Kleben und Kleben lassen Der Bau des Ikosaeders

Transkript

1 Kleben und Kleben lassen Der Bau des Ikosaeders

2 Seit dem stehe ich in meiner Vitrine im Neubau der St.-Ursula-Schule. Vor 5 Monaten, 3 Wochen und 5 Tagen bestand ich noch aus Einzelteilen, die die Schülerinnen und ein Teil der Belegschaft aus vorgefertigten Bögen gebastelt haben. Jeder Bastler durfte dann noch auf seinem eigenen Teil unterschreiben und sich damit sozusagen auf dem Ikosaeder verewigen. Die Idee für dieses Mammut-Projekt stammt von der Mathematik Lehrerin Fr. Bieber: "Im Schuljahr 2011/2012 feiert unsere Schule ihr 300-jähriges Bestehen. Bei der Planung des Jubiläums wünschte sich die Schulleiterin Sr. Katharina die Verwirklichung eines Projektes, das die vielfältige und gleichzeitig harmonische Schulfamilie versinnbildlicht. Das aus 1728 Einzelteilen zusammengefügte Ikosaeder-Fraktal schien uns dafür das passende Symbol."

3 Die Grundidee einen Ikosaeder überhaupt zu bauen, hatte aber der Lehrer Wilhelm Sternemann, auch ein Mathematiklehrer. Er erfand ein ausgeklügeltes System, das es ermöglicht aus nur 4 verschiedenen Basisteilen ein prachtvolles Ikosaeder zu basteln, so wie ich es bin. Meine Geburt ist sehr kompliziert gewesen und nicht selten haben meine Geburtshelfer gestöhnt, wenn sie zu spät einen Fehler beim Bau bemerkten und so viele Teile bereits verklebt waren. Dann mussten wieder neue bestellt werden, diese dann ausgeschnitten und richtig zusammengeklebt werden. Dann erst konnte man mit dem Bau fortschreiten. Sooft dies auch passiert ist, letztendlich haben meine Geburtshelfer aber nie aufgegeben und ihnen ist es zu verdanken, dass ich jetzt stolz in meiner Vitrine im Neubau stehe. Ich hoffe ich kann Ihnen im Folgenden meinen Werdegang sehr gut vorstellen und verdeutlichen. Vielleicht können sie schon hören, wie das Papier unter den Fingern knisterte, der Geruch von Kleber den Raum erfüllte und nachvollziehen, dass es eine beachtliche Leistung ist, ein solch ungewöhnliches Projekt ins Leben zu rufen und schließlich auch zu Ende zu bringen. Und um dies zu verdeutlichen, ist die Entstehung im Folgenden mit Bildern dokumentiert:

4 Der Anfang-Klein aber fein Auf diesem Bild kann man alle 4 Grundteile sehen. Sie haben die nicht sehr fantasievollen, aber zweckmäßigen Namen: A-, B1-, B2- und C-Teil. Bei allen 4 Modellen kann man mit etwas Kreativität die Ikosaederform erkennen, die schon in den Grundteilen vorhanden ist.

5 Der Anfang-Klein aber fein Bilder von den 4 Grundteilen Hier kann man ein C-Teil sehen. Diese bilden die Spitzen unseres Ikosaeders.

6 Der Anfang-Klein aber fein Bilder von den 4 Grundteilen Dies ist ein A-Teil. Sie sind die wichtigen Bindeglieder zwischen den anderen Teilen.

7 Der Anfang-Klein aber fein Bilder von den 4 Grundteilen Hier ist ein B1-Teil abgebildet. In Kombination mit dem B2-Teil stellt es ein wichtiges Grundteil für den Aufbau des Ikosaeders dar.

8 Der Anfang-Klein aber fein Bilder von den 4 Grundteilen Das ist ein Bild eines B2-Teils. Sie sollen das Grundgerüst des Ikosaeders bilden.

