Bildhauer. Zeichnung und Malerei. Steinskulptur und Betonplastik. Kleinplastik aus Acrylglas und Messing. Kunst im öffentlichen Raum

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1 Aeschbacher, Hans, Die Harfe II, 1951, Granit, Höhe 250 cm, Kanton Zürich Bearbeitungstiefe Name Lebensdaten Bürgerort Staatszugehörigkeit Vitazeile Tätigkeitsbereiche Lexikonartikel Aeschbacher, Hans * Zürich, Uster Trachselwald (BE) CH Bildhauer. Zeichnung und Malerei. Steinskulptur und Betonplastik. Kleinplastik aus Acrylglas und Messing. Kunst im öffentlichen Raum Skulptur, Zeichnung, Malerei, Plastik, Relief Hans Aeschbacher wuchs mit seinen drei jüngeren Schwestern im Zürcher Industriequartier auf. Sein Vater Johann, von Beruf Monteur, war oft abwesend. Rückblickend erinnerte sich Aeschbacher am liebsten seiner Abstammung aus dem ländlichen Kanton Bern. In Schwarzenburg, wo die jüngste Schwester Alice geboren wurde, hatte sein Grossvater mütterlicherseits eine Sägerei betrieben. Nach der obligatorischen Schulzeit in Zürich erlernte Aeschbacher das Buchdruckerhandwerk. Ohne Lehrabschluss verdiente er anschliessend als Ausläufer genug Geld, um 1926 nach Italien reisen zu können. In Rom zeichnete der 18-jährige am liebsten Monumente ab, setzte sich Seite 1/6,

2 Seite 2/6, aber auch mit dem weiblichen Akt auseinander. Zurück in Zürich, arbeitete er sich auf dem Bau zum Stukkateur-Meister hoch. Nach Feierabend zeichnete und malte er heiratete Hans Aeschbacher Line Martin, mit der er zwei Jahre lang zusammenlebte konnte er in Zürich-Hottingen sein erstes kleines Atelier und später ein grösseres nebenan mieten. Hier arbeitete Aeschbacher vorerst mit Gips, um später Köpfe und Figuren aus Stein zu hauen. Aeschbacher erhielt 1939, 1940 und 1941 das Eidgenössische Kunststipendium. Über den Architekten und künstlerisch vielseitig tätigen Hans Fischli machte Aeschbacher die Bekanntschaft mit seinen beiden wichtigsten Mäzenen: Willi Blattmann aus Wädenswil und Elisabeth Feller aus Horgen beteiligte er sich erstmals an einer Ausstellung im Kunsthaus Zürich erhielt Aeschbacher den Conrad Ferdinand Meyer Preis, heiratete Rose Aimée Cuendet und zog mit ihr nach Six-Fours-la-Plage (F), wo ihm sein Malerfreund André Kellenberger ein Wohnhaus samt Werkplatz vermittelt hatte. Fast zwanzig Jahre (bis 1964) lebte Aeschbacher in Südfrankreich und schuf dort seine besten Skulpturen aus Lava und provenzalischem Marmor. Im Winter arbeitete er in Zürich, vor allem auf dem Werkplatz der Grabbildhauer J. Zgraggen und Juchli & Dalla Monta. Von Aeschbachers jungen Mitarbeitern haben sich neben Peter Storrer, Paul Sieber und Willy Wimpfheimer Silvio Mattioli als Metallplastiker und Raffael Benazzi als Holzbildhauer einen Namen gemacht wurden Aeschbachers Skulpturen im Helmhaus Zürich zusammen mit Bildern von Hans Fischli gezeigt. Nach der Trennung von Rose Cuendet wohnte er ab 1953 mit Maja Ingeborg Friemuth in der Atelier-Genossenschaft Wuhrstrasse in Zürich. Dort hatte unter anderen auch Otto Müller sein Atelier. Mit seiner dritten Frau Maja (Heirat 1956) hatte er drei Töchter. Die Familie Aeschbacher bezog 1965 ein eigenes Haus in Russikon im Zürcher Oberland erschien eine erste Monografie über Hans Aeschbacher mit Texten von Hans Fischli und Michel Seuphor und 1964 Teilnahme an der Biennale di Venezia, 1959 Documenta 2 und 1964 Documenta 3 in Kassel. Harald Szeemann veranstaltete 1961 die erste wichtige Einzelausstellung in der Kunsthalle Bern wurde Aeschbacher mit dem Prix Jean Arp ausgezeichnet. Um 1970 konnte er im weiteren Umkreis von Zürich sechs Betonplastiken aufstellen. Im Strauhof Zürich fand 1972 die grosse, von einer Publikation mit Texten von Adolf Max Vogt und Hans Aeschbacher begleitete Ausstellung mit Zeichnungen von 1924 bis 1971 statt erhielt Aeschbacher die Ehrengabe des Kantons und 1977 den Kunstpreis der Stadt Zürich. Zu seinem 70. Geburtstag kam 1976 die umfassende Monografie von Hans

