Widerstand und Ergebung. Religiöse Revolutionäre zwischen Gottergebenheit und Freiheitsideal.

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1 Öffentliche Vorlesung Widerstand und Ergebung. Religiöse Revolutionäre zwischen Gottergebenheit und Freiheitsideal. Sieben Vorlesungen, jeweils Mittwoch, bis Uhr, bis , Raum HSG Vorlesung 1, 17. September 2014: Paulus von Tarsus. Vorlesung 2, 24. September 2014: Franz von Assisi. Vorlesung 3, : Jeanne d'arc. Vorlesung 4, 8. Oktober 2014: Jan Hus. Vorlesung 5, 15. Oktober 2014: Marie Durand. Vorlesung 6, 22. Oktober 2014: Dietrich Bonhoeffer. Vorlesung 7, 29. Oktober 2014: Martin Luther King. Vorlesung 3, : Jeanne d'arc Inhalt: 1. Öffentliche Wirksamkeit als Jeanne la Pucelle - Die politische Situation: der 100jährige Krieg ( ) - Aufstieg und militärische Erfolge - Gefangennahme und Prozess: - Das Sendungsbewusstsein und die Visionen von Jeanne d Arc 2. Rehabilitation und Wirkungsgeschichte - Quiz - Rehabilitationsprozess - Jeanne d Arc-Renaissance im 19. Jh. 1. Öffentliche Wirksamkeit der Jeanne la Pucelle König von England, und Du, Duke of Bedford, der du dich selbst Regent des Königreiches Frankreich nennst: Bring Deine Schuld vor dem Himmelskönig in Ordnung. Gib der Jungfrau, die die Gesandte des Himmelskönig ist, die Schlüssel aller Städte zurück, die du Frankreich genommen hast. Brief an die Engländer, März/April 1429

2 Widerstand und Ergebung Fürst von Burgund, ich appelliere an dich, dass du nicht mehr Krieg führt gegen das heiligen Königreichs Frankreich. Zieh deine Leute schnell aus den Schlössern und Städten dieses heiligen Königtums zurück. Und im Auftrag des edlen Königs von Frankreich teile ich dir mit, dass er bei seiner Ehre bereit ist, Frieden mit dir zu schliessen. Brief an Philipp den Guten, Fürst von Burgund, 17. Juli 1429 Brief an die Bevölkerung von Riom, Bitte um Unterstützung November 1429 Jehanne: Unterschrift von Jeanne d'arc Quellen zu Jeanne d'arc: - Prozessprotokoll von Protokolle des Rehabilationsprozesses - drei von ihr diktierte und unterzeichnete Briefe Die politische Situation: Der 100jährige Krieg ( ) Im hundertjährigen Krieg versuchte England, die Oberherrschaft über Frankreich zu erringen. Der Grund für den Konflikt zwischen Frankreich und England im 13. / 14. Jh. war die Frage des französischen Thronerben. Diese Auseinandersetzungen, die mit diversen Unterbrechungen über hundert Jahre dauerten, bekamen in der Geschichte die Bezeichnung "Hundertjähriger Krieg". Für Frankreich bestand in diesem Krieg nicht nur die Gefahr der Besetzung durch England, sondern das Land selbst stand vor einer Zerreissprobe. Nach den Niederlagen der französischen Armee verschlechterte sich die Situation durch mehrere Aufstände und interne Kämpfe zwischen dem Haus von Orléans und den Burgundern. Die Engländer besetzten grosse Teile Frankreichs: Poitou und Calais im Jahre 1360, nordwestliche Pfr. Markus Anker 2

