Unverkäufliche Leseprobe des St. Benno-Verlages

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1 Unverkäufliche Leseprobe des St. Benno-Verlages Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung von Text und Bildern, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen. St. Benno-Verlag GmbH, Leipzig 2008

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3 Inhaltsverzeichnis Kapitel Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen. Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. Besuchen Sie uns im Internet unter ISBN St. Benno-Verlag GmbH Stammerstr. 11, Leipzig Zusammengestellt und herausgegeben von Volker Bauch, Leipzig Umschlaggestaltung: Ulrike Vetter, Leipzig, unter Verwendung eines Bildes von Getty Images / Martin Ruegner Gesamtherstellung: Arnold & Domnick, Leipzig (A) Kapitel Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser. Kapitel Er stillt mein Verlangen; er leitet mich auf rechten Pfaden, treu seinem Namen. Kapitel Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir, dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht. Kapitel Du deckst mir den Tisch vor den Augen meiner Feinde. Du salbst mein Haupt mit Öl, du füllst mir reichlich den Becher. Kapitel Lauter Güte und Huld werden mir folgen mein Leben lang, und im Haus des Herrn darf ich wohnen für lange Zeit. Bildmeditationen zu Marc Chagall Psalmenmeditation von Augustinus Kurt Fenz Psalmengebete und Übersetzungen

4 Ein Psalm Davids. Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen. Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser. Er stillt mein Verlangen; er leitet mich auf rechten Pfaden, treu seinem Namen. Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil, denn du bist bei mir, dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht. Du deckst mir den Tisch vor den Augen meiner Feinde. Du salbst mein Haupt mit Öl, du füllst mir reichlich den Becher. Lauter Güte und Huld werden mir folgen mein Leben lang und im Haus des Herrn darf ich wohnen für lange Zeit. 6 7

5 Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen. Psalm 23,1

6 Das Bild vom Hirten Er ist im Orient etwas anderes als bei uns. Ich bin an einer Schafherde vorbeigefahren: Alle grasten friedlich. Ich habe auch in Israel Schafe mit ihrem Hirten gesehen. Sie müssen sehr findig sein, um Wasserstellen zu finden. Sie müssen sich auch große Mühe geben, um in dem kahlen Land Gras herauszufinden. Und wenn sie dann an eine Wasserstelle oder an ein Stück Gras kommen, dann sind oft andere Hirten da, dann gibt es Streit: Wir waren zuerst da! Streit wie heute um einen Parkplatz. Ein Hirte muss seine Schafe verteidigen können: gegen Räuber und gegen wilde Tiere. Darum hat er nicht nur einen Hirtenstab wie bei uns. Luther übersetzt: Dein Stecken und Stab. Wörtlich heißt es Hirtenstab und Keule, also eine Waffe. Der Hirte muss also ein ganzer Mann sein, der sich einsetzt. Ich habe einmal in den Bergen gesehen, wie ein Hirte einem verstiegenen Schaf nachkletterte. Auch hier waren Mut, Gewandtheit und Einsatz notwendig. So wird verständlich, dass im Orient das Bild vom Hirten auch für den König, den Führer eines Volkes, und auch für Gott den Herrn gebraucht wurde. Hirte, das ist jemand, auf den man sich verlassen kann, der für einen sorgt, auch in Gefahr. Nun heißt es in diesem Psalm ja nicht: Irgendein Mensch ist Hirte oder Führer, sondern Gott allein. Gott ist mein Hirte. Ihm allein verdanken wir, wenn wir heute noch Wasser trinken, die Luft atmen können, wenn wir satt werden und ein Dach über dem Kopf haben. Das ist nicht selbstverständlich. Es ist sicher unsere Mühe und Arbeit. Aber was wäre das alles ohne Gottes Gnade, der uns trotz der Umweltverschmutzung immer noch leben lässt? Dass Gott für uns sorgt, ist nicht an dieser Welt abzulesen. Die Worte dieses Psalms sind ein Bekenntnis zu dem lebendigen Gott oft gegen die eigene Erfahrung. Überall dort, wo wir unseren Lebensweg erkennen, wo wir den geraden Weg gehen können, unsere Seele erquickt wird und wir fröhlich sind, da verdanken wir es dem lebendigen Gott. Das bedeutet, dass wir aus seiner Hand leben, ihn loben und ihm danken. Roland Goeden 10 11

7 Gott ist uns Zuflucht und Stärke, ein bewährter Helfer in Zeiten der Not. Darum fürchten wir uns nicht, selbst wenn die Erde erbebt, wenn die Berge wanken und in die Tiefen des Meeres versinken, wenn die Wogen tosen und schäumen und die Berge erschüttert werden. Ps 46,1 4a Aber tröstlich ist, dass er unser Hirte ist. Darin liegt alles, was nur Gutes und Tröstliches von Gott gesagt werden kann. Es besagt, ist der Herr mein Hirte und ich sein Schaf, so bin ich wohl versorgt an Leib und Seele. Er wird mich reichlich ernähren; mich schützen und bewahren vor Unglück; für mich sorgen, mir aus aller Not helfen, mich trösten, stärken; er wird das an mir tun, was ein frommer Hirte tun soll. Martin Luther 12

