Lebensstil : königliche Geschenke : die Juwelen der Herzogin von Windsor

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1 Lebensstil : königliche Geschenke : die Juwelen der Herzogin von Windsor Autor(en): Objekttyp: Piwecki, Kristina Article Zeitschrift: Du : die Zeitschrift der Kultur Band (Jahr): 47 (1987) Heft 3: Franz Marc : der fünfte Tag der Schöpfung PDF erstellt am: Persistenter Link: Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. Die systematische Speicherung von Teilen des elektronischen Angebots auf anderen Servern bedarf ebenfalls des schriftlichen Einverständnisses der Rechteinhaber. Haftungsausschluss Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr für Vollständigkeit oder Richtigkeit. Es wird keine Haftung übernommen für Schäden durch die Verwendung von Informationen aus diesem Online-Angebot oder durch das Fehlen von Informationen. Dies gilt auch für Inhalte Dritter, die über dieses Angebot zugänglich sind. Ein Dienst der ETH-Bibliothek ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz,

2 *C LEBENSSTIL

3 Königliche Geschenke Die Juwelen der Herzogin von Windsor Obwohl sie unser Leben illuminieren, sind weder die schönen Dinge noch die eleganten Vergnügungen, an denen unser Herz hängt, von Dauer. 50 Jahre nach der dramatischen Liebesgeschichte des Herzogs und der Herzogin von Windsor kommen die wertvollen Bücher, Kunstwerke, Möbel und Juwelen des Paares in andere Hände. Mit einem Bericht darüber beginnen wir an dieser Stelle eine neue «du»-rubrik, die der persönlich gefärbten Kultur des Alltags, die man Lebensstil nennt, gewidmet ist. rm / te«j «fr Oben: Federbrosche aus Platin, Gold. Diamanten und Rubinen; rechts: der Herzog und die Herzogin von Windsor 1954 auf einer Ferienreise in Genua; links, die Wind sors 1956 an einer inter nationalen Hundeschau in Paris. Seite 64: Die Herzogin von Windsor, photogra phiert von Cecil Beaton. 65

4 Am 2. und 3 April 1987 lädt «Sotheby's» zu einer Auktion ein, die auf beträchtliches Interesse stossen dürfte. An den beiden Tagen werden die Juwelen der Herzogin von Windsor, der am 24. April 1986 verstorbenen Witwe des Königs Edward VIII., verstei gert. Auch wer sich nicht spe ziell für die Liebesbande des Hochadels interessiert, wird wissen, dass Edward VIII aus Liebe zu einer Bürgerlichen auf den Thron verzichtet hat und mit der Amerikanerin Wal lis Simpson ins Exil ging. Auch wer sich nicht speziell für die Liebesbande des Hochadels interessiert, wird wissen, dass Edward VIII. am 11. Dezember 1936, im letzten Moment vor seiner Krönung zum König von England, auf den Thron verzichtete, um die Amerikanerin Wallis Simpson zu heiraten. Dieses als «grösste Liebesromanze der Geschichte» apostrophierte Ereignis hatte damals in England nicht nur politisch viel Staub aufgewirbelt. Was Millionen als «die Erfüllung der bewegendsten Liebesgeschichte des Jahrhunderts» fei erten, galt dem Hof als verwerflichster Bruch der Etikette. Denn Wallis Simpson war nicht nur eine «Bürgerliche», sondern auch bereits zweimal geschieden. Fortan müsste der Thronanwärter, dem der Titel eines «Herzogs von Windsor» verliehen wurde, den Hof und England verlassen. Wallis Simpson, die sich zuerst scheiden lassen müsste, um Herzogin von Windsor zu werden, wurde folgerichtig mit Verachtung gestraft. Unerbittlich blieb in dieser Hinsicht auch die heutige Königin, deren Versöhnungsgeste nur darin bestand, der Herzogin eine Grabstätte neben ihrem Mann zu gestatten. Im Januar 1931 wurde Wallis Simpson während einer Wochenendparty dem Prinzen von Wales vorgestellt. Diese Begegnung war für sie faszinierend; es gibt aber keinen Hinweis dafür, dass sie auf den Thronerben einen besonderen Eindruck gemacht hätte. Es gab auch keinen Grund für sie anzunehmen, dass sie den Prinzen wieder sehen würde. Aber sie sahen sich im Verlaufe der Zeit sehr häufig; und sie wurde der Mensch, dem er seine ganze Liebe schenkte. Winston Churchill sagte überdie Beziehung zwi schen Edward VIII. und Wallis Simpson: «Er blühte in ihrer Gesellschaft auf, ihre Eigenschaften waren für sein Glück so wesentlich wie die Luft zum Atmen. Jene, die ihn gut kannten und beobachteten, merkten, dass seine Nervosität sich völlig legte. Er war ein ausgeglichener Mensch und nicht mehr eine kranke, gequälte Seele. Diese Erfahrung, die den meisten Menschen in ihrer Jugend widerfährt, machte er erst spät im Leben, und deshalb war sie für ihn um so kostbarer und auch zwingender.» Und Walter Monckton, ein alter Freund des Prinzen aus dessen Studienzeit, der während der Abdankungskrise sein engster Berater war, schrieb ganz ähnlich: «Nie mand der nicht... die Intensität und Tiefe der Liebe des Prinzen für Mrs. Simpson begreift, wird jemals seine Lebensgeschichte verstehen. Für ihn war sie die ideale Frau. Sie tat alles dafür, dass er sich wohl fühlte und immer sein Bestes gab; und er betrachtete sie als Quelle der Inspi- 66

