Usbekistan Chiwa, Samarkand, Buchara, Taschkent, Perlen entlang der Seidenstraße

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1 DIE ENTDECKUNG DER WELT Reiseberichte Usbekistan Chiwa, Samarkand, Buchara, Taschkent, Perlen entlang der Seidenstraße Vortrag von Anka Reiners gehalten am vor dem IWC Mönchengladbach Präsidentin Karin Bütow E i n s t liebten sich ein Prinz und eine Prinzessin. Die Prinzessin jedoch wurde kurz vor der Hochzeit ermordet. Vor Verzweiflung stach der Prinz sich ins Herz und Blutstropfen fielen auf den Boden. Daraus sprossen schwarze Tulpen hervor, Nationalblume der Usbeken. Schwarze Tulpen gelten auch heute noch als Symbol unendlicher Liebe. Wir sind froh und dankbar eine so besondere Reise miteinander geteilt zu haben. Den Wunsch nach weiteren Reisen dieser Art dürfte Angela Becker, unsere Freundin und Reiseleiterin, nicht überhören.

2 Usbekistan Perle an der Seidenstraße Unsere Inner Wheel-Spezial-Reise in diesem Jahr führte uns nach Usbekistan. Namen wie Buchara, Samarkand, Chiwa und Taschkent geheimnisvoll, orientalisch, 1001 Nacht hatten meine Neugier geweckt und mich und meine Mitreisenden Inner Wheelerinnen in hohe Spannung versetzt. Wir wurden auf unserer Reise begleitet von der russischstämmigen, aber in Usbekistan geborenen und aufgewachsenen Olga Antonowitsch. Sie hat ihre Aufgabe zu unserer großen Zufriedenheit erfüllt. Hier ist gleich eine wichtige Erkenntnis über Usbekistan. Mitte des 19. Jahrhunderts übernahm Russland die Herrschaft über das Land. Es wurden so viele Russen angesiedelt, dass sie in der Bevölkerung fast ein Drittel ausmachten. Sie hatten alle wichtigen Funktionen inne und beuteten das Land nach Kräften aus. Die Monokultur mit Baumwolle war ein Erfolgsweg dafür. Im Jahre 1991, mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion, wurde Usbekistan unabhängig. Es entstand eine autokratische Präsidialdemokratie, die Freie Demokratische Republik Usbekistan mit dem Russen Karimow an der Spitze. Dieser ist am , 78 jährig, verstorben. Es ist schwer zu sagen, in welche Richtung die weitere Entwicklung für Usbekistan nun laufen wird. Doch nun zurück zu unserer Reise. Olga führte uns in die drei Vorzeigestädte: Chiwa, Buchara und Samarkand. Sie sind wichtige Zeugen für die Bedeutung des großen Handelsweges von China nach Europa, für die Seidenstraße. Ihre blauen Kuppeln, ihre blauweiß-türkisfarbenen Palastfassaden, ihre Minarette, Moscheen und Koranschulen ( Medresen ) sind schon oft abgebildet worden. Aber sie in natura zu erblicken unter tiefblauem Himmel, das ist ergreifend und unbeschreiblich schön. Ein Wort zur Bedeutung der Medresen. Es sind die Koranschulen. Hier wurden Männer in einigen Jahren strengen Studiums zum Mullah ausgebildet, dann zum Imam und schließlich zum Mufti. In alten Zeiten gab es noch eine vierte Stufe, den Scheich, der auch weltliche Macht besaß. Ein Imam ist der Vorbeter. Er muss die altarabische Sprache und Schrift beherrschen. Seite 1 von 9

3 Chiwa Die Stadt hat Einwohner. Sie leben um den alten Stadtkern herum in der Vorstadt. Der Stadtkern stammt vorwiegend aus dem 19. Jahrhundert, er ist UNESCO-Weltkulturerbe. Enge Gassen führen zur Zitadelle, zu Palästen, zu Medresen und zur Freitagsmoschee. Hin und wieder künden Einzelstücke, wie z.b. eine Säule in der Moschee oder Keramikscherben aus dem 2. Und 3. Jahrhundert, von weit älteren Zeiten. Die Zitadelle war der Wohnsitz des Khans (Fürsten) von Chiwa. Hier lebte die Fürstenfamilie, empfing Gäste, hatte einen Thronsaal und einen abgetrennten Frauenteil. Im neuen Palast Tasch-Hanli, 1831 erbaut, sahen wir den gut erhaltenen Frauenteil, den Harem. Die Räume für die Hauptfrau und die Nebenfrauen umschlossen einen lieblichen Garten mit Springbrunnen. Palast Tasch-Hanli, - Empfangshalle - Seitenmosaik Hier spielte sich das Leben der Frauen ab. Der für die Männer bestimmte Teil des Palastes hatte einen prachtvollen Empfangshof mit zwei Jurtenplätzen und dem kunstvoll verzierten Iwan, einer Nische, in welcher der Fürst saß und Gäste empfing. Gut erhalten ist in Chiwa noch die gewaltige Stadtmauer, die den Stadtkern von der Außenwelt abschirmt. Stadtmauer von Chiwa mit Eingang zum Stadtkern Seite 2 von 9

