hifi-stars.de KSDIGITAL 2080 JOHNNY MARR ONDU LOCHKAMERA ISSN Ausgabe 25 Dezember Februar 2015

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1 HIFI-STARS Technik - Musik - Lebensart Ausgabe 25 - Dezember Februar 2015 hifi-stars.de Deutschland 11 Österreich 12,30 Luxemburg 13,00 Schweiz sfr 15,50 ISSN Ausgabe 25 Dezember Februar 2015 KSDIGITAL 2080 JOHNNY MARR ONDU LOCHKAMERA

2 Plattenspieler Music Hall Ikura mit Ortofon MM System Blue Was lange währt... Zwischen der ersten Sichtung und Vorstellung des neuen kleinen Plattenspielers bis hin zum richtigen Verkaufsstart hat sich Roy Hall (Mastermind von Music Hall) doch noch mal eine ganze Weile Zeit genommen, um den auf den Namen Ikura getauften, jüngsten Sproß auch so hin zu bekommen wie er jetzt bei mir steht und spielt. Dabei ist der neue Plattenspieler der erste, der einen richtigen Namen hat und nicht mit den sonst verwendeten Buchstaben und Zahlen betitelt ist. Das finde ich schon mal sympathisch, hören sich doch Namen deutlich angenehmer an, als eben die sonstigen Kürzel. Außerdem fällt dadurch - zumindest für mich - eine Identifikation mit dem Produkt wesentlich leichter. Mit dem Ikura hat Roy Hall einen optisch eigenständigen Plattenspieler im Programm, der eben nicht mit den Mitbewerbern verwechselt werden kann. Zumindest ist das bei den ganz kleinen Plattendrehern bei mir der Fall gewesen. Die größeren Modelle sind davon ohnehin nicht betroffen. Das wird (denke ich) schon mal ein Ziel von Music Hall gewesen sein. Zu den Merkmalen des Ikura Der Plattenspieler besteht konkret aus einem zwei Zargen Aufbau. Die untere Zarge ist in etwa u-förmig und koppelt mittels drei in der Höhe verstellbaren Gerätefüßen (Spikes) an die Stellfläche an. Zur Schonung der Selbigen liegen auch drei Unterlegscheiben mit entsprechenden Aufnahme-mulden bei. An dieser unteren Zarge befindet sich auch der DC-Synchronlaufmotor sowie alle anderen elektronischen Bauteile. Nach oben hin gibt es ebenfalls drei Spikes. Diese sind aus viso-elastischem Material und entkoppeln so wirkungsvoll die darauf gesetzte Hauptzarge. Auf deren Unterseite sind drei entsprechende Vertiefungen für die Aufnahme der Spikes. Die obere Zarge trägt die mechanischen Bauteile wie das Lager für den Subteller und Plattenteller sowie den Tonarm mit dem Tonabnehmersystem. Somit sind Elektrik und Mechanik nur noch über elastische Materialien verbunden - was natürlich klangliche Vorteile verspricht. Der Plattenteller ist ebenfalls aus MDF gefertigt und wie mein Testgerät in schwarz lackiert. Er sitzt auf einem Edelstahllager, 10

