Meeting mit Metal Hero Victor Smolski

Transkript

1 Ressort: Kunst, Kultur und Musik Meeting mit Metal Hero Victor Smolski Budapest, [ENA] Im Rahmen seiner Europakurztournee gastiert Gitarrenvirtuose und Komponist Victor Smolski mit seiner Heavy Band Almanac am 07. Februar im Dürer Kert, einer der besten Adressen in Ungarns Hauptstadt, wenn es um Live Musik in angenehm lauter Clubatmosphäre geht. Almanac ein neues Stück Edelmetall, das Victor Smolski da in den Hard n Heavy Himmel gehämmert hat. Unter vielem anderen kann er seine Tätigkeiten bei Rage, sowie mit dem Lingua Mortis Orchestra als Erfolge in seinem Almanach verbuchen. Zusammen mit Rock Nachtigal Jeannette Marchewka, den Sängern Andy B. Franck und David Readman, sowie Michael Kolar am Schlagzeug und dem Bassisten Armin Alic, bringt Victor an diesem Abend die Gemüter der Metal Magyaren, bereits vorgeglüht von den Supportbands Lichtgestalt und Gloryful, zum kochen. Zuvor jedoch gilt es, meiner Kollegin Éva und mir Rede und Antwort zu stehen. Hallo Victor, willkommen in Budapest! Das Interview KR: Tourstart war am letzten Samstag in Belgien und die heutige Budapest Show ist Euer dritter Gig. VICTOR: Jou, am 04. ging's los! KR: Die TSAR Tour ist Eure erste Headliner Tour? VICTOR: Im Prinzip ja. Wir haben schon im letzten Jahr sehr viel getourt, unter anderem mit Orden Ogan und auf sehr vielen Festivals gespielt. Danach hatten wir erst einmal genug. Dann haben wir uns gedacht, da wir noch ein bisschen Pause haben, bevor wir ins Studio gehen und es noch Leute gibt, die uns noch nicht gesehen haben, könnten wir noch eine kleine Tournee machen. So habe ich dann ein paar Bands, die, was sehr interessant ist, unterschiedliche Stilrichtungen spielen, eingeladen, mit uns auf diese Zweiwochentour zu gehen. Zudem ist es, hinsichtlich der anstehenden Studioarbeiten, sehr gut in kleineren Clubs aufzutreten, um sich - Seite 1 von 5 -

2 als Band richtig einzuspielen. Wir spielen jetzt, fast ohne Pause, jeden Tag ein Konzert und das Feedback der Fans ist hervorragend. KR: Wann erscheint das neue Album? VIKTOR: Im Anschluss an diese Tour proben wir noch ein wenig und im April gehen wir ins Studio. Ich schätze mal ganz grob, im September. Wir haben keinen festen Termin und somit auch keinen Stress. KR: Wo werdet Ihr produzieren? VICTOR: Es wird nach dem gleichen Konzept gearbeitet werden, wie bei der ersten CD; in mehreren Studios. KR: Seit wann gibt es die Band Almanac? VICTOR: Seit April 2015, genauer gesagt, seit dem 1. April, also ein Aprilscherz. KR: Wie man so sieht, doch eher eine ernste Sache als ein Scherz. VICTOR: Ja, knapp zwei Jahre. Die CD ist jetzt genau ein Jahr auf dem Markt und viele haben gefragt, warum wir jetzt auf Tour gehen, wo das Album nicht mehr aktuell ist. Ganz einfach, weil es Spaß macht. Zudem kann man bei Live Performances immer wieder Neues ausprobieren. Für Ende des Jahres planen wir die nächste Tour mit der neuen CD. KR: Wird es im Sommer Almanac Shows auf Festivals geben? VICTOR: Vielleicht werden wir zwei oder drei Festivals rocken, aber nicht mehr. Es ist nicht so gut, wenn die Leute uns schon gesehen haben, bevor wir im November/Dezember, schätzungsweise, auf Tour gehen. KR: Wird es eine Europatournee sein, oder wird sie über dessen Grenzen hinaus gehen? VICTOR: Wie breit gefächert die Tour sein wird, steht noch nicht fest. Sicher ist bis dato, dass wir in Russland gastieren werden. Dort haben wir vor kurzem erst gespielt, sehr erfolgreich und die wollen uns direkt noch mal haben. Ich kann nur sagen, es wird eine sehr lange Tour werden. KR: Release Touren sich doch meist ziemlich lang, oder? VICTOR: Nicht unbedingt. Das hängt unter anderem vom Tour Package ab. Wer ist mit auf der Tour, ist man selbst der Headliner und so weiter. KR: Es gibt Leute, die touren mit einem Album zwei Jahre. VICTOR: Ja klar. Ich persönlich hab auf so was nicht unbedingt Bock. Man sollte es nicht übertreiben. Ich habe in meinem Leben schon soviel getourt, da mag ich es schon ein wenig komprimierter. Zweijahre-Tourneen muss ich nicht haben. KR: Wie lange bist Du jetzt schon im Music Business? VICTOR: Über 30 Jahre schon, seit über 30 Jahren bin ich Gitarrist. KR: Und Du bist weit rumgekommen. VICTOR: Na klar. Es gibt nur wenige Clubs, in denen ich noch nicht gespielt habe. Hab viel gesehen und ich hab Glück gehabt, dass ich noch wirklich gute Zeiten mitgemacht habe. KR: Ja, es wird immer schwieriger. VICTOR: Es wird immer schwieriger und man hat immer weniger Spaß. Aber - ich habe viel erlebt, viel Spaß gehabt, alles war schön. KR: Was würdest Du bislang als persönliches Highlight Deiner Karriere bezeichnen? VICTOR: Hmmm!? KR: Ganz spontan. VICTOR: Ich denke, das Roskilde Festival mit meiner ersten Band. Das war das - Seite 2 von 5 -

