Chorreise des Kosbacher Stad l-chores nach Olmütz (Olomouc) / Mähren vom September von Evi Borgmann

Transkript

1 Chorreise des Kosbacher Stad l-chores nach Olmütz (Olomouc) / Mähren vom September 2017 von Evi Borgmann In diesem Jahr freuten sich die Sängerinnen und Sänger des Kosbacher Stad l-chors auf eine Reise nach Mähren. Auch dieses Mal lag die Organisation in den Händen unseres Chormitgliedes Günther Scholze, der uns in bewährter Weise eine weitere Region Tschechiens zeigen wollte. Unterstützt wurde er hierbei durch unseren Stad l Chor-Vorstand Eckhard Dorniak, dessen Eltern und Vorfahren aus Mähren stammten. Am Donnerstag, 14. September startete der Bus mit 46 erwartungsvoll gestimmten Sängerinnen und Sängern, deren Familienmitgliedern und Gästen in Richtung Olmütz. Die Fahrt auf dem Weg dahin wurde durch zwei Kaffeepausen unterbrochen, bei denen nicht nur Kaffee, sondern dank vier fleißiger Bäckerinnen auch Kuchen gereicht wurde. Den Damen Jutta Bauer-Sittinger, Brigitte Nicolin, Friedl Seidl und Liesel Poser, an dieser Stelle ein herzliches Vergelt s Gott für eure Mühe! In der Nähe von Prag nahmen wir unsere deutschsprachige Reiseleiterin Radka an Bord, die uns die Zeit bis zum Zwischenstopp auf dem Grünen Berg bei Saar (Žd ár nad Sázavou) mit viel Wissenswertem über die Geschichte Mährens verkürzte. Die Wallfahrtskapelle des hl. Johannes von Nepomuk ist ein Meisterwerk der tschechischen barocken Gotik. Sie wurde im Jahr von dem genialen Architekten Jan Santini-Aichl erbaut und gilt zweifellos als eines seiner persönlichsten Werke. Die außergewöhnlichen Werte dieser Wallfahrtskirche führten dazu, dass sie im Jahre 1994 durch die UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Nach der Besichtigung und den ausführlichen Informationen des tschechischen Fremdenführers von Radka mit viel Charme wiedergegeben bekamen wir noch die Möglichkeit, mit dem Lied Denn Er hat seinen Engeln... uns von der hervorragenden Akustik in diesem sehenswerten Baudenkmal zu überzeugen. Für längere Besichtigung der Außenanlagen blieb nicht viel Zeit, denn der Bus musste seine Verspätung - bedingt durch Baustellen und Staus wieder aufholen, da das Abendessen im Hotel Flora in Olmütz schon auf uns wartete! Freitag 15. September Heute werden wir mit der Stadtführerin Olmütz (Olomouc) erkunden, das ehemalige historische Zentrum Mährens, das auf eine mehr als tausendjährige Geschichte zurückblicken kann. Die sechstgrößte Stadt Tschechiens ist Sitz eines Erzbistums und der zweitältesten tschechischen Universität. Zunächst führte uns der Weg über den Wenzelsplatz zum berühmten Wenzelsdom. Die Kathedrale widmete man dem

2 heiligen Wenzel von Böhmen. Das Gotteshaus wurde Anfang des 12. Jahrhunderts gegründet und erhielt Ende des 19. Jahrhunderts sein heutiges vorwiegend neugotisches Erscheinungsbild. Im Inneren der Kathedrale findet der Reliquienschrein des mährischen Priesters, des hl. Johannes Sarkander, besondere Verehrung. Zum Abschluss der ausführlichen Schilderungen unserer Fremdenführerin ließen wir ein Ave Maria erklingen und waren beeindruckt von der großartigen Akustik. Danach liefen wir zum Erzbischöflichen Palast, der von einem Teil der Gruppe am Nachmittag zur Besichtigung stand. Alternativ konnte auch das sich im ehemaligen Bischofspalast befindende Erzdiözesanmuseum erkundet werden. Weiter ging es durch kleine, liebenswerte Gassen zur Jesuitenkirche Maria Schnee. Das Gotteshaus ist eine bedeutende Barockkirche in Olmütz und steht unter Denkmalschutz. Auch hier ließen wir es uns nicht nehmen und stimmten das Ave Maria von Arcadelt an. Foto: 4a. Mähren, Singen in der Kirche Maria-Schnee Am Marktplatz angekommen besichtigten wir das Rathaus, der Verwaltungssitz der Olmützer Region mit seiner Astronomischen Uhr. Wir warteten ab bis es 12 Uhr schlug, denn dann erwacht diese Uhr zum Leben und setzt eine Parade mechanischer Figuren in Bewegung. Interessiert verfolgte unsere Reisegruppe das Kunstwerk des sozialistischen Realismus. Gleich gegenüber erhebt sich ein weiteres UNESCO-Weltkulturerbe: Die barocke Dreifaltigkeitssäule. Das 35 Meter hohe Bauwerk wurde von 1716 bis 1754 als Dank für das Erlöschen der Pest errichtet. An dieser imposanten Stelle formierten wir uns für ein Gruppenbild. Foto: 4b. Mähren Reisegruppe Eine weitere Sehenswürdigkeit in der Nähe des Marktplatzes ist die St. Moritzkirche in spätgotischem Baustil mit der größten Orgel Mitteleuropas, in der wir Das Gebet von Mozart sangen. Die Stad l-harmonists schlossen sich mit dem Psalm 150 Das große Halleluja an. Während unserer Freizeit in der Mittagspause suchten wir uns entweder ein hübsches Speiselokal oder schlenderten über den oberen bzw. unteren Markt mit der Marien- Pestsäule und den vielen hübschen Brunnen, die italienischen Kunstwerken nachgestaltet worden waren. Am Nachmittag stand als Alternativprogramm eine fachkundige Führung im prunkvollen Erzbischöflichen Palast an, der obwohl Amtssitz des Erzbischofs besichtigt werden konnte. Andere Teilnehmer besuchten das Erzdiözesanmuseum oder ließen die bunten Häuserzeilen und Gassen von Olmütz auf sich wirken. Das gemeinsame Abendessen fand wieder in unserem Hotel Flora mit reichhaltigen, mährischen Gerichten statt. Heute stand noch eine Probe an für unser

