Dressur für Gangpferde

Transkript

1 Dressur für Gangpferde Eine Buchrezension der Fuer-Pfer.de Bibliothek Titel: Dressur für Gangpferde von der Dehnungshaltung zum Traumtölt Autor(en): Kirsti Ludwig Broschiert: 128 Seiten Verlag: Cadmos (17. März 2014) Sprache: Deutsch ISBN-10: ISBN-13: Lesezeit: April bis Juni 2014 Für die Länge der Lesezeit möchte ich mich vielmals bei den vielen Neugierigen entschuldigen, die die Rezension gespannt erwartet haben. Hier war der Erscheinungstermin einfach so unglücklich gelegen, dass er gerade mit einer sehr arbeitsreichen Zeit meinerseits zusammenfiel.

2 Dressur für Gangpferde was ist und will dieses Buch? Zum Buch gekommen bin ich ja sozusagen wie die berühmte Jungfrau zum Kind: Ich, die ich mich nie weiter mit Gangpferden befasst habe als dass ich als Jugendliche wenige Male einen 5-Gang-Isi unter meinem da schon relativ erfahrenen Reiterhinern hatte, dies aber ohne jeglichen Unterricht, habe das Buch in die Finger bekommen. Meine Neugier war vom Titel sofort geweckt. Isländer, die mehr Gänge haben und die auch noch auf Turnier vorstellen, waren für mich immer gewisse rasende Unterhalstiere, zumindest sah ich in den 33 Jahren, die ich nun mit Pferden zu tun habe, überwiegend solche. Ich meine, es ist der Isländer Kvikur, der einen da am Titel direkt anspricht, indem alles danach aussieht, als liefe er mit freiem offenem Rücken. Na, wenn das nicht gespannt macht auf den Inhalt! Sieht man nun ins Innere des Buches, wird einem schnell klar: Dieses Titelbild ist kein Zufallstreffer, im Gegenteil es soll zeigen und verdeutlichen, es geht, ein Gangpferd mit offenem gedehnten Rücken in Losgelassenheit zu reiten. Kirsti Ludwig spricht es auch ganz klar aus, dass sie Wert legt auf gut gymnastizierte, biomechanisch korrekt laufende Pferde, egal, ob diese nun drei oder mehr Gänge haben. Besonders die Mehrgänger liegen ihr dabei als Ausbilderin überwiegend solcher schwer am Herzen.

3 Ein kurzweiliges, informatives und angenehmes Leseerlebnis Um klar aufzeigen zu können, dass und wie es möglich ist, ein Gangpferd entsprechend auszubilden, beleuchtet die Autorin kurzweilig nicht nur das Reiten an sich, sondern genauso das Umfeld der Pferde und die Zusammenhänge mit dem Bewegungsapparat, die vorbereitende Arbeit vom Boden aus und eben schließlich auch die Reitlehre. Sie bezieht sich dabei auf namhafte Autoren ohne dabei zur stumpfen Aneinanderreihung von Zitaten und Lehrmeinungen zu werden, sondern unterstreicht damit nur, was sie selbst aufzeigt. Anhand passend ausgewählten Bildmaterials und Beispielen aus ganz anderen Lebensbereichen zeigt die Gangpferdeausbilderin, dass ihre Ansätze in keiner Weise aus der Luft gegriffen, sondern wirklich praxisnah und praktikabel sind. Es ist erfrischend zu lesen, wie sie beispielsweise auf nur sechs Seiten mit einem angenehmen Gleichgewicht aus insgesamt 3 Seiten Text und 3 Seiten Bild die geraderichtende Arbeit mit dem Pferd unmissverständlich erklärt. Dies mit so klaren und einfachen Worten, dass es für jeden Reiter absolut verständlich und nachvollziehbar ist. Auch weicht sie der vielerorts geführten Diskussion nicht aus, ob man nun die Ausbildungsskala der Reitlehre strikt punktweise einhalten sollte oder besser die Punkte gruppieren und Gruppen von Punkten gemeinsam erschließen. Die Losgelassenheit würde sie sogar als oberstes Prinzip über die ganze Skala stellen mit durchaus nachvollziehbarer Begründung. Auch in den späteren Kapiteln über die Bodenarbeit auf Trense und an der Longe, über die Hilfengebung im Sattel, die verschiedenen Gangarten und auch in den Praxisbeispielen versteht sie es, brilliant in wenigen Worten auf den Punkt zu bringen, was sie sagen möchte.

