WAHLREPORT. Infratest dimap. Landtagswahl in Baden-Württemberg 25. März Baden-Württemberg hat gewählt. Moosdorfstraße 7-9 D Berlin
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1 Baden-Württemberg hat gewählt WAHLREPORT Landtagswahl in Baden-Württemberg 25 März 2001 Gesellschaft für Trend- und Wahlforschung Moosdorfstraße 7-9 D Berlin
2 Vorbemerkung Zum ersten Januar 1997 wurde von der ARD mit der wissenschaftlichen Betreuung und technischen Durchführung der Wahlberichterstattung beauftragt Dieser Auftrag umfasst die Durchführung von Vorwahlumfragen und Wahltagsbefragungen, die Erstellung von Prognosen, Hochrechnungen und Wählerwanderungen sowie die Analyse der Wahlergebnisse nach politischen, sozialen und regionalen Gesichtspunkten Der vorliegende WAHLREPORT enthält eine umfassende Analyse und Dokumentation der Landtagswahl in Baden-Württemberg am 25 März 2001 Basis der Analyse sind folgende Quellen: die Ergebnisse der Wahltagsbefragung in 150 Wahlbezirken, bei der insgesamt 5226 Wählerinnen und Wähler nach Verlassen des Wahllokales zu ihrem Stimmverhalten befragt wurden, Aggregatdaten zu den Wahlkreisen, die nach regionalen, sozialen und politischen Gesichtspunkten zusammengestellt wurden, die Ergebnisse einer im Auftrag der ARD durchgeführten Vorwahlerhebung mit 1000 Befragten, sowie Publikationen des statistischen Landesamtes Der Bericht beruht auf dem vorläufigen endgültigen amtlichen Endergebnis dankt dem Landeswahlleiter und seinen Mitarbeitern für die freundliche Unterstützung Berlin, im März 2001 Das Wahlteam von Der Inhalt dieses Berichtes darf ganz oder teilweise nur mit unserer schriftlichen Genehmigung veröffentlicht, vervielfältigt, gedruckt oder in Informations- und Dokumentationssystemen (information storage and retrieval systems) gespeichert, verarbeitet oder ausgegeben werden, Moosdorfstr 7-9, Berlin
3 Analyse der Landtagswahl in Baden-Württemberg am 25 März 2001 Inhalt 1 Kurzanalyse 4 2 Das vorläufige amtliche Wahlergebnis/ Sitzverteilung 6 3 Das Wahlergebnis im Vergleich mit früheren Wahlen 8 4 Die Wählerwanderungsbilanz lanz 17 5 Wahlverhalten in Bevölkerungsgruppen Stimmabgabe nach Alter und Geschlecht Stimmabgabe nach dem Bildungsstand Stimmabgabe in den Berufsgruppen 28 6 Faktoren der Wahlentscheidung Motive der Wahlentscheidung Bedeutung von Kandidaten, Themen und Parteibindung Zeitpunkt der Wahlentscheidung 32 7 Wahlverhalten nach regionalen und strukturellen Aspekten 34 8 Politische Stimmung vor der Wahl Die politische Konstellation in Baden-Württemberg vor der Wahl Wirtschaftliche Rahmenbedingungen vor der Wahl Bilanz der Landesregierung Wahlentscheidende Themen Parteienkompetenz Spitzenkandidaten Das politische Klima vor der Wahl Die politische Stimmung unmittelbar vor der Wahl 62 2
4 Analyse der Landtagswahl in Baden-Württemberg am 25 März Wahlrecht Ergebnisse in den Wahlkreisen 66 3
5 Analyse der Landtagswahl in Baden-Württemberg am 25 März Kurzanalyse Renaissance der Volksparteien An diesem Sonntag sind in den beiden Landesparlamenten von Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg die Landesregierungen eindrucksvoll bestätigt worden In beiden Ländern profitierte die große Regierungspartei von der Zufriedenheit ihrer Bürger, nicht der kleinere Koalitionspartner FDP - ganz gleich ob er mit der CDU oder der SPD koalierte Offensichtlich war die Partei des Ministerpräsidenten für die Wähler der größere Garant für die Fortsetzung einer erfolgreichen Politik Die Landespolitik war in beiden Ländern dominierend, wenngleich der Gegenwind aus Berlin die rheinland-pfälzische CDU am meisten beutelte Den SPD-Kandidaten ist es in beiden Ländern gelungen - wenn auch auf völlig unterschiedliche Art und Weise - neue Wählerklientel für die SPD zu erschließen In Baden-Württemberg haben die CDU und SPD einen polarisierenden Wahlkampf geführt, der beiden Volksparteien deutliche Stimmengewinne einbrachte und alle kleinen Parteien schwächte Der Union ist es offenkundig gelungen, sich erfolgreich