3 Konzert am Sonntag. Der Bus brachte die Sängerinnen und Sänger, unseren Chorleiter Knut und Radka gegen Uhr zur Wallfahrtsbasilika auf dem Heiligenberg bei Olmütz. Der Organist, ein sehr sympathischer, freundlicher junger Mann, erwartete uns schon und begleitete uns nach oben zur Orgel. Obwohl das Licht im Kirchenraum gedämpft war, bekamen wir einen wunderbaren Eindruck von der mit unzähligen Stuckaturen verzierten Wallfahrtsbasilika. Nachdem wir unser Programm beendet hatten, überraschten wir den Organisten und seine Begleiterin noch mit dem Kanon Halleluja... und freuten uns auf unseren Auftritt am Sonntag. Samstag, 16. September 2017 Nach dem Frühstücksbuffet brachte uns der Bus nach Kremsier (Kromĕříž), in die frühere Sommerresidenz der Olmützer Erzbischöfe. Von einer temperamentvollen Führerin wurden uns die prunkvollen Gartenanlagen erläutert, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören. Dabei konnten wir erfahren, dass Erzbischof Karl II. von Liechtenstein-Kastelkorn Initiator und Planer dieser wunderschönen Anlage war. Wir ließen uns gefangen nehmen von den grünen Labyrinthwänden, langen Kolonnaden, historischen Gewächshäusern und dem zentralen Pavillon (Rotunde). Ganz in der Nähe erhebt sich die nicht minder prunkvolle Sommerresidenz der Olmützer Erzbischöfe. Hervorzuheben sind die prachtvollen Waffen-, Speise- und Schlafsäle neben dem Reichstagssaal, in dem wir mit Sarabande und Cum de core einen Hauch Klassik zur Freude der Zuhörer hineinzauberten. Danach schlenderten wir durch das hübsche Städtchen Kremsier, das zweifellos zu den schönsten Städten Tschechiens gehört, unter Denkmalschutz steht und auch als Athen Mährens bezeichnet wird. Auf dem Weg zu unserem Bus machten einige Interessierte noch einen Abstecher in die Piaristenkirche St. Johannes der Täufer. Ein Teil der anwesenden Stad l-harmonists erfreute die Besucher mit dem angestimmten Sancta Maria. Kurze Zeit später steuerte unser Bus den berühmtesten Wallfahrtsort Mährens Welehrad (Velehrad) an. Der beeindruckende Kirchenkomplex besteht aus der Basilika Mariä Himmelfahrt und St. Kyrill und Method, den beiden Missionaren Mährens und einem von den Jesuiten geführten Schülerinternat. In der fünfschiffigen, barocken Basilika bot sich die Gelegenheit, kurz einem Gottesdienst beizuwohnen. Bei Nieselregen besichtigte unsere Gruppe danach das Wallfahrtsgelände und in der Wandelhalle der Pilger lauschten wir aufmerksam den Ausführungen unserer Begleiterin Radka zur Geschichte des Großmährischen Reiches. Einem anwesenden Brautpaar wünschten wir mit dem Gesang Wir gratulieren, wir gratulieren... alles Gute für die Zukunft. Das Abendessen nahmen wir heute in einem zünftigen, mährischen Weinkeller in Welehrad ein. Bei Spießen mit Schweine- und Hähnchenfleisch und süffigen Weiß-, Rot- und Roséweinen ließen wir es uns gut gehen. Musikalisch umrahmt wurde das Abendessen von einer Zimbelkapelle, die temperamentvoll aufspielte. Auch wir gaben mit Intrada a cappella eine Kostprobe unseres Könnens. Eine anschließende

