Intensive Gülledüngung bei Wintergetreide
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- Siegfried Bayer
- vor 7 Jahren
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1 Intensive Gülledüngung bei Wintergetreide Veredelungsbetriebe wissen oft aus eigener leidvoller Erfahrung, dass sich Gülle und Getreide nicht besonders gut vertragen und mehr oder weniger starke Lagerungen die unerwünschte Folge von zu intensiver Gülledüngung waren. Zu ihrem Glück hat sich das in der Zwischenzeit geändert. Neue standfeste Getreidesorten, wesentlich geringere Saatstärken, verbesserter Pflanzenschutz, der Einsatz von Halmverkürzern sowie eine exakte Technik zur Gülleausbringung mit hoher Verteilgenauigkeit machen es möglich, auch im Getreide die Gülle als wertvollen betriebseigenen Dünger erfolgreich und in großen Mengen einzusetzen. Das Versuchsreferat der steirischen Landwirtschaftsschulen macht an der Fachschule Hatzendorf in der Oststeiermark nun schon seit mehreren Jahren mit beachtlichen Erfolgen intensive Gülledüngungsversuche bei Wintergerste, Winterweizen und Triticale. Versuchsziele sind: Wieviel Gülle verträgt Wintergetreide? Ist die düngende Wirkung der Gülle ähnlich dem Mineraldünger? Zu welchem Zeitpunkt soll die Gülle ausgebracht werden? Bringen Kombinationen von Gülle und Mineraldünger Vorteile? Kann die Ausbringung zur Arbeitseinsparung auf 1 bis 2 Gaben konzentriert werden? Was hat die Gülledüngung für Einflüsse auf Ertrag und Qualitätsparameter? Boden und Klima: Die Versuchsflächen haben einen typischen mittelschweren bis schweren, schluffreichen süd-oststeirischen Boden mit % Sand, % Schluff, % Ton, ph 5,8 6,5 und 1,5 2,6 % Humus. Jahresniederschläge etwa 850 bis 900 mm, mit sehr unterschiedlicher Verteilung in den letzten Jahren; Jahrestemperatur: ca. 10,5 C wobei in den letzten Jahren kaum Winterfrost aufgetreten ist. Kulturführung: Bodenbearbeitung, Saat und Pflanzenschutz erfolgten praxisüblich mit den Maschinen und Geräten der Fachschule. Gülle und Mineraldünger wurden händisch bzw. mit einem Spezialdüngerstreuer ausgebracht, die Ernte erfolgte mit dem Parzellenmähdrescher. Nach Silomais wird zur Bodenbearbeitung der Grubber, nach Körnermais der Pflug eingesetzt. Die Saat erfolgte in der ersten Oktoberhälfte mit einer Kombination aus Kreiselegge und Sämaschine mit Körner/m². Ernte der Wintergerste Anfang Juli, von Winterweizen und Triticale Mitte/Ende Juli. Da auf einigen Varianten doch ein sehr hohes N-Düngungsniveau zur Anwendung kam, wurde auch ein relativ intensiver Pflanzenschutz mit Herbiziden, Insektiziden, Fungiziden und Halmverkürzern angewendet. Bei vier Überfahrten wurden insgesamt 6 bis 7 Pflanzenschutzmittel ausgebracht. Düngungsvarianten 2014/15: Variante Vegetationsbeginn Frühjahr Beginn Schossen Ende Schossen Ährenschwellen Summe Kg N/ha Winterweizen u. Triticale (kg N/ha aus Gülle oder KAS) a b Gülle 42 N Gülle 58 N KAS N 1 c Gülle 67 N Gülle 74 N d Gülle 151 N e Gülle 84 N Gülle 97 N f Gülle 84 N KAS 56 N KAS N 1 g KAS N KAS N KAS N 1 Wintergerste (kg N/ha aus Gülle oder KAS) a b Gülle 132 N c KAS N KAS N KAS N 1 d Gülle 132 N KAS 46 N e Gülle 173 N f Gülle 109 N Gülle 71 N -- 1 g Gülle 109 N KAS 65 N h Gülle 132 N Gülle 50 N KAS N 222
