Mehr Technik für schwierigere Erntebedingungen

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1 Mehr Technik für schwierigere Erntebedingungen Schwierige Bedingungen und kurze Kampagnezeiten: Einsatzsicherheit und Leistung von Mähdreschern werden immer wichtiger. Neuheiten gibt es auch bei den mittleren Baureihen. Prof. Dr. Thomas Rademacher von der Fachhochschule Bingen gibt einen Überblick. New Holland: Das Obersieb bewegt sich bei der Opti-Clean-Reinigung gegenläufig zum Vorbereitungsboden. Das Gebläse wird hydraulisch angetrieben. Die Bauweise erlaubt die Montage größerer Räder. Die Ernte 2007 hat es bestätigt die Bedingungen werden schwieriger, die Erntezeiten kürzer und die Getreidepreise steigen: Leistungsstarke und vor allem einsatzsichere Mähdrescher sind gefordert. Während die Firmen ihre Topmodelle mit breiteren Schneidwerken, High-Tech- Informationssystemen und verbesserten Fahrwerken auf noch höhere Druschund Kampagneleistungen trimmen, bieten sie in den mittleren und unteren Leistungsklassen immer mehr Systemlösungen mit vielen Ausstattungsvarianten an. Fast alle Hersteller bauen Rotor-Mähdrescher Case, Claas, John Deere, New Holland und neuerdings auch MF und Fendt vermarkten Rotor-Mähdrescher in Westeuropa. Deutz-Fahr, Laverda und Sampo bieten nach wie vor nur Schüttler-Mähdrescher an, jedoch mit zusätzlichen Abscheiderotoren. Die Anzahl der Dreschund Abscheidesysteme nimmt zwar nicht zu, doch die Hersteller passen die Maschinen mit verschiedenen Motorleistungen und Detailausrüstungen den unterschiedlichen Anforderungen an. Claas und John Deere sind nach wie vor die einzigen Hersteller von Tangential-Rotor- oder Hybrid-Mähdreschern. Während sich der Lexion 570 immer mehr zur Lohnunternehmermaschine mit Transportbreiten unter 3,50 m entwickelt und oft den Lexion 480/580 ersetzt, gibt es für den Lexion 600 erstmals in der westeuropäischen Mähdreschergeschichte ein Schneidwerk mit 10,50 m Arbeitsbreite und variabler Tischlänge. Damit steigt die Tagesleistung nochmals durch New Holland: Mit seinen 530 PS ist der CR 9080 Elevation das neue Topmodell der CR-Baureihe. Der Bruchkornsensor Grain Cam wurde mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Halle 9, Stand A 16 MF/Fendt: Der neue Axialmähdrescher hat mit 80 cm Durchmesser und 355 cm Länge den zur Zeit größten Rotor. Die 459 PS starke Maschine kann mit Schneidwerken bis 10,50 m Arbeitsbreite ausgerüstet werden. Halle 3, Stand C 24 Mehr als 10 m breit dreschen Halle 4, Stand C 22 An den Tucano passen die Schneidwerke der Lexion Baureihe. Die 400er sind mit dem APS-Dreschwerk ausgerüstet. Beim Schneidwerk V 1050 ist die Haspel in der Mitte geteilt. Das Active-Trac-System an der Allrad-Hinterachse des Lexion wurde mit einer Silbermedaille ausgezeichnet. Active Trac verbessert die Wirkung der Allradachse bei durchdrehenden Rädern. 90 top agrar 11/2007 top agrar 11/

2 die geringere Erntegeschwindigkeit bei sinkendem Dieselverbrauch. Aus Stabilitätsgründen haben die Schneidwerke eine Mittenlagerung von Haspel und Einzugsschnecke. Das neue ActiveTrac Allradsystem von Claas mit Traktionskontrolle schaltet sich nur bei Bedarf zu. Sobald an einem Vorderrad Schlupf auftritt, greift der Hinterradantrieb ein und verteilt den Hydraulikölstrom ebenfalls schlupfabhängig auf die den Räder. So werden höhere Antriebsmomente auf die bei- Hinterräder übertragen. Ein Großmähdrescher bleibt bt in Hanglagen oder auf wenig tragfähigen Böden länger einsatzfähig als mit konventionellem Allradantrieb. Das ActiveTrac wurde von der DLG mit Silber prämiert. John Deere entwickelt die Dresch- und Abscheidetechnik des Hybridmähdreschers CTS ter. Die Maschine heißt jetzt C wei- 670, die Leistung wurde auf 400 PS erhöht. Ebenso wie der Lexion 570 wird der John Deere C von der Praxis geschätzt, weil seine Druschleistung höher als bei einer Sechs-Schüttler-Maschine ist, und das bei geringerer Transportbreite. Die Rotor- Mähdrescher STS heißen jetzt S 690 und haben einen stärkeren Motor mit 530 PS. Neu sind auch Lastschaltgetriebe mit mehr Drehmoment für den Schrägförderer und der Hangausgleich Hillmaster. Massey Ferguson und Fendt stellen einen neuen Axial-Mähdrescher mit 459 PS und dem größten Axialrotor am Markt vor. Die Dresch- und Abscheidetechnik basiert auf dem Vorgängermodell, das in Deutschland nicht verkauft wurde. Der Rotor hat mit dem Vordreschen zusätzlich zu den üblichen drei Bereichen Einziehen und Umlenken, Dreschen und Trennen einen vierten Bereich. Der Sumpf für die Überladeschnecke ist rechts angeordnet, eine Schrägschne- Halle 4, Stand A 22 John Deere: Das T- Dreschwerk mit vier Trommeln soll das Stroh schonen und trotzdem hohe Durchsätze bringen. Die Fünfund Sechschüttlermodelle gibt es auch mit Hangausgleich. Alle Modelle sind im i-paket mit Durchsatzregelung, Lenkautomatik und Ertragskartierung ausgestattet. Deutz-Fahr: Neues Top-Modell der 56er-Baureihe ist der 5695 mit 366 PS und einer maximalen Schneidwerksbreite von 7,20 m. Halle 7, Stand A top agrar 11/2007