4 Buchara Buchara, eine Oase in der Wüste, war der bedeutendste Knotenpunkt der Seidenstraße. Die Lebhaftigkeit und Farbigkeit dieser gut erhaltenen mittelalterlichen orientalischen Stadt nimmt sofort gefangen. Eines der schönsten Baudenkmäler unserer Reise war das Mausoleum der Samaniden aus dem 10. Jahrhundert. Samaniden Mausoleum in Buchara (Was man aus einfachen Ziegeln formen kann) Auf einem Sockel erhebt sich zehn Meter hoch ein Würfel, der von einer Kuppel gekrönt wird. Alle vier Seiten sind identisch aus gebackenen Ziegeln und reich verziert. Die Muster ergeben sich aus geometrischen Formen. In der Mitte der Spitzbögen über den Eingängen ist ein auf den Kopf gestelltes gleichschenkliges Dreieck. Es gilt als das Symbol für die Trennung von Tod und Leben. Zu beiden Seiten des Dreiecks symbolisieren zwei Quadrate die Ewigkeit im Himmelsplast. Früher umgab ein Friedhof das Mausoleum; daher entging es der Zerstörungswut Dschingis Khans und ist somit als ältestes Mausoleum Zentralasiens erhalten. Seite 3 von 9

5 Kalonminarett in Buchara Wunderschön ist das Kalonminarett aus dem 12. Jahrhundert. Neben seinen Bauwerken, Moscheen, Medresen, Palästen, nahm uns in Buchara das orientalische Leben in Gassen und Basaren gefangen. Überall wird gehandelt, laut und gestenreich und schließlich gekauft. Marktszene Seite 4 von 9

6 Samarkand Samarkand ist eine der ältesten Städte Zentralasiens. Schon im 1. Jahrhundert v. Chr. gab es eine Siedlung Marakanda. Alexander der Große, Araber, Mongolen zerstörten die Stadt und erst Amur Timur ( ) baute die Stadt wieder zur Hauptstadt auf. Ihm ist eines der schönsten Mausoleen Usbekistans gewidmet. Er selbst ließ es erbauen, für seinen Lieblingsenkel. Timurs Sarkophag, ein schlanker Block aus Nephrit, steht mitten im Raum unter der wunderbaren hohen Rippenkuppel. Mausoleum des Amur Timur Ankunft mit verheißungsvollem Regenbogen Bedeutend für Samarkand ist nicht nur Timur, sondern ein weiterer Enkel, Uleg-Beg, 1394 geboren, galt er ob seiner Klugheit als Wunderkind. Er holte Wissenschaftler nach Samarkand und ließ eine Sternwarte errichten. Mit einem riesigen Sextanten, konnten Messungen gemacht werden, bei denen zu Beginn des 15. Jahrhunderts bereits die Dauer des Jahres bis auf 58 Sekunden genau berechnet wurde. Außerdem hat er über tausend Sterne entdeckt. Uleg Bek, Enkel von Timur Seite 5 von 9 die berühmte Sternwarte

7 Samarkand hat nicht das überschaubare orientalische Stadtbild Bucharas, aber es bietet großartige Viertel, wie z.b. die Gräberstadt Schah-i-Sinda. Man schreitet wie durch eine Schlucht eine Straße empor. Zu beiden Seiten erheben sich Mausoleen mit phantastischen Fassaden, über und über verziert mit blau-türkisenen Kacheln, Majoliken und Malereien. Gräberstadt Schah-i-Sinda Überwältigend ist der Registanplatz, das Zentrum Samarkands. Fast gleich aussehend erheben sich an drei Seiten Medresen mit imposanten Eingangstoren. Heute werden alle Medresen weltlich genutzt: als Basare. Registanplatz, der schönste Platz der islamischen Welt Seite 6 von 9