3 Regionen, einschliesslich Paris, um Der Vertrag von Troyes (1420) ernannte den englischen König Heinrich V. zum Regent Frankreichs und zum Erben der französischen Krone. Der Anwärter auf den Thron aus dem Haus Valois konnte sich nur im Süden behaupten. Um das Jahr 1429 schien die Situation für die französische Seite auswegslos: König Karl VI., der weithin als "schwachsinnig" galt, hatte seinen Sohn Karl VII., den "Dauphin", enterbt und den Thron den Engländern zugesagt. Englischen Truppen hatten schon weite Landesteile besetzt, Orléans war eingekesselt, Das Auftreten von Jeanne d'arc änderte die Situation. Dem jungen Mädchen aus dem lothringischen Dorf Domrémy gelang es, die patriotischen Gefühle und die verlorene Hoffnung im Heer zu erwecken. Mit ihrer Begleitung erzielte die französische Armee zahlreiche Siege: die Belagerung von Orléans wurde aufgehoben und Karl VII. gelang es, bis nach Reims zu kommen, wo er 1429 feierlich gekrönt wurde; 1436 wurde Paris eingenommen; 1453 verloren die Engländer (mit Ausnahme von Calais, das bis 1558 noch besetzt blieb) alle französischen Gebiete. Der Hundertjährige Krieg wurde offiziell beendet. Aufstieg und militärische Erfolge 1412 Jeanne d Arc wird in Domremy, einem Dorf in den Vogesen geboren AB 1425 Wird sich Johanna ihrer Mission bewusst. "Als ich 13 Jahre alt war, hatte ich eine Stimme Von Gott, um mir zu helfen, mich gut zu benehmen... Zwei - oder dreimal die Woche sagte mir diese Stimme, ich, Johanna, müsse fortgehen und nach Frankreich kommen... Dass ich die Belagerung der Stadt Orléans aufheben würde." IM MAI 1428 Pfr. Markus Anker 3

4 Zieht Johanna zum erstenmal nach Vaucouleurs, einer Festung in der Champagne, die nicht in den Händen der Eng1änder ist. Sie trifft Robert de Baudricourt, den sie um Männer bittet, um sie zum König zu bringen. Man glaubt ihr nicht und sie kehrt nach Domremy zurück. AM 12. OKTOBER 1428 Beginnen die Engländer die Belagerung von Orléans, der letzten befestigten Stadt auf dem Weg nach Bourges, in das König Karl VII. geflohen ist. AM 24. OKTOBER 1428 Wird Or1éans eingekreist - die Brücke, die die Stadt mit dem von Karl VII. kontrollierten Gebiet verbindet, wird zerstört. Die Eng1änder haben vor, die Stadt auszuhungern. IM FEBRUAR 1429 Trifft Johanna zum zweitenmal Baudricourt, der ihr eine Eskorte beigibt, um sie zum König zu führen. Adelspatent für Jeanne Tarc und ihre Familie (Juni 1429) einen Lebensmittelkonvoi für Orléans zusammenstellt. 29. APRIL 1429 Ankunft in Orléans 13. FEBRUAR 1429 Abreise aus Vaucouleurs. Sie reist die meiste Zeit nachts quer durch besetztes Gebiet. Bevor sie Chinon erreicht, wo der König sich aufhält, schickt ihm Johanna einen Brief, in dem sie ihre Ankunft mitteilt. Nach einigem Zögern empfängt Karl VII. Johanna im grossen Saal des Schlosses von Chinon. Obwohl er von den Dingen beindruckt ist, die Johanna ihm verkündet, beschliesst der König, sie von Geistlichen in Poitiers prüfen zu lassen. Nach den von ihnen durchgeführten Verhören und Prüfungen schlossen die Geistlichen schliesslich, dass in ihr nichts Böses noch dem katholischen Glauben Entgegengesetztes sei, und dass, angesichts der Notlage, in der sich König und Königreich befanden, da der König und die ihm treuen Untertanen verzweifelt waren und nur noch Von Gott Hilfe erwarten konnten, der König sich ihrer bedienen könne. (Rehabilitationsprozess - Jean Barbin, Anwalt am Parlament). Johanna begibt sich nach Tours, um sich eine Rüstung anfertigen zu lassen, während der König eine neue Armee zusammenzieht und 7. MAI 1429 Jeanne mit ihrer kleinen Armee nimmt die Festung Tourelles ein, die den Zugang zur Brücke von Orléans verteidigt. Am nächsten Tag verlassen die Engländer die Stadt, während eine Messe gelesen wird, ohne eine weitere Schlacht geliefert zu haben. Die Belagerung von Orléans ist aufgehoben. 18. JUNI 1429 Schlacht von Patay, grosser Sieg der Franzosen. Die englische Armee löst sich auf, grosse englische Befehlshaber fliehen oder werden gefangengenommen. Pfr. Markus Anker 4

