Spargelertrag duldet keine Unkrautkonkurrenz. Herbizidmaßnahmen in Ertragsanlagen nach dem Stechen

Transkript

1 Spargelertrag duldet keine Unkrautkonkurrenz Herbizidmaßnahmen in Ertragsanlagen nach dem Stechen Die Unkrautbekämpfung gehört in einer Spargelanlage nach dem Stechen zu den wichtigsten Kulturmaßnahmen. Die Zeit des Durchwachsens dient den Pflanzen zur Regeneration und dem Sammeln von Reservestoffen für die nächste Stechsaison. Jede Beeinträchtigung der Assimilation durch die mit vorhandenen Unkräutern geführte Konkurrenz um Licht, Wasser und Nährstoffe kann zu einer Schwächung der Spargelpflanzen führen und damit zu einer Minderung des Ertrags im nächsten Jahr. Zudem besteht durch einen dichten Unkrautbewuchs, der die Abtrocknung des Bestandes verhindert, eine erhöhte Infektionsgefahr durch Pilze. Die richtige Terminierung ist entscheidend Bei einer entsprechend vorhandenen technischen Betriebsausstattung kann auch nach dem Stechen durch wiederholte mechanische Bodenbearbeitung zwischen den Reihen durch Hacken, Grubbern, Striegeln oder Fräsen auf den Einsatz von Herbiziden weitestgehend verzichtet werden. Dieses Vorgehen ist immer am schonendsten für die Kulturpflanze. Meist sind allerdings die betrieblichen Kapazitäten für aufwändige mechanische Maßnahmen begrenzt und die Kosten für deren Durchführung zu hoch, so dass Herbizidmaßnahmen unumgänglich sind. Im Spargel ist eine breite Palette an Herbiziden zugelassen oder genehmigt (siehe Tabelle). Hat sich eine sehr große Verunkrautung entwickelt, besteht die Möglichkeit, die Anlage vor dem Austreiben einmal komplett mit Touchdown Quattro (3-5 l/ha) zu behandeln. Als Bodenherbizide sind einsetzbar: Artist (2,0 kg/ha auf leichten, 2,5 kg/ha auf schweren Böden) sowie Stomp Aqua (allerdings nur, wenn es nicht schon vor dem Stechen eingesetzt wurde). Als Zusatz zu Stomp Aqua ( 3,5 l/ha) haben sich Centium 36 CS (0,25 l/ha) besonders zur Verbesserung in der Wirkung auf Vogelmiere oder Spectrum (1,4 l/ha) bewährt. Beim Einsatz von Centium sind unbedingt Auflagen einzuhalten, die im Zusammenhang mit Abtrift stehen (siehe Mitteltabelle). Um eine optimale Wirkung zu erzielen, sollte eine ausreichende Bodenfeuchtigkeit vorhanden bzw. durch eine entsprechende Beregnung gewährleistet sein. In Versuchen der Bezirksstelle Nienburg waren bei Einsätzen über Kopf 40 cm keine Schäden festzustellen. Es ist aber zu beachten, dass diese Art der Ausbringung auf eigene Verantwortung des Anwenders geschieht. Nicht auszuschließen sind Schäden an den Pflanzen, wenn die sich entfaltenden Blätter des Spargeltriebes (Phyllokladien) getroffen werden. Voraussetzung für eine genügende Unkrautwirkung ist, dass die Unkräuter noch nicht dem Entwicklungsstadium entwachsen sind, in dem sie durch die Blatt-/Bodenherbizide erfasst werden können.

