Herbizideinsatz in Möhren Unkrautpotenzial der Flächen vorher abschätzen

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1 Herbizideinsatz in Möhren Unkrautpotenzial der Flächen vorher abschätzen Pflanzenschutzamt der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, März 2018 Viele Flächen in Niedersachsen sind noch so nass, dass an ein Befahren und Vorbereiten für die nächste Saison noch gar nicht zu denken ist. Die ein oder andere Aussaat wird daher sicherlich später als in anderen Jahren erfolgen. Trotzdem sollte man sich jetzt noch einmal mit den für Möhren vorgesehenen Flächen auseinandersetzen und versuchen, das Unkrautpotenzial abzuschätzen. Nur so kann die Herbizidstrategie entsprechend angepasst geplant werden. Wenig Änderung bei den zur Verfügung stehenden Herbiziden Gegenüber dem Vorjahr gibt es kaum Veränderungen bei den in Möhren zur Verfügung stehenden Herbiziden. In Tabelle 1 sind die derzeit in Möhren über eine oder serweiterung (gv) nach Art. 51 VO(EG) 1107/2009 und die mit einzelbetrieblicher Genehmigung nach 22 PflSchG einsetzbaren Mittel aufgelistet. Bei einer serweiterung für geringfügige Verwendung (gv) liegt das Anwendungsrisiko (z.b. für Pflanzenschäden) beim Anwender. Neu hinzugekommen ist das Gräsermittel AGIL-S gegen und Ausfallgetreide (ausgenommen Einjähriges Rispengras und Gemeine Quecke). Bei Targa Super endet die Aufbrauchfrist für das Mittel mit der alten snummer am Targa Super hat aber seit letztem Jahr eine Wiederzulassung mit zusätzlicher Genehmigung auch für den Einsatz gegen Quecke mit erhöhter Aufwandmenge. Für Sencor WG endet die Aufbrauchfrist am Inzwischen dürften aber kaum noch Restmengen in den Betrieben vorhanden sein, da bereits seit längerem das Nachfolgeprodukt Sencor Liquid vertrieben wird und in der letzten Saison auch eine serweiterung in Möhren erhalten hat. Wo liegen die Probleme in der Praxis? Mit den zur Verfügung stehenden Herbiziden können die meisten einkeimblättrigen gut bekämpft werden. Zwar haben alle in Möhren zugelassenen Gräsermittel eine unzureichende Wirkung gegen Einjähriges Rispengras, da aber auf fast allen Schlägen Bandur und Sencor Liquid in der Herbizidstrategie eingesetzt werden, wird das Einjährige Rispengras selten zu einem Problem. Die Gräsermittel werden bei Bedarf separat von der übrigen Hebizidstrategie mit geringer Wassermenge (200 l) und grobtropfigen Düsen auf die bereits gut entwickelten Gräser ausgebracht.

2 Die in Möhren unbedingt notwendigen Vorauflaufbehandlungen mit Tankmischungen aus Bandur + Centium 36 CS bzw. Bandur + Centium 36 CS + Stomp Aqua brauchen für eine gute Wirkung ausreichende Bodenfeuchtigkeit. Bei Trockenheit ist die Wirkung unzureichend und einzelne können dann soweit durchwachsen, dass sie mit den späteren Nachauflaufbehandlungen nur noch schwer zu erfassen sind. In solchen Fällen müssen die Nachauflaufbehandlungen möglichst früh erfolgen und die ausgebrachten Herbizidmengen dann an die Verträglichkeit der Möhren angepasst werden. Auf belasteten Flächen wurde in den letzten Jahren der Schwarze Nachtschatten immer wieder zum Problem. Er läuft meist ab Anfang/Mitte Mai in Wellen bis Ende Juni auf. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass eine Bekämpfung nur im frühen Stadium des Unkrautes (Keimblatt bis maximal 2 echte Blätter) erfolgreich durchgeführt werden kann. Mit mehr als 2 echten Blättern ist der Schwarze Nachtschatten so robust, dass die zur Verfügung stehenden Mittel bzw. die für Möhren verträglichen Aufwandmengen nicht mehr ausreichend wirken. Schwerpunkt Schwarzer Nachtschatten Das Pflanzenschutzamt der Landwirtschaftskammer Niedersachsen führt bereits seit mehreren Jahren Versuche zur Bekämpfung des Schwarzen Nachtschattens in Möhren durch. Auch in der Saison 2017 haben Versuche an zwei Standorten stattgefunden. Auf einer Versuchsfläche in Vesbeck, ca. 25 km nördlich von Hannover, wurden verschiedene Standardstrategien und auch der Einsatz des in Möhren derzeit nicht zugelassenen Mittels Oblix 500 (Wirkstoff Ethofumesat) geprüft. Der Druck von Schwarzem Nachschatten war auf dieser Fläche extrem hoch und gleichmäßig. Neben Schwarzem Nachtschatten war in der Kontrolle zu Versuchsende nur noch Weißer Gänsefuß vorhanden. Andere zwischenzeitlich vorhandene wie Windenknöterich und vereinzelte weitere Arten wurden im Laufe des Versuches durch den Schwarzen Nachtschatten komplett unterdrückt. Erste Pflanzen des Schwarzen Nachtschattens liefen ca. am auf. Die Möhren befanden sich zu diesem Zeitpunkt im Keimblattstadium (BBCH 10). Aufgrund der Trockenheit in der Region haben die Vorauflaufbehandlungen schlecht gewirkt. Zum Zeitpunkt der ersten Nachauflaufbehandlung am befand sich der Schwarze Nachtschatten zu einem großen Teil im Keimblattstadium, Einzelpflanzen hatten aber bereits zwei und vereinzelt mehr echte Blätter. 2