3 Heinz Holz im ABC-Verlag heraus. Oft reiste er nach Italien, Spanien, Griechenland (Kreta), Deutschland, Holland, den USA (New York) und Frankreich. Am 27. Januar 1980 starb Hans Aeschbacher nach kurzer Krankheit im Kantonsspital Uster veranstaltete das Kunsthaus Zürich eine grosse Retrospektive, die 1986 im kleineren Rahmen in Mendrisio ihre Fortsetzung fand. Die weiblichen Köpfe und Figuren in kristallinem Gestein aus Hans Aeschbachers erster Schaffensphase ( ) lassen sich in die zeitgenössische figürliche Plastik einordnen. Bis zum Kriegsende scheint Aeschbacher die verschiedenen Stilrichtungen zwischen einer traditionalistischen, letztlich dem griechisch-klassischen Ideal verpflichteten Plastik und den sich mit den neusten internationalen Entwicklungen auseinandersetzenden Kunstströmungen verarbeitet zu haben. Nach dem Zweiten Weltkrieg fand er mit den Gesicht Abstraktionen und Weiblichen Idolen zu seiner eigenen Sprache. Die in dieser mittleren Schaffensphase ( ) aus dem weiblichen Abbild weiterentwickelten abstrahierenden Steinskulpturen nannte Aeschbacher in Übernahme eines Begriffs des Schriftstellers Adrien Turel «tellurisch-sinnlich». Eine gültige Synthese aus weiblichem Abbild und göttlichem Ideal schuf er mit seinen lebensgrossen Skulpturen Figur (1948, Kunsthaus Zürich), Venus de Six-Fours (1952, Stadt Zürich) oder Weibliches Idol (1952) aus Lava sowie Venus Provençale (1948) oder Weibliches Idol (1949) aus provenzalischem Marmor. Die Formensprache dazu entwickelte er 1947 in einer Serie von Bleistift-, Farbstift- und Tuschezeichnungen. In der dritten und letzten Schaffensphase ( ), kurz bevor Aeschbacher seinen Arbeitsplatz in Six-Fours-La-Plage aufgab, näherte sich sein plastisches Werk der konkreten Kunst, wie sie gerade in Zürich durch Max Bill propagiert und vertreten wurde. Die Konstruktion von Aeschbachers drei und mehr Meter hohen stelenartigen durchbrochenen Granit- und Marmorskulpturen ( ) kann bis zu den letzten Zeichnungen der Serie von 1947 zurückverfolgt werden. In diese Zeit fallen Aufträge für öffentliche Plätze in der Schweiz (Kantone Zürich und Bern) und im Ausland (Deutschland, Japan). Von den Bozzetti oder Gipsmodellen (Massstab 1:10) der Steinskulpturen liess Aeschbacher Kleinplastiken aus Messing oder Aluminium (6 Exemplare) giessen und Seite 3/6,

4 von den Maquetten der Betonplastiken (um 1970) wurden Plastiken aus Acrylglas angefertigt. Das Formenrepertoire der Betonplastiken besteht aus Geraden als Stützen und Kreisbogensegmenten als raumschaffenden Elementen; es ist abgestimmt auf das Gussverfahren. Rückblickend verlief das plastische Schaffen von Hans Aeschbacher konsequent und zeitgemäss: Der Gipser wurde Bildhauer und entwickelte sich weiter zum Auftrag erteilenden Konstrukteur. Dieser Herstellungsprozess prägte die künstlerische Qualität seines Werkes in der letzten Schaffenszeit. Demgegenüber sind die älteren, archaisch wirkenden Skulpturen aus Lava und Marmor von zeitlosem Charakter. Mit ihnen begründete Hans Aeschbacher seinen Ruf als Schweizer Bildhauer. Die grossen Granit- und Marmorskulpturen der 1960er-Jahre, von Figur I (1961) für das Rijksmuseum Kröller-Müller im holländischen Otterlo bis zu Figur I (1969) für das Open-Air Museum im japanischen Hakone, machten Hans Aeschbacher schliesslich über die Schweiz hinaus bekannt. Werke: Aargauer Kunsthaus Aarau; Kunstmuseum Bern; Biel, Schulhaus Rittermatte, Figur I, 1955; Biel, Kongresshaus, Figur II, 1968; Bregenz, Kulturzentrum Schendlingen, Figur IV, 1967; Muri bei Bern, Schulhaus Aebnit; Otterlo (NL), Rijksmuseum Kröller-Müller; Theater Ingolstadt (D), Figur III, 1964; Winterthur, Schwimmbad Wülflingen, Figur III, 1968; Kunsthaus Zürich; Zürich, Kantonsspital, Die Harfe II, 1951; Zürich, Badeanstalt Oberer Letten, Venus de Six-Fours, 1952; Zürich, Friedhof Sihlfeld, Figur I, 1959; Zürich, Schulhaus Riedenhalde, Figur V, Barbara Miesch, 1998, aktualisiert 2012 Literaturauswahl - Hans Aeschbacher, Heinrich Eichmann. Museum für Konkrete Kunst Ingolstadt, Hrsg. von Peter Volkwein. Ingolstadt: Museum für Konkrete Kunst, Barbara Anne Miesch-Müller: Hans Aeschbacher ( ). Eine Studie zum Gesamtwerk eines aussergewöhnlichen Schweizer Plastikers. Dissertation Universität Zürich, Hans Aeschbacher Beiträge: Guido Magnaguagno [et al.]. Zürich: Waser, Hans Aeschbacher. Sculture-disegni. VI Biennale. Museo d'arte Mendrisio, [Testi:] Barbara Miesch-Müller, Hans Heinz Holz, Guido Magnaguagno. Mendrisio, 1986 Seite 4/6,

