Jungschiedsrichter Lehrbrief 2/2014
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- Gregor Ackermann
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1 Jungschiedsrichter Lehrbrief 2/2014 Aktuelles und Wissenswertes für Nachwuchsschiedsrichter Liebe Jungschiedsrichter, in diesem Lehrbrief will ich auf die Verwarnung eingehen, sie soll das Fair-Play sicherstellen. Sie ist ein Mittel zur Disziplinierung und hilft mit, die Gesundheit der Spieler zu schützen und beugt Revanchefouls vor. Die gelbe Karte hat den Zweck, dem zu verwarnenden Spieler eindringlich klarzumachen, dass auch er sich an die Spielregeln bzw. den sportlichen Anstand halten muss, sonst hat der auf dem Spielfeld nichts verloren, sie hat dementsprechend eine Warnfunktion. Immer dann, wenn es der SR für angebracht hält oder es die Regeln vorschreiben!, dabei ist der Spielcharakter, die Art und der Ort des Vergehens entscheidend. Von großer Bedeutung ist die Einstiegskarte, weil der Schiedsrichter dadurch seine einheitliche Linie bei erteilten Personalstrafen für den weiteren Spielablauf festlegt. Nach einer erteilten öffentlichkeitswirksamen Ermahnung, durch eine eindringliche demonstrative Ansprache muss beim nächsten Verwarnungsdelikt Gelb gezogen werden, in solchen Fällen kann der Ermessensspielraum nicht mehr ausgereizt werden. Zunächst gibt es die Pflichtverwarnungen. Wie der Name schon sagt, sind diese verpflichtend. Zu dieser Gattung zählen vor allem das unerlaubte Betreten oder Verlassen des Platzes (auch das vorzeitige Betreten bei einer Auswechslung), der übertriebene Torjubel, klare Unsportlichkeiten und natürlich der berühmtberüchtigte Mauerabstand. Gerade der Mauerabstand ist ein großes Problem und es ist eine weit verbreitete Unsitte. Wer einen vom SR festgelegten
2 Mauerabstand nicht einhält, oder sich direkt vor den Ball stellt um eine schnelle Spielfortsetzung zu verhindern handelt unsportlich. Die Regel ist dabei ganz eindeutig und verlangt, dass die Spieler unaufgefordert den notwendigen Abstand herzustellen haben. Beim ersten derartigen Vorfall im Spiel kann man hier vielleicht noch großzügig sein und den Spieler mit Weg vom Ball" verscheuchen, aber wir sind dafür da, die Regeln umzusetzen, nicht dafür, diese zu erklären. Kommt so etwas also wiederholt vor, muss der Gelbe Karton seinen Ausflug ans Tageslicht bekommen - und dann kann man einem Spieler vielleicht auch noch einmal kurz sagen, dass er sich immer ohne Aufforderung vom Ball zu entfernen hat. Ebenso klar ist, dass es bei Unsportlichkeiten kein Pardon geben darf: Schlägt ein Spieler nach dem Pfiff den Ball aus Verärgerung oder taktischen Gründen weg, gibt es ein nettes Erinnerungskärtchen dazu. Ich will nicht leugnen, dass ich da manchmal auch zucke, vor allem, wenn der Spieler bereits verwarnt war und dann die Ampelkarte die logische Folge ist, andererseits ist er vorgewarnt und müsste wissen, dass er sich besonders regeltreu zu verhalten hat. Zieht das konsequent durch, sonst bekommt Ihr keine Linie ins Spiel! Zu guter Letzt sind im Topf Unsportlichkeiten" noch die Reklamationen - ein gewisses Quantum davon ist sicher erträglich, aber setzt die Schwelle eher niedrig an. Nicht jeder ist ein Schiedsrichtertyp, der schon für tiefes Luft holen Gelb gibt, was ich persönlich auch für zu kleinlich halte, aber wer den Spielern hier zu viel Luft lässt, bekommt auf kurz oder lang Probleme mit der Spielleitung; rechtzeitig eingesetzt wirkt manche Verwarnung echte Wunder! Dann gibt es auch noch die Verwarnungen für Fouls etc. Hier ist es vor