Zang Fu - Funktionskreise Teil 1

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1 Unikurs in Zürich Grundlagen Akupunktur TCM Zang Fu - Funktionskreise Teil 1 Einführung Herz, Dünndarm Lunge, Dickdarm Dr. med. C. Rossi info@tcm-solothurn.ch Postfach Zürich Tel Fax info@sacam.ch

2 Einführung Bei Beschreibung der Zang-Fu ist es sinnvoll, den Begriff der Funktionskreise zu gebrauchen. Chinesische Funktionskreise tragen zwar den Namen eines anatomischen Organs, haben aber über dieses Organ hinausgehende Funktionen. Wichtig sind funktionelle Zusammenhänge. In der Zang Xiang Lehre (Erscheinungsformen der Funktionskreise) wird neben den Funktionen der einzelnen Funktionskreise grosser Wert auf das Zusammenspiel derselben gelegt. Jede Wandlungsphase hat einen ihr zugehörenden Yin- und einen Yang-Funktionskreis. Die Zang-Funktionskreise speichern Jing (Essenz) und produzieren/transformie-ren/speichern Qi, Blut (Xue) und Säfte (JinYe). Die Fu-Funktionskreise assimilieren und wandeln Nahrung um, sie scheiden auch Abfall aus. Zang Yin innen übergeordnet Speicher Fu Yang aussen untergeordnet Durchgang 5 Zang: Herz (Perikard), Milz, Lunge, Niere, Leber 6 Fu: Dünndarm, 3-facher Erwärmer (=San Jiao), Magen, Dickdarm, Blase, Gallenblase 6 Extra-Fu: Hirn, Knochen, Mark, Blutgefässe, Uterus, Gallenblase Zang beherbergt speichert dominiert Öffner Manifestation Körperflüssigkeit Herz Geist Shen Geist Gefässe Zunge Gesicht Schweiss Milz Denken Yi Bauenergie Ying Fleisch Mund Lippen Speichel (dünn) Lunge Körperseele Po Haut und Haar Nase Körperhaar Nasensekret Niere Wille Zhi Essenz Jing Knochen und Mark Ohren Haupthaar Spucke (dick, mukoid) Leber Ätherseele Hun Blut Xue Sehnen Augen Nägel Tränen Dr. med. C. Rossi, info@tcm-solothurn.ch 2

3 Zang Fu WandlungsphaseGewebe Emotion Stimme Laut Herz Dünndarm Feuer Blutgefässe Freude Lachen Pericard 3-Erwärmer Milz Magen Erde Fleisch Grübeln/Sorge Singen Lunge Dickdarm Metall Haut Traurigkeit Weinen Niere Blase Wasser Knochen Angst Stöhnen Leber Gallenblase Holz Sehnen Wut Schreien Das Herz (Xin) Zang, Fürst unter den Organen 1. regiert das Blut und die Blutgefässe Nahrungs-Qi wird im Herz in Blut umgewandelt. Bei gesundem Herz sind die Gewebe gut mit Blut versorgt. 2. beherbergt den Geist (Shen) a) Die psychische Aktivität (inkl. der Emotionen), das Bewusstsein, das Gedächtnis, das Denken und der Schlaf sind vom Geist Shen abhängig. Shen hier im Sinn des Überbergiffs aller mentalen, emotionalen und spirituellen Aspekte der Yin-Funktionskreise (Vrgl. Hun, Shen, Yi, Po, Zhi) b) Shen, als der dem Herzen zugeordnete Teilaspekt Geist von a) 3. öffnet sich in die Zunge (Sprache) 4. manifestiert sich im Gesicht (Glanz, Gesichtsfarbe) 5. Schweiss ist die Flüssigkeit des Herzens Wenn genügend Herz-Qi und Blut vorhanden sind, ist der Herzschlag regelmässig, der Puls ist ausgeglichen sowie kräftig und das Gesicht wirkt gesund mit normaler Ausstrahlung. Shen a) Einerseits ist Shen der Überbegriff für die Geister aller 5 Funktionskreise (Hun, Shen, Yi, Po, Zhi) und in dieser Funktion für Präsenz, Bewusstsein, Gedächtnis, Denken, Schlafen, Verhalten und Überlebensstrategie zuständig. Dr. med. C. Rossi, info@tcm-solothurn.ch 3

