PH Freiburg York University Toronto Erfahrungsbericht September bis Dezember 2017 Christine Seifried Wilhelmstr. 3a Freiburg

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1 PH Freiburg York University Toronto Erfahrungsbericht September bis Dezember 2017 Christine Seifried Wilhelmstr. 3a Freiburg

2 VORBEREITUNGEN VOR ANTRITT DES AUSLANDSAUFENTHALTS Im Oktober 2016 habe ich mein Masterstudium der Erziehungswissenschaften mit dem Schwerpunkt auf Erwachsenenbildung an der Pädagogischen Hochschule in Freiburg begonnen. Gleich in der Anfangszeit wurde uns von einem Dozenten mitgeteilt, dass die Möglichkeit besteht, ein Semester im Ausland zu verbringen. Sofort war für mich klar, dass ich diese Chance gerne ergreifen möchte und so informierte ich mich über die zur Auswahl stehenden Partnerhochschulen der PH Freiburg. Meine Wahl fiel recht schnell auf die York University in Toronto. Ein Grund für diese Entscheidung war sicher die englische Sprache, da meine Sprachkenntnisse hier am besten sind. Außerdem war ein Aufenthalt in Kanada schon lange ein Traum von mir, und da durch die Partnerschaft mit meiner Heimathochschule die Studiengebühren aufgrund eines Austauschprogramms entfallen sind, waren die Voraussetzungen sehr gut. Zunächst musste ich mich mit unterschiedlichen Bewerbungsschreiben, Motivationsschreiben, Zeugnissen etc. und einem Auswahlgespräch beim akademischen Auslandsamt der PH Freiburg als geeignete Kandidatin bewerben. Nachdem ich dieses erfolgreich getan hatte, wurden diese und weitere Unterlagen an die York University weitergeleitet, die nach einigen Wochen dann auch ihr OK für meinen Studienaufenthalt in Toronto gegeben hat. Zwar musste ich wie bereits erwähnt keine Studiengebühren an der York bezahlen, doch sind die Lebenshaltungskosten (für Europäer) in Kanada sehr hoch, und dadurch, dass ich durch das Austauschprogramm nur ein Exchange-Student, und kein International-Student war, hatte ich dort keine Arbeitserlaubnis. Somit musste ich mich anderweitig um finanzielle Unterstützung bemühen. Durch das akademische Auslandsamt der PH Freiburg wurde ich auf das BW-Stipendium aufmerksam, wofür ich mich beworben habe und welches ich zum Glück auch erhalten habe. Damit, und mit einigen Ersparnissen, konnte ich den Aufenthalt in Kanada finanzieren. Nach der offiziellen Annahme der York University, galt es weitere Vorbereitungen für den Auslandsaufenthalt zu treffen. So musste ich beispielsweise ein Visum beantragen, was sich aber als sehr unkompliziert herausstellte. Das Visum ist sehr günstig und kann online beantragt werden. Alle Formulare können online ausgefüllt bzw. hochgeladen werden und die Bewerbung wurde sehr zügig bearbeitet. Auch habe ich im Vorfeld eine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen. Zwar musste ich vor Ort eine weitere Krankenversicherung an der Uni abschließen, aber da diese nur das 1

