Predigt in der Christvesper an Heilig Abend, 17 Uhr, in der Cyriakuskirche in Illingen Predigttext: Lukas 2,1-20 Predigt Pfarrer Wolfgang Schlecht

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Friedrich Schräder
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1 1 Predigt in der Christvesper an Heilig Abend, 17 Uhr, in der Cyriakuskirche in Illingen Predigttext: Lukas 2,1-20 Predigt Pfarrer Wolfgang Schlecht Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Der mächtige Herrscher in Rom braucht Geld, um seinen aufwändigen Lebensstil zu finanzieren. Geld für Waffen und Soldaten, um seine Macht und sein Imperium zu schützen. Die Schätzung geschah, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Syrien. Eine Provinz im römischen Weltreich. Der Statthalter war beauftragt, die Interessen Roms dort durchzusetzen. Gegen alle Aufstände, die es immer wieder gab. Und Maria gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge. Maria, ein junges Mädchen, vielleicht 14 oder 15 Jahre alt, schwanger, tagelang mit ihrem Verlobten unterwegs im Bergland. Nun am Ziel, in der Hoffnung, eine Unterkunft zu

2 2 finden. Und jetzt: Kein Raum in der Herberge. Wohin nun? Ja, ein Stall ist noch da. Wenigstens ein bisschen Schutz in der Fremde. Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Hirten, das waren Menschen, die Tag und Nacht draußen waren auf dem Feld. Sie konnten kaum von ihrer Arbeit leben. Hirten waren völlig abhängig vom Wohlwollen ihrer Herren, für die sie arbeiteten. Liebe Gemeinde, wenn wir mit offenen Augen durch unsere Welt gehen- und das sollten wir- dann werden wir sehen, was sich gerade zu unserer Zeit begibt. Wir werden wahrnehmen, dass es auch in unserer Zeit Herrscher gibt, die ihre Macht absichern wollen. Mit allen Mitteln. Die sich gut einrichten, während das Volk niedergehalten wird. Syrien taucht in der Weihnachtsgeschichte auf. Dieses Land kennen wir. Aus den Nachrichten. Dort ist heute nicht nur eine Großmacht vertreten, die ihre Interessen durchsetzen möchte, sondern mehrere. Rivalisierende Gruppen, die das Land nicht zur Ruhe kommen lassen. Die um Einfluss ringen- auch, vor allem mit Gewalt.

3 3 Wir werden sehen, dass es sich auch zu unserer Zeit begibt, dass unzählige Menschen unterwegs sind, ihre Heimat verlassen müssen. Aus ganz unterschiedlichen Gründen. Weil Krieg in ihrem Land herrscht. Weil sie keine Arbeit finden, keinerlei Perspektiven für sich und ihre Kinder mehr haben. Und sie hoffen, bei uns welche zu finden. Und wir werden gewahr, dass es sich auch zu unserer Zeit begibt, dass Menschen kaum das Nötigste zum Leben haben. Auch nicht in unserer Wohlstandsgesellschaft. Dass sie nicht wissen, wie sie die nächsten Tage überstehen sollen. Nun ist Weihnachten. Und an Weihnachten hören wir viele Aufrufe zum Spenden und zum Helfen. Und manch einer kann dies schon gar nicht mehr hören. Allerdings ruft uns Weihnachten zunächst gar nicht zur Geschäftigkeit auf, sondern einfach hin zum Kind im Stall. So wie es die Hirten getan haben. Sie sagten: Lasst uns nun eilen und gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist. Und Gott sei Dank hatten es die Hirten nicht weit bis zur Krippe. So, wie es für die allermeisten von uns wohl nicht weit bis hierher in die Kirche war. Wir haben uns aufgemacht-

4 4 vielleicht auch eilig, wie die Hirten, um ja nicht zu spät zu kommen. Alleine oder in Gemeinschaft. Fröhlich, zweifelndwie auch immer. Und nun sind wir hier. Hoffentlich ganz. Hoffentlich in der Erwartung, hier etwas Wichtiges zu finden, etwas Wichtiges zu entdecken. Etwas, das das Leben verändern könnte. Zum Guten hin. Und genau darum geht es an Weihnachten. In der Geschichte, die uns erzählt wird. Ein Engel, ein Bote Gottes, verkündet: Euch ist heute der Heiland geboren. Du bist gemeint, so hören wir da. Es kann doch niemand ernsthaft glauben, dass wir uns heute Abend an eine Begebenheit in Bethlehem vor über 2000 Jahren erinnern, wo ein paar einfache Leute, Hirten auf dem Feld, eine Erscheinung hatten und dann zur Krippe im Stall gelaufen sind. Nein, es geht um uns. Dass wir aufhorchen, dass uns ein Licht aufgeht. Wir kommen in dieser Geschichte vor. Berührend ist darum die Weihnachtsgeschichte im wahrsten Sinne des Wortes. In der Krippe, in der Person Jesus Christus, da berühren sich Himmel und Erde. Gott ist nicht im fernen Jenseits, sondern mitten unter uns. Und Glaube ist nichts anderes, als dass wir uns davon berühren lassen. Vielleicht spüren wir es auch ganz deutlich, so wie die Hirten: In diesem Kind lächelt uns Gott

5 5 an. Und das können Menschen so wenig vergessen wie das erste Lächeln einer großen Liebe. Wie das erste Mal im Leben zu hören: Ich liebe dich! In dieser Geschichte von der Geburt Jesu hören wir heraus, was wir so dringend brauchen wie nichts anderes auf der Welt. Dass einer da ist, unter uns, der mehr gibt als er nimmt. Der kommt, um zu schenken, nicht um etwas einzufordern. Und so kann es geschehen, dass wir, die wir heute Abend wie die Hirten damals beim Kind in der Krippe versammelt sind, uns aufschließen und erwärmen lassen. Zum Beten und Singen, zum Hoffen und zum Glauben. Jedes Jahr, wenn wir nach dem Gottesdienst an Heilig Abend mit den brennenden Kerzen hinausgehen, dann kann es sein, dass unter der Tür schon die Kerzen ausgehen. Und wie soll man da auch noch den Glauben durchhalten? Draußen im Alltag, wo der Wind bläst? Draußen vor der Tür? Vielleicht so, dass wir diese Verheißung Euch ist heute der Heiland geboren ernstnehmen und mitnehmen. Uns jeden Tag daran erinnern, gerade auch dann, wenn es schwierig wird. Wenn ein großes Durcheinander herrscht.

6 6 Eine weise Frau, Pam Vredevelt, Schriftstellerin aus den USA, hat gesagt: Glauben heißt erkennen, dass die Aufgabe, die vor uns liegt, nie so groß ist wie die Kraft, die hinter uns steht. Auf die Kraft, die hinter uns steht, auf Gott und seinen Sohn Jesus Christus, verweisen in diesen Weihnachtstagen die weihnachtlichen Zeichen der Lichter und Kerzen. Dieses Licht von Weihnachten gibt unseren Wegen einen Glanz, der unauslöschlich mit uns geht und unseren Glauben stärkt. Glauben heißt erkennen, dass die Aufgabe, die vor uns liegt, nie so groß ist wie die Kraft, die hinter uns steht. Nie so groß ist wie Jesus Christus, der auf diese Welt gekommen ist und mit uns geht. In diesen Abend, in die kommende Zeit hinein. Amen.

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