Leseprobe. edition punktuell.

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2 Marianne Oehler Heidi Grimm Lara, Lora und der Zauberer Hatschibratschi edition punktuell.

3 In der Nähe eines kleinen Dorfes steht ein Schloss in einem schönen Park. Darin wohnt eine glückliche Familie: Mutter, Vater und zwei herzige Mädchen, die Zwillinge Lara und Lora. Sie sehen sich zum Verwechseln ähnlich, haben beide blaue Augen und schwarze Haare und ein niedliches Stupsnäschen. Als sie acht Jahre alt geworden sind, dürfen sie alle ihre Freundinnen einladen. Die Mutter hat eine grosse Geburtstagstorte gebacken und den Schokoladenpudding mit Himbeersauce vorbereitet, den die Zwillinge so gerne essen. Auch hat sie sich viele Spiele ausgedacht. Vom Sackhüpfen können die Kinder nicht genug bekommen, und sie freuen sich, dass es jedesmal als Belohnung einen Mohrenkopf gibt. Als alle Kinder müde geworden sind und sich ausruhen, sagt die Mutter: «Nun bekommen die Zwillinge noch ihr Geschenk, das sie sich schon lange gewünscht haben.» Sie holt einen grossen Korb herein, in dem ein kleiner, brauner Hund sitzt und neugierig herumschaut. Die Freude ist riesengross und alle Kinder wollen ihn streicheln. «Wie soll er heissen?», fragen die Zwillinge, und von allen Seiten kommen nun die Vorschläge: Bobbi, Brownie, Tim, Bello, Kai, Lumpi, Rocky. Lara und Lora gefällt Tim am besten. Er wird ein treuer Begleiter und Spielgefährte der beiden Mädchen. Wenn sie zur Schule gehen, begleitet er sie immer ein Stück und läuft dann wieder brav nach Hause.

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5 Eines Tages muss Lara allein zur Schule gehen, weil Lora mit einer starken Erkältung und Fieber im Bett liegt. Auch Tim begleitet sie heute nicht. Er sitzt ganz traurig neben dem Bett von Lora und legt von Zeit zu Zeit ein Pfötchen auf die Bettdecke. Wenn die Mutter Lora heissen Lindenblütentee mit Honig bringt, bekommt der treue Tim als Belohnung ein Leckerli. Auch Lara sitzt traurig im Schulzimmer, weil der Platz neben ihr leer ist. Sie kann es kaum erwarten, bis die Schule aus ist, und hört kaum zu, was die Lehrerin erklärt. Sie ist sonst eine aufmerksame und gute Schülerin, aber heute kann sie sich nicht konzentrieren.

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7 Am Dorfrand steht ein kleines rotes Haus in einem wunderbaren Blumengarten. Lara und Lora sind dort schon oft stehen geblieben und hätten am liebsten einen Strauss Blumen für ihre Mutter gepflückt. Als Lara nach der Schule am roten Haus vorbeigeht, schaut plötzlich ein kleines Männchen mit schneeweissen Haaren aus dem Fenster. «Möchtest du nicht einen Strauss von meinen schönen Blumen pflücken», fragt es ganz freundlich. Lara bleibt überrascht stehen. Sie denkt, dass sich Lora bestimmt über Blumen freuen würde und sagt, dass sie sehr gerne einen Strauss hätte. «Dann komm doch herein und nimm dir so viele Blumen, wie du möchtest», sagt das Männlein. Lara öffnet das Gartentor und geht zum Beet mit den orangen Lilien, die so herrlich duften. Aber kaum hat sie eine Lilie abgebrochen, wird es ihr schwarz vor den Augen, alles dreht sich im Kreis, und sie fällt ohnmächtig in das Beet mit den orangen Lilien. Sie merkt nicht mehr, dass sie hochgehoben und in das rote Haus getragen wird.

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9 Das alte Männlein mit den schneeweissen Haaren ist in Wirklichkeit ein Zauberer. Er heisst Hatschibratschi und wohnt mit seinem kleinen Töchterlein Annabella in einem grossen Haus am Rande eines dunklen Waldes. Annabellas Mutter ist schon vor einiger Zeit gestorben, und so ist es leer und still in dem grossen Haus. Annabella ist oft traurig und wünscht sich sehnlichst ein Schwesterlein zum Spielen. Sie hat die schönsten Spielsachen, und Hatschibratschi erfüllt ihr jeden Wunsch. Aber ein Schwesterlein kann er ihr nicht schenken. Als er eines Tages Annabella so traurig in ihrem Zimmer sitzen sieht, hat er eine Idee. Er schaut in seinen Zauberspiegel und flüstert: «Simsalabim, Alakabrara, zeig mir ein kleines, herziges Mädchen, das zu meiner Annabella passt.» Und im Zauberspiegel sieht er plötzlich die kleine Lara, die allein nach Hause geht. Blitzschnell verwandelt er sich in das Männlein mit den schneeweissen Haaren und wartet in dem roten Haus, bis Lara davor angelangt ist. Er hat im Zauberspiegel gesehen, dass das Ehepaar, dem das rote Haus gehört, mit dem Auto fortgefahren ist. So kann er ungestört zum Fenster hinausschauen.

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