3 Nötigste abgedeckt hat, und z.b. keinen Zahnarzt o.ä., war ich froh, durch meine zuvor abgeschlossene Versicherung in allen Bereichen abgesichert zu sein. Wesentlich schwieriger und vor allem anstrengender gestaltete sich die Wohnungssuche. Da ich leider keinen Platz im Studentenwohnheim der York University bekommen konnte, musste ich mich selbst um eine Unterkunft kümmern. Dafür nutzte ich diverse kanadische Webseiten und Apps, schrieb zahlreiche Anfragen und Gesuche. Die Zeitverschiebung von sechs Stunden erschwerte die Suche zusätzlich, da es so nicht immer einfach war, beispielsweise Skype-Termine zu vereinbaren. Letztlich war ich aber über Social Media erfolgreich und habe ein WG- Zimmer gefunden. Bei der Wahl von geeigneten Kursen erhielt ich Unterstützung durch Beratung von meinem Dozenten in Freiburg, sowie von einer Mitarbeiterin der York University per Mail, was sehr hilfreich war. Auch habe ich vor meiner Abreise für ein halbes Jahr einen Englischkurs an der Universität Freiburg besucht, um meine Sprachkenntnisse noch zu verbessern und gut für meinen Aufenthalt vorbereitet zu sein. STUDIUM IM GASTLAND Da es an der York University das Studienprogramm Erziehungswissenschaften in dieser Form nicht gibt, besuchte ich nach Absprache mit meinem Dozenten Kurse aus dem Bereich Education. Hier wurde mir relativ viel Freiraum gelassen, die Kurse mussten lediglich aus dem Bereich des Graduate Programs of Education sein. Allerdings war diese Freiheit in der Realität dann doch nicht ganz so groß, da viele der Kurse zeitgleich stattgefunden haben und/oder schon voll waren, weil die Möglichkeit zur Einschreibung für die kanadischen Studenten schon wesentlich früher begonnen hatte. Da mir die Mitarbeiterin des akademischen Auslandsamts der York University aber den Tipp gegeben hatte, die jeweiligen Dozenten persönlich anzuschreiben, meine Situation zu schildern und um einen Platz im Kurs zu fragen, konnte ich letztlich doch nahezu all meine Wunschkurse belegen. Im Graduate Program ist die Anzahl der Studenten pro Kurs ist etwas geringer als in Deutschland und liegt bei ca Teilnehmern. Auch ist das Verhältnis zwischen Studierenden und Dozenten intensiver und persönlicher, so sprechen beispielsweise auch die Studierenden die Dozierenden mit dem Vornamen an und die Dozierenden nehmen sich viel Zeit für Fragen und Beratung. 2

4 Der Arbeitsaufwand für die jeweiligen Kurse war jedoch beachtlich. So waren die vorzubereitenden Texte sehr umfangreich und teilweise auch sehr anspruchsvoll. Hinzu kam, dass die Prüfungsleistungen umfangreicher waren und zum Großteil während des Semesters stattgefunden haben, und nicht wie in Deutschland erst nach dem Semester. Die Prüfungsleistung für einen Kurs bestand in meinem Fall nicht aus nur einer Prüfung, sondern aus einer Hausarbeit in etwa der Mitte des Semesters, mindestens einer (Gruppen-)Präsentation und einem Final Letter am Ende des Semesters. Zusammen mit den sonstigen Studienaufgaben empfand ich den Arbeitsaufwand als sehr hoch. Allerdings habe ich mich mit der Zeit daran gewöhnt und vor allem am Ende des Semesters war ich froh, alle Prüfungen schon hinter mir zu haben und somit die Ferien auch richtig genießen zu können. Das Angebot in Hinsicht auf die Freizeitgestaltung war an der York immens: So gibt es dort über 300 Clubs und Organisationen, denen man als Student gebührenlos beitreten kann. Diese decken auch jegliche Bereiche und Interessen ab, ob nun Sport, Umwelt, Religion, Politik, Musik, Kultur etc. Speziell für internationale Studenten gab es die Organisation und spezielle Räumlichkeiten von York International. Dort fanden wöchentlich Coffee sessions statt, wo man gut Leute kennen lernen und Anschluss finden konnte. Auch wurden Ausflüge von dort aus organisiert und angeboten und zu Events wie Halloween oder Thanks Giving gab es spezielle Veranstaltungen. AUFENTHALT IM GASTLAND Schon bei meiner Ankunft bemerkte ich sofort die Offenheit und vor allem die Freundlichkeit der Kanadier. Egal ob an der Universität, am Flughafen, in Supermärkten oder selbst im Bus, alle waren stets sehr freundlich, höflich und vor allem hilfsbereit. Wie bereits erwähnt war das Studium an der York University sehr anspruchsvoll und fordernd, aber auch inspirierend und es machte mir Spaß. Auch wenn ich anfangs etwas Zeit gebraucht habe, um mich richtig einzufinden und die Abläufe dort zu verstehen, war es ein gutes Gefühl und stärkte mein Selbstbewusstsein, all die Herausforderungen zu meistern und die Anforderungen erfüllen zu können. Allerdings war es nicht ganz los leicht, über die Kurse und Seminare Freundschaften zu schließen und Anschluss zu finden. Da der Arbeitsaufwand an der Uni sehr hoch ist und viele Studenten zusätzlich Nebenjobs haben (, um die Studiengebühren bezahlen zu können,), sind sie zeitlich recht eingespannt und ihre Freizeit ist eher 3