3 erste große Festival, das ich gespielt habe und das war schon gewaltig. Ich war sprachlos damals. Das erste Festival, das ich in meinem Leben gespielt habe und dann gleich so ein großes. Damals war Roskilde noch populärer als Wacken. Das waren noch richtige Hippie Zeiten, alles war locker und wir haben jede Menge Spaß gehabt. Das Geschäft war noch nicht so ernst und brutal wie jetzt. KR: Vor allem noch nicht so brutal kommerziell. VICTOR: Genau. Und auch die Fans waren noch offener, nicht so satt, es war noch mehr Spaß auf beiden Seiten, vor der Bühne und auf der Bühne. KR: Wie Du sagst, die Fans waren nicht so satt. Seinerzeit war es etwas Besonderes, zu einem Gig oder auf ein Festival zu gehen. Heutzutage wirst du von Angeboten erschlagen. VICTOR: Genau, die Leute sind übersättigt. Das haben wir gesehen, als wir gestern in München waren. Da waren drei Tage vorher schon fette Shows und die Metal Fans haben auch nicht allzu viel Zeit und Geld, um zu jedem Konzert zu gehen, es ist einfach zu viel. Der Verkauf von CDs wird immer schlechter, die Plattenfirmen werden immer nervöser, mitunter durch das ganze Download Business, daß diesem Industriezweig zu schaffen macht und für junge Musiker und Newcomer Bands, deren Karriere erst beginnt, wird die Zukunft nicht einfach. Viele von ihnen haben nicht die Möglichkeit, in gute Studios zu gehen und ne richtig fette Produktion zu machen. Statt dessen machen sie Home Recordings, deren Sound oft nicht so toll klingt. KR: Ne Kostenfrage ist das ja auch. VICTOR: Na klar. Alles ist ne Kostenfrage, ob du auf Tour gehst oder sonst was machst. Hinzu kommt noch, daß es kein mittleres Niveau mehr gibt. Entweder gehörst du als Band zu den ganz Großen, oder du bist ganz klein. KR: Es wird demnach immer schwieriger, Illusionen in Realität umzusetzen. VICTOR: Ja. Doch auch hier ist es wichtig, trotz aller Kompromisse, die man machen muß, um erfolgreich zu sein, den Spaß nicht zu verlieren. In meinem Leben habe ich oft Änderungen vollzogen, wenn ich gemerkt habe, daß dieser Spaß auf der Strecke bleibt. Zuviel Routine und Geschäft, das geht bei mit nicht. Ich habe nicht mit Musik angefangen, um reich zu werden, sondern andere Ziele verfolgt. Viele haben das nicht verstanden. Es läuft doch alles super, alles ist stabil und blah, blah, blah! Mir geht es vor allem um Spaß an der Musik, mit guten Leuten auf der Bühne zu stehen, zu improvisieren, komponieren und zu experimentieren, sich selbst ständig zu verbessern. KR: À propos Experimente. Was mir seinerzeit besonders gut gefallen hat, war diese Orchestergeschichte mit Lingua Mortis. VICTOR: Die Suite Lingua Mortis spielen wir heute Abend auch. Sie war der Anfang meiner Kompositionen dieses Experiments. Wir spielen also nicht nur Almanac, sondern auch einige alte Songs von mit. KR: Quer durch Deinen Metal Garten. VICTOR: Ja, wir gehen so ein bißchen meine - Seite 3 von 5 -