8 Die drei Städte an der Seidenstraße haben uns eintauchen lassen in die märchenhafte, geheimnisvolle Welt des alten Orients. Die Begegnung mit den Menschen bereitete uns immer wieder Freude. Mit großer Unbefangenheit ließen sich Kinder, Jugendliche und Erwachsene von uns fotografieren. Die junge Generation Mädchen Die jungen Menschen, viele des Englischen mächtig, waren zum großen Teil westlich gekleidet, keine Kopfbedeckung bei den Mädchen. Mütter und Großmütter Ihre Mütter und Großmütter trugen bunte Kleidung, lange Röcke, gemusterte bunte Strümpfe und farbenfrohe Kopftücher. Gerne lachten sie uns mit ihren Goldzähnen freundlich an. Wir sahen nur einen kleinen Teil Usbekistans. Auf seiner Fläche von der Größe Schwedens leben 30 Millionen Menschen. Zwei drittel der Bevölkerung leben auf dem Land, das wir gar nicht zu Gesicht bekamen. Hauptprodukt des Exports ist noch immer die Baumwolle. Die Menschen in Usbekistan müssen zwei bis drei Wochen im Sommer als Baumwollpflücker arbeiten; die Erntemaschinen aus russischer Zeit sind verrottet. Der Baumwollanbau ist mit hohem Wasserverbrauch verbunden. Dadurch ist der Aralsee beängstigend geschrumpft. Die beiden großen Flüsse, Amurdarja und Syrdaja, die früher in den Aralsee mündeten, versickern heute in der Wüste. Es herrscht große Wassernot. Seit wenigen Jahren gibt es zaghafte Versuche, Baumwollfelder in Obstplantagen umzuwandeln. Erdöl, Erdgas und Gold sind weitere Exportartikel. Was fehlt sind Güter höherer Wertschöpfung und eine stärkere Diversifikation. Seite 7 von 9

9 Die Familie bedeutet den Usbeken alles. Der Zusammenhalt ist groß, man lebt nahe beieinander und unterstützt sich gegenseitig. Frauen arbeiten ebenso wie Männer und erhalten zumindest in der Stadt den gleichen Lohn. Auf dem Land gibt es wenig Verdienstmöglichkeiten für Frauen; der Anbau und Verkauf von Gemüse und Obst tragen ein wenig zum Familieneinkommen bei. Drei Generationen Auf die Einhaltung der Schulpflicht wird streng geachtet. Neun Jahre muss jedes usbekische Kind die Schule besuchen. Gelehrt wird in usbekischer Sprache; das ehemals kyrillische Alphabet wurde durch das lateinische ersetzt. Fröhliche Schulkinder Nach neun Jahren Schulbesuch kann man ein Berufskolleg oder ein Lyzeum besuchen, danach die Universität. Seite 8 von 9

10 Das moderne Usbekistan wird autokratisch regiert. Es hat noch viele Probleme zu bewältigen. Da gibt es die vergiftete Umwelt am Aralsee, die durch Überdüngung und Chemikalien zerstörten Gebiete im Süden und Westen des Landes. Erkrankungen der Atemwege, Tuberkulose, Anämie, Darmkrankheiten, hohe Kindersterblichkeit quälen die Menschen. Das schlechte Gesundheitssystem führt zu großer Hilflosigkeit. Trotzdem machten die Menschen, denen wir begegnet sind, keinen unglücklichen Eindruck auf uns. Nie hatten wir das Gefühl der Unsicherheit. Bemerkenswert auch die Sauberkeit auf allen Straßen und Plätzen; meine Heimatstadt könnte sich durchaus ein Beispiel daran nehmen. Die märchenhafte, orientalisch-geheimnisvolle Seite Usbekistans und seine freundlichen, dem Fremden gegenüber aufgeschlossenen Menschen hat uns begeistert. Die Schwierigkeiten, mit denen sie seit 1991 zu kämpfen haben, wollte ich nicht unerwähnt lassen. Auf jeden Fall möchte ich eine Reise in dieses ferne, fremde Land allen sehr empfehlen!.vor dem Registanplatz Zu guterletzt Lob auf unsere Reisegruppe. Wir waren zwanzig Frauen, die meisten von uns Inner Wheelerinnen. Wir haben uns gut verstanden, uns gegenseitig unterstützt und viel miteinander gelacht (nicht nur beim abendlichen Absacker). Eine Reise mit Inner Wheel kann einfach wunderbar sein! Text: Anka Reiners, IWC Mönchengladbach Photos: Ingeborg Gröblinghoff, IWC Lünen-Werne Seite 9 von 9