3 Halle 4, Stand D 05 Sampo: Zum 50-jährigen Firmenjubiläum zeigt Sampo in Hannover das Schumacher: Der Sondermodell Kombi-Grip Haspelzinken verbindet die Vorteile von Kunststoff- und Metallzinken: Vision 45. Längere Lebensdauer, keine Messerschäden. Halle 4, Stand C 55 cke fördert das Erntegut zur linken Seite. Das spart die übliche Vertikalschnecke und steigert die Entleerleistung auf 158 l/sec. Das Korntankvolumen beträgt 12,3 m 3. Für den Mähdrescher gibt es ein 9,12 m breites Power-Flow- oder ein Free-Flow-Schneidwerk (10,5 m breit) mit fixer Tischlänge. New Holland vergrößert zur Saison 2008 das Angebot von Axial-Mähdreschern mit zwei Rotoren. Zu den bekannten Typen CR 9060 und 9080 werden der CR 9070 und der CR 9080 Elevation angeboten. Bei der neuen Reinigung OptiClean bewegen sich die Siebe nicht nur gegenläufig vor und zurück, sondern das Obersieb zusätzlich gegenläufig zum Vorbereitungsboden auf und nieder. Dies erhöht die Siebleistung vor allem bei hohem Kurzstrohanfall, was die Gesamtleistung der CR-Mähdrescher steigert. Das OptiClean-System wurde mit einer Silbermedaille ausgezeichnet. Ebenfalls eine Silbermedaille erhielt New Holland für den Durchsatzregler IntelliCruise. Dieser neue Regler erfasst die für den Erntevorsatz und den Schrägförderer erforderliche Antriebsleistung durch Messen der Riemenspannung und regelt somit die Erntegeschwindigkeit nach dem frühestmöglich erfassbaren Signal. Das System ist selbstkalibrierend, so dass z. B. die Ausdehnung des Riemens bei zunehmender Temperatur das Messergebnis nicht beeinflusst. Da der Ist-Wert für den Regelkreis am top agrar 11/

