ServusTV präsentiert: Stille Weihnacht. von Sandra Wagner

Transkript

1 ServusTV präsentiert: Stille Weihnacht von Sandra Wagner

2 Inhaltsverzeichnis Stille Weihnacht 3 Da Schutzengl 5 Hoameligkeit 6 Des weiße Gwandl 7 2

3 Stille Weihnacht von Sandra Wagner Kurz vor Heilig Abend ist es in einer Großstadt fast unerträglich. Es herrscht sehr viel Verkehr, die Menschen auf den Straßen sind gestresst und hektisch. In den Geschäften, in denen nun der Endspurt im großen Weihnachtsgeschäft beginnt, stehen die Kunden Schlange. Die Verkäuferinnen sind erschöpft und täuschen ihre Freundlichkeit seit Tagen nur noch vor. Sophie war froh, denn sie hatte alle Geschenke zusammen. Am 4. Advent, nachdem sie ein Blech Weihnachtsplätzchen aus dem Herd genommen hatte und der süße Duft durch die ganze Wohnung strömte, nahm sie sich das Geschenkpapier und das Schleifenband um ihre Weihnachtsgeschenke in kunstvolle Überraschungen zu verwandeln. Nachdem ihr Mann am 23. Dezember von der Arbeit kam stellten sie gemeinsam ihren Weihnachtsbaum im Wohnzimmer auf. Er wurde in festlichem rot geschmückt. Am Abend zündeten sie die Kerzen am Baum an und es verbreitete sich eine wohlige Wärme im ganzen Raum. Sie erfreuten sie an diesem Anblick und ließen die Vorfreude auf Heilig Abend zu. Inzwischen hatte es unbemerkt begonnen zu schneien. Ihr Mann nahm sie in den Arm und beide blickten minutenlang hinaus und sie genossen diesen friedlichen Augenblick. 3

4 Der Morgen des 24. Dezember begann bei wunderschönem Wetter und der frische Schnee funkelte im Sonnenschein. Sie wollten zu ihren Eltern fahren um gemeinsam im Kreis der ganzen Familien Heilig Abend zu feiern. Doch bevor sie ins Auto steigen konnten, mussten sie es von einer dicken Schneedecke befreien. Nachdem sie alles eingepackt hatten fuhren sie los. Aber es ging nur langsam voran. Die Autobahn war voll und sie hatten die Befürchtung, dass sie es nicht bis nach Hause schaffen würden. Am späten Nachmittag, als langsam die Sonne unter ging, haben sie die Autobahn verlassen und kamen entlang der Landstraße durch zahlreiche kleine Dörfer. Dieser Weg war zwar weiter, doch die wunderschöne Weihnachtsbeleuchtung in den kleinen Straßen und hinter den vielen Fenstern hatte sie für diesen Umweg belohnt. Der glitzernde Schnee wirkte der Dunkelheit entgegen und lies alles feierlich erstrahlen. Kurz bevor sie ihr Ziel erreichten, mussten sie an einer roten Ampel halten. Es fing wieder leicht an zu schneien. Unter einer Straßenlaterne stand ganz einsam ein Fahrrad dessen schwarzes Gestell und der Sattel mit einer sanften weißen Schneedecke überzogen war. Kein Mensch war mehr auf der Straße und aus dem Autoradio klang ganz leise Stille Nacht, heilige Nacht. Dieser Moment war zauberhaft. 4

5 Da Schutzengl von Herbert Gschwendtner* Wenn ma so im Advent in da Stubn alle beinandagsessn san, dann is oft de Red gwesn von de Engln. Des is oganga bei de Schutzengln bis hi zum Erzengl Gabriel. In meiner Kindheitsvorstellung is ma viakemma, dass ma den, der oan beschützt, eigentlich a sechn müassat. Aba so sehr i man am Abnd im Bett oft herbeigwunschn hätt, damit i eam meine Sorgn und Nöte vazöhn kunnt, er hat si nia oschaun lassn. Dabei hab i ma einbüdt, dass i genau woaß, wia mei Schutzengl ausschaut. Und dann bin i auf oameu verunglückt und hättn ganz notwendig braucht, weil i beim Schlittnfahrn von der Bahn abkemma und übern Hang abakuglt bin, bis mi a Bam bremst hat. Da Fuaß hat weh to, nass bin i durch und durch gwen und neamd hats gwusst, dass i da in dem Grabn glegn bin. Irgendwann hab i dann nit ameu mehr an mein Schutzengl denkt und wia i munta wordn bin, da is de Muatta an mein Bett gsessn und hat gsagt: Sche, dass d wieder de Aufn aufmachst, Bua, hast a riesengroßes Glück ghabt, dass d so an guatn Schutzengl hast. Er war euso da, mei Schutzengl, und i hab man wieder nit odaschaut. 5

6 Hoameligkeit von Herbert Gschwendtner* Im Ofn de knisterndn Scheita, de helfn da Keutn scho weita. Hinterm Vorhangl, am Fensterbrett, findts de Katz gmüatlich und nett, drum bleibt a da Hund auf da Ofenbank und sucht mit ihr koan Streit und Zank. Am Ofn des Teewasser dampft ganz leicht, und wann a Tropfn de hoaße Plattn erreicht, da zischts ameu, dann zreißtsn a scho und de Kügei dampfn auf alle Seitn davo. De damische Floign auf da Fensterscheibn lasst des Aufikraxln oafach nit bleibn. Warum ihr des eppa so guat gfeut, wanns dann eh wieder gach abafeut. Da Pfeifnrach hängt in da Stubenluft und vabroat so an angenehmen Duft. Aufn Tisch liegt de Zeitung aufgschlagn, de Wanduhr heat ma de Stundn osagn. Da Vata legt sei Lesebrille auf d Seit und brummelt eppas vo de bösn Leit. Wann de Muatta a Reih abgstrickt hat, machts a ganz a kloane Bewegung grad, dabei macht da Sessel so an Quergetsa, eus wa eam des gringe Leitl scho zschwa. A Murra vom Hund, beud er si draht. Nachat is glei scho wieder sche stad. Grad des hoamelige Tickn vo da Uhr mischt si drei in de beschauliche Ruah. 6

7 Des weiße Gwandl von Herbert Gschwendtner* De Natur hat wieder ihr weiß Gwandl kriagt, und dawei da Wind um de Hauseckn ziagt, druckn de Kinder eane Nasn an de Scheibn, und schaun a wengerl außi ins Schneetreibn, wia de Flockn um de Hauseckn umaziagn und de Zaunstempel kloane Häuberl kriagn. De Natur hat wieder ihr weiß Gwandl o, da wachsn a de erstn Schneemänna scho, und am Hügl entn, da gehts kreizlustig zua, ziagns mit de Schlittn scho so manche Spur. Zum Trüabseu blasn bleibt da gwiss koa Zeit, da erste Schnee is übareu de größte Freid. 7

8 literatour. Das Literatur-Magazin bei ServusTV. AUTOREN UND IHRE WERKE IM PORTRAIT. Thomas Rottenberg fährt mit seinem roten Bücherbus durch Stadt und Land und trifft außergewöhnliche Persönlichkeiten der Literaturszene. literatour. Samstag 18:25 Sie haben eine Sendung im TV verpasst? Unter stehen Ihnen alle Sendungen der Reihe literatour bei ServusTV zur Verfügung. * aus dem Buch Stubenadvent G schichtn von früher Erschienen im Verlag ANTON PUSTET, Salzburg 8