DGAP 2 (48656) / p. 1 / Schriftenreihe der D

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1 Schriftenreihe der D

2 Wolfgang Blankenburg ( ) ist einer der wichtigsten Vertreter der phänomenologischen Psychiatrie und Psychopathologie. Mit seiner Habilitationsschrift»Der Verlust der natürlichen Selbstverständlichkeit«hat er einen grundlegend neuen Zugang zum Verständnis der Schizophrenie eröffnet. Auch zu den Themen der psychiatrischen Zeitforschung, des Selbstbegriffs und der Leibproblematik hat Blankenburg bedeutsame Beiträge geleistet. Darüber hinaus zeichnet sich sein Werk durch subtile methodologische Reflexionen über den wissenschaftlichen Status der Psychiatrie und Psychopathologie aus. Im vorliegenden Band setzen sich die Autoren mit dem vielseitigen Werk Blankenburgs sowohl aus einer philosophischen als auch aus einer psychiatrischen Perspektive auseinander. Die Herausgeber: Stefano Micali, Dr. phil., ist wissenschaftlicher Assistent an der Klinik für Allgemeine Psychiatrie Universitätsklinikum Heidelberg und wissenschaftlicher Mitarbeiter im Arbeitsbereich Theologie und Naturwissenschaft bei der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft in Heidelberg. Thomas Fuchs, Prof. Dr. med. Dr. phil., ist Karl-Jaspers-Professor für Philosophische Grundlagen der Psychiatrie an der Universität Heidelberg. Dort leitet er die Sektion»Phänomenologische Psychopathologie und Psychotherapie«. Er ist einer der Leiter der Sektion»Philosophische Grundlagen«der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN).

3 Stefano Micali / Thomas Fuchs (Hg.) Wolfgang Blankenburg Psychiatrie und Phänomenologie

4 D Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für phänomenologische Anthropologie, Psychiatrie und Psychotherapie (DGAP) Herausgegeben von Thomas Fuchs, Thiemo Breyer, Stefano Micali und Boris Wandruszka Band 2

5 Stefano Micali / Thomas Fuchs (Hg.) Wolfgang Blankenburg Psychiatrie und Phänomenologie Verlag Karl Alber Freiburg/München

6 Originalausgabe VERLAG KARL ALBER in der Verlag Herder GmbH, Freiburg / München 2014 Alle Rechte vorbehalten Satz: SatzWeise, Föhren Herstellung: CPI buch bücher.de GmbH, Birkach Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier (säurefrei) Printed on acid-free paper Printed in Germany ISBN

7 Inhalt Vorwort der Herausgeber Stefano Micali Phänomenologie als Methode. Bemerkungen zur phänomenologischen Psychopathologie im Anschluss an Blankenburg Martin Heinze Die dialektische Betrachtungsweise in der Psychiatrie Michela Summa Epoché und methodische Integration als Grundlagen für Blankenburgs Psychopathologie des common sense Thomas Fuchs Wolfgang Blankenburg: Der Verlust der natürlichen Selbstverständlichkeit Louis Arnorsson Sass Selbst und Welt in der Schizophrenie: Drei klassische Ansätze.. 98 Uwe Gonther Auf der Suche nach der verlorenen Selbstverständlichkeit das Verrücktspielen als Bewältigungsversuch bei Psychosen Samuel Thoma Zu Anspruch und Wirklichkeit eines nicht-defizitären Krankheitsverständnisses im Werk Wolfgang Blankenburgs Thiemo Breyer Psychose und Perspektive. Überlegungen im Anschluss an Blankenburg

8 Inhalt Daniel Broschmann Der Schwindel der Freiheit Blankenburgs differentiellphänomenologische Typologie der Angst Boris Wandruszka Die Rolle der Zukunft für die menschliche Existenz im Allgemeinen und für die Psychotherapie im Besonderen Über die Autorinnen und Autoren