9 Die ersten Bastelschritte Nachdem man die Basisteile erst einmal alle ausgeschnitten, gefalzt und zusammengeklebt hat, kann man mit dem Bau beginnen. Für den ersten Schritt benötigt man ein B1 und drei B2 Teile, die dann auf eine bestimmte Weise zusammengeklebt werden müssen. Es ergibt sich ein B-Teil.

10 Der Ikosaeder nimmt Gestalt an Für die nächste Stufe benötigt man fünf dieser B-Teile, die man in Schritt 2 zuvor gebastelt hat, und fünf A-Teile. Hier machten meine Geburtshelfer einen folgenschweren Fehler: Sie bastelten zu viele von diesen Modellen aus Schritt 3 und konnten dann nicht alle verwenden. Eigentlich hätten sie neue Teile an die Modelle kleben müssen, sodass diese wuchsen. Aber sie bastelten zu viele einzelne Teile, die man danach nicht mehr zusammenfügen konnte. So gingen meinen Geburtshelfern viele Grundteile verloren, die in den nicht mehr brauchbaren Modellen verbaut waren und daher noch einmal angefertigt werden mussten. Schließlich wurde aber auch diese Schwierigkeit überwunden und es konnte weiter gehen.

11 Der Ikosaeder nimmt Gestalt an: Bilder Auch in diesem Teil aus Schritt 3 ist die Ikosaederformbereits zu erkennen.

12 Kurz vor dem Ziel Der folgende Schritt ist sehr wichtig für meine Entwicklung gewesen, denn nun sind an die Verbindungsstellen der Modelle aus Schritt 3 noch weitere Grundteile geklebt worden. Dies war eine ziemliche Fummelei, denn die Teile hatten ihren ganz eigenen Willen. Doch schließlich waren zwölf solcher Ikosaeder fertig. Wenn ihr genau hinschaut, kann man bereits einen Ikosaeder erkennen, indem man Ecken im Geist durch Kanten miteinander verbindet. Dies sieht man auf der nächsten Folie genauer.

13 Kurz vor dem Ziel: Bilder eines Ikosaeders der 2.Iterationsstufe Hier kann man nun einige der kongruenten Dreiecke sehen aus welchen der Ikosaeder aufgebaut ist. Man merkt: Die Ikosaederform ist bereits vorhanden.

14 Kurz vor dem Ziel: Bilder eines Ikosaeders der 2.Iterationsstufe Hier kann man einen der Ikosaeder von oben betrachten. Aufgrund von seiner Vollkommenheit und Ästhetik zieht er seit jeher Menschen in seinen Bann.

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16 Endlich fertig-ein fraktaler Ikosaeder In dieser letzten Phase meiner Entwicklung wurden nun die 12 zuvor gebastelten Ikosaeder ineinander geschoben und miteinander verklebt. Dabei hatten meine Geburtshelfer einige Mühen, da sich die Anleitung in diesem Punkt etwas vage ausdrückte. Als der letzte Ikosaeder schließlich mit dem gesamt Gebilde verbunden war, konnten meine Geburtshelfer endlich stolz meine Fertigstellung verkünden und ich kam in mein neues behagliches Zuhause, die Glasvitrine im Neubau.

17 Geschafft! Der Ikosaeder hängt nach monatelangem Arbeiten in seiner Vitrine im Neubau. Endlich! Wenn man jetzt auf den weiten beschwerlichen Weg zum Ziel hin zurückblickt, lächelt man über vergangene Fehler, stöhnt über die vielen Probleme, die es zu bewältigen galt. Vor allem aber ist man aber unheimlich stolz und glücklich, denn man merkt wie sehr sich die vielen Mühen am Ende doch gelohnt haben. Perfekt ist nichts und niemand auch nicht der gebastelte Ikosaeder, aber er zeigt, was Gemeinschaft alles erreichen kann Einzelteile, gebastelt von Schülerinnen, Eltern und Lehrern. Allein hätte man ein solches Projekt nie bewältigen können.