Auch der von Hans Schabus speziell für die Expedition durch die Abwasserkanäle Wiens gebaute Optimist ist dabei. Das verdunkelte zweite Stockwerk wird zu einem großen Projektionsraum. Auf die drei tragenden Mauerscheiben projiziert Hans Schabus die Zugreise ins Kunsthaus. Schabus bewegt sich wie der Student in Dürrenmatts Erzählung als Protagonist durch die Technik- und Lagerräume des Gebäudes, um schließlich mit dem Lastenlift nach oben befördert zu werden. Die reale Bewegung des Betrachters durch die Ausstellung trifft hier auf die filmisch präsentierte Tunnelfahrt des Künstlers. Hinter allen Ausstellungsräumen vorbei findet diese mit einem Panoramablick vom Dach des Kunsthauses ihren vorläufigen Stillstand. Die Kunst der Moderne ist von der Idee des White Cube geprägt, eines idealen Ausstellungsraumes, der sich bestmöglich zurücknimmt, um der Kunst ihre volle Wirkung zu erlauben. Er entspringt der Vorstellung einer selbstreferenziellen Kunst abseits politischer, ökonomischer oder sozialer Komponenten. Hans Schabus reflektiert in seiner Installation im dritten Obergeschoss des Kunsthauses dieses Gedankengerüst, indem er es unterminiert. Aus der Verlängerung der tragenden Mauerscheiben (und damit aus der Realität der Architektur) ergibt sich ein rechteckiges Feld, in dem Schabus auf dem Sockel einer doppelten Lage von Limonadenkisten einen Raum aus stehenden Paletten errichtet. Da das Innere zur Gänze mit weißem Karton ausgekleidet ist, entsteht ein perfekter White Cube. Gleichzeitig denkt Schabus an den so genannten White Out -Effekt, wie ihn Polar forscher oder Atlantiküberquerer in Extremsituationen erleben; gemeint ist der Verlust an körperlicher und psychischer Orientierung im leeren Raum einer konturlosen, blendend weißen Landschaft. Wie bei der Arbeit für den Bonner Kunstverein Transport (2003) einem aus vorhandenen Stellwänden zusammengefügten Projektionsraum erklärt
4 4/4 sich auch hier die Konstruktion dieses idealen Raumes von außen. Ortspezifisch kann der Unterbau als historische Referenz an den Pfahlbau am Bodensee oder an Peter Zumthors erstes gestelztes Kunsthaus-Modell gesehen werden.
5 5/5 KUB-Kunstvermittlung Künstlerfrühstück und Gespräch mit Hans Schabus Samstag, den 20. November 2004, ab 10 Uhr Eine besondere Gelegenheit, den Künstler Hans Schabus persönlich kennen zu lernen, bietet sich beim Künstlerfrühstück. Im Rahmen dieser Veranstaltung beantwortet Hans Schabus gerne Fragen zu seinem Werk und der Ausstellung im Kunsthaus. Darüber hinaus ist es eine gute Möglichkeit, Plakate der Ausstellung signieren zu lassen. Direkt im Anschluss an das Frühstück findet um Uhr ein Gespräch zwischen Hans Schabus und Direktor Eckhard Schneider statt. Der Unkostenbeitrag für das Frühstück beträgt (inklusive Eintritt ins KUB und Teilnahme am Gespräch) 14, Euro. Um telefonische Anmeldung wird gebeten: ( ) Treffend umschrieben (ein Rendezvous von Stimme und Kontrabass) Sonntag, den 21. November 2004, 20 Uhr Am Sonntag, 21. November 2004, 20 Uhr liest die Schauspielerin Renate Bauer aus ausstellungsbezogenen Texten. Musikalisch interpretiert wird das Gesprochene von Rosario Bonaccorso, der zu den gefragtesten europäischen Jazzmusikern zählt. Die beiden Akteure, die über die Distanzen von Raum und Sprache hinweg auch privat ein Paar bilden, setzen in der Zwiesprache von Stimme und Instrument die im Ausstellungstitel formulierte Auseinandersetzung mit Rendezvousproblemen fort. Tunnelbau und Chirurgie Drei Perspektiven der Raumergründung (Hans Schabus, Hubert Rhomberg, Etienne Wenzl) Freitag, den 3. Dezember 2004, 19 Uhr Im Spannungsfeld zweier Kurzvorträge, in denen aus sehr unterschiedlichen Perspektiven der Umgang mit Material, Raum und
6 6/6 Mensch reflektiert wird, erläutert Hans Schabus seine persönliche künstlerische Blickrichtung. Hubert Rhomberg, der Direktor der Firma Rhomberg Bau in Bregenz, spricht über die aktuelle Arbeit bei der Bahnstrecke Lötscherbergtunnel (CH) sowie generell über die Herausforderungen und Probleme des Tunnelbaus. Referenzprojekte der Firma Rhomberg Bau sind die Sanierung des Pfändertunnels oder der Verbindungstunnel zwischen Straßen- und Bahntunnel am Arlberg. Die zweite Perspektive der Raumergründung liefert Etienne Wenzl, der Primar der Chirurgie am Vorarlberger Landeskrankenhaus in Feldkirch. Sein Kurzvortrag skizziert praxisbezogene und ethische Themen der Chirurgie im Umgang mit dem menschlichen Körper (u. a. Endoskopie). Krippenspiel von Hugo Ball Dienstag, den 7. Dezember 2004, jeweils um 18 und 20 Uhr Am Dienstag, den 7. Dezember 2004 um 18 und 20 Uhr präsentiert das Wiener Kabinetttheater im Kunsthaus Bregenz die dadaistische Version eines Krippenspiels, das Hugo Ball 1916 erstmals aufgeführt hat. Dieser Künstler war der führende Kopf der Züricher Dada-Bewegung und Mitbegründer des Cabaret Voltaire. Es handelt sich um eine Lautpartitur, in der es ausschließlich um Geräusche und einen nicht»verstehbaren«text geht. Der Aufführungstermin dieser lautmalerischen Rarität wurde bewusst direkt im Anschluss an die Feiertage von Nikolaus und Krampus gesetzt, da in beiden Fällen ein Rendezvousproblem sichtbar wird. Vortrag Karl-Josef Pazzini Mittwoch, den 8. Dezember 2004, 19 Uhr Am Mittwoch, den 8. Dezember 2004 um 19 Uhr spricht Karl-Josef Pazzini über das Thema (Forschungs- und Le[ ]rstelle Kunst, Pädagogik, Psychoanalyse an der Universität Hamburg)»Wenn ich die Oberen nicht bewegen kann, werde ich den Untergrund aufrühren. Über die Schwierigkeit, dem Wahn zu entrinnen.«dieses Motto hat Freud seiner»traumdeutung«vorangestellt. Im 7. Kapitel geht es dort um die Grenzen und die Rücksicht auf Darstellbarkeit, aber merkwürdigerweise auch darum, dass etwas nur durch Darstellung überhaupt erst existiert.
