Fahr cool. Alles im Blick - vorausschauendes Fahren. Infoblatt: Gut und sicher Fahren_1/6. Infoblatt für junge Erwachsene

Transkript

1 Infoblatt: Gut und sicher Fahren_1/6 Infoblatt für junge Erwachsene Fahr cool Auch im Straßenverkehr kommt es darauf an cool zu bleiben. Alle lachen doch nur über die Fahrer, die es nötig haben, im Straßenverkehr "den dicken Max" zu machen. Die Kommentare "Der hat es wohl nötig", "Der hat wohl Probleme mit seinem Mädel" oder "Wer sonst nichts zu sagen hat, versucht es eben mal auf der Straße." Grundtenor: armer Kerl. Beliebt sind die, die fahren können und cool dabei sind. Alles im Blick - vorausschauendes Fahren Gerade beim Autofahren sollte man den Überblick nicht verlieren. Es ist nicht nur im normalen Leben besser, wenn man weiß, was auf einen zukommt und wenn man sich nicht überraschen lässt. Alles im Blick behält man im Straßenverkehr, wenn man vorausschauend fährt. Was bedeutet das eigentlich? Wie setzt man vorausschauendes Fahren im alltäglichen Verkehr um? In der Praxis heißt es gelassen bleiben, nicht ablenken lassen, gleichmäßig fahren, im Verkehrsfluss "mitschwimmen" und sich auf die Straße konzentrieren. Ein vorausschauender Fahrer rechnet immer mit den Fehlern der anderen. Er behält die allgemeine Verkehrssituation stets im Visier und orientiert sich nicht nur an der Stoßstange des unmittelbar Vorausfahrenden. Gute Autofahrer beobachten den ganzen Verkehr und wissen, was vor und hinter ihnen passiert. So können sie Fehler der anderen Fahrer und drohende Gefahren frühzeitig erkennen. Je schneller man eine Situation richtig einschätzen kann, umso besser kann man seine Fahrweise dem Verkehr anpassen. Zudem verringert man das Risiko abrupter Fahrmanöver, die einen selbst oder andere gefährden können. Rechtzeitig erkennen und frühzeitig agieren heißt die Devise vorausschauender Fahrer! Und nicht einfach nur auf den Verkehr reagieren. Kann man vorausschauendes Fahren trainieren? Vorausschauendes Fahren kann man gut trainieren. Man muss nur sehr bewusst versuchen, die Verkehrssituation konzentriert zu beobachten und sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Sie werden feststellen, dass es Ihnen Spaß machen wird, die Situation vorausschauen einzuschätzen und Fehlverhalten anderer vorauszusehen.

2 Infoblatt: Gut und sicher Fahren_2/6 Von hinten nicht überraschen lassen Der Schulterblick ist vom Aussterben bedroht. Er droht leider nach der erfolgreich bestandenen Fahrprüfung oft ganz in Vergessenheit zu geraten. Beim Überholen, Einfädeln und beim Abbiegen helfen die Spiegel meist nur sehr eingeschränkt. Der berühmte tote Winkel bleibt. Nur der Schulterblick ist wirklich der einzige Garant für einen hervorragenden Überblick. So kann man sich sicher vergewissern, dass hinten wirklich Platz ist, einem kein Fahrzeug an der Seite "klebt" und kein anderer Fahrer bereits überholt, wenn man selber erst gerade zum Überholen ansetzen wollte. Der Schulterblick hilft auch rechtzeitig zu erkennen, ob sich Radfahrer, Skater oder Fußgänger mit ihren schmalen Silhouetten an der Fahrzeugseite aufhalten. Vor allem im überfüllten Stadtverkehr ist der Schulterblick unentbehrlich. Schulterblick ist also mit Sicherheit der beste Trick! Nicht sich selbst aus dem Spiel nehme Wer zu nah auffährt, nimmt sich selbst aus dem Spiel. Vor allem verliert er den Überblick über die Situation. Je näher man am Vordermann klebt, desto weniger kann man sehen, weil das Sichtfeld nach vorne immer enger wird. Gleichzeitig nimmt sich der Auffahrende jede Möglichkeit reagieren zu können. Ist der Abstand geringer als der Reaktionsweg (der Weg den man zurücklegt, wenn man reagiert und den Fuß auf die Bremse bringt), kracht man ungebremst in den Vordermann. Hier liegt die Ursache für viele Auffahrunfälle. Engeschränktes Blickfeld bei geringem Abstand