5 16. JULI 1429 Der König zieht in Reims ein. Am nächsten Tag weiht ihn Erzbischof Regnault von Chartres zum König von Frankreich. Gefangennahme und Prozess: Auf diesem Gipfel ihres Ruhms liess Jeannes Einfluss bei Hofe wieder in zunehmendem Masse nach. Grund war die wachsende Missgunst der königlichen Räte. Doch auch strategische Fehlentscheidungen beeinflussten die Situation Jeannes: Auf ihr Drängen hin entschloss sich Karl VII. im September 1429 zum Sturm auf Paris, um die geschwächten englischen Heere vollends aus Frankreich zu vertreiben. Am begann der Sturm der königlichen Truppen auf die stark befestigte Stadt. Der Versuch der Eroberung schlug jedoch fehl. Nach solchem Misslingen wurde Jeanne von Karl VII. nicht mehr weiter unterstützt. Sie wurde an die Loire zurückgeführt, von wo sie im April 1430 floh, um dem belagerten Compiègne zu Hilfe zu eilen. Dort wurde sie durch Verrat am Abend des von den Burgundern gefangengenommen. Die burgundischen Soldaten verkauften sie nach zwei Fluchtversuchen am 18. Juni/19. Juni für Franken an die Engländer. Diese übergaben Jeanne an die katholische Gerichtsbarkeit in Rouen, wo sie wegen ihres Aberglaubens, ihrer Irrlehren und anderer Verbrechen gegen die göttliche Majestät von der Inquisition gerichtet wurde. Drei Monate dauerte der Prozess unter dem Vorsitz des Bischofs von Beauvais, Pierre Cauchon, den Jeanne gegen die dialektisch und rhetorisch geschulten Kleriker ohne Beistand führte. Während dieser fünf Monate steht Johanna ihren beiden Richtern, dem Bischof von Beauvais und dem Inquisitor, und den Beisitzern wechselnder Anzahl (von 30 bis 60) allein gegenüber. Obgleich sie eine für ihren niederen Stand untypisch gute Rhetorik besass, befand man sie am 19. Mai 1431 in zwölf von 67 Anklagepunkten für schuldig. Die ursprünglichen Anklagepunkte beschuldigten sie unter anderem: - der Dämonenanbetung (abgeleitet von den von ihr geschilderten körperlichen Heiligenerscheinungen, vor den en sie niederkniete) - des Mordes (da Jeanne nicht als Soldat anerkannt wurde, waren alle Männer, die sie in Schlachten besiegte, als Mordopfer zu betrachten). - Anklage der Hexerei : die Standarte, die ihr so lieb war, sei Träger einer schädlichen Macht gewesen, ebenso wie die Ringe, die sie an den Fingern trug und die verschiedene Personen berührten. - Anklage, Männerkleider zu tragen, eine für eine Frau anstössige Kleidung, Zeichen eines sittenlosen Lebens. Gefährlich wurden Jeannes gerichtliche Aussagen zudem, weil sie sich dem Urteil der Kirche zunächst nicht unterwerfen, sondern nur ein direkt von Gott stammendes Urteil anerkennen wollte. Als man ihr nach der Urteilsverkündung eröffnete, der Scheiterhaufen erwarte sie, wenn sie ihren Irrglauben nicht einräume, schwor Jeanne ihren Überzeugungen plötzlich ab. Vermutlich geschah dies aber aus spontaner Furcht vor dem Feuertod, wie sie auch in ihrem späteren Widerruf des Geständnisses selbst erklärte. Am 24. Mai 1431 wurde auf dem Friedhof von St-Ouen die Exkommunizierung Jeanne d'arcs vollzogen, die sich Pfr. Markus Anker 5