5 IJCU7 il. UiTZfJj. (jxasj J-W/-&-, /fjj^ a a e"^ ^ V «... Oben: Zigarettenetui mit der Widmung des Herzogs von Windsor an Wallis Simpson: David für Wallis zu Weihnachten 1935: unten: goldene HalbmondPuderdose. Auf dem Deckel sind die vom Herzog und der Herzogin gemeinsam besuchten euro päischen Städte eingraviert. 67

6 Ich kann es nicht fassen, dass ein Mädchen so ein herrliches Geschenk bekommen kann. Ich kann Dir gar nicht sagen, wie verwöhnt ich mir vorkomme. Ich hoffe nur, Du fühlst, dass ich Dich immer liebe, für Dich und mit Dir arbeite und der ganzen Welt klar machen möchte, was für ein wunder barer Mensch Du bist.» Wallis Simpson an König Edward VIII. ration.» So sahen zwei Menschen, die Edward VIII. seit seiner Jugend kannten, die Beziehung des Prinzen und nachmaligen Königs zu Wallis Simpson. Als die Herzogin am 24. April 1986 starb, hinterliess sie Schmuckstücke, die den aussergewohnlichen Geschmack der Windsors belegen. Am 2. und 3. April werden diese Juwelen bei «Sotheby's» in Genf versteigert. Etliche tragen die Gravur eines besonderen Ereignisses, wie beispielsweise den 40. Geburtstag der Herzogin oder das Hochzeitsdatum von Das Design der Fassungen hat Edward VIII. - zumeist mit den Juwelieren gemeinsam - entworfen und dabei ausgefallene Phantasie walten lassen. Die Flamingo-Brosche ist auf Dollar geschätzt, das Zigarettenetui auf etwa 5000 Dollar. Der Erlös der Auktion ist bestimmt für das Pariser Pasteur-Institut, das sich um die Krebs- und AIDS-Forschung bemüht. In wirtschaftlich stabilen Zeiten ist qualifizierte Kunst mit ihrer Wertbeständigkeit besonders hoch geschätzt. Wichtig für den Verkauf ist die Provenienz. Die jenigen Schmuckstücke, die ein fürstliches Haupt oder die Hand eines Königs geschmückt haben, tragen den geheim nisvollen Hauch nostalgischer Sehnsüchte und werden im geschäftlichen Kalkül der Auktionsfirma sogleich höher ein gestuft. Die Gravur der Historie ist oft gleichbedeutend mit dem Stempel des kunstfertigen Herstellers. Damit nicht auch das Mobiliar aus der Villa am Rande des Bois de Boulogne, wo die Windsors viele Jahre wohnten, durch eine Versteigerung in alle Winde zerstreut wird, hat der ägyptische Milliardär Mohamed AI Fayed das Erbe gerettet. AI Fayed schloss mit der Stadt Paris, der Eigentümerin der Villa, einen auf fünfzig Jahre befristeten Mietvertrag ab. Er lässt das Haus jetzt restaurieren, das Mobiliar und die Kunstobjekte hat er gekauft. Das exklusive Porzellan und die Möbelstücke aus dem 18. Jahrhundert bekamen, laut Testament der Herzogin, der Louvre, und die wertvolle Bibliothek geht nach Versailles. AI Fayed, der für seine Verdienste um das Hotel Ritz in Paris, das er erwarb und instand setzen liess, von Präsident Mitterrand den Orden der Ehrenlegion erhielt, möchte aus der Windsor- Villa ein Museum machen. Dieses Museum soll nur aus gewiesenen Historikern und Angehörigen der königlichen Familie zugänglich sein. Im Obergeschoss hat AI Fayed Privaträume für sich selbst herrichten lassen. Unmittelbar nach dem Kauf der Einrichtungsgegenstände liess er dem Buckingham-Palast die vollständige Liste zukommen. Dar aufhin bat die Königin um die Rückgabe eines Ölgemäldes, das aus der Sammlung Heinrichs VIII. stammte. Kristina Piwecki

7 I s s -^wfe ^ t >*"* ^m $?5& ff >\ > 7, \ Ss "4«'n! *««s l'.v/f»» y \\ 1 X r r *p»» / i**»* M \dl.'.«h, S» * 1 Oben links: Flamingo aus Platin. Gelb- und Weiss gold. Die Flügel sind mit Smaragden, Rubinen und Saphiren ausgefüllt: oben rechts: Die Herzogin, photographiert von Cecil Beaton; unten links: Ohr ringe und Armbänder in Form von Tigern und Panthern: unten rechts: Halskette mit 29 austra lischen Perlen, dazu die passenden Ohrringe. 69