3 Infoblatt: Gut und sicher Fahren_3/6 Was ist der richtige Abstand? Erinnern wir uns an die Predigten aus der Fahrschule. Dort wird eine Faustformel zu Berechnung des Abstandes gelehrt: "Abstand gleich halber Tacho!" - also 50 km/h = 25 Meter Abstand. Wer Probleme hat, die Meter zu schätzen, kann eine andere Faustformel anwenden: Zwei Sekunden Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug halten. Zwei Sekunden - was heißt denn das? Zur Berechnung nimmt man am besten eine markante Stelle wie einen Seitenpfosten auf der Straße. Sobald das vorausfahrende Fahrzeug diesen Pfosten passiert hat, fängt man an zu zählen 21, 22. Hat das eigene Fahrzeug bei 22 den besagten Pfosten erreicht, ist der Abstand zum Vordermann optimal. Natürlich müssen für den richtigen Sicherheitsabstand auch immer die Wetter- und Straßenverhältnisse berücksichtigt werden. Auf nasser Fahrbahn verlängert sich der Bremsweg drastisch. Entsprechend ist hier der Sicherheitsabstand zu verdoppeln. Geringer Abstand nervt auch den Vordermann. Stoßstange an Stoßstange zu fahren, macht keinen Spaß - auch nicht im Stau. Wer zu nah an seinem Vordermann klebt nervt. Auch wenn manche Autofahrer es mit Humor nehmen und sich mit witzigen Aufkleber-Sprüchen, wie "Bitte Abstand halten, so gut kennen wir uns ja nicht!" behelfen Apropos Bremsweg Das was der Volksmund unter einem Bremsweg versteht, entspricht in der Realität beim Bremsen nicht dem Weg, den man wirklich zum Anhalten benötig. Neben dem reinen Bremsweg muss man nämlich auch die Reaktionszeit mitberücksichtigen und den Weg, den man in dieser Zeit zurücklegt: den sogenannten Reaktionsweg. Unter einem Reaktionsweg wird die Strecke verstanden, die zurückgelegt wird zwischen dem Erkennen einer Gefahr und dem Reagieren (Fuß auf die Bremse bringen). Erst der Bremsweg und der Reaktionsweg zusammen beschreiben die Wegstrecke, die zum Anhalten benötigt wird. Die Summe aus dem Reaktionsweg und dem Bremsweg nennt sich Anhalteweg. Es dauert in der Regel eine Sekunde, bis das Gehirn des Fahrers die Gefahr meldet und er dann handelt, also bremst. Ist der Fahrer übermüdet, gesundheitlich angeschlagen, gestresst oder unkonzentriert, verlängert sich die Reaktionszeit. Ist er besonders aufmerksam, kann sie sich auf 0,5 bis 0,7 Sekunden verkürzen. Konkret heißt das: Ein Fahrzeug, das bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h plötzlich abgebremst wird, rollt noch circa 15 Meter bis die Bremsen ansprechen. Erst dann beginnt der eigentliche Bremsweg die Strecke, die vom Durchtreten des Bremspedals bis zum Stillstand des Fahrzeugs zurückgelegt wird. Die Bremse sollte kräftig durchgetreten werden (Bremsschlag).

4 Infoblatt: Gut und sicher Fahren_4/6 Geschwindigkeit Reaktionsweg + Bremsweg = Anhalteweg 30 km/h 9m 4,5 m 13,5 m 50 km/h 15 m 12,5 m 27,5 m 70 km/h 21 m 24,5 m 45,5 m 100 km/h 30 m 50 m 80 m * Der hier errechnete Anhalteweg setzt optimale Bedingungen, das heißt den technisch machbaren Bremsweg und trockene Fahrbahn voraus. Die Rechtsprechung geht im Normalfall von einer Reaktionszeit von einer Sekunde aus, in der das Fahrzeug ungebremst weiterfährt. Zu hohe Geschwindigkeit die Quelle allen Übels In den meisten Fällen hat man es eilig. Zeit ist Geld! Vor allem früh morgens auf dem Weg zur Arbeit oder nach Feierabend ins geliebte Heim. Schön, wenn man sich dabei an den Schildern am Wegesrand oder wenigstens an den Höchstgeschwindigkeiten in der Straßenverkehrsordnung orientiert. Bei 5 Gängen und reichlich PS unter der Haube preschen die meisten jedoch einfach drauf los. Doch Vorsicht, ein Bleifuß auf dem Gaspedal ist eher eine Garantie für ein Desaster als für schnelles Ankommen. Nur eine Orientierung nach der Leistungsfähigkeit des Fahrzeugs ist meistens nicht die beste Wahl, denn es gibt zahlreiche wichtige Faktoren auf der Straße, die uns und unser Fahrzeug beeinflussen: Persönliche Fähigkeiten (Fahrpraxis, Reaktionsvermögen, Gesundheitszustand,...) Verkehrslage (Verkehrsdichte, Berufsverkehr, Schulen, Kindergärten, Altenheime, Fußgänger, Kinder, Senioren, Radfahrer,...) Wetterverhältnisse (Eis, Regen, Schnee, Wind, Nebel, Sonnenschein) Zeitpunkt der Fahrt (Sonnenaufgang, Dämmerung, Tag oder Nacht) Zustand der Straße (Kurven, Kuppen, Fahrbahnbreite, Baustellen, abgefahrene Markierung,...) Zustand des Fahrzeugs (Reifen, Bremsen, Beleuchtung, Beladung, Bauart des Fahrzeugs,...) Richtet man seine Fahrweise nach all diesen Faktoren, ist man immer Herr der Situation und fährt mit einer angemessenen Geschwindigkeit. Überhöhte Geschwindigkeit ist die Ursache der meisten Unfälle im Straßenverkehr. Geschwindigkeitsunfälle haben besonders schwere Folgen Geschwindigkeitsunfälle haben besonders schwere Folgen, denn die Wucht des Fahrzeugs nimmt nicht im einfachen Verhältnis zur Geschwindigkeit zu. Die Bewegungsenergie eines Autos steigt mit dem Quadrat der gefahrenen Geschwindigkeit an: Doppelte Geschwindigkeit heißt vierfache Energie. Also hat ein Fahrzeug mit Tempo 100 km/h nicht doppelt, sondern viermal soviel Wucht wie mit Tempo 50 km/h.