2 SPARGELERTRAG DULDET KEINE UNKRÄUTER Seite 2 von 6 Müssen Hirsen und/oder andere Ungräser bekämpft werden, ist der Einsatz über Kopf des Spargels mit den Gräserspezialisten Fusilade Max oder Aramo (1,0 l/ha) möglich. Bei Quecke sollte die volle Aufwandmenge (2,0 l/ha) appliziert werden. Steht Einjährige Rispe im Vordergrund, ist Select 240 EC mit Zusatz von Para Sommer (0,75 + 1,5 l/ha) zu bevorzugen. Wichtig ist, dass die Ungräser eine genügende Blattmasse (ab BBCH 12-14) erreicht haben, um ausreichend Wirkstoff aufzunehmen. Eine typische Verunkrautung in Spargelanlagen: Weißer Gänsefuß und Hühnerhirse Manfred Kettel Unterblattbehandlung gegen Spätverunkrautung Im Unterblattspritzverfahren haben sich gegen die typische Verunkrautung in Spargelanlagen Lentagran WP (1,5 kg/ha) in Mischung mit Sencor Liquid (0,45 l/ha) oder Lentagran WP (1,0 kg/ha) zusammen mit Buctril (0,6 l/ha) und Sencor WG (0,4 kg/ha) vor allem gegen Schwarzen Nachtschatten und Weißen Gänsefuß als sehr wirksam erwiesen. Um eine längere Bodenwirkung zu erzielen, ist im Unterblattspritzverfahren der Zusatz von Spectrum (0,7 l/ha) möglich, sofern nicht schon nach dem Stechen die volle Aufwandmenge eingesetzt wurde. Seit dem letzten Jahr ist die Mittelpalette um Vorox F erweitert worden. Der Wirkstoff Flumioxazin ist boden- und blattwirksam, darf aber nur als Unterblattbehandlung mit Abschirmung (0,3 kg/ha) ab dem Zeitpunkt abgehende Blüte angewendet werden. Zu beachten ist, dass keine frisch durchgestoßenen jungen Sprosse ohne Wachsschicht getroffen werden. Vorteile ergeben sich auf Böden mit starkem Auftreten von Schwarzem Nachtschatten mit einer verbesserten Dauerwirkung. Sind zum Behandlungszeitpunkt schon Unkräuter aufgelaufen, bietet sich der Zusatz eines Kontaktmittels wie z. B. Buctril an. Bei Spritzfolgen ist grundsätzlich darauf zu achten, dass die höchst zugelassenen Aufwandmengen nicht überschritten werden. Sind ebenfalls Gräser zu bekämpfen, können zusätzlich selektive Gräserherbizide zum Einsatz kommen. Wegen der Gefahr der Unverträglichkeit in Mischungen und eventuellen gegenseitigen Behinderungen der Wirkstoffaufnahme sollten Gräserherbizide am besten separat ausgebracht werden. Alle Pflanzenschutzmaßnahmen sollten nicht bei hohen Temperaturen und starker Sonneneinstrahlung durchgeführt werden, sondern aus Verträglichkeitsgründen in den frühen Morgen, besser in die frühen Abendstunden gelegt werden.

3 SPARGELERTRAG DULDET KEINE UNKRÄUTER Seite 3 von 6 Versuche der LWK Niedersachsen Am Pflanzenschutzamt Ahlem wurden im Jahr 2014 in Fuhrberg (Region Hannover) auf sandigem Boden orientierende Versuche zum Herbizideinsatz im Spargel angelegt (Abb. 1). Die Durchführung des Versuches erfolgte mit 13 Varianten als Blockanlage mit vierfacher Wiederholung. In dieser mit überwiegend Weißem Gänsefuß, etwas Vogelmiere, Schwarzem Nachtschatten und Hühnerhirse verunkrauteten Anlage wurden verschiedene Herbizide zu unterschiedlichen Terminen getestet. Zum ersten Spritztermin wurde bei zu 30 cm Wuchshöhe Überkopf des Spargels auf feuchten Boden appliziert. Die zweite Anwendung erfolgte als Unterblattspritzung ca. 4 Wochen später. Aufgrund der Wirkung begünstigenden Bodenfeuchte mit nachfolgenden Niederschlägen haben alle Behandlungen zum frühen Termin nach dem Stechen zu einer fast vollständigen Ausschaltung der Unkräuter und Hühnerhirse geführt. Die Unterblattbehandlungen Vorox F + Buctril (Var. 10) und Vorox F + Lentagran WP + Prüfmittel (Var. 13) fielen in der Wirkung gegen Weißen Gänsefuß ab. Deutlich waren auch die schlechten Wirkungsgrade gegen Hühnerhirse der beiden Tankmischungen aus Vorox F + Buctril (Var. 10 u. 11). Aber auch die beiden Unterblattspritzungen mit Buctril + Lentagran WP (Var. 12 u. 13) konnte gegen Hühnerhirse nicht voll überzeugen. Alle frühen Maßnahmen nach dem Stechen haben zu mehr oder weniger deutlichen Wuchsdepressionen geführt, was durch hohe Niederschläge nach der Anwendung und Wirkstoffverlagerung in die Wurzelzone des Spargels zu erklären sind. Besonders ausgeprägt waren die Schäden durch Vorox F (Var. 3), welches aber nicht der Indikation entsprechend zu früh eingesetzt wurde. Diese Schäden wuchsen sich im Laufe der Vegetation aber wieder aus. Zusammenfassung Wenn vorhanden, sollten mechanische Verfahren zur Unkraut-/Ungrasbekämpfung genutzt werden. Steht im Betrieb keine spezielle Technik zur Unterblattbehandlung zur Verfügung, sollte der Einsatz von Bodenherbiziden an die Verunkrautungssituation angepasst, möglichst auf feuchten Boden erfolgen. Eine späte Unterblattbehandlung mit Lentagran WP, dessen Wirkung durch die Zugabe von Teilmengen Sencor WG oder Buctril verstärkt wurde, zeigte in Versuchen eine hohe Wirksamkeit und ist zudem preiswert. Eine Vorlage mit einem Bodenherbizid erwies sich als nicht immer notwendig und war unter trockenen Bedingungen häufig unwirksam. Landwirtschaftskammer Niedersachsen Bezirksstelle Nienburg Manfred Kettel

