Maßnahmen der Arbeitssicherheit an der RUB beim Umgang mit Flusssäure

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1 Maßnahmen der Arbeitssicherheit an der RUB beim Umgang mit Flusssäure Dr. U. Fornefeld-Schwarz Stabsstelle für Arbeitssicherheit und Umweltschutz

2 Technische Schutzmaßnahmen: - mind. Augendusche im Raum - Abzug bei kleinen Mengen HF und Raumtemperatur: Abzug nach DIN EN bei Aufschlüssen: Abzüge nach DIN EN (flusssäurebeständige Werkstoffe, kein Wäscher) - kleine Gebinde als Sicherheitsflaschen oder mit Dosiereinrichtung - belüfteter, abschließbarer Säureschrank mit Kunst- stoffwanne (keine Metalle!!!) 2

3 Persönliche Schutzausrüstung - Korbbrille - geeignete Handschuhe mit längeren Stulpen aus Fluorkautschuk oder Butylkautschuk, z.b.chloropren - langer Kittel mit eng anliegenden Ärmeln - bei größeren Mengen können Gesichtsschutzschirm und säurefeste Schürze erforderlich sein 3

4 Organisatorische Maßnahmen: - Bereich mit Hinweisschildern kennzeichnen und Zutritt begrenzen - Gefährdungsbeurteilung erstellen - Betriebsanweisung und Erste Hilfe-Infoblatt aushängen - Unterweisung der Beschäftigten - Lagerung von HF unter Verschluss - Organisation der Ersten Hilfe - Unfallleitblatt vorhalten - Sachgerechte Entsorgung 4

5 Erste Hilfe nach Verätzungen durch Flusssäure Christine Feier Fachärztin für Arbeitsmedizin AMD TÜV GmbH TÜV Rheinland Group

6 Inhalt Eigenschaften, Verwendung, Kennzeichnung Wirkung Arbeitsschutzmaßnahmen Verätzungen und Erste Hilfe Maßnahmen - Haut - Auge - Atemwege -systemische Wirkung

7 Eigenschaften Chemische Formel: HF Flusssäure ist die wässrige Lösung von Fluorwasserstoff Raucht an der Luft (in Konzentrationen um 70 %) Farbe: farblos Geruch: neutral, u. U. stechend mit Wasser mischbar (heftige Reaktion!) kein natürliches Vorkommen

8 Verwendung Z. B. in: Oberflächenbehandlung von Glas und Metallen Ätzmittel in der Computerchip-Produktion Galvanik Fassadenreinigung zur Herstellung technischer Fluoride und organischer Fluorchemikalien in Reinigungs- und Holzschutzmitteln enthalten

9 Kennzeichnung Gefahrenbezeichnung: T+ (Sehr giftig) Stoffe und Zubereitungen, die in sehr geringer Menge bei Einatmen, Verschlucken oder Hautresorption zum Tode führen oder akute oder chronische Gesundheitsschäden verursachen C (Ätzend) Stoffe und Zubereitungen, die lebende Gewebe bei Berührung zerstören können

10 Kennzeichnung und Einstufung GHS Akute Toxizität (Signalwort: Gefahr ) Kategorie 1: Kategorie 1 A Kategorie 2: Hautkontakt, H310 Ätzwirkung auf die Haut, H314 Einatmen, H330 Verschlucken, H300

11 Kennzeichnung R-Sätze (Hinweise auf die besonderen Gefahren): R 26 / 27 / 28: R 35: Sehr giftig beim Einatmen, Verschlucken und Berühren mit der Haut Verursacht schwere Verätzungen

12 Kennzeichnung S-Sätze (Sicherheitsratschläge): S 07 / 09 S 26 S 36 / 37 / 39 S 45 Behälter dicht geschlossen an einem kühlen, gut gelüfteten Ort aufbewahren. Bei Berührung mit den Augen gründlich mit viel Wasser spülen und Arzt konsultieren. Bei der Arbeit geeignete Schutzkleidung, Schutzhandschuhe und Schutzbrille/ Gesichtsschutz tragen Bei Unfall oder Unwohlsein sofort Arzt zuziehen

13 Einstufung GHS Gefahrenhinweise - H-Sätze: H330: Lebensgefahr bei Einatmen. H310: Lebensgefahr bei Hautkontakt. H300: Lebensgefahr bei Verschlucken. H314: Verursacht schwere Verätzungen der Haut und schwere Augenschäden.

