Führung durch die Tropfsteinhöhle

Transkript

1 Führung durch die Tropfsteinhöhle Eine Führung durch eine geheimnisvolle, seltsame, unterirdische Welt dauert knapp eine halbe Stunde und kann nur empfohlen werden. Im Portal der Höhle bekommt man einen Überblick über die Landschaft und ihren Besonderheiten, sowie über die Geschichte. Der Name Osterberg wird mit der germanischen Göttin des aufsteigenden Lichts Ostara in Verbindung gebracht. Über dem Höhleneingang ist ein Frauenkopf in den überhängenden Fels eingefügt, der die Göttin darstellen soll. Gut ausgerüstet steigen wir in die Höhle (mit einer Gesamtlänge von 185 Metern) ein. Sobald sich unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, richten wir den Blick hinauf zum ursprünglichen Eingang, dem Einstiegsschacht. Zunächst geht es auf Stufen ca. 30 Meter hinab, durch eine Engstelle hindurch (hier ist bücken angesagt) in den Dom, dem größten Raum der Höhle; er ist ca. 14 Meter hoch, die Temperatur beträgt im Sommer sowie im Winter konstante 7 8 Grad Celsius. Dieser Dom läßt sich mit einer Seitenkapelle in einer gotischen Kirche vergleichen. Schön lassen sich dort Kalksteinbildungen in ihrer Entstehung beobachten. Wer seine Phantasie walten lassen will, kann hier einen Adler mit seinen Schwingen, fünf Engelsköpfe, aber auch eine Eidechse erkennen. Ähnlich wie im mittelalterlichen Domen, in deren heiliges Dunkel oft auch die Baukünstler Tiergestalten bannten.

2 Einige Schritte weiter gelangt man zu zwei Wasserbecken, sog. Sinterbecken, gefüllt mit kristallklarem Wasser. Diese Becken entstehen durch Tropfwasser. Es fällt aus beachtlicher Höhe herab und spritzt beim Aufprall kreisförmig auseinander. Hier lagert sich der im Tropfen noch enthaltene restliche Kalk ab und baut somit diese Becken. Nun wird es wieder niedrig man muß aufpassen, daß man sich nicht den Kopf anstößt. Bevor man die Treppe zur Wassergrotte, zum See überquert, bekommen wir linkerhand eine besondere Sehenswürdigkeit zu sehen, die schwarzen Tropfsteine in der sog. Räucherkammer. Über Jahrhunderte hinweg wurde die Höhle mit Fackeln, Karbidlampen, Öllampen und Kerzen besucht, daher ist die Vermutung, dass die schwarze Substanz auf den Höhlenwänden Ruß ist, durchaus berechtigt. Allerdings haben chemische Untersuchungen der Substanz einen sehr hohen Gehalt an Mangan erbracht, so dass davon ausgegangen werden kann, dass die Höhle schon vor den ersten Besuchen durch Menschen schwarze Wände besaß. Die schwärzlichen Ausscheidungen dieses Leichtmetalls trifft man oft in einfachen und dolomitisierten Kalken. Teilweise handelt es sich wohl auch um einen Belag, der von Eisenbakterien gebildet wird.

3 Angekommen am 7 x 3 Meter großen See, erfahren wir von echten Höhlentierchen, den Springschwänzen (Nähere Info dazu siehe unter Die heutige Fauna ). An dieser Stelle kann man auch Wasserstandsmarkierungen erkennen. Sie zeigen an, wie hoch hier der Normalwasserstand ist. Es handelt sich dabei um wulstartige Tropfsteingebilde. Während der See im Frühjahr und nach der Schneeschmelze randvoll ist, so ist er im Spätherbst wesentlich seichter. Über uns befindet sich der Wasserdurchlass, welcher für die größte Wassermasse des Sees verantwortlich ist. Eine weitere überwältigende Tropfsteinformation wird gezeigt, der Wasserfall. Sieht man genauer hin, erkennt man in diesen einmalig farbenprächtigen Tropfsteinen, eingefärbt durch drei verschiedene Materialien (weiß, schwarz, braun), einen Fuchs. Leider versperrt uns hier, an der tiefsten Stelle der Höhle, der See den Zugang zur Paradiesgrotte, denn hier könnte man eine der schönsten Tropfsteinplastiken bewundern, deren ungeahnte Pracht jeden Besucher überraschen würde: Adam und Eva!