von der bundespolitischen Stimmung zu Ungunsten der Partei abzugrenzen Wesentlich geholfen hat der CDU dabei ihre überaus positive Leistungsbilanz der zurückliegenden fünf Jahre, die weit über die Parteigrenzen hinweg große Anerkennung bei den Bürgern fand Erwin Teufel genießt im Land ein großes Ansehen, als Verdienste werden ihm vor allem wirtschaftlicher Sachverstand, Führungsqualitäten und Einsatzbereitschaft für das Land zugeschrieben 78 Prozent halten ihn für einen guten Ministerpräsidenten Die SPD ist mit einer neuen Spitzenkandidatin in den Wahlkampf gegangen, die es nicht nur in kurzer Zeit geschafft hat, bei der Bevölkerung in Baden-Württemberg sehr bekannt zu werden und viel Sympathie auf sich zu ziehen, sondern auch in der Bildungspolitik Kompetenz zugesprochen zu bekommen Als Antipode zu Erwin Teufel verkörpert sie einen neuen Politikstil Dies hat zweifellos ihrer Partei nach dem gravierenden Einbruch bei der vorangegangenen Wahl einen wichtigen Motivationsschub verliehen Insoweit kann man also von einer starken landespolitischen Dominanz sprechen, die den Wahlkampf im Südwesten geprägt hat Alle kleinen Parteien mussten sich mit geringeren Stimmenanteilen als vor fünf Jahren zufrieden geben Bei den Grünen steht dies im Einklang mit einem seit längerem anhaltenden Trend: Wie bei Landtagswahlen zuvor hat sie einen Teil ihrer Wähler nicht zur Stimmabgabe mobilisieren können (per Saldo 50000), den anderen wenn auch bei dieser Wahl deutlich größeren Teil an die SPD verloren (per Saldo fast ) Die aktuelle Debatte im Zusammenhang mit den Äußerungen von Jürgen Trittin spielt hier nicht die entscheidende, Rolle 4
6 Analyse der Landtagswahl in Baden-Württemberg am 25 März 2001 Überraschender scheint das Abschneiden der FDP, war sie doch fünf Jahre Partner in einer weithin als erfolgreich angesehenen Landesregierung Sie ist zwischen den beiden großen Parteien zerrieben worden Hier mag bei manchem früheren Wähler der Liberalen die Absicht eine Rolle gespielt haben, die CDU zu stärken, um eine Ampelkoalition mit den Sozialdemokraten und den Grünen zu verhindern Per Saldo machten frühere FDP-Wähler diesmal ihr Kreuz bei der CDU Fast ebenso vielen FDP-Wähler (per Saldo 40000) gefiel aber offensichtlich auch das neue Politikangebot der SPD, Die FDP ist nun wieder auf ihre Position als Funktionspartei zurückgeworfen Republikanische Wähler sind zu erheblichen Teilen Protestwähler Diesmal fehlten Anlässe zur Denkzettelwahl gegen die regierende Koalition, so dass das Wählerpotenzial der Republikaner auf den harten Kern von unter 5 Prozent abschmolz Vom Rückgang der Republikaner hat vor allem die CDU profitiert (per Saldo über Wähler) Die beiden großen Parteien haben zwar prozentual deutlich zugelegt, die Bäume sind für sie dennoch nicht in den Himmel gewachsen Ähnliche Stimmenanteil wie dieses Mal hat die SPD auch schon bei Wahlen in den 80er Jahren erreicht und die CDU ist weit entfernt von den absoluten Mehrheiten dieser Zeiten Diesmal hat sich der Abstand zwischen den beiden großen Parteien allerdings auf rund 11 Prozent verringert Die Steigerung des SPD-Anteils um 8-Prozentpunkte, das heißt um rund ein Drittel ihres Stimmenanteils von 1996, ist ein ungewöhnliches Ergebnis Ungewöhnlich ist auch, bei welchen Wählergruppen diese Zugewinne erzielt wurden Die Wahltagsbefragung von gibt hierzu genauere Aufschlüsse Danach hat die SPD in ihrem traditionellen Wählermilieu bei einfachen Bildungsgruppen und den Arbeitern vergleichsweise wenig Zuwachs zu verzeichnen Im Südwesten ist die CDU weiterhin die Partei des kleinen Mannes Bei den Arbeitern liegt sie um 16 Punkte vor der SPD, bei den Wählerinnen und Wählern mit Volks- und Hauptschulabschluss um fast 20 Punkte Dagegen erreicht die SPD bei den Beamten inzwischen 41 Prozent mit einem Vorsprung vor der CDU um 8 Prozentpunkte Den stärksten Schub hat die SPD mit ihrer neuen Spitzenkandidatin von den gut ausgebildeten jungen Frauen erhalten; hier hat sie vor allem den Grünen einen Teil ihrer Basis entzogen Bei Frauen mit Hochschulstudium liegt die SPD inzwischen bei 43 Prozent, 14 Punkte vor der CDU und 19 Punkte über ihrem Wert von 1996 Die Grünen haben in dieser Gruppe 14 Punkte eingebüßt Auch bei jungen Wählerinnen unter 35 sind die prozentualen Gewinne der SPD auf Kosten der Grünen eindrucksvoll: gegenüber der letzten Wahl kann sich die SPD um 11 Punkte steigern, die Grünen verlieren rund 13 Punkte Bei den jungen Männern allerdings liegt der SPD-Zuwachs mit rund 5 Prozent unter dem Durchschnitt Hier hat die CDU sich besonders gut behaupten können 5