7 7/7 KUB-Publikation Hans Schabus Das Rendezvousproblem Die Arbeiten des Künstlers Hans Schabus, der durch seine Raumund Videoinstallationen bekannt geworden ist, stehen in enger Beziehung zu räumlichem Denken und Erleben. Hans Schabus versteht sich als Entdecker und wagt mit seinen Arbeiten die Expedition ins Unbekannte. In enger Zusammenarbeit mit dem Künstler erscheint anlässlich der Ausstellung Das Rendezvousproblem ein Künstlerbuch, das der künstlerischen Strategie mittels Bild-, Text- und Konzeptmaterialien folgt und den Entstehungsprozess der aktuellen Arbeiten für das Kunsthaus Bregenz protokolliert. Texte von Winfried Nußbaummüller und Rudolf Sagmeister Hans Schabus Das Rendezvousproblem Mit Texten von Winfried Nußbaummüller und Rudolf Sagmeister Englisch/deutsch, 128 Seiten Hardcover mit Lesebändchen Preis: 45, Euro Herausgegeben von Eckhard Schneider Veröffentlichung: November 2004
8 8/8 KUB-Edition Hans Schabus Mit der für das Kunsthaus Bregenz eigens entwickelten Edition präsentiert Hans Schabus als ein sehr persönliches Stück Werkgeschichte. Auf den vier ausgewählten Fotografien wird jeweils der Künstler in seinem forlorn einem Segelboot der Klasse Optimist gezeigt. Gebaut hat es Schabus für eine Expedition durch die Abwasserkanäle Wiens, doch seine Reise führte ihn auch nach Frankfurt, an den East River in New York und schließlich an den Bodensee nach Bregenz. Die Fahrt in unergründete Gewässer thematisiert das Unterwegssein an sich. Da der Künstler aber in transformierbaren Formen von Bewegung denkt, berührt er universale Fragen der Bewältigung von Zeit und Raum. Erstmals wird mit dieser außergewöhnlichen Edition eine Zwischenbilanz der Reise gezogen. Hans Schabus Ohne Titel, Fotografien, Passepartout mit Titel (Siebdruck), Mappe Limitierte Auflage von 40 Stück, nummeriert und signiert 50 x 40 cm pro Bild Subskriptionspreis während der Ausstellung im KUB 800, Euro (inkl. 10% Mwst.) zzgl. Versandkosten, Verkaufspreis nach der Ausstellung 1.000, Euro (inkl. 10% Mwst.) zzgl. Versandkosten Herausgeber: Kunsthaus Bregenz
9 9/9 Kunsthaus Bregenz Ausstellungsort/Veranstalter Kunsthaus Bregenz Karl-Tizian-Platz A-6900 Bregenz Direktor Eckhard Schneider Kurator Rudolf Sagmeister Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Birgit Albers Tel ( ) Fax ( ) b.albers@kunsthaus-bregenz.at Kunstvermittlung Winfried Nußbaummüller Tel ( ) Fax ( ) w.nussbaummueller@ kunsthaus-bregenz.at Publikationen Katrin Wiethege Tel.: ( ) Fax: ( ) k.wiethege@kunsthaus-bregenz.at Öffnungszeiten Dienstag Sonntag Uhr Donnerstag Uhr Pressefotos per download: Das Kunsthaus Bregenz bedankt sich bei seinen Partnern für die großzügige finanzielle Unterstützung und das damit verbundene kulturelle Engagement. Sponsor der KUB Arena Haussponsor des Kunsthaus Bregenz Sponsor der KUB Arena Mit freundlicher Unterstützung von Berlinger Holzbau Alberschwende, Militärkommando für Vorarlberg,,Amann Dicht- und Dämmsysteme Hard,,Spedition Braun Lauterach, Mäser Digital Media Dornbirn, ÖBB Tirol /Vorarlberg, Heinrich Ganahl Getränke Bludenz, Yachtclub Bregenz, Bootsvermietung Seetaxi Hardy Feuerstein Bregenz,,Bregenzer Segelclub Bootswerft, Hartmann Hard, Ruderverein Wiking Bregenz
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