Trinkwassernotstand - Wenn Wasser zum Problem wird

Transkript

1 Filmtitel: Trinkwassernotstand - Wenn Wasser zum Problem wird Länge: 08:08 Format: 1080-i/50 : Projekt Nr.: Archiv Nr.: TC Text 00:00-00:31 Ohne Wasser kein Leben. Die Ressource ist knapp, die Versorgung wird zunehmend schwieriger. Städte wachsen immer mehr- und brauchen Wasser., Trinkwasser gibt es zur Not in Flaschen. Aber was ist mit dem Trinkwasserzwilling, dem Abwasser? Denn schmutziges Wasser produziert mehr schmutziges Wasser: Flüsse verwandeln sich in verdreckte Adern, Seen in stinkende Tümpel, Meere in Kloaken. 00:31-00:54 Beispiel Istanbul. Mit etwa 17 Millionen Einwohnern die größte Stadt der Türkei. Die Megacity wächst und wächst. Und damit ihr Abwasserproblem. Vor einigen Jahren wandte sich die Türkei hilfesuchend an die westeuropäischen Nachbarn. Mit deutscher Hilfe entstand in zwei Jahren die größte Kläranlage des Landes: Ataköy. 00:55-01:15 Die schlüsselfertig errichtete Abwasserreinigungsanlage ging seit November 2009 schrittweise in Betrieb. Seit Mai 2010 entfaltet sie ihr Potential vollständig: Zwei Millionen Einwohner sind angeschlossen, täglich fließen Kubikmeter gereinigtes Abwasser ins dankbare Marmarameer.

2 01:15-01:40 Die Klärung erfolgt biologisch und vollautomatisch. Nach mechanischer Vorreinigung kommen Mikroorganismen zum Einsatz. Sie bauen die kritischen Phosphor- und Stickstoffe ab. Beide gelten in Gewässern als problematisch, weil sie zur Überdüngung führen. Die Nachklärbecken trennen den angefallenen Klärschlamm vom Abwasser. Pumpen befördern ihn in sechs Faultürme. Ataköy ist eine Hightech-Anlage. 01:40-01:55 O-Ton Dirk Joormann, Projektleiter, WTE-Technik Im internationalen Vergleich von Anlagen in anderen Megacities hat die Kläranlage Ataköy einen sehr hohen Stellenwert. Besonders die eingesetzten Komponenten wie Armaturen, Pumpen und Antriebe sind auf dem neuesten Stand der Technik. 01:55-02:15 Dazu kommt: Die Anlage produziert ihren Strom weitgehend selbst. In den Faultürmen zerlegen Bakterien den Klärschlamm, dabei entsteht Biogas. Turbinen erzeugen damit Energie. Sogar das, was nach dem Reinigungsprozess übrig bleibt, ist noch brauchbar: Der getrocknete Schlamm wird in der Zementindustrie genutzt. 02:15-02:31 O-Ton Dirk Joormann, Projektleiter, WTE-Technik Die Kläranlage Ataköy wird unter deutscher Führung bis zum Jahre 2014 betrieben und anschließend an den Auftraggeber übergeben. Die Türkei wird sicherlich weitere Investitionen tätigen, um zukünftig das Abwasserproblem im ganzen Lande zu lösen. 02:31-02:51 Deutschland gilt in Sachen Entsorgung als vorbildlich. Rund Kläranlagen sorgen für sauberes Abwasser. Trotzdem: Die Verantwortlichen stehen täglich vor neuen Herausforderungen: ständig tauchen unbekannte Abfallprodukte auf. Neue Technik muss die Schadstoffe zuverlässig erkennen und herausfiltern. 02:51-03:21 O-Ton Professor Johannes Pinnekamp, Institut für Siedlungswasserwirtschaft, RWTH Aachen: Eigentlich befinden wir uns in Deutschland in einer beneidenswerten Situation. Wir können überall bedenkenlos das Trinkwasser genießen. Das ist in anderen Ländern der Welt überhaupt nicht der Fall. Mehr als die Hälfte aller Menschen hat keine ausreichende Abwasserentsorgung und keine ausreichende Trinkwasserversorgung, Aber auch bei uns können wir nicht die Hände in den Schoß legen. Durch vermehrten Verbrauch, aber auch durch feinere Analysemethoden finden wir immer häufiger