3 Extremer Druck von Schwarzem Nachtschatten auf der Versuchsfläche Abbildung 1 zeigt die Wirkungsgrade der verschiedenen Herbizidstrategien zum Versuchsende. Der Weiße Gänsefuß und die anderen konnten in allen Varianten gut erfasst werden. Große Unterschiede zeigten sich hingegen bei der Bekämpfung des Schwarzen Nachtschattens. Die Standardstrategie vieler niedersächsischer Betriebe ohne Einsatz von Stomp Aqua zeigte eine völlig unzureichende Wirkung. Durch den Einsatz von Stomp Aqua im Vor- und im Nachauflauf konnte der Schwarze Nachtschatten gut bekämpft werden, ebenso wie mit dem Einsatz von 2 x Oblix 500 in Tankmischung mit Bandur + Sencor Liquid im Nachauflauf oder die Kombination aus Betasana SC + Oblix 500 im Nachauflauf. Allerdings wäre auch auf diesen Parzellen aufgrund einzelner durchgewachsener Pflanzen und des Neuauflaufes von Nachtschatten Ende Juni ein Hackgang im weiteren Verlauf der Kultur nötig gewesen. Die beiden letzten Varianten dürfen aktuell aufgrund der fehlenden von Oblix 500 in Möhren noch nicht in der Praxis eingesetzt werden. Das Luftbild zeigt sehr eindrucksvoll die unterschiedlichen Bekämpfungserfolge der verschiedenen Strategien. 2 x Betasana SC in Tankmischung mit Bandur + Sencor Liquid im Nachauflauf war vom Wirkungsgrad her etwas schlechter als die Mischung mit Oblix 500. Betasana SC solo in der ersten Nachauflaufbehandlung wirkte gegen Nachtschatten schlechter als in Tankmischung mit Bandur + Sencor Liquid. Diese Variante wurde wegen der Gefahr von Schäden an den 3

4 Möhren durch den frühen Einsatz von Betasana SC geprüft. Unter den Behandlungsbedingungen des Frühjahres 2017 (trocken, sonnig, gute Wachsschicht) brachte die Trennung der Mischpartner keine Vorteile hinsichtlich der Verträglichkeit. Abb. 1: Wirkungsgrade verschiedener Herbizidstrategien gegen Schwarzen Nachtschatten in Möhren, Standort Vesbeck 2017 Bekämpfungserfolg verschiedener Herbizidstrategien gegen Schwarzen Nachtschatten 4