8 Der Einzelne, ICH stehe vor meinem Gott und singe und bete: Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele. So sorglos, so schön sind die Bilder. Man muss sie gar nicht wiederholen, man muss sie sich nur vor sein geistiges Auge holen. Grüne Aue, frisches Wasser. Da steckt so viel Vertrauen und Geborgenheit drin. Ach schön. Wie schön wäre es, wenn man dieses Vertrauen noch aufbringen könnte. Und es stellen sich die Bilder von früher ein, als ich ein Kind war und krank lag. Da war wichtig, dass die Mutter die Hand hielt und die Wadenwickel wechselte und in der Nacht noch einmal nach einem schaute. Dadurch war man zwar noch immer krank, aber man war nicht allein und fühlte sich geborgen. Wenn ich einen Unfall hatte, brachten mich meine Eltern zum Arzt oder besuchten mich im Krankenhaus. Und als ich nach Hause kam, lag eine Tüte Bonbons auf dem Kopfkissen. Der Schmerz war dadurch nicht weg und das Unglück auch nicht ungeschehen. Aber man spürte, dass man geliebt wurde und willkommen war. Die Liebe trägt, wenn die Not wächst. Leider fällt es unserer Zeit schwer, ihre Heimat in Gott zu finden. Allzu schnell sind wir lieber Ankläger Gottes und lassen gerade da seine Hand los, wo die Nacht dunkel wird. Da ist sogar mein Hund schlauer. Der versteckt sich dann hinter meinem Bein und fragt nicht nach, warum es dunkel ist. Gott machen wir verantwortlich für unser Missgeschick und merken gar nicht mehr, wie maßlos wir geworden sind. Die meisten von uns sind nie bei Gott eingezogen. Das war ihnen zu nah, zu moralisch, zu eng. Als ob der, der mit Gott geht, nicht mehr richtig leben dürfte. Als ob man etwas versäumen würde. Wo kommen diese Bilder her? Und dann passiert es, wenn wir bei Gott kein Zuhause haben. Dann nisten wir uns bei uns selbst ein. Wir meinen selbst zu wissen, wie die grüne Aue für uns auszusehen hätte und wie das frische Wasser zu schmecken hätte und was für uns die rechte Straße ist. Aus dem Vertrauen wird Selbst-Vertrauen und aus der Bestimmung Selbst-Bestimmung und bevor wir zu Schafen verkommen, verstoßen wir lieber den Herren und werden selbstherrlich. Und von der Geborgenheit bleibt nur noch die Sehnsucht danach zurück. Doch gestillt wird sie nicht mehr

9 Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. Wer kann das noch nachsprechen? Unser Selbst wird immer zu klein sein, um die Stürme und Untiefen des Lebens zu bewältigen. Wenn das Selbst angeknackst ist, kann es eben nicht mehr die Kraft aus sich selbst schöpfen. Und dann werden sie gesucht, die magischen Orte und Traumfresser, und die Karten werden gelegt und alles Mögliche herbeibeschworen Doch der Weg zurück ist schwer. Was haben wir für ein Gottesbild, dass wir meinten, wir könnten uns an den finsteren Tälern vorbei schleichen. Wichtig wird sein, was wir im Gepäck haben und wo wir uns eingeübt haben und was uns vertraut geworden ist gerade in den harten Zeiten, wo kein Geld mehr hilft und kein Ansehen der Person mehr zählt. Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben. Darum fürchten wir uns nicht, wenn gleich die Welt unterginge, heißt es in Ps 46. und bei uns: Der Herr ist mein Hirte. Doch wer will schon ein Schaf sein und sich führen lassen? Viel lieber 16

10 sagen wir: Ich bin mein Hirte. Mir wird nichts mangeln. Ich weide auf einer grünen Aue und gehe zum frischen Wasser. Ich erquicke meine Seele. Ich weiß schon die rechte Straße. Und dann? Dann fürchten wir alles Unglück und haben allein durchzustehen, das finstere Tal. Und wir haben heute Angst, weil wir nicht wissen, was morgen ist. Heinrich Giesen schreibt: Weil Gott weiß, was morgen ist, brauchen wir heute keine Angst zu haben. Der Psalm 23 verschweigt nicht, was Leben auch ist. Es ist kein blindes Vertrauen, sondern ein endloses. Und es ist beides da. Die grüne Aue und das finstere Tal, im Vertrauen auf Gott. Ein gedeckter Tisch und dennoch Feinde, getragen von dem, der uns salbt und uns voll einschenkt. Hier wird nichts weggelassen. Das ganze Leben vor Gott und mit Gott. Nicht nur die Täler, auch die Höhen. Endloses Vertrauen. Spüren Sie es auch. Die Lebenssicht verändert sich, wenn wir mit Gott in Berührung kommen. Das ICH erweitert sich zum DU. Der Kampf darf aufhören. Der Herr ist mein Hirte, mir wird nicht mangeln. Dass wir uns manchmal nicht schämen, Gott anzuklagen Gott sein Leid klagen ist etwas anderes aber Gott anzuklagen, wo wir die meiste Zeit ganz gut und auch lieber ohne ihn ausgekommen sind. Ist es wirklich so schlimm, Schaf zu sein? Dabei heißt es von ihm: Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein wer hier seine Taufe spürt und das Abendmahl schmeckt, hat recht gespürt und gut geschmeckt. Drunter geht es auch nicht. Wir müssen wissen, wo wir hingehören und wo uns Gutes widerfährt. Lassen wir uns das nicht wegnehmen durch das Geschnatter und Gerassel der Welt. Und es wird sich einstellen, womit der Psalm schließt wie von selbst kommt es zum Fließen. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar. Pfarrer Martin Adel 18 19

