Die Menschen verehrten andere Götter, die gerade sehr modern waren, den Baal zum Beispiel.

Transkript

1 Liebe Gemeinde, Der Prophet Elia wollte sein Bestes geben. Bis zum Äußersten hat er sich engagiert. Ich habe für meinen Gott geeifert sagt er später. 1. loderndes Feuer Das stimmt: Elia gab Vollgas. Da war auch kein anderer, der tun konnte, was Elia tat. Er war allein auf weiter Flur. Außer ihm hatte kaum jemand am Gott Israels festgehalten. Die Menschen verehrten andere Götter, die gerade sehr modern waren, den Baal zum Beispiel. Der Baal war ein Fruchtbarkeitsgott. Deswegen war es besonders peinlich, dass im ganzen Land Dürre herrschte. Seit drei Jahren hatte es nicht mehr geregnet. Und das, obwohl Baal doch inzwischen so viele Propheten hatte in Israel; vierhundertfünfzig Stück an der Zahl. Als Prophet des Herrn, des Gottes Israels, war nur Elia übrig geblieben. Schon sein Name war Programm: Elijahu bedeutet: Mein Gott ist der Herr!

2 Trotzig forderte er die Baalspropheten heraus. Es kam zum Gottesurteil. Die Propheten des Baal sollten ein Opfer bringen und Elia auch. Beeindruckend zeigte der Herr seine Macht: das Opfer für Baal blieb liegen, aber Elias Opfer für den Herrn ging in Flammen zum Himmel empor. Ein loderndes Feuer. Wer die Geschichte aus dem ersten Königebuch liest, der merkt, dass hier nicht allein das Opfer brannte. Nein, der ganze Elia brennt, er brennt leidenschaftlich für seinen Herrn! Seine Gegner räumt er aus dem Weg. Dabei ist er nicht zimperlich: Er tötete die Götzenpropheten. Kurz danach kam endlich der lang ersehnte Regen. Sieg auf der ganzen Linie! Doch Elia scheint es schon nicht mehr so richtig zu freuen. Er benimmt sich sonderbar. Er klettert auf einen Berg und hielt sein Haupt zwischen die Knie, so lesen wir in der Bibel. Eine eigentümliche Haltung für jemanden, der grade seinen größten Triumph auskosten könnte. Ob Elia geahnt hat, was kommen würde?

3 Es braute sich etwas zusammen über ihm. Der König berichtet seiner Königin brühwarm vom Prophetenmassaker. Was dann passiert, lesen wir im Predigttext: 1. Kön 19,1-8. Königin Isebel ist eine mächtige Frau. Sie war es, die die fremde Religion ins Land gebracht hatte. Elias Angriff auf den Baalskult wertete sie als einen Angriff auf sie. Und diese Frau wusste sich zu wehren! Sie würde Elia töten lassen, ohne mit der Wimper zu zucken. Das kündigt sie unmissverständlich an. Und bei Elia macht sich Erschöpfung breit. Er kann nicht mehr. Jetzt läuft er davon. Er isoliert sich, schickt sogar seinen Diener weg. Er geht in die Wüste. 2. ausgebrannter Prophet Elia ist ausgebrannt. Heutzutage sprechen wir manchmal von einem Burnout-Syndrom. Wer die einschlägigen Artikel liest, findet ziemlich genau den Elia beschrieben.

4 Es heißt, wer ausgebrannt ist, muss einmal gebrannt haben. Und richtig: Der Prophet hat schwer 'was losgemacht. Er wollte die Menschen in seiner Umgebung für den Glauben an den wahren Gott gewinnen. Diesem Ziel hat er sich mit seiner ganzen Kraft verschrieben. Ein Christ ist immer im Dienst, sagen manche. In der Gemeinde tun wir Gottes Werk, und die Arbeit muss ja getan werden. Wer soll es denn sonst tun, wenn nicht ich? Irgendwie ist es ja auch ein schönes Gefühl, unentbehrlich zu sein. Elia war unentbehrlich, meinte er jedenfalls: Ich bin allein übrig geblieben als Prophet des Herrn. Erst sehr viel später erkennt Elia: Da waren außer ihm noch siebentausend, will sagen: eine hohe Zahl von Menschen, die nicht den Baal angebetet haben... Aber egal, aus welchen Gründen es geschieht: Wer pausenlos arbeitet und sich nie entspannt und erholt, der geht ein hohes Risiko ein. Wie Elia. Er wird reizbar, aggressiv, kriegt Angstzustände und isoliert sich. Sogar seinen getreuen Diener lässt er zurück. Ganz ähnlich beschreiben es die Psychologen heute, wenn sie vom Burnout sprechen.