4 Mähdrescher gemessen wird, arbeitet der Regler auch bei unterschiedlichen Erntevorsätzen. Mit einer Goldmedaille wurde der Sensor GrainCam von New Holland prämiert. Er misst bildanalytisch am Körnerelevator der CX- und CR-Mähdrescher den Bruchkornanteil und den Anteil an Nicht-Korn-Bestandteilen (Stroh, Spreu) im Korn. GrainCam ist eine Hilfe für den Fahrer zum optimalen Einstellen von Dreschwerk und Reinigung. Die Messwerte werden auf dem Bildschirm des Informationssystems dargestellt. Case IH: Maximal 532 PS liefert der neue Motor im Axial- Flow Der neue Rotor ist kompakter. Halle 5, Stand A 13 Mehr Modelle mit Schüttler Die neuen Claas Mähdrescher Tucano lösen die bekannten Baureihen Medion und Mega ab (abgesehen vom Medion 310). Die kleineren Tucano-Modelle 320 und 330 basieren auf der Medion-Baureihe mit fünf Schüttlern, die Modelle 430, 440 und 450 auf den Mega-Mähdreschern mit APS-Dreschwerk und fünf bzw. sechs Schüttlern. Auch aus der Lexion-Baureihe wurden Details und Ausstattungen übernommen. Der Motor befindet sich jetzt wie bei allen anderen Mähdreschern hinter dem Korntank. Neu sind auch die großräumige Kabine und der farbige Cebis- Monitor. Über ein Fenster in der Kabine blickt der Fahrer direkt in die beleuchtete Überkehrschnecke und kann Arbeitsqualität und Arbeitsleistung maximieren. Deutz-Fahr hat die bewährte 56er- Mähdrescherbaureihe optimiert. Der leistungsstärkste Mähdrescher 5695 wird mit einer Motorleistung von 366 PS und Schneidwerken bis zu 7,2 m Breite geliefert. Neben neuem Design sind eine synchronisierte Dresch- und Wendetrommel sowie ein leistungsstärkerer Elevator zu nennen. John Deere hat mit der T-Baureihe Schüttler-Mähdrescher mit höherer Druschleistung entwickelt. Kernstück dieser Mähdrescher ist das bereits vom CTS bekannte Dreschwerk mit 66er-Dreschtrommel, Abstreifwalze sowie dem gegenläufigen Leitrotor. Der Leitrotor wirft Stroh plus Restkörner von oben in den Abscheidespalt des Zentrifugalabscheiders. Durch diese Konstruktion konnte der Korb unter dem Zentrifugalabscheider verlängert werden, was die Abscheideleistung erhöht. Darüber hinaus wird das Stroh in diesem Dreschwerk weniger geknickt als bei vergleichbaren Varianten, so dass die Strohqualität besser erhalten bleibt. Hinter dem Zentrifugalabscheider befindet sich noch eine Wendetrommel, die das Stroh gleichmäßig auf die verkürzten Schüttler wirft. Dieses Dreschwerkkonzept wurde von der DLG mit einer Silbermedaille prämiert. Sampo ist mit seinen Schüttler-Mähdreschern noch nicht in die obere Leistungsklasse vorgedrungen. Die Mähdrescher werden mit Dreschkanalbreiten von 1,11 und 1,33 m mit 4, 5 und 6 Schüttlern sowie konventionellem Dreschwerk und Beschleuniger-Dreschwerk gebaut. Sampo liefert auch Mähdrescher an Deutz-Fahr. Neue Ideen bei den Erntevorsätzen Halle 4, Stand E 04 Die Baulösungen für Erntevorsätze sind weitaus vielfältiger als die für die Mähdrescherkonzepte. Claas hat einen Erntevorsatz für Sonnenblumen entwickelt, der auf dem Konzept des Standard- Schneidwerkes basiert. Vor dem Messerbalken sind nach wie vor die Schiffchen angebracht, doch anstelle der Haspel fördert ein Leitrotor die Sonnenblumenkörbe zur Einzugsschnecke. Unter dem Messerbalken befindet sich ein Rotor, der die Stängel vom Messer zieht. Diese Konstruktion verbessert den Gutfluss und reduziert die Aufnahmeverluste. Geringhoff wird das klappbare Schneidwerk HarvestStar Vario mit variabler Tischlänge präsentieren. Zwar klappt das Schneidwerk die äußeren Teile auf das Mittenteil, was bekannt ist. Jedoch ist es mit einem speziellen Klinkmechanismus für das Mähmesser ausgerüstet. Denn gerade die Schnittstellen der Messer sind eine Schwachstelle bei klappbaren Schneidwerken. Gebr. Schumacher haben die Vorteile von Kunststoff- und Stahl-Haspelzinken beim KombiGrip-Zinken vereint. Der eigentliche Zinken besteht aus Kunststoff Geringhoff: Das Harvest Star Vario kombiniert die dreiteilige Klapptechnik mit stufenlos verstellbarem Schneidwerkstisch und bleibt geklappt unter 3,5 m Transportbreite. 94 top agrar 11/2007

5 Messersystem für Rotormäher Halle 8, Stand B 20 Spearhead: Das Messersystem Star Cut ist für das Nachzerkleinern von Stoppeln aus dem Mähdrusch- Hochschnitt entwickelt worden. Die oberen, graden Messer sind 25 mm länger und schneiden die Stoppeln zuerst. Die oberen, kürzeren Messer mit Windflügeln schneiden die Stoppel nach und verwirbeln das Stroh, was zusätzliches Zerkleinern bewirkt und die Verrottung beschleunigt. und wird wie der Stahlzinken über eine Feder am Zinkenträger befestigt. Dies bietet vor allem bei Lagergetreide den Vorteil, dass die Haspel dicht am Messer positioniert werden kann. Schwingt die Haspel kurz durch, werden zwar die Zinkenspitzen gekürzt, es wird jedoch keine Klinge beschädigt, was zu Stillstandszeiten führt. Die nicht dauerhaft gewährleistete Elastizität und Rückstellkraft von bekannten Kunststoff-Haspelzinken wird durch die Stahlfeder erreicht. Somit bleibt die Einsatzsicherheit des Schneidwerkes lange erhalten und Stillstandszeiten durch defekte Messerklingen werden reduziert. Diese Lösung hat die DLG mit einer Silbermedaille bewertet. rademacher@fh-bingen.de top agrar 11/