5 limitiert. Daher war ich sehr froh, in einer WG gewohnt zu haben und durch meine Mitbewohner auch Anschluss zu Leuten außerhalb der Uni gefunden zu haben. Außerdem waren auch die Veranstaltungen und Clubs der Uni sehr hilfreich für das Kennenlernen von anderen Studenten. Aber auch hier habe ich erneut gelernt, wie wichtig es ist, offen auf andere Menschen zuzugehen und selbst die Initiative zu ergreifen und das Gespräch zu suchen. Ich bin sehr froh, Anschluss und Freunde in Toronto gefunden zu haben, denn ich glaube, dass diese maßgeblich zu einem erfolgreichen und vor allem schönen Aufenthalt im Ausland beigetragen haben. NETZWERK DES BADEN-WÜRTTEMBERG-STIPENDIUMs Während meines Aufenthalts in Toronto habe ich leider keine weiteren Stipendiaten des BW-Stipendiums kennen gelernt. Allerdings habe ich im Vorfeld meines Auslandsaufenthalts an einem interkulturellen Training an der PH Freiburg teilgenommen. Dieses wurde vom akademischen Auslandsamt vorbereitet und durchgeführt und war sehr hilfreich, da dort mögliche Problemsituationen während des Aufenthalts angesprochen wurden, Fragen geklärt werden konnten und auch Tipps und Hinweise zur Lösung dieser gegeben wurden. Außerdem habe ich doch einige andere BW-Stipendiaten kennen gelernt, mit denen ich im Anschluss an das Training eine WhatsApp-Gruppe gegründet habe. Während meines ganzen Aufenthalts haben wir darüber Kontakt gehalten, Erfahrungen ausgetauscht und konnten uns gegenseitig bei Problemen unterstützen und weiter helfen. Da der Bescheid für das Stipendium recht knapp vor meinem Auslandsaufenthalt kam, konnte ich leider nicht am Sommerfest teilnehmen, was ich aber im kommenden Sommer nachholen werde und worauf ich mich auch schon sehr freue. Während meines Aufenthalts in Toronto wurde ich vom akademischen Auslandsamt der York University angefragt, ob ich einen kurzen Vortrag für interessierte Austauschstudenten der York halten könnte. Dies habe ich gerne gemacht und habe in einer PowerPoint Präsentation die PH Freiburg, das Studentenleben in Freiburg und auch die Möglichkeiten für Stipendien (u.a. das BW-Stipendium) vorgestellt. Auch konnte ich Fragen der interessierten Studierenden beantworten und ihnen meinen Verlauf von Bewerbung etc. schildern. 4