2 Die Gülle wurde unmittelbar vor der Ausbringung mit dem N-Volumeter (Quantofix) auf den Gehalt von Ammonium-Stickstoff überprüft und danach die Güllegabe bemessen. Nach der Düngung wird die Gülle zusätzlich im Labor auf ihre relevanten Inhaltsstoffe untersucht. Falls es Unterschiede zum Schnelltest gibt, wird dies bei der nächsten Düngung bzw. in der Jahresstickstoffbilanz berücksichtigt. Der Stickstoff der Gülle wird als Jahreswirksamer Stickstoff berechnet, das heißt der N-Gehalt der Gülle am Lager wird zuerst um 30 % reduziert und erst mit dem reduzierten Wert wird die Güllemenge berechnet. Die ausgebrachte Gülle hatte im letzten Jahr, je nach Düngungszeitpunkt zwischen 1,9 und 2,9 kg jahreswirksamen Stickstoff pro m³. Versuchsergebnisse: Erträge von Winterweizen und Triticale: Grafik WW/Triticale-Düngungsversuch Hatzendorf 2013, 2014 und 2015 Ertrag in dt/ha der Düngungsvarianten mit 14% Feuchtigkeit Ertrag in dt/ha WW 2013 Triticale 2013 WW 2014 Triticale 2014 WW 2015 Triticale 2015 a b c d e f g Düngungsvariante Obwohl in allen 3 Versuchsjahren annähernd gleich gedüngt wurde, variieren die erzielten Erträge je nach Witterungsverlauf doch sehr stark. In den gedüngten Varianten konnten im Trockenjahr 2013 Kornerträge zwischen etwa und kg geerntet werden (rote Linien), wobei Triticale bei hoher Gülledüngung die höheren Erträge brachte und der mineralische N besser zur Wirkung kam. Im Feuchtjahr 2014 war es hingegen umgekehrt: die Erträge der gedüngten Varianten lagen zwischen und kg/ha wobei der Winterweizen ertragsstärker war (blaue Linien). In diesem Jahr war die Gülledüngung der mineralischen ebenbürtig. Das letzte Jahr 2015 war eher ausgeglichen, was sich auch in einem mittleren Ertragsniveau zwischen etwa und 9.0 kg/ha widerspiegelt. Auch in diesem Jahr war Triticale ertragsstärker als Winterweizen. Für flächenstarke Betriebe mit geringer Arbeitskapazität besonders interessant sind arbeitssparende Düngungsverfahren wie bei Variante d gezeigt, wo die gesamte Düngung mit einer sehr hohen Güllegabe zu Vegetationsbeginn erfolgte und damit in jedem Jahr und bei Winterweizen wie Triticale sehr zufriedenstellende Erträge erzielt wurden.
3 Erträge der Wintergerste: Grafik Wintergersten-Düngungsversuch Kalsdorf 2013, 2014 und 2015 Ertrag in dt/ha der Düngungsvarianten mit 14% Feuchtigkeit 90 Ertrag in dt/ha mehrzeilig 2013 zweizeilig 2013 mehrzeilig 2014 zweizeilig 2014 mehrzeilig 2015 zweizeilig 2015 a b c d e f g h Auch bei der Wintergerste war der Ertragsverlauf ähnlich dem Winterweizen: 2013 waren die Erträge wegen der Trockenheit mit etwa bis kg/ha eher gering (orange Linien), wobei die mehrzeilige Wintergerste gegenüber der zweizeiligen den höheren Ertrag hatte waren bei gleicher Düngung die Erträge zwischen 8.0 und 10. kg/ha (violette Linien) und 2015 zwischen und 9.0 kg/ha (braune Linien). Was auch die Wintergerste zeigt, ist, dass Gülledüngung als Einmalgabe (Variante e) oder in geteilter Gabe (Variante f) ebenso hohe Kornerträge bringt, wie die Düngung nur mit Mineraldünger allein (Variante c). Wie die Grafiken sehr schön zeigen ist, ist die Höhe des Ertrages viel mehr durch den Witterungsverlauf bestimmt, als durch die Düngung. Wirtschaftlichkeit der Düngung: Hohe Erträge bei guter Qualität sind sicher die Hauptziele der Düngung. Aber beides ist nur dann ein lohnenswertes Ziel, solange es auch wirtschaftlich ist. Es kann daher durchaus auch Sinn machen, die ertragsund Qualitätserwartungen etwas geringer anzusetzen, wenn sich dadurch die Kosten-Nutzen-Relation verbessern lässt. In den Grafiken 3 und 4 wurden die Kosten der Düngung in Ertragsäquivalente umgerechnet und vom Kornertrag abgezogen (oberer dunkler Teil der Säulen).