7 Analyse der Landtagswahl in Baden-Württemberg am 25 März Das vorläufige amtliche Wahlergebnis/ Sitzverteilung Landtagswahl in Baden-Württemberg: Dokumentation der Endergebnisse 2001 und 1996 Stimmen absolute Zahlen Prozent Wahlberechtigte Wähler ,6 67,6-5,0 Ungültige Stimmen ,0 1,5-0,5 Gültige Stimmen ,0 98,5 +0,5 CDU ,8 41,3 +3,5 SPD ,3 25,1 +8,2 GRÜNE ,7 12,1-4,4 FDP / DVP ,1 9,6-1,5 REP ,4 9,1-4,8 BüSO ,0 0,0 +0,0 CM ,0 0,0-0,0 Cats ,0 - +0,0 DKP ,0 0,0-0,0 GRAUE ,0 0,3-0,2 FAMILIE ,0 - +0,0 DIE TIERSCHUTZPARTEI ,2 0,2-0,0 NPD ,2 - +0,2 ÖDP ,7 1,5-0,7 PBC ,5 0,5-0,0 RSB ,0 - +0,0 Einzelbewerber ,1 0,1-0,0 Sonstige ,2-0,2 Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, vorl amtl Endergebnis Die beiden großen Parteien in Baden-Württemberg sind auch die großen Gewinner dieser Landtagswahl Die CDU kommt auf 44,8 Prozent der Stimmen und kann damit 3,5 Prozentpunkte zulegen Trotz der gesunkenen Wahlbeteiligung haben die Christdemokraten rund Stimmen mehr bekommen als 1996 Die SPD mit ihrer Spitzenkandidatin Ute Vogt kann gegenüber 1996 ihren Stimmenanteil um ein Drittel vergrößern und erreicht nun 33,3 Prozent, dies bedeutet einen Zuwachs um 8,2 Punkte Damit haben die Sozialdemokraten ihr Wahlziel 30+X deutlich übertroffen Im Vergleich mit der letzten Wahl haben über Wähler mehr ihr Kreuz bei den Sozialdemokraten gemacht Alle kleinen Landtagsparteien haben bei dieser Landtagswahl teils deutliche Einbußen hinnehmen müssen, sowohl was ihren Wähleranteil als auch die absoluten Stimmen betrifft Bündnis90/Die Grünen können ihren zweistelligen Wähleranteil von 1996 nicht halten: Mit 7,7 Prozent verlieren sie gegenüber der 6
8 Analyse der Landtagswahl in Baden-Württemberg am 25 März 2001 Landtagswahl von ,4 Punkte Genau wie die FDP haben die Grünen somit ihr Wahlziel ein zweistelliges Ergebnis deutlich verfehlt Weil die Verluste für die Liberalen (-1,5 Punkte) weniger dramatisch als für die Grünen ausfielen, konnte sich die FDP mit 8,1 Prozent auf den dritten Platz im baden-württembergischen Parteiensystem vorarbeiten Großer Verlierer der Landtagswahl sind die rechtsradikalen Republikaner, deren Stimmenanteil sich gegenüber 1996 halbiert hat Die Partei von Rolf Schlierer kommt auf 4,4 Prozent (-4,7 Punkte) und ist damit nach zwei Legislaturperioden im Stuttgarter Landtag an der 5-Prozenthürde gescheitert An der baden-württembergischen Landtagswahl haben sich gut Wählerinnen und Wähler weniger beteiligt als 1996 Dadurch ist die Wahlbeteiligung erneut zurückgegangen: Nur noch 62,6 Prozent der Baden- Württemberger sind zur Urne gegangen, vor fünf Jahren waren es noch 67,6 Prozent Sitzverteilung L2001 L L96 L96 L96 - L92 Sitzverteilung CDU SPD GRÜNE FDP/DVP REP Summe Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg Durch die geringere Anzahl von Überhang- und Ausgleichsmandaten hat sich die Zahl der Sitze im Stuttgarter Landtag von 155 auf 128 verringert Die Partei von Ministerpräsident Teufel hat mit ihrem Ergebnis nur knapp die absolute Mehrheit der Sitze verfehlt und ist weiterhin auf einen Koalitionspartner angewiesen Mit einem Plus von 6 Sitzen ist die SPD-Fraktion jetzt mit 45 Sitzen im Parlament vertreten Die Zahl der grünen Mandate hat sich von 19 auf 10 fast halbiert Die liberale Fraktion wird wie die Grünen über 10 Landtagsmandate verfügen, 4 weniger als in der letzten Legislaturperiode 7
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