allem wichtig, dass Ihr berechenbar bleibt. Relativ klar dürfte sein, wann ein aussichtsreicher Angriff vorliegt, das ergibt sich aus der Spielsituation und das hat man auf kurz oder lang im Gefühl. Gleiches gilt für die rücksichtslosen Fouls, wobei hier zu beachten ist, dass es gut ist, im Bedarfsfall auch früh eine Duftmarke" zu setzen Meine Erfahrung hat gezeigt, dass eine zutreffende frühzeitig gesetzte Karte in einem Spiel für Ruhe auf dem Spielfeld wirken kann. Natürlich können nicht alle Vergehen, für die zu verwarnen ist, hier aufgezählt werden, dafür gibt es in der Summe einfach zu viele Variationen. Zwei Dinge sind aber unbedingt noch zu erwähnen: Für technische Vergehen (Abseits und falscher Einwurf) darf es nie eine Verwarnung geben, auch nicht beim zweiten Punkt, der mir besonders am Herzen liegt und der manche Spielleitung wesentlich erleichtern kann, auch wenn er Konfliktpotenzial beinhaltet: Das Regelwerk spricht ausdrücklich davon, dass auch für wiederholte Verstöße gegen die Spielregeln eine Verwarnung auszusprechen ist! Das ist von besonderer Bedeutung, weil das die einzige Variante ist, mit der man Allerweltfouls" eindämmen kann, die sonst gerne zu gröberen Foulspielen, Revanchefouls und
3 protestierende Akteure gegen SR-Entscheidungen eskalieren - und die viel zu selten genutzt wird. Ein Spieler ist nach Regel 12 für folgende verwarnungswürdige Vergehen zu verwarnen: (Auszüge) - wenn er sich unsportlich verhält er durch Worte oder Handlungen seine Ablehnung zu erkennen gibt er wiederholt gegen die Spielregeln verstößt - er die Wiederaufnahme des Spiels verzögert - er bei Eckstoß, Einwurf oder Freistoß den vorgeschriebenen Abstand nicht einhält - er ohne Genehmigung des SR das Spielfeld betritt, verlässt oder wiederbetritt - er ein Vergehen begeht, bei dem eine Verwarnung zwingend vorgeschrieben ist! Für die praktische Handhabung unterscheiden wir daher, ob... Gelb gezeigt werden muss (sog. MUSS-Strafen ) oder ob der Schiedsrichter einen gewissen Ermessensspielraum hat (sog. KANN-Strafen ) Pflichtverwarnungen nach dem Regelwerk geordnet: (dürfen nicht ungeahndet bleiben!) Regel 1 Das Spielfeld: -TW bringt vor seinem Tor eine unerlaubte Markierung an. Regel 3 Zahl der Spieler: -TW Tausch ohne Anmeldung (beide Spieler sind bei nächster Unterbrechung zu verwarnen) -Unerlaubtes Betreten oder Verlassen des Spielfeldes ohne Zustimmung des SR -Verstoß gegen die Auswechselbestimmungen Eintritt ohne Zustimmung des SR (Spielfortsetzung immer idf) Halbzeitpause beachten (nachfragen) -Bei seiner Auswechselung das Spielfeld absichtlich langsam verlässt -Unerlaubter Eintritt des zu spät kommenden Spielers Zustimmung des SR, Nähe der Mittelline (evtl. Spielunterbrechung) Regel 4 Ausrüstung der Spieler: -Unerlaubter Wiedereintritt nach Behebung eines Mangels VW des Spielers idf wo Ball (Vorteil) Regel 5 Der Schiedsrichter: -Ungebührliches unsportliches Betragen (Unsportlichkeit) z.b. Aufstützen auf Mitspieler, Unsportliches Umgehen von Regel 12 (Zuspiel zum Torwart) SR täuschen durch Simulieren oder Schwalbe, Gegner verbal beim Spiel ablenkt