4 b) Andererseits ist Shen der Geistaspekt des Herzens Bewusstsein: Shen (Herz) Das Herz-Shen ist der Kaiser der Geistaspekte aller Funktionskreise. Gesundes Herz-Shen hat mit Achtsamkeit, Bewusstsein zu tun und kann in der Energie der Augen gesehen werden. Erfahrungen und Erinnerungen werden im Herz gespeichert. Shen ist auch der Hüter der Träume. (*K.-D. Platsch; Psychosomatik in der chinesischen Medizin). Denken (Geist/Verstand): Yi (Milz) Yi beeinhaltet Urteilsvermögen, die Fähigkeit Einsichten zu gewinnen und Vorhaben entstehen zu lassen. Bei Dysbalance entstehen ein abschweifendes Denken oder unbewusste innere Gespräche. Diese schädigen die Milz zusätzlich. Gesundes Yi zeigt sich in einem klaren Verstand und beseelter Intelligenz. Das Denken ist wie die Verdauung ein Prozess der Aufnahme, der Analyse, der Transformation und Verarbeitung exogener Informationen in verstandeseigene Abläufe. Die Milz nimmt in erster Linie die Gedanken wahr und spielt gerne mit gedanklichen Möglichkeiten. Sie allein kann die Gedanken noch nicht zielgerecht ordnen, geschweige denn ihre Umsetzung bewirken. Dazu braucht die Milz die Unterstützung von Seiten Leber, die ihr Entschlusskraft und Unterscheidungs-vermögen verleiht und von der Niere, die die Willenskraft Zhi zur Durchsetzung und Verwirklichung bringt.(*) Empfindung, Sensibilität: Po (Lunge) Körperseele Po ist der Aspekt des Bewusstseins, der sich bei Eintritt des Todes auflöst. Im Gegensatz zum Hun wird Po mit unseren unmittelbaren Wünschen (Verlangen) in Verbindung gebracht. Hun steht eher für langfristige Verpflichtungen. Die Po zählen nach der Zahl sieben. Sie repräsentieren die psychischen, emotio-nalen und instinktiven Kräfte im Menschen, die eng mit dem Körper verbunden sind. Mit den Po reagiert man instinktiv und eher reflektorisch, ohne darüber nachzuden-ken. Sie haben mit dem körperlichen Ausdruck der sieben Emotionen (Freude,Sorge, Traurigkeit, Angst, Wut; Kummer und Schreck) in der chinesischen Medizin zu tun.(*) Wille: Zhi (Niere) Zhi ist der Minister, der für jegliche Absicht und die Kraft zuständig ist, die nötig sind, um Dinge zu erledigen. Ein flüchtiger Gedanke kann erst dann klare Formen annehmen, wenn Zhi, die Beharrlichkeit der Niere, dem flüchtigen Gedanken Ausdauer und Boden verleiht und so zur Manifestation bringt. Der Yang-Aspekt des Willens ist auf ein Ziel ausgerichtet. Natürlich ist er oft mit den eigenen Interessen verknüpft und dient so dem Ich-bezogenen Bewusstsein (Ego). Der Yin- Aspekt des Willens ist absichtslos, mit einem inneren Lauschen verbunden.(*) Planung, Phantasie: Hun (Leber) Ätherseele Hun ist der Teil des Bewusstsein, der auch nach dem Eintritt des Todes weiter existiert. Hun (Anzahl 3) ist der Kontakt und die Verbindung zwischen unserer Innen- und Aussenwelt. Die Kommunikation zwischen innen und aussen erfordert einen ständigen Abgleich der beiden Welten. Sie ermöglicht zu unterschieden, zu trennen, Grenzen zu ziehen und entschlossen zu sein.(*) Dr. med. C. Rossi, 4

5 Der Dünndarm (Xiao Chang) Fu 1. kontrolliert Empfangen und Umwandeln 2. trennt die Flüssigkeiten (reiner Teil zur Milz, trüber Teil zu Dickdarm oder Blase) 3. Urteilskraft: trennt Wichtiges von Unwichtigen Beziehung zwischen Herz (Zang) und Dünndarm (Fu) Das Herz und der Dünndarm sind über ihre Meridiane und die Luo-Gefässe untereinander verbunden. Sie haben oft auch eine gemeinsame Pathologie. Wenn das Herzfeuer emporlodert, gelangt es in den Dünndarm und via Dünndarm in die Blase. Der Patient klagt dann über Ulzera im Mund und kleine Portionen roten Urins mit brennenden Sensationen während der Miktion. Beziehung zwischen Herz und Milz Das Gu-Qi der Milz ist die Basis des Blutes. In einer pathologischen Situation mit mentaler Störung liegt eine exzessive Belastung auf der Milz, die sich auf deren Transformations- und Transportfunktion überträgt. Der Nachschub von Nahrungs-essenzen und damit die Blutproduktion werden beeinträchtigt. Eine fehlende Kontrolle des Blutes durch die Milz (hält das Blut in den Gefässen) führt zu Blutungen, so dass das Herz-Blut weniger wird. Diese beiden Zustände werden als Herz-Milz- Schwäche (Leere) bezeichnet, die sich in Schwindel, Herzklopfen, Gedächtnisschwäche, Schlafstörungen, glanzlosem Gesicht und reduziertem Appetit ausdrückt. Beziehung zwischen Herz und Lunge Die Lunge regiert das Qi. Qi bewegt Blut, andererseits nährt Blut das Qi. Das Herz pumpt zwar das Blut durch die Gefässe, aber das (Lungen-) Qi gibt die Energie dazu. Beziehung zwischen Herz und Niere Das Herz ist im oberen und die Nieren sind im unteren Erwärmer lokalisiert. Physiologisch verbindet sich das Herz mit dem unteren Erwärmer über die Niere und die Niere verbindet sich mit dem oberen Erwärmer über das Herz. Die beiden Organe sind voneinander abhängig und gleichen ihre Aktivität gegenseitig aus. Physiologisch sinkt das Herz-Yang ab und wärmt das Yin der Niere und die Säfte im Funktionskreis Niere. Nieren-Yin steigt zum Herzen auf und nährt Herz-Yang. So wird das Yang des Herzens gekühlt. Essenz (Jing) aus der Niere wird auch als Wurzel des Geistes (Shen) gesehen. Wenn dieses Gleichgewicht gestört ist, entstehen Schlafstörungen, lebhafte, unangenehme Träume, Schmerzen in der Lendenregion und Samenergüsse im Traum. Dieser Zustand wird als fehlende Interaktion von Herz und Niere bezeichnet (xin shen bu tiao). Beziehung zwischen Herz und Leber Das Herz regiert das Blut, die Leber speichert es (in der Nacht) und reguliert das Blutvolumen. Die Leber ist für den harmonischen Fluss (Qi, aber auch Emotionen) zuständig. So kann sich eine Leber-Qi-Stagnation auch auf das Shen auswirken. Dr. med. C. Rossi, 5

6 Die Lunge (Fei) Zang, Minister unter den Organen 1. beherrscht das Qi, kontrolliert die Atmung 2. zerstreuende, hinunterleitende Funktion 3. reguliert die Wasserwege 4. beherrscht das Äussere 5. manifestiert sich in Haut und Körperhaar 6. öffnet sich in die Nase 7. beherbergt Po Der Dickdarm (Da Chang) 1. Nahrung und Getränke vom Dünndarm übernehmen, ( Trübes ) vom Dünndarm übernehmen. 2. Stuhlausscheidung nach Resorption der Flüssigkeiten Fu Beziehung zwischen Lunge (Zang) und Dickdarm (Fu) Die Lunge und der Dickdarm sind über Meridiane und ihre Luo-Mai miteinander verbunden. Eine Pathologie kann sich übertragen (Lungenhitze oder Lungen-Qi-Mangel -> Verstopfung). Beziehung zwischen Lunge und Niere Die Lunge kontrolliert die Atmung und beherrscht das Qi des ganzen Organismus. Aber das Qi der Lunge muss mit dem Jing Qi der Niere kombiniert werden, damit wahres Qi (Zhen Qi) entsteht. Die Lunge ist für die Atmung und die Niere für die Absorption der Atemluft zuständig. (Na Qi bedeutet ergreifen des Qi). Beziehung zwischen Lunge und Leber Die Leber benötigt das Lungen-Qi, um das Blut zu regulieren. Die Lunge benötigt das Leber- Qi, um das Qi harmonisch bewegen zu können. Leberblut nährt die Lunge auch. Beziehung zwischen Lunge und Herz Das Herz dominiert das Blut, die Lunge dominiert das Qi. Der Herzrhythmus ist abhängig vom Lungen-Qi. Beide Funktionskreise liegen nah zusammen im oberen Erwärmer (Shang Jiao). Pathologien übertragen sich leicht vom einen zum anderen Funktionskreis. Beziehung zwischen Lunge und Milz Die Milz ist die Mutter der Lunge, nährt ihren Sohn mit Säften. Bei einer Fehlfunktion entsteht Feuchtigkeit und Schleim (stagnierende und eingedickte Säfte). Diese werden in der Lunge abgelagert und führen zu Bronchitis, Lungenödem und weiteren Pathologien. Dr. med. C. Rossi, info@tcm-solothurn.ch 6