5 Auf einem zweiten Standort wurden weitere - in Möhren bisher nicht zugelassene - Mittel, die über die Bund-Länder-Arbeitsgemeinschaft Lückenindikation (BLAG Lück) bearbeitet werden, auf Wirkung und Verträglichkeit geprüft. Darunter waren wiederum Oblix 500 und Lentagran WP (Wirkstoff Pyridat). Auf dem Schlag trat leider kein Schwarzer Nachtschatten auf. Die Ergebnisse an dem Standort bestätigten allerdings die gute Verträglichkeit von Oblix 500 im Nachauflauf in Möhren. Bei Lentagran WP zeigte sich die in den Vorjahren bereits festgestellte Möglichkeit von Ausdünnungen und Nekrosen bei Einsatz von 300 g/ha im Keimblatt- bis 1-Blatt-Stadium der Möhren. 150 g/ha zu diesem frühen Zeitpunkt sind verträglicher. Fazit Wenn die Gefahr einer Belastung der Möhrenflächen mit Schwarzem Nachtschatten besteht, muss die Herbizidstrategie unbedingt angepasst werden. Die auf vielen Flächen ausreichende Strategie mit Bandur + Centium im Vorauflauf und Bandur + Sencor Liquid im Nachauflauf muss dann mit weiteren Mitteln ergänzt werden. Zurzeit stehen dafür nur Stomp Aqua im Splitting oder im Nachauflauf und mit einzelbetrieblicher Genehmigung Betasana SC im Nachauflauf zur Verfügung. Mehrere Versuchsergebnisse der letzten Jahre auf Standorten mit hoher Belastung haben gezeigt, dass eine Bekämpfung des Schwarzen Nachtschattens nur bis zum 2-Blatt-Stadium erfolgreich möglich ist. Daher müssen die Flächen gerade im Zeitraum der ersten Auflaufwelle von Anfang bis Mitte Mai intensiv im Abstand weniger Tage kontrolliert werden. Im BLAG Lück werden weitere Mittel für den Einsatz auf Problemstandorten geprüft. Als gut wirksam gegen Schwarzen Nachtschatten haben sich hier in den letzten Jahren Oblix 500 und Lentagran WP erwiesen. Lentagran WP zeigte allerdings immer wieder starke phytotoxische Schäden. Aufgrund dieser Schäden wird die Erarbeitung von Lentagran WP wohl nicht weiter verfolgt. Oblix 500 wird weiterhin bearbeitet, steht für die Praxis aber derzeit in Möhren noch nicht zur Verfügung. Ulrike Weier LWK Niedersachsen Fotos: Ulrike Weier 5

6 Tabelle 1: Zugelassene Herbizide im Möhrenanbau für die Saison 2018 Stand Februar 2018 Präparat / Wirkstoff bis Aufwandmenge Wartezeit Schadorganismus Anwendungszeitpunkt, Bemerkungen AGIL-S Propaquizafop Focus Ultra Cycloxydim Fusilade Max Fluazifop-P Gallant Super Haloxyfop-P ,75 l/ha; max. 1x 30 Tage 2,5 l/ha; max. 1x 35 Tage 5,0 l/ha; max. 1x 35 Tage 1,0 l/ha; max. 1x 49 Tage 0,5 l/ha; max. 1x 56 Tage, Ausfallgetreide (ausg. Einjähriges Rispengras, Gemeine Quecke), Ausfallgetreide Stadium Kultur: nach dem Auflaufen bis 50 % Dickenwachstum (BBCH 11-45); Stadium Unkraut: nach dem Auflaufen Schäden, einschl. Ertragsminderung möglich Stadium Kultur: nach dem Auflaufen (ab BBCH 11); Stadium Unkraut: 2-Blatt-Stadium bis 9 oder mehr (ausg. Einjähriges Rispengras) Seitentriebe/ Bestockungstriebe sichtbar (BBCH 12-29) Gemeine Quecke Stadium Kultur: nach dem Auflaufen (ab BBCH 11); Stadium Unkraut: nach dem Auflaufen, bei Unkrauthöhe bis ca. 25 cm, Ausfallgetreide (ausg. Einjähriges Rispengras) einkeimblättrige Stadium Kultur: nach dem Auflaufen; Stadium Unkraut: 2-Blatt-Stadium bis 1. Seitentrieb/Bestockungstrieb sichtbar (BBCH 12-21) Stadium Kultur: nach dem Auflaufen; Frühjahr Stadium Unkraut: nach dem Auflaufen Targa Super Quizalofop-P Targa Super Quizalofop-P Mittel mit alter Zul.Nr Aufbrauchfrist bis ,25 l/ha; max. 1x 1,25 l/ha; max. 1x 2,0 l/ha; max. 1x (ausg. Einjähriges Rispengras) (ausg. Einjähriges Rispengras) Stadium Kultur: nach dem Auflaufen (BBCH 10-49); Stadium Unkraut: 2-Blatt-Stadium bis 9 oder mehr Seitentriebe/ Bestockungstriebe sichtbar (BBCH 12-29) Stadium Kultur: nach dem Auflaufen (BBCH 10-49); Stadium Unkraut: 2-Blatt-Stadium bis 9 oder mehr Seitentriebe/ Bestockungstriebe sichtbar (BBCH 12-29) Gemeine Quecke Stadium Kultur: nach dem Auflaufen (BBCH 10-49); Stadium Unkraut: bei 15 bis 20 cm Unkrauthöhe 6