11 Quellenverzeichnis Texte Martin Adel, Herr, wir haben oft gebetet. Rechte beim Autor. Martin Buber, Ein Harfenlied Dawids. Aus: ders., Das Buch der Preisungen. Die Psalmen. by Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München. P. Augustinus Kurt Fenz, Denn du bist bei mir! Rechte beim Autor. Christian Fleischer, Geschenk für meine Seele. Rechte beim Autor. Johnson Gnanabaranam, Mein Herz ist voll Freude. Aus: Heute mein Jesus. Erlanger Verlag für Mission und Ökumene, Neuendettelsau 1967, Seite 74. Roland Goeden, Das Bild vom Hirten aus einer Predigt über Psalm 23. Rechte beim Autor. Hanns Dieter Hüsch, Und wenn ich nicht wüsste. Aus: Hanns Dieter Hüsch/Uwe Seidel, Ich stehe unter Gottes Schutz, Seite 14, 2007/10 tvd-verlag Düsseldorf Hanns Dieter Hüsch, Und wenn ich auch nichts mehr sähe. Aus: Hanns Dieter Hüsch/Uwe Seidel, Ich stehe unter Gottes Schutz, Seite 15, 2007/10 tvd-verlag Düsseldorf Max Lucado, Ruhe. Aus: ders., Leichter durchs Leben. Gerth Medien, Asslar Klaus Mayer, Gestillt: Rechte beim Autor. Dietrich Mendt, Mir fehlt nichts mehr. Aus: ders., Eine kleine Pause für Gott Evangelische Verlagsanstalt GmbH, Berlin, 5. Auflage 1988 Toki Miyaschina, Der Herr gibt mir das Arbeitstempo an. Aus: U. Seidel/D. Zils (Hg.) Aktion Gottesdienst. Peter Hammer Verlag (Jugenddienst-Verlag) Wuppertal, Jürgen Rennert, Hinterfragt. Rechte beim Autor. Dagmar Rost/Joseph Machalke, Du bist gut. Aus ders., Meine Konfirmation by Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München. Susanne Schart/Christhard Ebert. Der Herr ist mein Programmierer. Rechte bei den Autoren. Winfrid Schiffers, Der Herr geht neben mir. Rechte beim Autor. Gottfried Schille, Weil der Herr uns leitet. Aus: ders., Die dich rühmen, haben ihren Tag gewonnen. Psalmnachdichtungen, hrsg. Im Auftrag des Lutherischen Kirchenamtes der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Hannover, Rudolf Otto Wiemer, Psalm 23. Aus: ders.: Chance der Bärenraupe, F. H. Kerle Verlag, Freiburg/ Heidelberg 1980, Rudolf Otto Wiemer Erben, Hildesheim. Wilhelm Willms, psalm 23. Aus: ders.: roter faden glück. Psalm Butzon & Bercker GmbH, Kevelaer, 5. Aufl. 1998, Jörg Zink, Bei Gott bin ich geborgen. Aus: ders., Das Geschenk eines jeden Tages Kreuz Verlag, Stuttgart 2005, Seite 249. Jörg Zink, Wozu sorge ich? Aus: ders., Die Bibel Kreuz Verlag, Stuttgart 2008, Seite Seite 26: Übersetzung nach der Lutherbibel von Seite 118: Gute Nachricht Bibel, revidierte Fassung, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung 2000 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. Seite 119: Die Bibelstelle ist der Übersetzung Hoffnung für alle entnommen. 1983, 1996, 2002 by International Bible Society Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Verlags. Alle Texte der Heiligen Schrift, sofern nicht anders angegeben: Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, 1980 Katholische Bibelanstalt, Stuttgart Bilder Seite 8/9: bilderbox fotolia.com Seite 76: Marc Chagall, VG Bild-Kunst, Bonn 2009 Seite 81: picture-alliance/kpa/rue des Archives Seite 97: piccaya fotolia.com Seite 109: PeJo Fotolia.com Seite 117: Heiko Han Fotolia.com Wir danken allen Inhabern von Text- und Bildrechten für die Abdruckerlaubnis. Der Verlag hat sich bemüht, alle Rechteinhaber in Erfahrung zu bringen. Für zusätzliche Hinweise sind wir dankbar.