4 musikalische Geschichte durch, ein paar alte Songs, ein paar neue Songs, bunt gemischt. Ja, ich habe sowohl viele brutale Heavy Songs, als auch einige Orchestersachen gemacht. Das ist abwechslungsreich, macht Spaß und man verfällt nicht der Routine. Somit wird es nie langweilig. KR: Würdest Du das derzeitige Almanac Line Up, mit drei Vocals, auch als Experiment bezeichnen? VICTOR: Das ist, unter anderem etwas, was sich beim experimentieren herauskristallisiert. Mit dem Lingua Mortis Orchesta habe ich das schon ausprobiert, da waren es sogar vier Sänger. Jeannette war damals schon dabei, dann Dana (Harnge), Henning (Basse) und Peavy (Wagner). Das habe ich nun, so zu sagen, auf drei geschrumpft und es funktioniert sehr gut. Dieser Live Klang von drei Stimmen ist schon etwas Besonderes, ganz Spezielles. Kurz noch was zum Orchestersound. Viele Leute erzeugen ihn mit Keyboards und so weiter, jedoch ist dieser Keyboard Plastiksound nicht so lebendig wie das Orchester. Klar kann man mit dem Keyboard alles spielen, ein Orchester ist viel dynamischer, es ist quasi Rock n Roll, wie eine Band, wenn echt gespielt wird. Viele verbinden das Orchester mit Klassik, was nicht unbedingt das Gleiche ist. Klassische Musik kann auch Rock sein. Viele Orchesterleute, mit denen ich zusammen arbeite, sind Metaller, nur spielen sie andere Instrumente. KR: Wie bist Du auf die Idee gekommen, so was zu fabrizieren? VICTOR: Ich spiele selber Cello und Klavier und ich finde, mit einem Orchester kann man sehr gut rocken. Es kommt nur immer darauf an, wer es macht und wie. Viele Leute sind der komischen, konservativen Meinung, Klassik sei etwas besonderes, Dabei gibt es in der Klassik nicht nur Gutes, sondern auch sehr viel Müll, sehr viel Schrott, schlecht gespielt und schlecht komponiert, sowie es im Metal und allen anderen Musikrichtungen auch Schrott und Gutes gibt. Diese dynamische Zusammenarbeit mit Orchestern hat mich von Anfang an fasziniert. Meine klassische Ausbildung fing an, als ich sechs Jahre alt war, eben mich Cello und Klavier und irgendwann habe ich dann zur Gitarre gewechselt. Ich mag beide Welten. Auf einem Cello kannst du genau so gut harte Riffs spielen, wie auf der Gitarre, wenn du es an ein Amp anschließt. Zum Beispiel, was Apocalyptica machen, hat mit Klassik nichts zu tun, obwohl sie die gleichen Instrumente benutzen. KR: Zurück in die Gegenwart, zu Almanac. Wie bist Du auf den Namen gekommen? VICTOR: Nun, das Wort Almanac hat unterschiedliche Bedeutungen und man kennt es in verschiedenen Kulturen. Ein Almanac ist nicht nur ein simpler Kalender, wie viele meinen. Man denke dabei, zum Beispiel, an den - Seite 4 von 5 -

5 astronomischen Kalender, der ist auch ein Almanach, von denen es viele verschiedene gibt und ich denke, jeder von uns hat seinen persönlichen Kalender, Terminkalender, sein individuelles Almanach. Gerade für uns Musiker ist es wichtig, unser Almanach stets bei uns zu tragen. Wir haben Termine, Termine, Termine, die uns miteinander, sowie mit unseren Fans, verbinden. Wenn Wunschtermine Wahrheit werden, wenn eine Sache, die man gemeinsam macht, auch klappt, wenn die Fans in ihren Kalender schauen ah, da spielen sie, das ist das, was uns alle verbindet. Almanac ist im Prinzip der Wunschkalender, der uns alle zusammenhält. KR: Wie würdest Du den Stil bezeichnen, den Almanac spielt? Man hört da die unterschiedlichsten Interpretationen. VICTOR: Das ist schwierig. Das ist Symphonic Power Metal, irgendwo, als Grundlage. Hinzu kommen verschiedene andere Elemente. Andy ist der absolute Power Metal Sänger, David kommt aus der Hardrock Szene und läßt oft Pop Elemente mit einfließen. Oft spielen wir sehr harte, moderne Riffs. Ganz grob würde ich es Power Metal nennen, aber so genau kann ich das auch nicht sagen. Musik muß man einfach hören und nicht drüber reden. Was mir nicht so ganz paßt ist, daß man immer versucht, eine Band in eine bestimmte Schublade zu stecken. Lemmy (Kilmister) hat mir zu diesem Thema einmal gesagt: Wir spielen einfach Rock n Roll! Ganz herzlichen Dank an Victor für die rockig-coole Plauderstunde, hat echt Spaß gemacht! An Éva köszönöm szépen für die fantastischen Fotos! Cheers and metal on!!! Bericht online lesen: / Redaktion und Verantwortlichkeit: V.i.S.d.P. und gem. 6 MDStV: Kurt Reimann - Seite 5 von 5 -