4 -Kritisieren der Schiedsrichter-Entscheidung mit daraus resultierender Spielunterbrechung -Nach einer Spielunterbrechung durch den Schiedsrichter den Ball wegspielt oder ihn mit den Händen wegträgt Regel 8 Beginn und Fortsetzung des Spieles: Vergehen beim SR-Ball: z.b. Hand, mehrmals Verhindern usw Regel 12 Verbotenes Spiel: -Wiederholter Verstoß gegen die Spielregeln -wiederholtes Foulspiel -zur Unterbindung oder Verhinderung eines aussichtreichen Gegenangriffs ein taktisches Foul begeht -Anstoß, Strafstoß - Ball nicht nach vorne spielen (MEHRMALS!!!!) -Kritisieren der SR-Entscheidungen -Bei einem Torschuß als Abwehrspieler ein strafbares Handspiel begeht. (Bei Torverhinderung auf der Torlinie > FaD) -unsportliches Betragen (z.b. übertriebenen Torjubel, Trikot auszieht - Grenze ist Kinn - oder auf den Zaun klettert. Eine Konfrontation provoziert, indem er den Ball absichtlich in die Hand nimmt, nachdem der Schiedsrichter das Spiel unterbrochen hat -ständige Abseitsreklamation -aus Verärgerung Spielfeld verlassen -hindert TW oder beim Einwurf Spieler Ball ins Spiel zu bringen -absichtliches, unsportliches Handspiel -Wiederaufnahme des Spiels verzögert -Verhindert schnelle Spielfortsetzung -TW liegt zu lange auf dem Ball -Unsportliches Umgehen d. TW-Zuspiels -Vortäuschen eines Vergehens Schwalbe -Jede Simulation auf dem Spielfeld um den SR zu täuschen ist mit VW zu bestrafen Spielfortsetzung: idf (keine Rolle ob innerhalb oder außerhalb des Strafraums) WICHTIG: SR muss 100%tig davon überzeugt sein!!! In Zweifelsfällen: Weiterspielen lassen!!! Regel 13 Die Freistöße: -Ball weg schlagen/tragen -Verhindert schnelle Spielfortsetzung z.b. Fuß reinhalten, vor den Ball stellen -Mauerbildung: Mangelnder Abstand (Nachmessen des Abstandes) -zu frühes Herauslaufen -Herumtanzen und Gestikulieren
5 -Einen Freistoß absichtlich an der falschen Stelle ausführt, um damit den SR zu zwingen, die Ausführung wiederholen zu lassen Regel 14 Der Strafstoß -Stören der Vorbereitung T-W stellt sich vor den Ball -Nachmessen der 11 Meter -TW weigert sich ins Tor zu gehen -Wiederholter Verstoß eines Spielers -unsportliches Täuschen des Schützen Regel 15 Einwurf: -heftiges Anwerfen -vor den Einwerfer stellen und diesen stören (2m) -Einen Einwurf vorbereitet, dann aber plötzlich den Ball einem Mitspieler überlässt Regel 16 Abstoß: Foul während des Abstoßes Hinweise für die Praxis: Disziplinarmaßnahmen darf der Schiedsrichter vom Betreten des Spielfelds bis zum Verlassen des Feldes nach dem Schlusspfiff aussprechen (inkl. Halbzeit) Klare Zeichen setzen bei einer Verwarnung, Spieler und Zuschauer müssen das Handeln vom SR deutlich sehen können, deshalb betroffenen Spieler stellen und Karte mit Signalwirkung hoch halten. Dies kann nur in einer Spielruhe erfolgen. Um die beabsichtigte Wirkung zu erreichen soll in einem ruhigen, aber bestimmten Ton die Verwarnung mit einem Mindestabstand von einem Meter ausgesprochen werden. Erst nachdem auf der Notizkarte die Notierung erfolgt ist wird das Spiel mit einem Pfiff fortgesetzt. Im Gespann schreiben die beiden Assistenten mit, aber nicht zur gleichen Zeit. (Spieler auf dem Spielfeld im Auge behalten) Es können auch Auswechselspieler oder ausgewechselte Spieler auf der Bank verwarnt werden, nicht aber: Trainer/Betreuer/Mannschaftsverantwortliche Offizielle Zuschauer Es wird erwartet, dass beim Aussprechen von persönlichen Strafen eine klare Linie erkennbar ist. Der Spielleiter muss berechenbar sein. Zeigt er für Kleinigkeiten Gelb, so muss er, wenn er glaubhaft bleiben will, im weiteren Spielverlauf für gleiche Vergehen ebenfalls Verwarnungen aussprechen. Eine Verwarnung kann auch nach einem Vorteil in der nächsten Spielruhe ausgesprochen werden, sollte aber währenddessen ein weiteres verwarnungs-
6 würdiges Vergehen vorliegen, so ist Gelb/Rot unumgänglich. Jedoch nicht mehr nachdem das Spiel bereits wieder fortgesetzt wurde. Mit sportlichem Gruß Mitglied im Lehrstab
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