Im Karlsburger Forst Rund um die Spinne

Transkript

1 Im Karlsburger Forst Rund um die Spinne Anfahrt: Mit der Usedomer Bäderbahn/ UBB bis Karlsburg An der gegenüberliegenden Straßenseite biegt eine Lindenallee ab, die bis zur Dorfstraße führt. Von hier an wie für PKW. Mit dem Auto auf der B 109 von Möckow Berg oder Anklam kommend bis Karlsburg. Im Ort auf der Dorfstraße am Teich vorbei in westlicher Richtung wird der Nepziner Weg erreicht, der links am Klinikgelände und dem sich anschließenden Park entlang führt. Parkmöglichkeit auf den Parktaschen außerhalb des Klinikgeländes. Start: Bei den Parktaschen am Ende des eingezäunten Klinikgeländes Strecke: 8 km Wald- und Wiesenwege Orientierungshilfe: Erläuterungen im Text blau, auf der Karte rot durchgezogene Linie: Wanderroute Richtungsangabe auf der Wanderkarte: Startpunkt auf der Wanderkarte: Rastplatz:

2 Von unserem Ausgangspunkt am Ende des Parkgeländes gehen wir auf dem Nepziner Weg an einigen Garagen vorbei Dort treffen wir links auf die Kirschenallee, in die wir einbiegen. Hier fällt uns ein Wegweiser auf Zur Spinne und an einer Robinie ein Wanderzeichen (grüner Balken auf weißem Grund). Diesem Zeichen, das einen lokalen Wanderweg markiert, werden wir heute noch öfter begegnen. Wir gehen auf den Wald zu. Das Karlsburger Holz empfängt uns mit alten Laubbäumen am Wegrand, vor allem aber mit Nadelgehölzen. An dem ersten Weg, der nach rechts führt, stehen vor einer Gruppe stattlicher Buchen und einer Eiche eine kleine Bank und ein Wegweiser: Spinne/ Züssow u. Nepzin/ Siebrechtweg. Wir gehen auf dem Siebrechtweg in westlicher Richtung weiter. Lärchen wachsen links und rechts von uns, dann Kiefern und Fichten. Und linker Hand sehen wir am Wegrand neu gepflanzte Bäume, Kastanien und Wildbirnen. Dort steht auch eine Tafel, die an den Namensgeber dieses Weges Dieter Siebrecht erinnert. Er war Waldarbeiter im Karlsburger Revier und verunglückte tödlich beim Holzeinschlag. Wir werden nun im Bogen um einen reizvollen Tümpel herumgeführt. Am Ende der Kurve weist ein Schild in Richtung Spinne, wir bleiben aber auf unserem Weg. Rechts von uns haben wir nun lichten Laubwald, mit vielen Birken durchsetzt, links Fichten und alte Lärchen. Bald liegt vor uns eine ausgedehnte Wiese, an deren Ende wir die Häuser von Nepzin erkennen. Nach links abbiegend, gehen wir parallel zum Wiesenrand weiter. Der Wald neben uns besteht aus gerade gewachsenen hohen Fichten; an der anderen, der rechten Seite des Weges schließt sich als eine umzäunte abgeholzte Fläche ein Quartier stattlicher Buchen an. Wie abwechslungsreich dieser Wald ist! Wichtig und sinnvoll für die Forstwirtschaft und für uns Wanderer eine Freude. Dort, wo der Buchenbestand endet, finden wir mit zwei Bänken und einem Tisch eine Rastmöglichkeit. Dass hier zum Verweilen eingeladen wird, verwundert nicht, denn es gibt etwas Besonderes zu bestaunen: eine ausladende, dreistämmige Buche. Drilling, genannt. Wir gehen jetzt nicht geradeaus weiter, sondern um den Drilling herum nach rechts und halten uns parallel zur Wiese. Und schon wieder erwartet uns eine Besonderheit: Rechts von uns, direkt vor einer Fichtenschonung, wächst eine vierstämmige Buche. Doch nicht nur die vier Stämme sind das Bemerkenswerte Baumehe lesen wir. Und wirklich sind je zwei der Stämme über eine Astbrücke miteinander verwachsen. Fest verbunden wie zwei Ehepaare. Unser Weg führt uns im Bogen am Waldrand entlang. Auf der großen Wiese zu unserer Rechten stehen gleich mehrere Hochsitze, Windräder drehen sich, dazwischen ist die Zarnekower Kirche zu sehen, die Bahnlinie Züssow Wolgast liegt vor uns. Im spitzen Winkel kommt jetzt von links aus dem Wald ein Weg, gleich danach fast senkrecht zu unserem ein zweiter, dann ein dritter. Wir bleiben direkt am Wiesenrand in Richtung Nepzin.