5 Infoblatt: Gut und sicher Fahren_5/6 Was sagt das Gesetz zur Geschwindigkeit? Wir erinnern uns an die gesetzlich vorgeschriebenen Geschwindigkeitsbeschränkungen, die wir alle in der Fahrschule lernen: für alle Kraftfahrzeuge innerorts 50 km/h; für Pkw und andere Kfz mit einem zulässigen Gesamtgewicht bis 3,5 t auf Landstraßen 100 km/h und auf Autobahnen 130 km/h Richtgeschwindigkeit; für Omnibusse, Lkw, Fahrzeuge mit Anhänger,... je nach Art des Fahrzeugs und der benutzten Straße 60 oder 80 km/h. Das ist allerdings, wie der Name schon sagt, die Höchstgeschwindigkeit, die nur unter günstigsten Umständen angebracht ist. In der 3 StVO heißt es dazu ganz klar: "Der Fahrzeugführer darf nur so schnell fahren, dass er sein Fahrzeug ständig beherrscht". In der 3 StVO steht auch:»der Fahrzeugführer darf nur so schnell fahren, dass er innerhalb der übersehbaren Strecke halten kann«. Risiko: Spurwechsel Beim Spurwechsel werden immer wieder fatale Fehler gemacht. Eine deutliche Kommunikation beim Fahrstreifenwechsel und ein korrekt ausgeführter Spurwechsel können Sie und die anderen vor Missverständnissen und größerem Schaden bewahren. Die folgenden 5 Schritte helfen dabei. Korrekter Spurwechsel in 5 Schritten: 1. Blick in den Innenspiegel. 2. Blick in den Außenspiegel, um den nachfolgenden Verkehr einzuschätzen. 3. Schulterblick, damit Sie auf jeden Fall den toten Winkel ausschalten. 4. Auf jeden Fall Blinker setzen, vor allem auf der Autobahn (Ausnahme: Es nähert sich jemand von hinten mit wesentlich höherer Geschwindigkeit, dann lieber ein paar Sekunden mit dem Blinken warten und überholen lassen) 5. Wenn die Möglichkeit besteht, sollten Sie nun den Fahrstreifen fließend wechseln. Niemals ruckartig rüberziehen. Wer fließend wechselt, kann Fehler noch ausbügeln, falls man doch noch jemanden übersehen hat.

6 Infoblatt: Gut und sicher Fahren_6/6 Blink-Muffel aufgepasst! Klare Kommunikation ist das A und O in unserer Gesellschaft. Die meisten Kränkungen, Streitereien, ja sogar Kriege werden durch Missverständnisse in der Kommunikation ausgelöst. Auch im Straßenverkehr muss klar und deutlich kommuniziert werden, denn auch auf der Fahrbahn können Verständigungsprobleme tödlich enden. Ein wichtiges Kommunikationsmittel im Straßenverkehr ist der Blinker. Leider gerät er immer mehr in Vergessenheit, sei es aus Faulheit oder aus Nachlässigkeit. Dabei ist der Blinker eine sehr nützliche und hilfreiche Erfindung. Er informiert die anderen Verkehrsteilnehmer, was Sie als nächstes tun wollen und macht auf Sie aufmerksam. Hier ein paar Tipps, um mit dem Blinker gut zu kommunizieren. Den Blinker bei jeder Fahrtrichtungsänderung betätigen, auch wenn Sie glauben, "alleine" unterwegs zu sein. Immer blinken, bevor eine Fahrtrichtungsänderung vorgenommen wird - zum Beispiel Abbiegen. So können sich andere Verkehrsteilnehmer rechtzeitig auf Ihre Absichten einstellen. Beim Einfahren in den Kreisverkehr bitte nicht blinken, das führt zu Missverständnissen. Beim Ausfahren aus dem Kreisverkehr stets vor der zu verlassenden Ausfahrt blinken. Andere Autofahrer können dann zügiger in den Kreisverkehr einfahren. Vor Spurwechseln erst mit Blick in den Rückspiegel und Schulterblick nach hinten sorgfältig vergewissern, dass kein nachfolgendes Fahrzeug gefährdet wird, und erst dann blinken. Rechtzeitig - auch bei "roter" Ampel - das geplante Abbiegen anzeigen, nicht erst beim Anfahren. So können Fußgänger und Radfahrer ebenfalls Ihr Verhalten besser einschätzen.