4 SPARGELERTRAG DULDET KEINE UNKRÄUTER Seite 4 von 6 Abb. 1: Unkrautbekämpfung im Spargel 2014 Behandlungen nach Stechende Versuchsort: Fuhrberg / H; S; Sorte: Gijnlim; Pflanzung: 2009

5 SPARGELERTRAG DULDET KEINE UNKRÄUTER Seite 5 von 6 Zugelassene und genehmigte Herbizide für Spargel in Ertragsanlagen nach dem Stechen, Stand März 2015 Aufwandmenge; Abstände (m) 1 Präparat Zulassung Anwendungszeitpunkt, max. Zahl der Schadorganismus (Wirkstoff) Hinweise Anwendungen Gewässer Saumbiotop Aufbrauchfrist 2,0 l/ha; max. 1x Unkräuter, Ausfallgetreide, 1 0 (50 %) Aramo (Tepraloxydim) Gemeine Quecke Artist (Metribuzin + Flufenacet) Buctril (Bromoxynil) Centium 36 CS 2 (Clomazone) Fusilade Max (Fluazifop-P) Lentagran WP (Pyridat) Roundup UltraMax (Glyphosat) Roundup Rekord (Glyphosat) SELECT 240 EC + Para-Sommer (Clethodim) auf leichten Böden: 2,0 kg/ha, auf mittleren oder schweren Böden: 2,5 kg/ha; max. 1x ,5 l/ha; max. 1x Klettenlabkraut, Knöterich ,25 l/ha; max. 1x 1 0 (50 %) Arten, Vogel-Sternmiere 1,0 l/ha; max. 1x Unkräuter (ausg. Einj. 1 0 (75 %) Nach der Ernte, Rispe) Stadium Gemeine Quecke: BBCH Stadium einkeimblättrige Unkraut: BBCH 12-21, 2,0 l/ha; max. 1x Gemeine Quecke 1 (50 %) 0 (90 %) ,0 kg/ha, max. 1x 1 (50 %) 0 (90 %) Unterblattbehandlung nach der Stechperiode Unkräuter Während der Vegetationsperiode, ausgenommen Acker-Winde, Ein- und 8,0 l/ha; max. 1x 1 0 der Stechperiode; Zwischenreihenbehandlung mit zweikeimblättrige Unkräuter Abschirmung Aufbrauchfrist Amarant-, Franzosenkraut-, Kreuzkraut-Arten, Schwarzer Nachtschatten, Schadhirsen Amarant-Arten, Spreizende Melde, Schwarzer Nachtschatten, schwer bekämpfbare Unkräuter leichte Böden = 1 (50 %) mittl./schwere Böden = 1 (75 %) 1 (90 %) 0 (90 %) Nach der Stechperiode, nach dem Auflaufen der Unkräuter 0 (90 %) Nach der Stechperiode, vor dem Austrieb Nach der Stechperiode, als Unterblattbehandlung, Stadium Unkraut: BBCH 10, Nach der Anwendung sind leichte Chlorosen und Wuchsdepressionen möglich, die sich im Laufe der Vegetation verwachsen Nach der Stechperiode ODER nach Einebnen der Dämme, vor dem Durchstoßen Aufbrauchfrist %; max. 1x; max. 8,0 l/ha 33%; max. 1x; max. 5,0 kg/ha 0,75 l/ha + 1,5 l/ha Para-Sommer; max. 1x Acker-Winde 1 0 Unkräuter; einjähriges Rispengras, schwer bekämpfbare Unkräuter Unkräuter; einjähriges Rispengras, schwer bekämpfbare Unkräuter (90 %) 0 (90 %) Sencor Liquid ,9 l/ha; max.1x Einjähriges Rispengras, 1 (75 %) 0 (90 %) Ab 2.Standjahr; Während der Vegetationsperiode; Streichen, zur gezielten Einzelpflanzenbehandlung Während der Vegetationsperiode; Streichen, zur gezielten Einzelpflanzenbehandlung Nach der Stechperiode; Stadium Kultur: BBCH 12-29, spritzen als Unterblattbehandlung in Mischung mit Para-Sommer