9 Vorwort Der vorliegende Band der Schriftenreihe der DGAP widmet sich mit Wolfgang Blankenburg einem der herausragenden Vertreter der phänomenologischen Psychiatrie. Den Aufsätzen, die sich unterschiedlichen Aspekten seines breit gespannten Werks zuwenden, sei eine kurze biographische Skizze vorangestellt. 1 Wolfgang Blankenburg ( ), geboren in Bremen, begann seine akademische Laufbahn 1947 mit dem Studium der Philosophie und Psychologie, seit 1950 auch der Medizin in Freiburg. Im Rahmen seiner Promotion, einer ersten daseinsanalytischen Studie über einen Patienten mit paranoider Schizophrenie (Blankenburg 1958), trat er bereits früh mit Martin Heidegger und Ludwig Binswanger in Kontakt. Nach Abschluss des Studiums begann er 1957 eine internistische und psychosomatische Ausbildung in Heidelberg. Ab 1959 war er Assistent, ab 1963 Oberarzt an der Psychiatrischen Klinik in Freiburg (Direktor: Hans Ruffin), wo er sich 1968 habilitierte wechselte er in die Heidelberger Psychiatrische Klinik unter dem damaligen Direktor Walter von Baeyer und wurde nach dessen Emeritierung 1972 kommissarischer Direktor der Klinik übernahm er die Leitung der Psychiatrischen Klinik in Bremen, 1979 den Lehrstuhl für Psychiatrie in Marburg, wo er bis 1993 Ordinarius blieb. Nach seiner Emeritierung blieb er in verschiedenen psychiatrisch-philosophischen Gesellschaften aktiv und erweiterte sein wissenschaftliches Werk durch bedeutsame Aufsätze. Blankenburgs Werk beinhaltet zentrale Beiträge zur Theorie und Praxis der Psychiatrie und Psychotherapie, wobei der Schwerpunkt auf der Schizophrenie-Forschung lag. 2 Seine Dissertation und vor allem 1 Siehe dazu auch Blankenburg 2007, S. 278f. (Biographische Skizze). 2 Von der Habilitationsschrift abgesehen, liegt dieses Werk bislang überwiegend in z. T. schwer zugänglichen Aufsätzen vor. Inzwischen ist jedoch eine Sammlung wichtiger 9

10 Vorwort die spätere Habilitationsschrift»Der Verlust der natürlichen Selbstverständlichkeit«(1971) bahnten einen neuartigen Zugang zum Erleben und zur Welt der Kranken. Das Buch wurde ins Japanische, Französische, Italienische und Spanische übersetzt und findet heute weltweit zunehmendes Interesse. Weiter beschäftigten Blankenburg u. a. die Biographie-Forschung, Fragen der Zeitlichkeit, Identität, Perspektivität sowie klinische Fragen des Wahns, der Hysterie, des Zwangs und der Angst. Nicht zuletzt war die Phänomenologie der Leiblichkeit an der Schnittstelle zur Psychosomatik und zur Leib-Seele-Problematik zeitlebens ein Schwerpunkt seiner Forschung. Später öffnete Blankenburg sich zunehmend der Systemtheorie der Sozialpsychiatrie, wie überhaupt sein Werk im Gegensatz zu manch anderen Autoren daseinsanalytischer Provenienz von einem ausgesprochen lebendigen, kritischen und sich selbst immer wieder in Frage stellenden Geist gekennzeichnet ist, der Blankenburgs Denken bis heute aktuell und anschlussfähig bleiben lässt. Wolfgang Blankenburg gehörte selbst über viele Jahre der»deutschen Gesellschaft für phänomenologische Anthropologie, Psychiatrie und Psychotherapie«(DGAP, früher DGA) an und kann als einer ihrer wichtigsten geistigen Väter angesehen werden. Es ist den Herausgebern eine Ehre, ihm diesen Band zu widmen. Unseren herzlichen Dank möchten wir insbesondere der Poristes Stiftung, Bern, aussprechen, ohne deren großzügige Unterstützung diese Veröffentlichung nicht möglich gewesen wäre, sowie allen Autoren, die zum Gelingen dieses Buches beigetragen haben. Außerdem danken wir Anita Bendel, Rixta Fambach, Teresa Schneider, Ulrike Schubert für die umsichtige Vorbereitung der Manuskripte zum Druck. Heidelberg, im Februar 2014 Stefano Micali Thomas Fuchs Texte in einem von Martin Heinze herausgegebenen Band erschienen (Blankenburg 2007); darin findet sich neben biographischen Notizen auch eine vollständige Bibliographie. 10

11 Vorwort Literatur Blankenburg, W. (1958). Daseinsanalytische Studie über einen Patienten mit paranoider Schizophrenie. Schweizer Archiv für Neurologie und Psychiatrie 81: Blankenburg, W. (2007). Psychopathologie des Unscheinbaren. Ausgewählte Aufsätze. Hrsg. von M. Heinze. Berlin: Parados. 11