6 PRAKTISCHE TIPPS FÜR NACHFOLGENDE STIPENDIATINNEN UND STIPENDIATEN Da ich nur für ein Semester in Kanada war und somit nur ein Exchange-Student, und kein International-Student, habe ich für meinen Aufenthalt nur ein Touristen-Visum gebraucht. Für längere Aufenthalte ist allerdings ein Studenten-Visum erforderlich, wofür wesentlich mehr Unterlagen benötigt werden. Hierüber sollte man sich im Vorfeld gut und vor allem rechtzeitig informieren. In Bezug auf die Wohnungssuche empfiehlt es sich auf jeden Fall, sich für die jeweiligen Studentenwohnheime zu bewerben. Diese sind meist am günstigsten und vor allem nahe bei der Uni. Sollte man dort, wie in meinem Fall, keinen Platz bekommen, können Wohnungswebsites, Social Media und Apps hilfreich sein. Ich hatte damals mehrere Gesuche in Wohnungsgruppen in Toronto auf Facebook geschaltet und auch dortige Angebote verfolgt und die entsprechenden Leute angeschrieben. Weitere Angebote gibt es auf Seiten wie places4students.com, craiglist.ca oder kijiji.ca. Auch habe ich den Housing service der York University angeschrieben, und um Hilfe gebeten. In Hinblick auf den Uni-Alltag sollten auf jeden Fall die Einführungsveranstaltungen und Orientierungswochen wahrgenommen werden. Dort kann man zum einen viele Fragen klären und viele Informationen über Ansprechpartner und Zuständigkeiten erhalten, und zum anderen schon erste Leute und den Campus kennen lernen. PERSÖNLICHES FAZIT Das Auslandssemester in Kanada hat mich sowohl in persönlicher, als auch in akademischer Hinsicht weitergebracht und bereichert. So konnte ich durch den Aufenthalt an der Gastuniversität eine neue Art des Lernens kennenlernen und Einblicke in die Studienmuster und -strukturen dort erhalten. Die andere Herangehensweise an Aufgaben, die andere Art der Prüfungsleistungen, und das persönlichere Verhältnis zu den Dozierenden brachten mir neue Denkweisen und Ansätze näher. Außerdem konnte ich meine englischen Sprachkenntnisse verbessern, sowie die Fähigkeit, meine Zeit zu strukturieren und effektiv und konzentriert zu arbeiten. Durch den längeren Aufenthalt im Ausland konnte ich auch meine interkulturellen Kompetenzen weiter entwickeln und vor allem die Kultur(en) Kanadas einen tiefen Einblick erhalten. So konnte ich beispielsweise feststellen, dass Kanada keineswegs 5

7 nur eine nördliche Ausdehnung der USA ist, sondern sich in vielen Bereichen, und seit der Wahl Donald Trumps vor allem im politischen Bereich, stark von den USA Staaten unterscheidet. Das Vorurteil, die Kanadier seien so freundlich und hilfsbereit, hat sie wie bereits erwähnt bestätigt, wodurch ich mich als Ausländer stets wohl und willkommen gefühlt habe. Auch in Bezug auf meine persönliche Weiterentwicklung war das Auslandssemester sehr hilfreich. Ich glaube, dass ich unabhängiger und selbstbewusster geworden bin, indem ich mich den Herausforderungen gestellt und diese auch gemeistert habe. Ich bin sehr dankbar, dass mir die PH Freiburg und das Baden-Württemberg- Stipendium einen Auslandsaufenthalt und dadurch unglaubliche Erfahrungen ermöglicht haben. Daher möchte ich abschließend jedem, der die Möglichkeit hat eine Zeit im Ausland zu studieren, empfehlen, diese Chance zu nutzen! Ein längerer Auslandsaufenthalt ist eine tolle Gelegenheit, Neues kennenzulernen, Einblicke in andere Kulturen und Strukturen zu erhalten, und neue Freundschaften zu schließen. Eine solche Erfahrung ist in jeder Hinsicht unbezahlbar! Im Nachhinein bereue ich nur, dass ich erst im Masterstudium die Gelegenheit ergriffen habe, und nicht schon im Bachelorstudium ein Auslandssemester absolviert habe. 6