4 Weinprobe überzeugte uns von der guten Qualität der mährischen Weine. Mit Guten Abend, gut Nacht... verabschiedeten wir uns von der gastlichen Stätte und fuhren in heiterer Stimmung in unser Hotel zurück. Sonntag, 17. September 2017 Der Höhepunkt des heutigen Sonntags war die musikalische Begleitung des Gottesdienstes in der Wallfahrtsbasilika Mariä Heimsuchung auf dem Heiligenberg bei Olmütz (Svatý Kopeček u Olomouce). In der prachtvollen Barockkirche bereicherten wir die liturgische Feier mit der Gounod-Messe, Locus iste und Cantate Domino. Anschließend erhielten wir durch den deutsch sprechenden Priester ausführliche und teilweise auch humorvolle Erklärungen der wunderschönen Gemälde und Fresken der Kirche. Dabei erfuhren wir auch, dass in der von Papst Johannes Paul II. zur Basilika Minor erhobenen Kirche eine Reliquie von ihm aufbewahrt wird. Nach dem Mittagessen in der Wallfahrtsgaststätte auf dem Heiligenberg brachte uns der Bus bei grauem Regenwetter weiter in das ehemals deutschsprachige Siedlungsgebiet Liebau (Libava), das nach der Vertreibung in einen Truppenübungsplatz umgewandelt wurde. Von den zerstörten Dörfern blieb nur die barocke Wallfahrtskirche der hl. Anna in Altwasser (Stará Voda) erhalten, wenn auch in einem erbarmungswürdigen Zustand. Zahlreiche Initiativen bemühen sich seit der Wende um eine Restaurierung der Kirche. Besonders hervorzuheben sind die dortigen Pfadfinder mit ihrem Leiter (Dr. Jan Pecinka), die wir mit einer kleinen Spende unterstützten. Unsere Lieder Denn Er hat seinen Engeln, Alta Trinita beata und Sarabande sollten ihnen Freude und Hoffnung zugleich inmitten der noch stark zerstörten und mit russischen Wandschmierereien verunstalteten Kirche geben. In dem hübschen, historischen Restaurant Podkova, in der Olmützer Altstadt nahmen wir unser heutiges Abendessen ein. Als Besonderheit gab es eine Spezialität, nämlich den im Speckmantel gebackenen Olmützer Quargel (deftiger Käse). Der Abend klang mit einigen Liedern (Erlaube mir feins Mädchen etc.) zur offiziellen Verabschiedung unserer charmanten Reiseführerin Radka aus. Ein 20minütiger Spaziergang zum Hotel war eine Wohltat nach dem guten Essen. Danach machten wir uns über das Kofferpacken, denn leider wurde mit der Tour am nächsten Tag das Ende unserer erlebnisreichen Urlaubstage eingeläutet. Eckhard und Carin Dorniak waren am Montag nicht mehr dabei. Sie hatten sich mit Verwandten, die noch in der von uns besuchten Region wohnen, verabredet. Montag, 18. September 2017 Am letzten Reisetag wollten wir noch etwas von den Naturschönheiten Mährens kennenlernen. Dazu fuhren wir Richtung Brünn in den Mährischen Karst. Bei schönstem Sonnenschein wanderten wir (ein Teil der Gruppe benutzte den bereit gestellten kleinen Zug) durch eine herbstliche Mittelgebirgslandschaft zu den

5 Punkva-Höhlen. Eine Führung durch das ausgedehnte Höhlensystem zeigte uns herrliche Tropfsteine und unterirdische Seen. Der Höhepunkt war eine Bootsfahrt auf dem unterirdischen Flüsschen Punkva. Foto: 4c. Mähren Bootsfahrt auf der Punkva Mit der Seilbahn fuhren wir danach auf die Hochfläche, um einen Blick in die Macocha-Schlucht zu werfen, auf dessen Boden wir kurz vorher noch gestanden waren. Während der Mittagspause in einer tschechischen Autobahnraststätte ließen wir unsere heutigen Geburtstagskinder Rudi Bischoff und Wolfgang Nicolin hochleben und bedankten uns herzlich für den spendierten Sekt. Wieder im Bus nahmen wir die Gelegenheit wahr, uns mit einem Ständchen von unserer engagierten Reiseleiterin Radka herzlich zu verabschieden, die in der Nähe von Prag unseren Bus verließ. Eine beeindruckende Reise, die hervorragend organisiert war und uns viel Neues erleben ließ, ging gegen 21 Uhr in Kosbach zu Ende. Den Organisatoren hierfür nochmals ein herzliches Dankeschön!