Island Tauchen zwischen den Kontinenten Das klarste Wasser der Welt Geothermale Quellen

Transkript

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2 Die Vorraussetzungen für diese Reise standen augenscheinlich unter keinem guten Stern. Knapp zwei Wochen vor unserem Abflug ging die Nachricht vom Ausbruch des Isländischen Vulkanes Bardabunga durch alle Nachrichten. Erinnerungen an das Jahr 2010 kamen auf, an dem der Vulkanausbruch des Eyjafjallajökull weite Teile des Europäischen Luftraumes durch seine Aschewolke lahmlegte. Sollte die Reise so kurz vor Antritt doch noch scheitern? Es blieb nur zu hoffen, dass unser Flieger doch starten konnte. Der Vulkan war uns wohl gesonnen und so konnten wir wie geplant unsere Reise antreten. Nach knapp dreieinhalb stündigem Flug erreichten wir Reykjavik und nahmen unsere Leihwagen in empfang. Das Wetter zeigte sich mit 12 Grad Lufttemperatur und Nieselregen nicht gerade von seiner besten Seite. Die Unterkunft war schnell bezogen, denn am nächsten Tag sollte es bereits zum Tauchen an die Silfra-Spalte gehen. Dies war der eigentliche Grund für diese Reise. Die Silfra-Spalte Bei der Silfra-Spalte handelt es sich um eine Verwerfung der Erdkruste, die durch das auseinander driften der Amerikanischen und der Eurasischen Platte entstand. Diese Kontinentalplatten sind ständig in Bewegung und driften jährlich ca. 2,5 cm weiter auseinander und verbreitern somit kontinuierlich die Spalte.

3 Silfra befindet sich im südwestlichen Teiles Island im Nationalpark Pingvellir wo sie in den See Pingvallavatn mündet. Die Spalte ist mit klarstem Schmelzwasser des Gletschers Langjökull gefüllt, welches 30 bis 100 Jahre durch das Lavagestein sintert bevor es nach einer Strecke von ca. 50km die Spalte erreicht. Die Sichtweite unter Wasser gilt als die beste der Welt und beträgt rund 120m! Allerdings bei einer ganzjährigen Wassertemperatur von 2 Grad. Die Spalte weist ein ausgeprägtes Höllensystem bei einer maximalen Tiefe von über 60m auf. Silfra mit ihren Überhängen, Höhlen und der geringen Wassertemperatur ist trotz ihrer guten Sicht nicht zu unterschätzen. 12 Taucher sind bis dato in der Silfra-Spalte tötlich verunglückt. Das gesetzlich vorgegebene Tiefenlimit von 18m sollte daher von jedem Taucher im eigenen Interesse eingehalten werden. Gebucht haben wir unsere Tauchgänge im Vorfeld der Reise bei dive.is, die ihre Basis im Hafen von Reykjavik hat. Zum Service der Tauchbasis gehört es die Taucher oder Schnorchler von den Hotels bzw. Unterkünften innerhalb Reykjaviks abzuholen und den ca. 1 stündigen Transfer zur Spalte zu übernehmen. Da wir jedoch unsere Bleibe außerhalb hatten trafen wir uns im Nationalpark Pingvellir. Am Tauchplatz angekommen erwarteten uns schon einige Fahrzeuge und Taucher. Silfra ist der Tauchplatz auf Island. Taucher aus der ganzen Welt kommen hier her um im klarsten Wasser zwischen den Kontinenten schweben zu können. Die Vorbereitungen zum Tauchen erfolgen auf einem kleinem Parkplatz, spartanisch ausgestattet mit wenigen, einzelnen Holztischen für das Equipment sowie zweier Toilettenhäuschen. Eine Überdachung oder Sitzgelegenheiten sucht man vergeblich. Die zwischenzeitliche Ausweisung dieser Region als Weltnaturerbe lässt leider keinen weiteren Ausbau der taucherischen Infrastruktur wie einen Unterstand zu. Wohlgemerkt, dass Wetter war alles andere als gut und so überraschten uns der Regen und die 10 Grad

4 Außentemperatur auch nicht mehr sonderlich. Nach kurzem Briefing und Umziehen im Freien-und damit schon angefroren und mit nassen Unterzieher- ging es ins Wasser. So unscheinbar die Spalte von Land aus wirkt so spektakulär zeigt sie sich Unterwasser. Schon der erste Blick nach dem Eintauchen ist überwältigend. Noch nie haben wir eine solche Transparenz gesehen. Man scheint im Raum zu schweben. Die von Land aus schmal wirkende Spalte erscheint unter Wasser auf einmal riesig. Auch die senkrecht abfallenden Wände wirken in keinster Weise bedrohlich. Wir schweben in einer Tiefe von 2-18 m durch die Spalte vorbei an riesigen Gesteinsbrocken, Steilwänden, Bruchkanten und flachen, mit Algen bewachsenen Übergängen. Spektakulär ist das Gefühl wirklich zwischen Kontinenten zu tauchen, denn hier stoßen die Amerikanische Platte und die Eurasische Platte zusammen. An Engstellen sind beide Kontinente für Taucher greifbar und ein dankbares Fotomotiv. Von der leichten Strömung getrieben enden die Tauchgänge in der flachen Silfra Lagune. Hier wirkt die Szene noch surrealer. Die Taucher scheinen im Nichts zu schweben. Die Wasserfarbe wirkt fast kitschig blau. Die Lagune ist so klar, dass man problemlos das andere Ufer in gut 100m Entfernung erkennen kann. Ich frage mich wie die Sicht wohl erst bei Sonnenschein wirkt? Hier ist auch der Ausstieg in Form einer Plattform montiert. Nach Minuten sind die Tauchgänge meist zu Ende. Nicht wegen der knappen Luft, von der haben wir noch reichlich, aber 2 Grad Wassertemperatur lassen die Finger und Füße zu Eiszapfen erstarren.

5 Welche Strecke wir tauchend zurückgelegt haben zeigt sich beim Rückweg zum Parkplatz vorbei am Einstiegsplatz. Hier wird jedes zusätzliches Equipmentteil zur Last. Wir wiederholen die Tauchgänge in den nächsten Tagen und können uns nicht satt sehen. Hydrothermale Quellen Als weiteres Highlight erwarteten uns am nächsten Tag die Hydrothermalen Quellen des Kleifarvatn Sees. Hier zeigen sich dem Taucher die vulkanischen Aktivitäten Island besonders deutlich. Der Seeboden ist übersät mit blubbernden heißen Quellen. Überall steigen Gasblasen auf und Schwefelablagerungen färben den Seegrund in Teilen gelb. Der Tauchplatz wurde erst im Jahre 2009 entdeckt und liegt ca. 25 km von Reykjavik entfernt. Die Anfahrt kann nur mit einem geländegängigen Allradfahrzeug erfolgen da die Wege nur minimal befestigt sind. Wir lassen somit unsere Leihwagen stehen und wechseln auf den Bus von dive.is. Wir riechen schon den Schwefel in der Luft bevor wir den Tauchplatz erreicht haben. Geparkt und umgezogen wird sich direkt am Seeufer. Der See befindet sich in einem sehr aktiven Erdbebengebiet was auch das Anheben- bzw. Absinken des Wasserspiegels um teils mehrere Meter erklärt. Die vorgefundene Sichtweite entspricht

6 denen der deutschen Seen. Bei unserem Tauchgang waren die thermalen Aktivitäten etwas geringer, aber riesige Krater im Seeboden zeugen von stärkeren Aktivitäten. Gasblasen treten jedoch überall aus. Getaucht wird in Tiefen von 5 bis 15m. Auch hier hat uns der Regen wieder eingeholt und wir versuchen uns nach dem Tauchgang im Bus umzuziehen. Aufgrund der Enge leider nur mit mäßigem Erfolg. Die Zeit auf Island verging wie im Flug und es blieb leider nur wenig Zeit die grandiosen Landschaften ausgiebiger zu erkunden. Aber es reichte dennoch um wenigsten kurz einige Geysire, Wasserfälle und Gletscherlagunen im südlichen Teil Island erleben zu dürfen. Gerne kämen wir wieder, dann aber für einige Tage länger und hoffentlich bei besserem Wetter. Tauchen auf Island Tauchen auf Island bedeutet Tauchen mit Trockenanzug und dickem Unterzieher. Gerade für Tauchgänge in der Silfra Spalte sollte ausreichend Erfahrung im Umgang mit einem Trocki vorliegen. Schnell ist sonst Sediment aufgewühlt, die empfindlichen Algen abgerissen und die nachfolgenden Taucher sehen nur noch Nebel. Auch redundante kaltwassertaugliche Atemregler gehören zur Ausstattung. Wer kein eigenes Equipment mitbringt, kann sich dieses bei der Tauchbasis leihen, sollte aber im Vorfeld seinen Bedarf anmelden. Nicht zu vergessen ist auch, dass die Silfra in einem aktiven Erdbebengebiet liegt. Mögliche Gesteinsabbrüche und Einstürze von Überhängen sollte man bei der Tauchgangsplanung berücksichtigen.