3 sogenannte Spurenstoffe, z,b. Arzneimittel in Oberflächengewässern, aber auch im Trinkwasser. 03:21-03:58 In der Kläranlage Schwerte erprobt derzeit der Ruhrverband eine völlig neue Reinigungsmethode. Die Aufgabe: Beseitigung besonders schwieriger organischer Spurenstoffe wie Medikamentenreste. Eine der beiden Klärstraßen arbeitet in Schwerte mit innovativer Technik: Zunächst kommt Ozon ins Abwasser, das durch Oxidation die Schadstoffverbindungen aufbricht. Dem so angereicherten Abwasser wird dann Pulveraktivkohle hinzugefügt, um die aufgebrochenen Schadstoffe zu binden. Die nun ihrerseits belastete Aktivkohle filtert die Anlage im dritten Gang heraus und entsorgt sie mit dem Klärschlamm. 03:59-04:25 Wissenschaftler verschiedener Universitäten begleiten das Projekt. Wäre der Bauingenieur Dr. Thomas Grünebaum Arzt, könnte er an den Inhaltsstoffen im Abwasser die Leiden der Bevölkerung ablesen. Häufig findet er Carbamazepin, ein Anti-Epileptikum, Schmerzmittel wie Diclofenac und Ibuprofen oder Röntgenkontrastmittel. Bisher sind solche Stoffe für Kläranlagen ein echtes Problem. 04:25-05:04 O-Ton Dr.-Ing. Thomas Grünebaum, Ruhrverband: Wir wollen die Verfahren der weitergehenden Elimination von Mikroverunreinigungen in den rauhen Betriebsalltag stellen. Wir setzen hier ein Oxidationsverfahren mit Ozon und Adsorptionsverfahren mit Aktivkohle, wir dosieren Pulveraktivkohle, und diese Kombination der beiden Verfahren ist in gewisser Weise schon einzigartig, wir stellen fest, dass die Elimination der Mikroverunreinigungen stoffspezifisch ist, einige Stoffe lassen sich mit geringen Ozondosen schon eliminieren, einige brauchen etwas mehr an Ozon, aber vielleicht ist deshalb die Kombination von Oxidations- und Adsorptionsverfahren, wie wir es hier machen, im großtechnischen Betrieb, genau das Richtige. 05:04-05:36 Deutschland ist ein außergewöhnlich wasserreiches Land. Etwa 60 Prozent des gewonnenen Trinkwassers stammen aus dem Grundwasser. Der Rest kommt zum großen Teil aus Stauseen oder Flüssen. Meist erreicht den Verbraucher eine Mischung. Doch das Wasser ist für direkten Verbrauch fast nie sauber genug. Rund 80 Prozent müssen aufwändig aufbereitet werden, bevor sie genießbar sind. Die Anforderungen an Trinkwasser sind extrem hoch. Nur ständige technische Neuentwicklungen garantieren beste Qualität für die Bevölkerung. 05:36-06:09 Stauwasser aus der Dreilägerbachtalsperre versorgt die Aufbereitungsanlage in Roetgen. Hier steht eine der größten Ultrafiltrationsmembrananlagen der Welt. Die

4 Anlage schafft eine Leistung von bis zu Kubikmetern pro Stunde. Das Besondere: Nach der Vorfiltration durchfließt das Wasser eine Spezialmembran, die in hunderte von Metern dünner Röhrchen verarbeitet ist. Die Membranoberfläche beträgt insgesamt Quadratmeter, das sind elf Fußballfelder. Ein technisches Wunderwerk :34 O-Ton Peter Sous, enwor energie&wasser vor ort: Das Besondere an der Membrantechnik ist die geringe Durchlässigkeit der Membrane und die Zuverlässigkeit der Reduktion von Bakterien und Viren. Zum Beispiel, wenn im Rohwasser Partikelzahlen von bis zu Partikel pro Milliliter enthalten sind, so werden nach Passage der Membrane die Partikel auf maximal ein Partikel pro Milliliter reduziert. 06:34-06:52 Doch die Reinigung ist nur eine technische Herausforderung für die Wasserwirtschaft. Zu weiches Wasser, wie hier in Roetgen, führt zu vorzeitiger Korrosion der Leitungen in Häusern und Städten. Das Wasser muss deshalb nach der Säuberung in der Spezialmembran zusätzlich mit Kalk aufgehärtet werden. 06:52-07:03 Insgesamt bereitet die einzigartige Anlage jährlich 30 Millionen Kubikmeter Trinkwasser auf. Genug für Menschen in der Region Aachen. 07:03-07:23 O-Ton Richard Clemens,, Verfahrenstechnische Maschinen und Apparate Wasser ist ein Lebenselixier für den Menschen. Dennoch ist den meisten Menschen nicht bewusst, dass sich hinter Wasserversorgung und Wasserentsorgung hochkomplexe Technologie verbirgt. Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau ist in diesem Feld weltweit führend, hat die Technologieführerschaft und kann auf ein hervorragendes Forschungsumfeld zurückgreifen. 07:23-07:37 Die Wasseraufbereitungstechnik entwickelt sich ständig weiter. Moderne Anlagen sparen bis zu 60% Energie durch intelligente Lüftung. Hocheffiziente Pumpen sorgen sogar für eine Halbierung des Energieverbrauchs in den Wassernetzen. 07:37-08:08 Wasser unterliegt einem ständigen Kreislauf. Es verschwindet nicht von unserem Planeten, aber durch fehlende Abwasserreinigung wird der Trinkwasseranteil immer knapper. In vielen Teilen der Erde fehlt es an technischen Mitteln, die kostbare Ressource

5 aufzubereiten und effizient zu nutzen. Deutsche Technik hilft dabei, unser wichtigstes Lebensmittel zu sichern und Menschen langfristig mit sauberem Wasser zu versorgen weltweit. 08:08-08:28 Blue responsibility: Eine Kampagne des. Unsere Unternehmen stellen sich der Verantwortung für unser wichtigstes Lebensmittel und bieten technische Lösungen zum Umgang mit der Ressource Wasser. 08:08 ENDE