4 Grafik WW/Triticale-Düngungsversuch Kalsdorf Ertrag und reduzierter Ertrag in dt/ha je Düngungsvariante mit 14% Feuchtigkeit GD5% für Ertragsunterschiede der Düngungsmittelwerte: 4,29 dt/ha** Brutto - und Nettoertrag in dt/ha Düngungs- Varianten 2014 kg N/ha /-/- G/G50/K30 G96/G/- G216/-/- G120/G/- G120/K/K20 K/K/K -/-/- G/G50/K30 G96/G/- G216/-/- G120/G/- G120/K/K20 K/K/K a b c d e f g. a b c d e f g Winterweizen. Triticale Grafik 4 Wintergerste-Düngungsversuch Kalsdorf Ertrag und reduzierter Ertrag in dt/ha je Düngungsvariante mit 14% Feuchtigkeit Brutto - und Nettoertrag in dt/ha GD5% für Ertragsunterschiede der Düngungsmittelwerte: 4,64 dt/ha** G41/G71/G41/K -/G117/K/- Düngungs- Varianten 2014 kg N/ha /-/-/- G41/G71/-/- K/K/K/- G41/G71/K/- -/G187/-/- -/G117/G62/- -/G117/K/- -/-/-/- G41/G71/-/- K/K/K/- G41/G71/K/- -/G187/-/- -/G117/G62/- G41/G71/G41/K a b c d e f g h. a b c d e f g h mehrzeilig. zweizeilig Die zweijährigen Durchschnittswerte zeigen deutlich, dass der Höchstertrag auf der Waage nicht unbedingt auch der wirtschaftliche Höchstertrag sein muss. Unterstellt ist dieser Kalkulation, dass das Getreide eine Marktfrucht ist und für die Gülle nur durchschnittliche Ausbringungskosten aber keine Nährstoffkosten anfallen. Sobald die Gülle zu einer Handelsware mit eigenem Preis wird, muss natürlich auch dieser (so wie beim Mineraldünger) berücksichtigt werden.
5 Eiweißgehalt und Eiweißertrag: Bei Futtergetreide sind auch noch Eiweißgehalt und ertrag eine interessanter Größe, denn je mehr Eiweiß im Getreide ist, umso weniger muss über spezielle Eiweißfuttermittel zugekauft werden. Die Tabelle 1 zeigt diese beiden Qualitätsmerkmale in Abhängigkeit von der Düngung (Mittelwert 2013 und 2014). Tabelle 1 Düngungsvariante Eiweißgehalt in % der TM Eiweißertrag in dt/ha WW Triticale Zz WG Mz WG WW Triticale Zz WG Mz WG a 10,59 9,44 9,57 9,47 5,19 5,34 5,05 4,84 b 11,97 12,03 10,38 10,78 8,88 9,01 7,15 7,26 c 11,69 11,10 12,34 12,25 8,31 8,29 8,41 9,17 d 12,16 11,47 11,53 11,47 9,39 8,57 8,41 8,47 e 11,94 11,72 11, 11,03 9,18 8,99 8,10 7,75 f 13,03 12,28 11,82 10,78 10,55 9,69 7,86 8,07 g 13,91 13,35 11,97 11,53 11,49 10,59 8,27 8,71 h 12,26 12,22 8,30 8,78 Es wird durch die Versuche eine bekannte Tatsache bestätigt, dass eine späte mineralische Stickstoffgabe den Eiweißgehalt erhöht. Bei Winterweizen/Triticale sind dies die Düngungsvarianten b, f und g; bei der Wintergerste die Varianten c und h. Im Eiweißertrag ist das aber nicht mehr so eindeutig zu sehen, denn hier ist auch der Kornertrag mitentscheidend. Lagerung: Die große Gefahr bei hoher N-Düngung ist die Lagerung. Wichtigste Gegenmaßnahmen sind die richtige Sortenwahl, eine Reduktion der Saatstärke auf maximal 250 bis 300 Körner/m² sowie die rechtzeitige Verwendung von Halmverkürzern und 2015 gab es in den Versuchen überhaupt keine Lagerung, im Feuchtjahr 2014 lagerte Winterweizen und Triticale auch nicht, die Wintergerste ging ca. 2 Wochen vor der Ernte in ein lockeres Lager, was die Ernte allerdings nicht behinderte. N-Bilanz: Grafik 5 und 6 kg N/ha kg N/ha Wintergerste Kalsdorf 2013 und 2014 N-Bilanz in kg/ha N-ges. (gedüngt) kg N-Abfuhr/ha kg N-min/ha nach der Ernte (2014) GD 5% für N-Abfuhr:.7,16 kg/ha** WW und