4 Einen Blick zurück zur Treppe lässt uns drei Stalagmiten erkennen. Angestrahlt von den Lampen, kommen diese drei versteinerten Zwerge in ihrer märchenhaften Schönheit zur Geltung. Man kann sich kaum trennen, von dieser unerhörten Pracht einer rätselhaften Natur und von den Zeugen einer Vergangenheit, die Hunderttausende von Jahren zurückliegt. Nicht zuletzt beeindrucken uns auch die gewaltigen Deckenauswaschungen an den verschiedensten Stellen innerhalb der Höhle. Nun geht es zurück, die Treppe hinauf, an den Zwergen vorbei, bis in die Verzweigungshalle. Hier zweigen verschiedene Gänge ab, und wir wählen nun den Weg Richtung Orgelhalle. Es wird eng, und bergauf gelangen wir in die Grotte mit einem Tropfsteingebilde, das Ähnlichkeit mit einer Orgel hat. Leider ist diese nicht bespielbar, wie ihre Krottenseer Schwester. Aber um so kunstvoller sind ihre Tropfsteinpfeifen. Eine weitere Eigenart dieser Höhle besteht in ihren schönen Auslaugungsformen und in den Kolke, welche besonders hier gut zu erkennen sind. Unter Kolke versteht man runde, kesselartige Vertiefungen im Gestein. Der Höhlenfluß hat sie mit seinem Steingeröll ausgebohrt. Weiter geht man eine kurze Treppe hinab und wieder muss man sich bücken. Im Schein der Lampen taucht jetzt die Burg, eine überwiegend weiße Tropfsteinfigur auf.

5 Beim Weiterweg in den östlichen Teil der Höhle kommen wir an großen Verbruchsblöcken vorbei. Diese haben sich auf Grund von tektonischen Einflüssen gelöst. Der Gang führt abwärts und nach wenigen Metern finden wir eine weitere Besonderheit der Höhle: Die Schatzkammer. Die ans Wunderbare und Märchenhafte grenzenden Tropfsteingebilde, mit dem sanften Geräusch des beständig herab träufelnden Wassers, machen geradezu einen mystischen Eindruck. Die Decke ist bespickt mit tausenden von kleinen Röhrchen jüngster Kalkausscheidungen, deren ungeahnte Pracht jeden Besucher überrascht. Durch einen Einsturz der Höhlendecke hat sich ein großer Schuttkegel gebildet, dessen halbrunde Form und gleichmäßige Neigung noch sehr gut zu erkennen ist. Dieser Einsturz war sicherlich vor sehr langer Zeit, da inzwischen schon wieder größere Sinterbildungen, wie z.b. Bodentropfsteine (Stalagmitengruppe) entstanden sind. Auch kann man hier zusammengewachsene Stalagmiten und Stalaktiten, die sog. Stalagnaten erkenne, die die Decke wie durch mächtige Säulen abstützen. In östlicher Richtung ist die Höhle hier zu Ende. In nördlicher Richtung jedoch führt ein Gang zu einem weiteren großen Raum, der Kirche, der für den allgemeinen Besuch aber nicht erschlossen ist. Auch dort befinden sich sehr schöne, gleichmäßige Tropfsteinbildungen, wie z. B. Der Taufstein, die Kanzel oder auch der Chor. Entlang dieses Weges sehen wir ein Tropfsteinmodell des Matterhorns. Der Stalagmit sieht tatsächlich diesen steilsten Alpenberg (4482 m) der Walliser Alpen an der schweizerischen italienischen Grenze sehr ähnlich. Bevor wir nun den Rückweg antreten, wird hier noch die Entstehung der Tropfsteine an verschiedenen Beispielen erklärt. Das Wachstum der Tropfsteine kann durch Höhlenbesucher gestört werden. Berührt man einen Tropfstein, so setzt sich Fett von der Haut ab und verhindert an dieser Stelle zukünftige Kalkablagerungen.

6 Doch jetzt geht es zurück, uns so mancher Besucher ist überrascht, schon nach wenigen Metern wieder im Eingangsbereich, im Dom, zu stehen. Hier gibt ein letzter Blick zur Decke Aufschluss darüber, wie die Osterhöhle entstanden ist: Wie die meisten der Höhlen in der Fränkisch-Oberpfälzischen Alb, ist auch unsere Osterhöhle eine uralte Greisin. Das beweist die Richtung der Fugen und Klüfte im Gestein. Diese ziehen fast alle, besonders aber die großen Klüfte, von Südosten nach Nordwesen. Das ist aber die Richtung der Auerbacher Verwerfung. Erdgeschichtliche Forschungen beweisen nun, dass meist parallel, also in gleicher Richtung in der Nähe, von großen Verwerfungen größere oder kleinere Kluftsysteme sich bildeten, die, wenn sie in dolomitisierten Kalke angelegt wurden, allmählich durch die auslaugende und ausnagende Kraft des Wassers zu Höhlenbildungen führten. Das alles aber begann schon vor Jahrmillionen. Deutlich kann man hier (Decke) zwei Klüfte erkennen, die ein Kluftkreuz bilden. Entlang dieser Spalten hat das aggressive Wasser seine Laugungstätigkeit begonnen, um so diesen Hohlraum zu bilden. Klüfte sind feine Trennflächen im Gestein, die u.a. durch tektonische Beanspruchung entstehen. Die Größenordnung einer Kluft liegt im Bereich von wenigen Millimetern Weite bis zu einer Erstreckung von mehreren Metern. Treten größere Bewegungen entlang der Klüfte auf, so entwickeln sie sich zu Verwerfungen. Bei seitlicher Öffnung von Klüften reißen Spalten auf. -