3 Am rechten Wegrand weisen uns Schilder auf besondere Anpflanzungen hin. Gut gegen Fraß gesichert wächst da als Erstes der Baum des Jahrtausends (Ginkgo biloba). Es folgen Bäume des Jahres, Eibe (1994), Spitzahorn (1995), Eberesche (1997), Speierling (1993), fast vollständig von 1990 an bis Ein richtiger Baumlehrpfad! Das passt zu dem artenreichen Waldbestand, durch den wir bisher gekommen sind. Das lokale Wanderzeichen zeigt uns, dass wir auf dem rechten Wege sind. Vor den Baken am Bahnübergang biegen wir links in den Wald hinein. Da ist wieder unser grünes Zeichen. Links von uns liegt eine trockene Senke, vor uns eine vom Wald begrenzte Wiese. Im Hintergrund, vor dem Waldrand, verläuft die Bahnlinie Berlin Stralsund. Kurz bevor unser Weg, von der Wiese weg, in den Wald eintaucht, steht da eine robuste Bank. Hier könnten wir rasten. Es ist ganz still, nur Vögel sind zu hören. Und es duftet nach Kiefern. Ein guter Platz für eine Verschnaufpause. Weiter geht es! Wir kommen durch hohen Mischwald, ein Weg kreuzt unsere Route, wir bleiben bei unserer Richtung. Imposante alte Eichen sehen wir zu unserer Rechten, dahinter ist der Untergrund feucht. Kurzzeitig wird der Wald dunkler, wir gehen in einem Bogen, in dessen Scheitelpunkt wir an einer Buche einen Nistkasten entdecken. Bald ist es wieder lichter um uns herum wir wandern zwischen Buchen und einzelnen Birken. Hinter den Bäumen links wird eine freie, offensichtlich feuchte Fläche sichtbar. Parallel zu deren Rand gehen wir weiter. Direkt am Weg ist zwischen zwei nah beieinander stehenden Buchen eine Bohle eingezogen worden: eine originelle Bank! Und vor uns sehen wir eines der typischen Zilm-Schilder: Eulenbrücke Darauf überqueren wir den Graben, der aus der Feuchtfläche herauskommt. Am Rande unseres Weges wachsen Binsen. Bald biegt links ein als Naturlehrpfad gekennzeichneter kleiner Weg ab. der Familien mit Kindern sehr zu empfehlen ist, und es gibt viel zu entdecken.dort gibt es eine große Schautafel: Typische Lebensgemeinschaften im Hochmoor, denn vor uns liegt das Nepziner Moor, ein kleines Kesselmoor. Das Flächennaturdenkmal Nepziner Moor ist ein Zwischenmoor mit Übergängen vom Torfmoos-Seggen- Rasen. Hier sind in ihrem Bestand zum Teil stark gefährdete Pflanzenarten zu finden: Schlammsegge, Blasenbinse, Rundblättriger Sonnentau, Scheidiges Wollgras oder auch die Moosbeere. (s. Anhang : Zwischen Beek und Großem Landgraben, S. 64) Wir gehen in südöstlicher Richtung am Moor entlang (der Naturlehrpfad, den wir zuvor gesehen haben, verläuft im Bogen auf der gegenüberliegenden Seite). Wir wählen bewusst die andere Route, stoßen bald senkrecht auf einen breiten Weg und sehen an einer Lärche den Wegweiser nach Karlsburg. Wir müssen hier also fast im rechten Winkel nach links abbiegen. Das Moor liegt weiterhin zu unserer Linken. Knapp 100 Meter hinter dem Wegweiser entdecken wir rechts am Wegrand unter einer Kiefer einen flachen großen Stein. Es ist der so genannte Duellstein mit der Aufschrift F. v. H Der historische Hintergrund ist unbekannt. Durch alte Karten ist aber belegt, dass genau an dieser Stelle die nordöstliche Grenze der Besitzung Friedrich v. Homeyers, Herr des Gutes Ranzin - Oldenburg verlief. (E. Oberdörfer vertritt dazu eine andere Hypothese. S. Anhang, S. 115) Das Moor haben wir jetzt zur Hälfte umrundet, und wir treffen auf den Naturlehrpfad, der uns sozusagen entgegenkommt. An dieser Stelle steht wieder eine Schautafel: Die Aufgaben der Forstwirtschaft. Und gleich danach befinden wir uns auf einem großzügigen Rastplatz mit mehreren Bänken und Tischen. Das also ist die Spinne, auf die wir schon mehrmals hingewiesen worden sind. Und wie ist dieser Platz nun zu seinem Namen gekommen? Ganz einfach: weil hier viele Wege zusammenlaufen, wie Spinnenbeine eben.