3 welches zusätzlich mit Teflon ummantelt ist. Obendrein ist es mit einem leicht läufigen Schmiermittel getränkt. Das heißt auch, daß bei der Montage des Plattentellers kein weiteres Schmiermittel mehr von Nöten ist. Der Subteller besteht aus einem hochwertigen Kunststoff. Der gesamte Plattenspieler wird zu großen Teilen bereits vormontiert ausgeliefert. Ausgestattet ist er hier mit dem Ortofon MM System Blue. Alternativ bekommt man den Ikura auch in weiß. Im Lieferumfang befindet sich immer eine Staubschutzhaube. Diese sollte auch nur bei Nichtgebrauch auf den Plattenspieler gesetzt werden. Für diesen Zweck befinden sich auf dem oberen Board am hinteren Ende zwei Fixier-Punkte. Ich muß gestehen, daß ich die Haube gar nicht erst ausgepackt habe. Aufbauaufgaben Bevor der Ikura in Betrieb genommen wird, müssen natürlich die Schrauben der Transportsicherung entfernt werden. Da diese die beiden Zargen recht fest zusammenhalten, ist es von Vorteil die obere Zarge abzunehmen, damit sich die elastischen Spikes mit der Gummikugel wieder entspannen können. Nach kurzer Zeit kann diese dann wieder aufgesetzt werden. So soll eine bessere Funktion gewährleistet sein. Dann muß nur noch der Treibriemen um den Subteller gelegt und der Plattenteller aufgesetzt werden - die obligatorische Filzmatte bitte nicht vergessen. Am Tonarm ist noch das Gewicht aufzusetzen und mit Hilfe einer Tonarmwaage das Auflagegewicht einzustellen. Zum Schluß bringt noch das Antiskatinggewicht anbringen und entsprechend einstellen - schon steht dem Musikhören nichts mehr im Weg. Alle Einstellungen des Tonabnehmersystems sind bereits vom Vertrieb erledigt worden. Und wie eine Überprüfung ergab, stimmten die Einstellungen zu hundert Prozent. Top! Alles in allem dauerte der Aufbau keine ganze Stunde. Mit Strom wird der Ikura per Steckernetzteil versorgt. Leider fehlt hier eine Markierung der Phase. Dafür entschädigt die ausführliche Bedienungsanleitung und das beiliegende Zubehör und Werkzeug, daß für alle Fälle das Notwendige parat hat. Mit dabei ist auch ein An- 11

4 schlußkabel, welches einen guten Eindruck macht und deshalb zum Hören benutzt wurde. Ein Singleadapter ist ebenfalls dabei. Komfort gibt es allerdings keinen. Hier muß eben Hand angelegt werden. So ist zum Abspielen vom schnellen Vinyl mit 45 Umdrehungen erst der Plattenteller abzunehmen, der Riemen auf das größere Treibrad umzulegen und anschließend dann der Plattenteller wieder aufzulegen. Naja, das kennt man ja auch schon von einigen Mitbewerbern. Der Schalter zum Starten des Motors befindet sich übrigens auf der linken Seite der unteren Zarge. Alles nur Gewöhnungssache und das geschieht schnell. Und wie klingt der kleine Neue? Der Anfang war mit einer gehörigen Portion Skepsis begleitet. Zum einen ist es der erste Plattendreher, den ich vorstellen darf. Zum anderen ist es der preisgünstigste mit dem ich mich seit längerer Zeit auseinander gesetzt habe (durfte!). Die verstellbaren Spikes des Ikuras habe ich fest an die untere Zarge gedreht und dafür lieber die Stellfläche korrekt in Waage gebracht. Eine Granitplatte dient als Stellfläche, da der Ikura ja bereits über genügend MDF verfügt. Die geforderte Einspielzeit aus der Bedienungsanleitung habe ich dem Plattenspieler gegönnt und sogar einen kleinen extra Bonus. Sicher ist sicher und schadet nicht. Vinyl marsch! Auf dem Plattenteller liegt auf: Miss Dionne Warwick, Album: Hot! Live and Otherwise und zwar die MFSL- Pressung. Und ich muß gestehen, daß spätestens nach der ersten Plattenseite die bisherige Skepsis zu schwinden begann. Was da aus meinen Lautsprechern kam, war sicher viel mehr als ich es erwartet hatte. Von Anfang an hatte die Cousine von Whitney Housten ihr Publikum fest im Griff, kokettierte mit dem Publikum und gibt ihre Songs zum Besten. Als Muse von Burt Bacharach ist es sicher auch nicht verwunderlich, daß der überwiegende Teil der Songs von ihm stand. Die Energie und Kraft ihres Organs wird sehr deutlich vermittelt. Der schöne warme Baß des Ortofon am Ikura verhilft der Platte zu mehr Ausdruck. Tonarm und System passen gut zusammen. Der Zweizargenaufbau und die damit verbundene Trennung von Elektronik macht sich schon jetzt positiv bemerkbar, beziehungsweise hörbar. Selbst wenn dann das ganze Orchester mitspielt (auch bei gehobenen Lautstärken) verliert das System nicht den Überblick - kein Detail versteckt sich. Die wundervolle Stimmung aus Harrah s Casino in Reno wird wunderbar konkret vermittelt. Der Ikura spielt gerade hier sehr detailreich und dynamisch. Das macht Spaß und Lust auf mehr. Im Baßbereich ist natürlich schon noch mehr Druck und Präzision möglich - doch dafür benötigt der eigene Geldbeutel ebenfalls mehr Volumen. Zu Chet Baker: My favorite Songs, The last great Concert im Stück: My funny Valentine - beim Einsetzen des Gesanges von Chet Baker kann man gut hören, wie er sich mit Drogen und Alkohol im Laufe der Jahre immer mehr zerstört hat, doch mit der Dynamik und Lebendigkeit des Ikuras scheint es fast so, als wäre doch noch etwas Besserung in Sicht. Das Stück geht zwar nach wie vor unter die Haut - nichts wird beschönigt oder verschwiegen - doch die Brüchigkeit in der Stimme ist nicht ganz 12