7 Targa Max Quizalofop-P ,6 l/ha; max. 1x 1,25 l/ha; max. 1x (ausg. Einjähriges Rispengras) Stadium Kultur: nach dem Auflaufen (BBCH 10-49); Stadium Unkraut: 2-Blatt-Stadium bis 9 oder mehr Seitentriebe/ Bestockungstriebe sichtbar (BBCH 12-29) Gemeine Quecke Stadium Kultur: nach dem Auflaufen (BBCH 10-49); Stadium Unkraut: bei 15 bis 20 cm Unkrauthöhe Roundup Rekord Glyphosat Roundup Power Flex Glyphosat Bandur Aclonifen Centium 36 CS Clomazone Sencor Liquid Metribuzin Sencor WG Metribuzin Aufbrauchfrist bis %; max. 1x; max. Mittelaufwand 5 kg/ha F 3,75 l/ha; max. 1x F 3,0 l/ha; max. 1x 90 Tage im Splittingverfahren, max. 2x; 1. Beh. 1,5 l/ha, 2. Beh. 1,0 l/ha 90 Tage 0,25 l/ha; max. 1x F 0,3 l/ha; max. 1 x im Splittingverfahren, max. 2 x; 1. Beh. 0,1 l/ha, 2. Beh. 0,2 l/ha 0,3 kg/ha; max. 1x ein- und zweikeimblättrige ; schwer bekämpfbare ein- und zweikeimblättrige, Acker- Fuchsschwanz, Einjähriges Rispengras (ausg. Kletten-Labkraut) (ausg. Kletten-Labkraut) während der Vegetationsperiode, streichen; zur gezielten Einzelpflanzenbehandlung Spritzen, Zwischenreihenbehandlung mit Abschirmung Stadium Kultur: bis zum Beginn des Dickenwachstums (BBCH 41), Stadium Unkraut: nach dem Auflaufen Stadium Kultur: vor dem Auflaufen; auch in Bundmöhren im Splitting: 1. Behandlung vor dem Auflaufen der Möhren, 2. Behandlung nach dem Auflaufen im 3-Blatt- Stadium (BBCH 13); auch in Bundmöhren Stadium Kultur: vor dem Auflaufen bis 5 Tage nach der Saat (BBCH 00-09); Stadium : vor dem Auflaufen (BBCH 00-09) nach dem Auflaufen, Stadium Kultur: 3 bis 4-Blatt- Stadium (BBCH 13-14) im Splittingverfahren, 2 Behandlungen im Abstand von 7-14 Tagen, nach dem Auflaufen, Stadium Kultur: 2 bis 5- Blatt-Stadium (BBCH 12-15) nach dem Auflaufen; Stadium Kultur: 3. bis 4. Laubblatt entfaltet 7

8 Stomp Aqua; Stomp Raps Pendimethalin im Splittingverfahren, 1,75 l/ha; max. 2x Abstand: 2-5 Wochen; 3,5 l/ha; max. 1x F (ausg. Kletten- Labkraut, Acker-Hundskamille, Franzosenkraut-Arten, Kamille- Arten, Gemeines Kreuzkraut) im Splitting: 1. Behandlung vor dem Auflaufen der Möhren, 2. Behandlung nach dem Auflaufen im im 2-3- Blatt-Stadium (BBCH 12-13) bis zum 1-Blatt-Stadium der (ausg. Kletten- Labkraut) Stadium Kultur: vor dem Auflaufen Schäden an nachgebauten zweikeimblättrigen Zwischenfrüchten und Winterraps möglich * gv = serweiterung nach Art. 51 VO(EG) 1107/2009 für geringfügige Verwendung, das Anwendungsrisiko liegt beim Anwender In Niedersachsen nach einem Antrag auf einzelbetriebliche Genehmigung nach 22 möglich: Betasana SC Phenmedipham ,0 l/ha; 2x 60 Tage Stadium Kultur: nach dem Auflaufen Stadium Unkraut: 1-3-Blatt-Stadium (BBCH 11-13), Abstand 7-10 Tage Zusätzlich können in Möhren bis zwei Tage vor der Saat noch verschiedene Glyphosat-Präparate gegen bereits vorhandene eingesetzt werden Bei allen Pflanzenschutzmaßnahmen sind die aktuelle ssituation und die Gebrauchsanleitung genau zu beachten! 8