6 SPARGELERTRAG DULDET KEINE UNKRÄUTER Seite 6 von 6 Präparat (Wirkstoff) (Metribuzin) Sencor WG (Metribuzin) Spectrum (Dimethenamid-P) Stomp Aqua (Pendimethalin) TOUCHDOWN QUATTRO (Glyphosat) Vorox F (Flumioxazin) Zulassung Aufwandmenge; max. Zahl der Anwendungen 0,75 kg/ha; max. 1x ,4 l/ha; max. 1x ,5 l/ha; max. 1x ,0 l/ha; max. 1x ,3 kg/ha; max. 1x auf unkrautfreien Boden Schadorganismus Unkräuter (ausgenommen Kletten-Labkraut) Unkräuter, einjähriges Rispengras (ausg. Kletten- Labkraut) Amarant-, Kamille-Arten, Schadhirsen Stadium: BBCH Unkräuter, einjähriges Rispengras, Hühnerhirse Ein- und zweikeimblättrige Unkräuter, Acker- Kratzdistel, Gemeine Quecke, Knöterich-Arten Stadium: BBCH 10 Gewässer Abstände (m) 1 Saumbiotop 1 (75 %) 0 (90 %) 5 (90 %) 0 (50 %) 5 (90 %) 5 (75 %) Anwendungszeitpunkt, Hinweise nach der Stechperiode, nach Einebnen der Dämme (WP711: Schäden an nachgebauten zweikeimblättrigen Zwischenfrüchten möglich) Nach Einebnen der Dämme, nach der Stechperiode Nach dem Stechen BIS nach dem Durchstoßen vor Ausbildung der Phyllokladien am 1. Trieb Nach der Stechperiode, nach Einebnen der Dämme 1 0 (50 %) Nach der Stechperiode, vor dem Austrieb Schwarzer Nachtschatten 1 (50 %) 0 Nach der Ernte; ab abgehender Blüte 1 geringste Abstände bei Abdriftminderung; ohne Abdriftminderung siehe Gebrauchsanleitung; länderspezifischen Mindestabstand bei Gewässern einhalten. 2 NT 127: Die Anwendung des Mittels darf ausschließlich zwischen 18 Uhr abends und 9 Uhr morgens erfolgen, wenn Tageshöchsttemperaturen von mehr als 20 C Lufttemperatur vorhergesagt sind. Wenn Tageshöchsttemperaturen von über 25 C vorhergesagt sind, darf das Mittel nicht angewendet werden. NT 149: Der Anwender muss in einem Zeitraum von einem Monat nach der Anwendung wöchentlich in einem Umkreis von 100 m um die Anwendungsfläche prüfen, ob Aufhellungen an Pflanzen auftreten. Diese Fälle sind sofort dem amtlichen Pflanzenschutzdienst und der Zulassungsinhaberin zu melden. Neben den in den Artikeln bzw. Tabellen genannten Präparaten mit einer deutschen Zulassung gibt es so genannte parallel gehandelte Pflanzenschutzmittel. Diese sind in einem Mitgliedstaat der EU oder des EWR zugelassen, stimmen mit einem in Deutschland zugelassenen Pflanzenschutzmittel überein und sind als parallel gehandelte Pflanzenschutzmittel von der Zulassungsbehörde genehmigt. Eine Liste der verkehrsfähigen. Parallelimporte ist im Internetangebot des BVL verfügbar: