2 Anonymer Text, der Maja Zimmermann in Tagen des Schweigens in Taizé in die Hände geraten ist.
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- Stefan Hoch
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1 Gottesdienst mit Abendmahl und der Möglichkeit zur Salbung und Segnung 1. Advent, 1. Dezember 2013, Nydeggkirche, Bern. Markus Niederhäuser Predigt zu Lukas 1, 5-25 Zacharias verstummt Guter Hoffnung sein, liebe Gemeinde, Sie wissen sicher noch, was das bedeutet: Wenn eine Frau schwanger wurde, sagte man früher, sie komme in die Hoffnung. Guter Hoffnung sein schwanger sein, dieses Lebensgefühl passt in die Adventszeit, in die Wochen vor Weihnachten, in denen wir uns auf die Geburt des Erlösers, des Befreiers, des Heilandes vorbereiten. In diesen Tagen dürfen wir mit dieser guten Hoffnung schwanger gehen. Und für einmal können nebst Ihnen, liebe Frauen, auch wir Männer und Kinder schwanger sein! Diesen bemerkenswerten Zusammenhang zwischen Schwangerschaft und Hoffnung finden wir auch in den Adventsgeschichten der Bibel, insbesondere im Lukasevangelium. In seiner Vorgeschichte von Weihnachten werden gleich zwei ungewöhnliche Schwangerschaften geschildert: Noch vor derjenigen des jungen Mädchen Maria, die Schwangerschaft der alten Frau Elisabeth. Wir haben den Abschnitt über Zacharias und Elisabeth in der Lesung gehört. 1 Gleich nach dem Vorwort seines Evangeliums setzt Lukas damit ein und erzählt, wie Elisabeth in vorgerücktem Alter schwanger wird mit Jochanan, dem Cousin und Vorläufer von Jesus, der später Johannes, der Täufer genannt wird. Die Erzählung von Zacharias und Elisabeth war Thema am letzten unserer Bibelgespräche zusammen mit der Kirchgemeinde Münster vor anderthalb Wochen. Dabei beschäftigte uns auch die Frage, wie das Verstummen von Zacharias zu verstehen sei. Als der himmlische Bote dem Priester im Tempel über dem Räucheraltar erschien und ihm einen Sohn verhiess, verlangte der alte Priester ein Zeichen und fragte: 18 Woran soll ich das erkennen? Ich selbst bin ja alt, und meine Frau ist schon betagt. 19 Und der Engel antwortete ihm: Ich bin Gabriel, der vor Gott steht; und ich wurde gesandt, um mit dir zu reden und dir dies als gute Botschaft zu überbringen. 20 Und siehe, du wirst stumm sein und nicht zu reden vermögen bis zu dem Tag, da dies geschieht, weil du meinen Worten nicht geglaubt hast, die in Erfüllung gehen werden zu ihrer Zeit. Am Verstummen von Zacharias bewegte uns die Frage: Ist es eine Strafe? Der Text scheint es nahe zu legen, wenn es heisst: du wirst stumm sein, weil du meinen Worten nicht geglaubt hast, besteht da nicht ein kausaler Zusammenhang? Verstummen, weil er nicht geglaubt hat? Zum Verstummen bringen kann brutal sein. Heute noch. Zeitgleich mit uns werden einfache Menschen zum Verstummen gebracht, Menschen ohne Einfluss, ohne Lobby. Mächtige Grossgrundbesitzer, Palmölgesellschaften und Holzfirmen vertreiben arme Bauern, indigene Gemeinschaften und Landlose mit brutaler Gewalt vom Land, das sie seit Generationen bebaut haben und sorgen mit Druckmitteln dafür, dass sie den Mund nicht aufmachen. Nicht um solches Verstummen geht es bei Zacharias. Nein. Die göttliche Welt will Zacharias nicht strafen. Warum denn auch? 1 Über den Abschnitt in Lukas 1,5-25 wird selten gepredigt, er ist in keiner Perikopenordnung aufgenommen.
2 In der Einleitung wird sein vorbildlicher Lebenswandel betont. Gütig und gerecht lebte er sein Leben nach Gottes Willen. Dass Zacharias verstummt, hat eine andere Bedeutung. Der Bote des Ewigen kommt in freudiger Mission. Er sagt: 13 Fürchte dich nicht, Zacharias! Denn dein Gebet ist erhört worden, und Elisabet, deine Frau, wird dir einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Johannes geben. 14 Und Freude und Jubel wird dir zuteil werden Zacharias selber erbat ein Zeichen. Und es wird ihm gegeben: in seinem Verstummen. So erfährt der alte Mann, wie Gott in sein Leben eingreift und dass dem Ewigen nichts unmöglich ist. Die Geburt des Kindes, das menschlich gesehen nicht mehr erwartet werden konnte, wird ein Zeichen von Gott sein. In ihm will Gott selbst reden. Zacharias hingegen wird einstweilen verstummen. Und damit, liebe Gemeinde, wird ihm Wunderbares geschenkt. Teilnehmerinnen und Teilnehmer an unserem Bibelgespräch fragten sich: Wird Zacharias damit nicht ein Sabbatical, eine Auszeit gewährt? Stumm kann er ja sein Priesteramt nicht mehr ausführen. Sein Verstummen gibt ihm die Chance, sich zu besinnen, sich vorzubereiten auf die angekündigte Geburt. Zacharias wird uns als besonders rechtschaffen, pflichtbewusst und gesetzestreu beschrieben. Das Verstummen ermöglicht ihm dem Kontrollierten und Korrekten die Erfahrung einer noch anderen Dimension: Die des göttlichen Geheimnisses, das sich allen Worten entzieht. Verstummen also als Ausdruck des Überwältigtseins und Übermanntwerdens? Jemand bemerkte: das Stummsein von Zacharias dauert ja solange wie die Schwangerschaft von Elisabeth. Könnte sein Verstummen demnach seine Schwangerschaft sein? In der Begegnung mit dem Engel Gabriel und dessen Botschaft erfährt Zacharias die göttliche Wirklichkeit. Das verschlägt ihm erst mal die Sprache. Es ist so: Vor dem Heiligen, dem Geheimnis müssen wir verstummen. Konfrontiert mit der göttlichen Gegenwart, gilt es wie einst Mose seine Sandalen die Alltagslatschen auszuziehen, denn da treten wir ein in einen heiligen Bezirk. Da versagen uns die Worte. Da haben wir keine Worte mehr für das "Unsagbare", Unberechenbare, "Unglaubliche". Interessant, liebe Gemeinde, das Wort Mystik, welches auf diese andere Dimension hindeutet, leitet sich ab vom griechischen Wort (myein) und dieses heisst: sich schliessen und zwar die Lippen, die Augen (oder auch Wunden). Die Lippen schliessen, verstummen (Zeichen: Finger vor den geschlossenen Mund heben) ist das Zeichen für diese andere Dimension. Doch das Stummwerden, das In-die-Stille-gehen ist nicht einfach zu ertragen. Vielleicht kennen Sie das auch, es macht Angst, erzeugt Widerstände. Wenn wir uns darauf einlassen, finden wir eine tiefe Quelle der Erneuerung. Dürfen mit uns selbst ins Lot kommen. Mit der ver-rückten Welt klar kommen. Freiwillig verstummen, in die Stille gehen, kann eine jede, ein jeder für sich. Umso tiefer ist die Erfahrung, wenn wir sie in Gemeinschaft machen.
3 Wie wir das während der Zeiten der Kontemplation erleben hier in der Nydegg jeweils in den Wochen vor den Festtagen. Kon-templation zusammen in die Stille gehen und gemeinsam einen heiligen Tempel bilden. Und aus der Kontemplation schöpfen wir Kraft für die Aktion, für den Einsatz zugunsten all derer, die heute gewaltsam zum Verstummen gebracht werden. Deshalb wünsche ich Ihnen und mir im Advent Zeiten des Verstummens, in denen wir spüren: Gute Hoffnung ist uns gegeben, wir dürfen guter Hoffnung sein! Ich schliesse mit einem Text, der anonym überliefert ist: Schweigen Nicht nur still werden und den Lärm abschalten, der mich umgibt. Nicht nur entspannen und die Nerven ruhig werden lassen. Das ist nur Ruhe. Schweigen ist mehr. Schweigen heisst: mich loslassen. Nur einen winzigen Augenblick verzichten auf mich selbst, auf meine Wünsche, auf meine Pläne, auf meine Sympathien und Abneigungen, auf meine Schmerzen und meine Freuden auf alles, was ich von mir denke und was ich von andern halte, auf alle Verdienste, auf alle Taten. Verzichten auch auf das, was ich nicht oder falsch getan habe: auf meine Schuld und auf die Schuld aller andern an mir, auf alles, was in mir Unheil ist. Verzichten auf mich selbst. Nur einen Augenblick DU sagen und GOTT da sein lassen. Nur einen Augenblick sich lieben lassen ohne Vorbehalt, ohne Zögern, bedingungslos und ohne auszuschliessen, dass ich nachher brenne. Das ist Schweigen vor Gott. Dann ist im Schweigen Stille und Reden und Handeln und Hoffen und Lieben zugleich. Dann ist Schweigen: Empfangen. 2 2 Anonymer Text, der Maja Zimmermann in Tagen des Schweigens in Taizé in die Hände geraten ist.
4 Lesung Lukas 1, 5-25 Ankündigung der Geburt von Johannes 5 In den Tagen des Herodes, des Königs von Judäa, gab es einen Priester mit Namen Zacharias aus der Abteilung des Abija; der hatte eine Tochter aus dem Geschlecht Aarons zur Frau, und ihr Name war Elisabet. 6 Sie waren beide gerecht vor Gott, da sie ihren Weg gingen in allen Geboten und Satzungen des Herrn. 7 Und sie hatten kein Kind, denn Elisabet war unfruchtbar, und beide waren schon betagt. 8 Und es geschah, als seine Abteilung an der Reihe war und er seinen Priesterdienst vor Gott verrichten sollte, 9 dass er nach dem Brauch der Priesterschaft durch das Los dazu bestimmt wurde, das Räucheropfer darzubringen; und er ging in den Tempel des Herrn hinein,10 die ganze Volksmenge aber betete draussen zur Stunde des Räucheropfers. 11Da erschien ihm ein Engel des Herrn, der stand auf der rechten Seite des Räucheraltars. 12 Und als Zacharias ihn sah, erschrak er, und Furcht überfiel ihn. 13 Der Engel aber sagte zu ihm: Fürchte dich nicht, Zacharias! Denn dein Gebet ist erhört worden, und Elisabet, deine Frau, wird dir einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Johannes geben. 14 Und Freude und Jubel wird dir zuteil werden, und viele werden sich freuen über seine Geburt. 15 Denn er wird gross sein vor dem Herrn, und Wein und Bier wird er nicht trinken, und schon im Mutterleib wird er erfüllt werden von heiligem Geist, 16 und viele von den Söhnen und Töchtern Israels wird er zurückführen zum Herrn, ihrem Gott, 17 und er wird vor ihm hergehen in Elijas Geist und Kraft, um die Herzen der Väter zu den Kindern zurückzuführen und Ungehorsame zur Gesinnung Gerechter, um dem Herrn ein wohlgerüstetes Volk zu bereiten. 18 Und Zacharias sagte zu dem Engel: Woran soll ich das erkennen? Ich selbst bin ja alt, und meine Frau ist schon betagt. 19 Und der Engel antwortete ihm: Ich bin Gabriel, der vor Gott steht; und ich wurde gesandt, um mit dir zu reden und dir dies als gute Botschaft zu überbringen. 20 Und siehe, du sollst stumm sein und nicht reden können bis zu dem Tag, da dies geschieht, weil du meinen Worten nicht geglaubt hast, die in Erfüllung gehen werden zu ihrer Zeit. 21 Und das Volk wartete auf Zacharias, und alle wunderten sich, dass er so lange im Tempel verweilte. 22 Als er aber heraustrat, konnte er nicht mit ihnen reden. Und sie merkten, dass er im Tempel eine Erscheinung gehabt hatte. Er gab ihnen nur Zeichen und blieb stumm. 23 Und es geschah, als die Tage seines Priesterdienstes zu Ende waren, dass er nach Hause zurückkehrte. 24 Nach diesen Tagen aber wurde Elisabet, seine Frau, schwanger, und sie zog sich für fünf Monate zurück und sagte: 25 Dies hat der Herr an mir getan in den Tagen, als er darauf bedacht war, meine Schmach unter den Menschen von mir zu nehmen. Lied 39,1-6 Geborgen, geliebt und gesegnet Vor der Predigt singen wir Lied 39.
5 Gebet Wir sammeln uns in der Stille zum Gebet: Stille Ich möchte den Mut zur Freude haben, Gott in dieser Zeit der Vorbereitungen, den Mut zur Freundlichkeit inmitten von Hetze und Erschöpfung, den Mut zum Lächeln angesichts von Sorgen und Enttäuschung, ja, den Mut, der oftmals bedrückenden Realität befreit und hoffnungsfroh ins Gesicht zu lachen! Denn ich weiss: DU kommst, Gott, und Deine Verheissung erfüllst DU gewiss. Eine tiefe Freude erfüllt mein Herz und beseelt meinen Alltag. Komm, Gott, und gib mir den Mut, diese Freude gross werden zu lassen! Amen Annette Muhr-Nelson
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