14 Einstufung GHS Sicherheitshinweise - P-Sätze: P260: Staub/Rauch/Gas/Nebel/Dampf/Aerosol nicht einatmen. P264: Nach Gebrauch Hände gründlich waschen. P280: Schutzhandschuhe/Schutzkleidung/Augenschutz/Gesichtsschutz tragen. P284: Atemschutz tragen. P301+P310: BEI VERSCHLUCKEN: siehe Folie mit Erste Hilfemaßnahmen P302+P350: BEI KONTAKT MIT DER HAUT: siehe Folie mit Erste Hilfemaßnahmen

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16 Wirkung von Flusssäure ätzend durch ihre Säure-Ionen (H+), die in der Lage sind, Oberflächengewebe anzugreifen toxisch durch ihre (F-) Ionen, die nach erfolgter Zerstörung der Deckgewebe der Haut oder des Auges durch die Säureeinwirkung in tiefere Schichten vordringen, Kalziumionen binden, und auf diesem Wege eine Beeinträchtigung des biologischen Gleichgewichts hervorrufen

17 Wirkungseintritt je nach Konzentration < 20 %: bis nach 24 h möglich %: nach 1-8 h > 50 %: sofort

18 Erste Hilfe Ausrüstung- Notfallset Flusssäure Inhalt Notfallpäckchen 1x Fluticason forte Dosieraerosol 2 x 50 mg Calciumgluconat Gel (2,5 % mit Chlorhexidingluconat 0,5 % ) 10 Ampullen zu je 10 ml Calciumgluconat 10 % 1 x 10 Calcium-Brausetabletten (Sandoz fortissimum, 1000 mg) 10 Kompressen (10 x 10 cm) 2 elastische Binden (4 x 10 cm) 2 langärmlige Schutzhandschuhe für Helfer (Chemikalienschutzhandschuhe) Kleiderschere mechanische Beatmungshilfe (Maske)

19 Erste Hilfe bei Flusssäure-Verletzungen sofortiges Handeln ist vordringlich und kann lebensrettend sein Feuerwehr alarmieren (Flusssäureunfall) Unbeteiligte Personen müssen Bereich verlassen Lüften Jeder Flusssäureverletzte ist, auch bei scheinbar geringfügigen Verätzungen, einem Arzt / stationär vorzustellen. - Beschwerden können auch nach einem symptomfreien Intervall auftreten. 2 bis 3 Helfer (1. Organisation, Helfer am Verletzten) - bitte an PSA denken

20 Flusssäureverätzung der Augen Symptome Rötung Brennen Konjunktivitis (Bindehautentzündung) Hornhauterosionen Hornhauttrübungen Nekrosen Erblindungsgefahr!

21 Erste Hilfe nach Augenverätzung Augenspülung Weite Spreizung des Augenlides unter Schutz des unbetroffenen Auges. Mindestens 10 bis 15 Minuten mit Hilfe einer Augendusche oder unter fließendem Wasser zweite Person hält die Augen des Verletzten offen. Schutzhandschuhe und Schutzbrille tragen!) Eventuell vorhandene Kontaktlinsen entfernen. lockeren Verband anlegen kein Calciumgluconat am Auge anwenden!!! Vorstellung beim Augenarzt Knappschaftskrankenhaus Bochum

22 Flusssäureverätzung der Haut Symptome 24 Stunden nach Kontakt mit HF Rötung Brennen Blasenbildung Nekrosen starker, anhaltender Schmerz (auch ohne sichtbare Verätzung) Quelle: Dtsch. med. Wschr. 123 (1998), 152

