Predigt an Neujahr 2013 St. Joseph

Transkript

1 Predigt an Neujahr 2013 St. Joseph Ein wunderbares Geheimnis tritt heute ans Licht: Gott wurde Mensch, er blieb, was er war, und nahm an, was er nicht war, ohne Vermischung und ohne Teilung. So wurde Gottes Schöpfung neu. (Morgengebet der Kirche) Geheimnis der Menschwerdung: Das ist die Aufgabenstellung: Mensch werden! Neu, weil Gott in unser Leben tritt. Weil er unser Menschsein angenommen hat. Hirten: sind heute die Zeugen: Sie lassen sich überzeugen, weil alles so ist, wie es ihnen gesagt worden war; sie erkennen im Kind den Retter der Menschen. Sie projizieren ihre Sehnsucht nicht in ein kleines Kind. Nein: Von Gott war es ihnen offenbart worden. Maria finden wir bei der Krippe, ganz nah bei Jesus, ihrem Kind. Wie geht sie um mit der Situation? Sie bewahrte alles, was geschehen war und erwog es in ihrem Herzen. Frage: Was bedeutet das? Sie geht gleichsam wieder schwanger mit einer Verheißung.

2 Neujahr 2013 Wichtig: Weihnachten, das ist kein Datum, das ich einmal im Jahr abhaken kann, das ist eine Haltung. Heute feiern wir die Oktav! Das Fest der Gottesmutter Maria, den Beginn des Neuen Jahres, den Weltfriedenstag. Ein gesegnetes neues Jahr du sollst ein Segen sein! Ein friedvolles Neues Jahr wünsche ich Ihnen. Ihnen und Ihren Angehörigen vor allem Gesundheit und Zufriedenheit. Gottes Segen bei allem, was Sie tun. Gott möge sein Angesicht leuchten lassen, Gott möge uns sein Angesicht zuwenden und seinen Namen auf uns legen. Herr, öffne uns die Augen, dass wir sehen, was zu sehen ist. Öffne uns die Ohren, dass wir hören, was zu hören ist. Öffne uns die Lippen, dass wir sagen, was zu sagen ist. Öffne uns die Hände, dass wir ändern, was zu ändern ist. Öffne uns die Zukunft, lass erscheinen in der Welt dein Reich des Friedens. Der Herr segne euch. Er segne euch dieses Jahr. Der Herr behüte euch. Er bewahre euch vor Unglück und Schaden. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über euch. Er gebe euch Einsicht in das Gute. Der Herr sei euch gnädig. Er nehme eure Schwächen und eure Schuld in seine Barmherzigkeit. Der Herr wende sein Angesicht euch zu. Er lasse euch nie im Stich. Der Herr schenke euch Heil. Er lasse eure Zukunft gelingen. (Katholisches Gesangbuch der Schweiz 604,3).

3 PREDIGT Gott geht in die Knie (s. Franz Kamphaus) er kommt zu uns herunter. Erwachsene beugen sich zu ihrem Kind hinunter, wenn es spielt, wenn es weint. Wir gehen in die Knie, kommen auf Augenhöhe, wir lassen uns auf Menschen und ihre Situation ein. Dann sind wir auf Augenhöhe, ihm ganz nahe. Wir werden klein, damit das Kind groß wird. So macht Gott das auch mit uns. Allmacht und Erhabenheit sind für ihn nicht alles. Er ist so frei und geht in die Knie, dorthin, wo wir sind. Windeln und Futtertrog sind die Zeichen, an denen man ihn erkennt. Ein bedürftiges Kind ist nicht unbedingt ein überwältigender Gottesbeweis, für viele eher eine Zumutung. Und doch, näher war Gott uns nie. Ich weiß nicht, ob der Himmel niederkniet, wenn man zu schwach ist, um hinauf zu kommen? (Christine Lavant) Die Frage kann ich nur mit ja beantworten! Theologen der frühen Kirche wiederholen einen Satz, der von der modernen Psychologie bestätigt wird: Nichts kann geheilt werden und erlöst werden, was nicht angenommen ist. Gott lässt sich auf unsere Situation ein. Seit Weihnachten können wir nicht mehr von Gott sprechen ohne die Welt, nicht mehr zu ihm kommen ohne die anderen. Was zu sagen und zu tun ist, das wissen wir nicht alles schon vorweg, unabhängig von dem, was uns hier und jetzt begegnet. Es geht nicht anders als dass wir uns einlassen auf die Welt und die Menschen, so wie Gott. Gott geht in die Knie, er lässt sich ein auf unsere Welt. P. Leopold Mader ofmconv formuliert in seiner Art: Gott weiß: Um die Menschen wirklich zu erreichen und zu erretten, muss er sich auf die Gangart der Menschen einstellen (langsam, sehr langsam, klein, einfach). Um die Menschen wirklich zu erreichen und zu erretten, muss er auf ihr vitales Interesse eingehen. Er geht an die Wurzel der Not. Er erlässt keine Programme, er schickt keine Beamten. Er kommt selbst in Jesus. Er weiß: Wenn ich den Menschen erreichen will, muss ich mich beugen in der Liebe; denn : stehenderweise kommt man mit ihm (Menschen) nicht auf Augenhöhe. In der Menschwerdung seines Sohnes

4 kommt Gott uns entgegen. Gott ist wirklich entgegenkommend und attraktiv. Er zieht uns förmlich an. Er möchte ankommen bei uns. Was uns dazu hilft, dieses Geheimnis des Glaubens in uns aufzunehmen, ist die Sammlung und Stille. Wenn wir das versuchen, können wir Jesus als Begleiter an unserer Seite wahrnehmen? Als tiefes Schweigen das All umfing (Weish 18,14f) Für das Unfassbare ist das Schweigen das beredste Zeugnis. Als tiefes Schweigen das All umfing und die Nacht bis zur Mitte gelangt war, da stieg dein allmächtiges Wort, o Herr, vom Himmel herab... Aus dem Schweigen kommt das Wort in unsere Sprache. Es kommt durch die Nacht. Das Schweigen ist der Mutterschoß des Wortes. Schweigen ist das, was dem Wort und der Sprache immer wieder das Ausruhen und die Erholung gewährt. Gott kommt ganz leise zur Welt, unscheinbar, als kleines Kind. Nur wahrnehmbar für die, die nicht Ohren und Kopf voll haben mit Lärm und Unruhe. Man vermag dem Wort nicht besser als mit Schweigen und Hören zu dienen. (Tauler) Sprachlose Situation erlösendes Wort! Es könnte sein, dass wir viel zu viel reden. Die Flut der Worte, die kaum einzudämmen ist, kommt sie nicht daher, dass die Worte nichts mehr besagen? Und das Geplapper bedeutungslos gewordener Worte, fördert es nicht den Tatbestand, dass nichts mehr zu sagen ist? Die immer stärkere Mache der Worte, die Häufung sinnlos und eilends zusammengeraffter Buchstaben, die die Worte ersetzen sollen, aber nur schlechte Informationszeichen sind, was weist sie anders aus als die Verachtung des Wortes?` (H. Schlier) Es ist ein Irrtum zu meinen, die Probleme seien durch Reden, durch Erklärungen zu lösen. Bei sich bleiben können, das ist etwas sehr wichtiges. Bei sich zu Hause sein! Nicht vor sich fliehen in alle möglichen Dinge und Kontakte, die Einsamkeit akzeptieren, in der es möglich ist, sich ohne Verstellungen und Ablenkungen gegenüberzutreten. Schweigen meint nicht bloß, dass ich nichts sage, sondern dass ich die Fluchtmöglichkeiten aus der Hand gebe und mich aushalte, wie ich bin. Schweigend entdecken wir, wie es um uns steht. Lassen wir uns bei der Hand nehmen von Jesus, unserem Bruder. Lassen wir uns von ihm führen zu Gott. Er will bei uns Menschen sein. Mit ihm ist Gottes Reich unter uns angebrochen.

5 Fürbitten an Neujahr 2013 Am Beginn dieses neuen Jahres bringen wir unsere Anliegen vor Gott, der die Zeit in seinen Händen hält. Ihn bitten wir: Um Frieden in der Welt, bei den Völkern und Nationen, in den Ländern, in denen Bürgerkrieg und Terror herrschen aber auch für uns in unserem Land und in uns selbst. V: Du Gott des Lebens: A: Wir bitten dich, erhöre uns. Um Hoffnung und Glaubensmut für uns selbst und unsere Gemeinde in diesem Jahr, das Veränderungen bringt und uns dadurch herausfordert. Guter Gott, du weißt, was wir auf dem Herzen tragen und für uns selbst erhoffen. Du bist uns nahe in deinem Sohn, alle Tage und in Ewigkeit. Um die Kraft des Heiligen Geistes für die Kirche in unserem Land und an diesem Ort, vor allem um den Geist des Miteinanders aller christlichen Kirchen. Um gute Entscheidungen für die Zukunft für alle jungen Menschen, die in diesem Jahr einen Beruf oder eine Ausbildung beginnen. Um Ausdauer und Beharrlichkeit für alle, sich für mehr soziale Gerechtigkeit in unserem Land einsetzen und denjenigen beistehen, die auf der Schattenseite des Lebens gehen. Um Heil und Heilung für alle unsere Kranken und Leidenden, um Trost und neue Hoffnung für alle, die ein schweres Jahr hinter sich haben.