5 - Hans Aeschbacher. Kunsthaus Zürich, [Texte:] Adolf Max Vogt [et al.]. Zürich, Stein. Steinskulpturen im 20. Jahrhundert. Kunsthaus Zug, Texte: Karl Bühlmann [et al.]; Redaktion: Christine Kamm-Kyburz. Zug: Zuger Kunstgesellschaft, 1982 [Jubiläumsausstellung 25 Jahre Zuger Kunstgesellschaft] - Hans Heinz Holz: Hans Aeschbacher. Zürich: ABC-Verlag, Hans Aeschbacher. Zeichnungen 1924 bis [Texte:] Adolf Max Vogt, Hans Aeschbacher. Russikon: Hans Aeschbacher, [1972] - Hans Aeschbacher. [Texte:] Hans Fischli, Michel Seuphor. Neuenburg: Editions du Griffon, 1959 Nachschlagewerke - Historisches Lexikon der Schweiz. Dictionnaire historique de la Suisse. Dizionario storico della Svizzera, hrsg. von der Stiftung Historisches Lexikon der Schweiz; Chefredaktor: Marco Jorio, Basel: Schwabe, 2002 ff. - E. Bénézit: Dictionnaire critique et documentaire des peintres, sculpteurs, dessinateurs et graveurs de tous les temps et de tous les pays par un groupe d'écrivains spécialistes français et étrangers. Nouvelle édition entièrement refondue sous la direction de Jacques Busse. Paris: Gründ, 1999, 14 vol. - Biografisches Lexikon der Schweizer Kunst. Dictionnaire biographique de l'art suisse. Dizionario biografico dell'arte svizzera. Hrsg.: Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, Zürich und Lausanne; Leitung: Karl Jost. Zürich: Neue Zürcher Zeitung, 1998, 2 Bde. - The Dictionary of Art. Edited by Jane Turner. 34 volumes. London: Macmillan; New York: Grove, Allgemeines Künstler-Lexikon. Die bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, München, Leipzig: Saur, 1992 ff. - Künstlerverzeichnis der Schweiz. Unter Einschluss des Fürstentums Liechtenstein. Répertoire des artistes suisses, la Principauté du Liechtenstein incluse. Dizionario degli artisti svizzeri, incluso il Principato di Liechtenstein Hrsg.: Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, Zürich und Lausanne; Leitung: Karl Jost. Frauenfeld: Huber, Künstlerlexikon der Schweiz. XX. Jahrhundert, Hrsg.: Verein zur Herausgabe des schweizerischen Künstler-Lexikons; Redaktion: Eduard Plüss. Hans Christoph von Tavel, Frauenfeld: Huber, , 2 Bde. [unveränderter Neudruck 1983]. - Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Unter Mitwirkung von Fachgelehrten des In- und Auslandes bearbeitet, Seite 5/6,

6 redigiert und herausgegeben von Hans Vollmer. 6 Bände. Leipzig: Seemann, [ ] [unveränderter Nachdruck: München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 1992] Direktlink Normdaten GND Deutsche Biographie Letzte Änderung Disclaimer Alle von SIKART angebotenen Inhalte stehen für den persönlichen Eigengebrauch und die wissenschaftliche Verwendung zur Verfügung. Copyright Das Copyright für den redaktionellen Teil, die Daten und die Datenbank von SIKART liegt allein beim Herausgeber (SIK-ISEA). Eine Vervielfältigung oder Verwendung von Dateien oder deren Bestandteilen in anderen elektronischen oder gedruckten Publikationen ist ohne ausdrückliche Zustimmung von SIK-ISEA nicht gestattet. Empfohlene Zitierweise AutorIn: Titel [Datum der Publikation], Quellenangabe, <URL>, Datum des Zugriffs. Beispiel: Oskar Bätschmann: Hodler, Ferdinand [2008, 2011], in: SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz, Zugriff vom Seite 6/6,