4 Fazit In meinen Augen ein sehr empfehlenswertes Buch, auch wenn ich nicht alles blind unterschreiben würde. Gerade in der Frage des Hufschutzes habe ich doch deutlich andere Erfahrungen gemacht und auch in der Fütterung würde ich noch etwas vorsichtiger vorgehen. Aber ich stelle auch fest, dass der Unterschied in der Meinung der Autorin und meiner eben in den begleitenden Themen und nicht bei der Dressurarbeit besteht. Bei der Dressurarbeit bin ich sogar besonders stark ihrer Meinung. Nicht umsonst habe ich als Inhaltsbeispiel das oberste Prinzip der Losgelassenheit herangezogen: Es ist einfach der rote Faden dieses Buches und für mich genau wie für die Autorin der rote Faden der Reiterei an sich, egal, welcher Reitweise man angehört, egal, ob Feierabendbummler oder Leistungssportler besser und gesünder wird es immer in Losgelassenheit gehen. Generell möchte ich jeden Leser jeglicher Literatur immer bitten, nichts unreflektiert auf sich einwirken zu lassen, sondern immer mit der eigenen Erfahrung zu vergleichen und im Fall dessen, dass sich eine Autorenmeinung gar nicht mit der eigenen Erfahrung deckt, die Argumentation in der Literatur es aber nicht zufriedenstellend erklärt, weiter nachzuforschen. Man kann auch mal weitere Literatur zu Rate ziehen oder seinen Tierarzt, manuellen Therapeuten, Hufbearbeiter, Reitlehrer etc. ansprechen, man hätte dies und jenes gelesen, selbst aber andere Erfahrung, ob man dazu noch eine fachkundige Argumentation mehr haben könnte.

5 Über die Rezensentin Ich bin Freizeitreiterin. Dazu stehe ich und sehe es definitiv nicht als Makel. Ich sehe als Makel, wenn jemand eine Bezeichnung nutzt als Alibi, mit seinem Pferd zu arbeiten, ohne auf die Physiologie der Arbeit genauer einzugehen. Im Grundschulalter begann ich, mich für die Warmblutpferde des Nachbarn zu interessieren, der zu jener Zeit züchtete. Später erhielt ich Reitunterricht bei einem Reiter der Hohen Schule, der seine Ausbildung in Wien genossen hatte und regelmäßig zu Shows unterwegs war. Mein weiterer Ausbildungsweg mit den Pferden führte mich über viele Stationen und Reitweisen, über Schulpferde, über Reitbeteiligungen und gelegentliches Reiten von Privatpferden aller Rassen, Größen und Ausbildungsrichtungen. Heute habe ich mit meinem Lebenspartner zusammen zwei eigene Warmblutwallache, die uns viel Freude bereiten und immer wieder vor neue Aufgaben stellen, deren Lösung uns jeweils wieder einen Schritt weiter lehrt. Fuer-Pfer.de ins Leben zu rufen, habe ich einer Freundin zu verdanken, die meinte, die Trennung von Privat- und Berufsleben könne ich jederzeit wieder herstellen, wenn ich keine Freude an beruflicher Arbeit mit Pferden hätte oder meine private Freude am Pferd darunter leiden würde. Fuer-Pfer.de ist eine Sparte meiner freiberuflichen Tätigkeit, die sich speziell den Pferden widmet und den Leuten, die mit ihnen zu tun haben. Fuer-Pfer.de ist nicht nur eine Marke, es ist eine Lebenseinstellung: So setze ich seit meiner Jugend in meiner Reitausbildung, meiner Weiterbildung zum Thema Pferd und im täglichen Umgang den Fokus darauf, wie ich das beste für das jeweilige Pferd erreichen kann: Ich beschäftige mich intensiv mit seiner Biomechanik, mit seinen Bedürfnissen an Haltung, Fütterung, Pflege und Umgang und versuche, zumindest für meine Pferde, die besten Fachleute zu finden für die Stellen, wo mein eigenes Wissen an seine Grenzen stößt. Diese intensive Beschäftigung mit den Pferden kommt auch meinen Kunden zugute, indem ich weiß, was sie auf Fotos und Videos sehen wollen und die Bücher für meine Bibliothek mit großer Sorgfalt auswähle, keines aufnehme, das ich nicht gelesen habe und fachlich empfehlen kann.