6 in einem öffentlichen Geständnis in allen Anklagepunkten für schuldig befand. Nach ihrem Abschwören verurteilte man sie als Ketzerin zur lebenslangen Haft, was unter normalen Umständen bedeutete, dass die Schuldige nun in ein kirchliches Gefängnis überstellt werden musste. Aus politischen Gründen war dieses Urteil für die Anhänger des englischen Königshauses unbefriedigend war der Prozess doch in Gang gebracht worden, um den Feind (Karl VII.) zu beseitigen und den Dauphin beim geistlichen und weltlichen Adel als Befürworter einer Ketzerin zu denunzieren und schliesslich politisch zu entmachten. Zudem bestand die Gefahr, dass die Dauphinisten sie aus einem kirchlichen Gefängnis in Frankreich befreien könnten, um einen erneuten Schlag gegen die englischen Truppen anzuführen. Der einzige Ausweg bestand darin, Jeanne d'arc erneut einen Prozess zu machen, der sie als unbelehrbare Ketzerin ausweisen musste. So wurde ihr nachgewiesen, dass sie in ihrer Gefängniszelle die Männerkleidung erneut angelegt hatte. Neben der Kleiderfrage widerrief sie das Geständnis, welches sie wenige Tage zuvor auf dem Friedhof bekundet hatte. Ihr wurde vier Tage später erneut der Prozess gemacht und das endgültige Urteil unter der Regentschaft von John Lancaster gefällt: Verbrennung als notorisch rückfällige Ketzerin auf einem Scheiterhaufen auf dem Marktplatz von Rouen. Am nächsten Morgen, dem 30. Mai 1431, wurde sie verbrannt und ihre Asche in die Seine gestreut, Das Charisma und Sendungsbewusstsein von Jeanne d Arc Hier einige Zitate, in denen man die Schlagfertigkeit von Johannas Antworten und ihre Vorsicht, manchmal auch ihr unvorsichtiges Selbstbewusstsein, erkennen kann. So sagt sie, als sie von mehreren gleichzeitig verhört wird: Ihr lieben Herren, sprecht einer nach dem anderen - so die 19jährige Angeklagte zu den Würdenträgern und Richtern. F - Hasst Gott die Engländer? A - Von dem Liebe oder dem Hass Gottes für die Engländer und davon, was Er mit ihren Seelen macht, weiss ich nichts, aber ich weiss wohl, dass an sie aus Frankreich vertreiben wird, ausser denen, die hier sterben werden, und dass Gott den Franzosen den Sieg über die Engländer schicken wird. F - Warum wurde Eure Standarte in der Kirche zu Reims bei dem Weihe des Königs näher getragen als die Standarten der anderen Hauptmänner? A - Diese Standarte war bei aller Mühsal dabei, es war nur recht, dass sie bei der Ehre dabei war. F - Habt Ihr dieser Stimme gedankt und seid Ihr vor ihr niedergekniet? A - Ich habe ihr gedankt indem ich mich aufrichtete und auf mein Bett setzte, und ich faltete die Hände, und danach bat ich sie, mir zu helfen. Die Stimme sagte mir, ich solle beherzt antworten. Ihr sagt, ihr seid mein Richter, bedenkt wohl, was Ihr tut, denn ich bin in Wahrheit von Gott gesandt und Ihr bringt Euch in grosse Gefahr. F - Wisst Ihr, ob Ihr in der Gnade Gottes seid? A - Wenn ich es nicht bin, möge Gott mich in sie aufnehmen, und wenn ich es bin, möge er mich in ihr bewahren. Ich wäre unendlich betrübt, wüsste ich, dass ich nicht in der Gnade Gottes stehe ; und wenn ich im Stande der Sünde wäre, würde, glaube ich, die Stimme nicht zu mir kommen, und ich wünschte, jeder könnte sie so gut hören wie ich. F - Hat Gott Euch befohlen, Männerkleider anzulegen? A - Die Kleidung bedeutet wenig, sie ist das Allermindeste. Ich habe diese Männerkleider auf keines Menschen Rat angelegt, ich habe sie nur angezogen und alles habe ich nur auf Befehl Gottes und seiner Engel getan. F - Glaubt Ihr, recht gehandelt zu haben, indem Ihr Männerkleider anzogt? A - Alles was ich tat, tat ich auf Befehl Gottes und glaube, recht getan zu haben, und ich erwarte Schutz und Hilfe dafür. Pfr. Markus Anker 6