5 Es passt ins Bild, dass Elia müde wird, schrecklich müde, zum Sterben müde. Elia geht in die Wüste und setzt sich unter einen Ginsterstrauch. Man sagt, die Zweige dieses Strauches geben ein lebhaftes, aber schnell verloderndes Feuer. Ja, jetzt will Elia am liebsten sterben. Von seinem Selbstwertgefühl ist nichts mehr übrig. Er ist hinter seinen hochgeschraubten Erwartungen zurückgeblieben. Es ist genug, so nimm nun, HERR, meine Seele, ich bin nicht besser als meine Väter. Elia ist in tiefe Depression gefallen. Schlimm, wenn einen sein Engagement für die gute Sache so weit gebracht hat. Vielleicht sagt nicht jeder Ausgebrannte, dass er lebensmüde ist. Elia hätte es auch schneller haben können, wenn er sterben wollte. Der Bote der Königin Isebel hatte ihm ja angekündigt, dass er getötet würde. Aber wie viele Erschöpfte arbeiten auf ihren Tod auf Raten hin. Sie greifen zu Alkohol, Medikamenten oder Drogen deutliche Anzeichen für eine Flucht aus dem Leben, in dem sie stehen. Es heißt, dass Menschen in helfenden Berufen besonders anfällig seien fürs Ausbrennen: Lehrer, Ärzte, Sozialarbeiter, Krankenschwestern und so weiter.

6 Wir ahnen: Auch in der Gemeindearbeit können Menschen verbrennen. Eine Weile lang setzen sie sich enthusiastisch ein. Sie übernehmen bereitwillig auch die undankbarsten Aufgaben. Ihre Freizeit verbringen sie fast komplett in der Gemeinde. Und weil es immer viel zu tun gibt, freuen wir uns über Menschen, die sich so einbringen. Wer viel macht, wird oft gefragt, ob er nicht noch mehr machen möchte. Einsatzbereitschaft gilt als bewundernswert. Aber es ist tragisch, wenn jemand dabei über seine Grenzen geht. Darum halten es manche Gemeinden so, dass niemand mehr als eine Aufgabe übernehmen darf. Nicht, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Freude an der Gemeindearbeit verlieren. Sie sollen nicht verbrennen. Es ist nicht Sinn der Sache, dass alle nur zum Arbeiten in die Gemeinde gehen. Was würde denn so eine Gemeinde verkündigen? Es sähe doch so aus, dass auch hier nur Leistung zählt. Schlimm, wenn Menschen in der Gemeindearbeit verbrennen. Wahrscheinlich bleibt dann vom begeisterten Glauben bleibt auch nicht mehr viel übrig. Nimm nun, HERR, meine Seele betet Elia. Gott hört das Gebet. Er nimmt Elias Seele aber nicht weg, er nimmt sich ihrer an.

7 Sehr behutsam tut er das. Die Königin Isebel hatte ihren Boten ausgesandt, um Elia seinen Tod anzukündigen. Nun schickt Gott seinen Boten. Der berührt Elia und sagt: Steh auf und iss! mehr nicht! Und dann liegt da ein geröstetes Brot. Daneben steht ein Krug mit Wasser mehr nicht. Es braucht nicht viel, um ein Engel zu sein. Eine Berührung. Ein paar wenige Worte, ein bisschen Brot, ein bisschen Wasser. Manchmal reicht das schon. So ein Engel können Sie auch sein. Mit sehr einfachen Mitteln können Sie ein Bote Gottes sein. Elia isst und trinkt und schläft weiter. Endlich kehrt bei ihm wieder Ruhe ein. Gott lässt Elia neue Kraft tanken, denn Elia hat noch einen weiten Weg vor sich. Es braucht Zeit, um Elia wieder herzustellen. Viel Zeit. Vierzig Tage und Nächte ist er auf dem Weg zu Gott und zu sich selbst.