Triticale Hatzendorf 2013 und 2014 N-Bilanz in kg/ha N-ges. (gedüngt) kg N-Abfuhr/ha kg N-min/ha nach der Ernte ( ) GD 5% für N-Abfuhr:.6,62 kg/ha** ,5 162, , /-/-/- G/G/-/- K/K/K/- G/G/K/- -/G/-/- -/G/G/- -/G/K/- G/G/G/K Düngungsvariante /-/- G/G/K G/G/- G/-/- G/G/- G/K/K K/K/K Düngungsvariante 38 Je nach Ertrag und Eiweißgehalt liegt der N-Entzug bei WW/Triticale bei 1 bis 1 kg N/ha, wobei die mineralische Spätdüngung auch zu einer höheren N-Abfuhr führt. Um hohe Erträge mit hohen Eiweißgehalt zu erzielen sind unter den natürlichen Voraussetzungen etwa 1 kg N/ha als Düngungsziel sehr realistisch. Ähnlich ist die Situation auch bei der Wintergerste nur pendelt sich dort das Düngungsniveau, auf den Entzug angepasst, bei etwa 1 kg N/ha ein. Immer wieder zeigen schwere, speicherfähige Böden ein sehr hohes N-Nachlieferungsvermögen, wie auch die Kontrollparzellen mit 84 bzw. 79 kg N-Abfuhr und ohne Düngung wieder zeigen. Kein Unterschied ist hinsichtlich der Düngerart (Gülle oder mineralisch) zu beobachten. Es wurde nach der Ernte auch der Reststickstoff im Boden bis 90 cm Tiefe gemessen: Erwartungsgemäß war er bei der ungedüngten Variante am niedrigsten und bei hoher Düngung am höchsten. Wenn die Düngung dem möglichen Ertragsniveau angepasst wird, ist der Stickstoffrest im Boden nach der Ernte in einem akzeptierbaren Bereich. Zusammenfassung:
6 Die Versuche zeigen, dass es möglich ist, mit hoher Gülledüngung bei Wintergetreide hohe Erträge und Qualitäten zu erzielen, wie sie sonst bei mineralischer N-Düngung erreicht werden. Die Erträge hängen im Wesentlichen von der Düngungshöhe, nicht aber von der Düngerart und Verteilung ab. Voraussetzung dafür sind natürlich eher tiefgründige Böden mit einem ausreichenden Speichervermögen. Eine einmalige Düngung mit Gülle ( bis m³/ha) ist möglich Am besten wirkt Gülle bei Ausbringung zum Vegetationsbeginn. Eine Herbstdüngung zu Wintergerste ist auch möglich. Der N-Bedarf bei einem Ertragspotential von 10 t/ha liegt bei etwa 1 kg/ha. Genaue Bemessung der Dünger- und Güllegaben und Kenntnis des Stickstoffgehaltes der Gülle ist Voraussetzung für eine hohe Gülledüngung Eine späte mineralische N-Gabe Ende des Schossens erhöht den Proteingehalt. Reduzierung der Saatstärke auf 250 bis 300 Körner/m² Rechtzeitiger, mindestens einmaliger Einsatz eines Halmverkürzers, bei Wintergerste ist eventuell auch noch eine zweite Behandlung notwendig. Rechtzeitiger und lückenloser Pflanzenschutz Die Witterung hat den größten Einfluss auf Ertrag und Qualität. Weitere Informationen zur Getreidedüngung sind unter zu finden. DI Dr. Dagobert Eberdorfer und Mitarbeiter (Ing. Höfler Werner, Pferscher Josef, Drexler Manfred, FS Hatzendorf); Team Versuchstätigkeit, 8361 Hatzendorf 181 Bilder: Triticale mit 200 kg N Ende Juli 2014: 200 kg N aus zwei Güllegaben müssen zu keiner Lagerung führen
7 WG Kalsdorf beim Drusch : Der heurige Wintergerstenversuch beim Drusch WW Ende Juli 2014: Bei Winterweizen gab es in den letzten drei Versuchsjahren bei keiner Düngungsvariante eine Lagerung
8 WW-Trit Kalsdorf Gülle März 2015: Bis zu m³ Schweinegülle wurden zu Vegetationsbeginn auf einmal auf die Versuchsparzellen aufgebracht.
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