23 Haut (auch großflächige Verätzungen) Verunreinigte Kleidung, auch Unterwäsche und Schuhe, unter der Dusche sofort ausziehen, auf Selbstschutz achten. Kontaminierte Kleidung sofort entsorgen (durch Helfer PSA) Haut mind. 20 Minuten mit viel Wasser spülen Calciumgluconat-Gel auftragen und in die Haut einmassieren, nach 2 Minuten mit reichlich Wasser (weg vom Körper) abspülen und neu auftragen, nach Schmerzfreiheit noch weitere 15 Min. fortfahren Bei großflächigen Verätzungen der Haut nasse Calciumgluconat- Kompresse auflegen: ml Calciumgluconat-Lösung (10 %ig, aus 10-ml-Ampullen) auf eine 10 x 10 cm große Kompresse geben, nach 2 Minuten abspülen und neu auftragen (weg vom Körper) Vorstellung im Krankenhaus (stationär)

24 Erste Hilfe nach Augenverätzung Augenverband Behutsame Wundbedeckung des verletzten Auges Beide Augen verbinden, da nur so eine Ruhigstellung der Augen erreicht wird; Achtung: Verband darf nicht auf das verletzte Auge drücken Person nicht allein lassen, da durch Schmerzen und Nichtsehen Ängste entstehen

25 Flusssäureverätzung durch Einatmen Symptome reizende bis ätzende Wirkungen auf die Atemwege Atemnot Lungenödem Zerstörung der Grobstruktur des Lungengewebes Schockgefahr Spätschäden

26 Erste Hilfe nach Einatmen von Flusssäure Lüften Verletzten unter Selbstschutz (Maske, Schutzbrille und Schutzhandschuhe) aus dem Gefahrenbereich bringen Lagerung mit erhöhtem Oberkörper Für Körperruhe sorgen und vor Wärmeverlust schützen Dosieraerosol inhalieren lassen, z.b. Fluticason forte. - Sofort 4 Sprühstöße Dosieraerosol/ Fluticason forte. inhalieren lasse und dann alle 5 Minuten 2 weitere Sprühstöße bis zum Ausleeren der Packung Bei Atemnot Sauerstoff inhalieren lassen4 Liter O 2 /Minute - (ggf. mechanische Beatmungshilfe) bei Atemstillstand Mund-zu-Mund-Beatmung unter Selbstschutz (kein HF- Kontakt!), z.b. mechanische Beatmungshilfe Ärztliche stationäre Behandlung sofort veranlassen!

27 Verwendung des Dosieraerosols 1. Behälterboden zeigt nach oben. Schutzkappe abnehmen. Gut schütteln. 2. Tief ausatmen! Mundstück mit den Lippen fest umschließen. (Behälterboden zeigt nach oben!) 3. Tief einatmen und gleichzeitig fest auf den Boden des Behälters drücken! Atem einige Sekunden anhalten! Mundstück herausnehmen. Langsam ausatmen.

28 Erste Hilfe nach Verschlucken von Flusssäure Mund sofort kräftig ausspülen kein Erbrechen anregen sofort reichlich Wasser unter Zusatz von Calcium-Brausetabletten (eine Tablette auf ein Glas Wasser) in kleinen Schlucken trinken lassen Vorstellung im Krankenhaus (stationär)

29 Schwere systemische Vergiftungserscheinungen Hypocalcämie (verminderter Kalziumgehalt des Blutserums) Hypomagnesiämie (verminderter Magnesiumgehalt des Blutserums) Erhöhung des Fluoridgehaltes in einigen Organen verringerte Konzentration des Nebenschilddrüsenhormons, Hyperkaliämie (erhöhter Kaliumgehalt) Azidose (Störung des Säure- Basen-Gleichgewichts zu Gunsten der sauren Valenzen) Herzrhythmusstörungen Blutgerinnungsstörungen Schock

30 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!