8 Interessant, wozu die Psychologen ausgebrannten Menschen raten: Ausreichend schlafen, regelmäßig bewegen (zum Beispiel gehen), Sonnenlicht, Vollkornnahrung, Kontakte pflegen, aber auch, man höre und staune: Gebet und Meditation. Das alles kommt, wenn man so will, auch in Elias Geschichte zum Tragen. Ich möchte unseren Predigttext aber nicht bloß auf den Bericht einer gelungenen Therapie reduzieren. Hier geht es um die Geschichte Gottes mit Elia. 3. langanhaltende Glut Gott führt Elia zu den Wurzeln zurück, zum Berg Gottes. Elia kommt an die Wurzeln seines Glaubens. Die Zweige des Ginsterstrauches geben ein lebhaftes und schnell verloderndes Feuer. Seine Wurzeln aber, auch dafür war der Strauch bekannt, liefern eine Holzkohle mit starker, langandauernder Glut. Es ist bestimmt kein Zufall, dass die Bibel den Ginsterstrauch ausdrücklich erwähnt! Elia also kommt wieder an die Wurzeln seines Glaubens. Hier, am Horeb, hatte Mose seine erste Begegnung mit Gott. Damals brannte dort ein Busch, ohne, dass das Feuer ihn verzehrte der brennende Dornbusch. Hier hatte Mose den Gott, der in die Freiheit führt, kennen gelernt.

9 Hier begegnete Gott nun auch dem Elia. Zwischen den beiden kommt es endlich zur Aussprache. Ich lese weiter aus 1. Kön 19: Gott begegnet dem Elia genau so, wie Elia es grade braucht. Gott kann im Sturm kommen, die Erde zum Wanken bringen. Gott kann wie ein brennendes Feuer sein. Aber zu Elia kommt er im sanften Sausen. Anders hätte Elia ihn wohl kaum ertragen. Als Sturm, Erdbeben und Feuer vorübergingen, blieb Elia in der Deckung seiner Höhle. Das alles ging über seine Grenzen, es war zu viel. Erst, als er das sanfte Sausen hört, tritt er heraus. Das wollen wir festhalten: Gott begegnet uns so, wie wir es brauchen. Der allmächtige Gott ist im sanften Sausen gegenwärtig. Im leisen Zuspruch ist er neben uns. Das ist doch der eigentliche Grund für all unser Engagement in der Gemeinde. Gott ist uns voller Liebe begegnet. In seinem Sohn Jesus Christus hat er das eindeutig klar gemacht.

10 In aller Sanftheit kommt er zu uns. Das durften wir erfahren. Darum sind wir hier. Von dieser Liebe leben wir. Diese Liebe wollen wir weitertragen. Ausgehend von der Liebe Gottes setzen wir uns in der Gemeinde ein. So wollen wir Gottes Werke tun. Das sanfte Sausen Gottes korrigiert uns, wenn wir zu verbrennen drohen. Es bringt uns wieder auf den richtigen Weg. Es verweist uns auf den eigentlichen Sinn all unseres Einsatzes. Wenn wir unser Bestes geben wollen, dann geben wir das weiter, was wir von Gott empfangen. Jede und jeder an ihrer oder seiner Stelle. So können wir einander zum Engel werden. Wir wissen ja: Es braucht nicht viel dazu! Schon eine Berührung, ein Stück Brot, ein Schluck Wasser im Namen Gottes können genügen. Und wir dürfen wissen: Gott sorgt für seine Mitarbeiter.

11 Er nimmt sich unserer Seele an, so, wie wir es brauchen. Amen.