5 so ausgeprägt. Hörfällig wird, daß die Kombination Ikura plus Ortofon Blue eine kleine Vorliebe für männliche Stimmen zu haben scheint. Deshalb entschließe ich mich für eine LP von Dean Martin: The Best of Dean Martin. Die Pressung ist widererwartend für meinen Geschmack außerordentlich gut. Es gibt keinerlei Nebengeräusche. Es tönt außerordentlich voll und schmeichelnd aus den Lautsprechern. Das könnte geradezu reihenweise Frauenherzen zum Schmelzen bringen. Der Ikura mit dem Ortofon Blue versteht es jedenfalls vortrefflich den Schmelz und das Timbre - welches Dean Martin unvergleichlich macht - dem Zuhörer zu vermitteln. Dabei ist auch völlig egal, ob Dino einen Whisky oder seine obligatorische Zigarette in der Hand hat - oder eben nichts. Gerne höre ich die komplette LP durch und auch gleich ein zweites Mal. Ganz einfach deshalb, weil der Plattenspieler das Gebotene unglaublich gefühlvoll wiedergibt. Das empfindet sogar meine Frau so - als sie kurzerhand mal vorbei schaut. Ich bin mir sicher: Dino würde auch heute noch so manches Frauenherz zum Schmelzen bringen. So bin ich doch echt baff, was so ein nur 1.300,00 teurer Plattenspieler an Klangvermögen aufzeigen kann. Vielleicht ist ja auch die Phonovorstufe nicht so ganz unschuldig am Ergebnis. Zum Schluß noch Carl Maria von Weber: Der Freischütz unter der Leitung von Robert Heger. Die Ouvertüre mit großem Orchester bringt auch mit dem Plattenspieler von Roy Hall ein schönes Erlebnis. Ein bisschen mehr an Wucht ist zwar möglich, doch der Gewehrknall gleich nach dem Ende der Ouvertüre und zu Beginn des ersten Auftritts ist auch so sehr prägnant könnte aber noch etwas mehr Druck haben. Im weiteren Verlauf des ersten Aktes konnte man sehr schön die fiktiven Bewegungen der Akteure auf der Bühne nachvollziehen. Sei es das ausgiebige Hin und Her auf dem alten, knarzenden Holzboden oder das Quietschen der Bretter des Bühnenbodens sowie die Drehungen und Wendungen der singenden Personen. In diesem Tenor geht es mit jeder aufgelegten Platte weiter. Dabei spielt es keine Rolle welche Musikrichtung es ist. Auf den Punkt gebracht Mit dem Ikura Plattenspieler hat Roy Hall einen guten Plattenspieler mit eigenständigem Design geschaffen. Er kann vielen, vor allem neuen und wiedereinsteigenden Musikhörern eine klangvolle Alternative sein. Er setzt sich optisch recht deutlich von anderen Plattenspieler-Mitbewerbern ab und bereichert eine moderne, wie auch klassische HiFi-Anlage auf das Angenehmste. Ein wenig Sorgfalt bei der Wahl der Elektronik kann auf jeden Fall nicht verkehrt sein. Der Ikura ist durchaus ein kleiner Everbodys Darling. Obendrein stellt er seinen Besitzer nicht vor unlösbare Aufbauaufgaben. Von mir bekommt der Music Hall Ikura eine vorbehaltlose Empfehlung in allen Disziplinen. Wer mehr will, muß dementsprechend tiefer in die Taschen greifen. Information Music Hall Ikura Farben: weiß oder schwarz Preis: ca ,- inkl. Ortofon MM System Blue Vertrieb: Firma Phonar Akustik GmbH Industriestrasse 8-10 D Tarb Tel.: +49 (0) Fax: +49 (0) info@phonar.de Internet: Thomas Steinberg 13