7 F - Was war Euch lieber, Eure Standarte oder Euer Schwert? A - Meine Standarte war mir sehr viel, ja sogar vierzigmal lieber als mein Schwert. lch nahm die Standarte, wenn ich die Feinde angriff, und zu vermeiden, jemanden zu töten, und ich habe nie jemanden getötet. Bevor 7 Jahre vorüber sind, werden die Engländer mehr verlieren, als sie vor Orléans eingesetzt haben, und sie werden alles in Frankreich verlieren. Und die Engländer werden sogar mehr als je in Frankreich verlieren, und Gott wird den Franzosen einen grossen Sieg schicken. Die Visionen von Jeanne: Wissenschaftlich höchst umstritten nicht ihre Existenz, aber ihre Beurteilung. - schwierige Quellenlage - medizinisch-rationalistische Erklärung: Mangelernährung, Epilepsie, Tuberkulose - psychiatrische Erklärung: Schizophrenie - spirituelle Erklärung: Audition / Göttliche Eingebungen 2. Rehabilitation und Wirkungsgeschichte Quiz: Ordnen Sie die folgenden Jahreszahlen den untenstehenden Ereignissen zu Joan of Arc, Regie: Alfred Clark, erste Lebensverfilmung der Jeanne d'arc Seligsprechung durch Pius X. Aufnahme des Rehabilitationsprozess Heiligsprechung durch Benedikt XV. Reliquien als Fälschung entlarvt Aufhebung des Urteils gegen Jeanne d'arc Jeanne wird vom Vatikan als verehrungswürdig eingestuft. Fund vermeintlicher Reliquien von Jeanne Rehabilitation Da König Karl VII. nicht zulassen konnte, dass er sein Herrschaft einer Ketzerin und Hexe verdankte, liess er bald nach der 1449 erfolgten Wiedereroberung von Rouen an Ort und Stelle Verhöre durchführen, um die Parteilichkeit der Richter festzustellen führten ein päpstlicher Legat und der Inquisitor Jean Bréhal Befragungen durch, die zu einem Gesuch zur Annullierung des Urteils durch den Vatikan führten liess Papst Calistus III. nach Anhörung der Mutter Johannas, Isabelle Romées, den Prozess wieder aufnehmen; es wurden Irregularitäten des ersten Prozesses festgestellt und im Urteil vom 7. Juli 1456 die Verurteilung aufgehoben. Bei diesem Prozess wurde vermieden, diejenigen, die den Tod verursacht hatten, zur Verantwortung zu ziehen. Pfr. Markus Anker 7

8 Miniaturen aus dem 15. Jh. Jeanne d Arc-Renaissance im 19. Jh. Die Legende um Johanna war im Frankreich des 19. Jahrhunderts vor allem deshalb so beliebt, weil sie von allen politischen Gruppierungen verwendet werden konnte. Die katholischen Monarchisten betonten ihre Frömmigkeit und zogen Parallelen zwischen Johanna und der Jungfrau Maria; und die liberalen Republikaner priesen sie als aufrechte Patriotin und Frau aus dem Volk. Die entscheidende Botschaft ist jedoch beiden Auslegungen gemeinsam: Die Tapferkeit einer einzelnen Person und ihr tiefer Glaube an die gerechte Sache ihres Volkes brachten Frankreich den Sieg. In diesem Sinne ist Johanna auch auf den meisten Abbildungen dargestellt. Aufrecht stehend oder auf einem Schimmel sitzend, versehen mit der Lilie als Symbol der Jungfräulichkeit und Unsterblichkeit führt sie das Heer zum Sieg. Historienmalerei der Romantik im 19. Jh. Jean-Jacques Scherrer: Entreé de Jeanne d'arc à Orléans, 1887 Pfr. Markus Anker 8

9 Jean Auguste Dominique Ingres (1854), Johanna bei der Krönung von Karl VII Jeanne d Arc est interrogée par le cardinal de Winchester dans sa prison (1824). Paul Delaroche ( ). Pfr. Markus Anker 9