4 Und da sitzt ja noch eine Spinne, groß und lauernd in ihrem Nest zwischen den Ästen eines Baumes. Sie ist in der Werkstatt von Horst Zilm entstanden, wie so Vieles: Wegweiser, Schilder, Nistkästen, rustikale Bänke. Ja, sogar eine Brücke ist dem Karlsburger zu verdanken. Und immer wieder erfreuen uns die gut beschrifteten Wegesteine. Wir verlassen den Spinnen-Rastplatz und wollen jetzt in Richtung Karlsburg zurückgehen. Ein alter Wegestein: Ranzin/ Carlsburg/ Nepzin/ Gr. Jasedow weist uns die Richtung, gegenüber steht auch wieder einer der uns vertrauten Wegweiser. Wir wählen den Klötenweg, um nach Karlsburg zu kommen. Interessant ist, wie dieser Weg zu seinem Namen gekommen ist: Wer Plattdeutsch versteht, der kennt den Begriff Klötenköm - hochdeutsch: Eierlikör. Nun erzählt man sich, dass sich hier einmal nachts nahe der Spinnen-Hütte eine Jagdgesellschaft mit ihrem Trabant festgefahren habe. Mit großen Balken hätten die Männer versucht, das Auto aus dem Loch herauszuwuchten. Dabei sei einem der Beteiligten vor lauter Anstrengung die Hose geplatzt, sodass sein ganzes Patengeschenk vom Mond beschienen wurde. Anfangs führt uns der Klötenweg durch Nadelwald, dann sehen wir zu unserer Rechten eine vermoorte, Senke, Bäume wachsen darin. Der Weg ist kurvig, wir kreuzen einen Bach, zu beiden Seiten ist der Untergrund feucht. Nach wenigen Hundert Metern gelangen wir an eine Kreuzung, rechts und links zweigen Wege ab, wir halten uns (leicht versetzt) geradeaus und stehen bald wieder vor einem Wegweiser Gr. Jasedow/ Spinne/ Karlsburg. Hier kann man sich, dank der guten Beschilderung, wirklich kaum verlaufen. Rechts am Weg sehen wir, mit dem Naturschutzzeichen markiert, einen alten, mächtigen Lebensbaum - Thuja oxidentalis. An der Thuja verlassen wir den Klötenweg und biegen rechts, in östlicher Richtung, ab. Unser Weg windet sich durch ein abwechslungsreiches Waldstück mit Fichten, dann wieder mit Eichen und Buchen und feuchten Arealen, bis wir erneut an eine gut ausgeschilderte Kreuzung kommen. Dort steht eine Schautafel, die über das Naturschutzgebiet Karlsburger und Oldenburger Holz informiert. Der Tafel gegenüber sind Bäume mit Namensschildern versehen: Rotbuche; Hain-oder. Weißbuche. Im Frühling blühen hier, wie überall in den Buchenwäldern, die Anemonen. Wir gehen weiter in Richtung Karlsburg. Links hinter den Bäumen ist das Dach der ehemaligen Gärtnerei Wildacker zu erkennen.

5 Tatsächlich war hier einmal eine Winterfutterfläche für das Wild. Erst unter Professor Katsch ist an dieser Stelle eine Gärtnerei angelegt worden, die ungefähr seit dem Jahre 1950 das Diabetikerheim beliefern konnte. Vor uns schimmert das Schloss durch die Bäume. Und bald haben wir den Plattenweg erreicht, der vom Wildacker nach Karlsburg hinein führt. Wir wandern durch Wiesen, die Häuser des Ortes sind schon ganz nah. Rechter Hand liegt das Klärwerk. Nun brauchen wir nur noch am Zaun des Schlossparks entlangzugehen, und dann sind wir wieder an unserem Ausgangspunkt angekommen. M. Collatz, R. Hilbert Anhang Wanderwegemarkierung im Karlsburger Oldenburger Holz Das Projekt der Beschilderung von Wanderwegen begann unter der Leitung von Horst Zilm im Jahre Im Rahmen der Arbeitstherapie hat Zilm gemeinsam mit Patienten aus dem Diabetes-Institut Wege. Dahinter stand der Gedanke, dass die Patienten, denen viel Bewegung verordnet war, sich im Wald nicht verlaufen sollten. Zum 35. Jahrestag der DDR bekam Zilm den Auftrag, in seiner Werkstatt aus aufgetrennten Eichen- und Fichtenstämmen 25 rustikale Bänke für den Festplatz zu bauen. Dauerhaftigkeit war dabei zwar nicht geplant, doch Zilm bat darum, die Bänke nach dem Fest im Wald aufstellen zu können. Und da stehen sie heute noch. Literatur- und Quellenverzeichnis Oberdörfer, Eckhard: Ostvorpommern, Edition Temmen 1. Auflage 2006 Zwischen Beek und Großem Landgraben. Schutzobjekte im Landkreis Ostvorpommern und in der Universitäts- und Hansestadt Greifswald. Landkreis Ostvorpommern, Untere Naturschutzbehörde, 2009 Karte von Ranzin, Oldenburg und Wilhelmshöh, angefertigt im Jahre 1878 durch O. Amtsberg, Königl. Oeconomie Rath, Reg. Feldmesser u. Drainage Ingenieur Fotos: R. Hilbert, W. Zilm Graphik der Wanderroute: R. Hilbert / M. Collatz